Von Gott berufen?!

  • hallo zusammen,

    heute Morgen lese ich in meinem täglichen Andachtszettel : Jesaja 49,1 :.... merkt auf! Der HERR hat mich berufen von Mutterleibe an;
    er hat meines Namens gedacht, als ich noch im Schoß der Mutter war.

    Einheitsübersetzung: Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.

    Es gibt zur Zeit ein für mich wunderschönes oder vielsagendes Lied, das in etwa heißt "geboren, um zu leben" Und ebenso gibt es ein anderes Lied, was mir schon seit Jahren nicht aus dem Kopf geht, das in etwa heißt : "Wir sind eine Gedanke Gottes"; In beiden Liedern wird eigentlich aus meiner Sicht vor allem unsere Existenz als nicht nur wertvoll und schön gepriesen sondern als eine persönliche Willenserklärung Gottes (mein Gedanke dazu).

    Da mich meine Mutter schon als Babby töten wollte, weil ich ein Inzestkind bin, und auch in den späteren Jahren, als ich aus meiner Sicht mir unverständlich trotzdem noch weiter mit ihr zusammen war und meinem Stiefvater, immer wieder gesagt bekam auf die eine oder andere Art : "eigentlich solltest du gar nicht da sein" usw... da entwickelte sich in mir ein unbeugsamer Lebenswillen und vor allem schon sehr sehr früh die ewige Frage - "Warum bin ich da?" Leider gab es noch bis in meine anfängliche Erwachsenenzeit immer und immer wieder Passagen, wo mir meine Eltern bewußt Steine in den Weg legten, so, dass ich dann irgendwann wirklich nicht mehr wußte, wie es weiter geht. Die Konsequenz nennt man eine schiefe Laufbahn und ein Leben voller Kampf um das kleinste, im wahrsten Sinne des Wortes sogar um ein Stückchen Brot...

    Aber ich spürte trotz alledem schon als kleines Kind und auch sehr oft in meiner Jugend oder späteren Kindheit, dass mir Gott bewußt zeigte und mich quasi mit der Nase darauf stieß, dass "ich es wert war und bin zu leben" - "dass mich Gott wollte"; Als Zeichen machte er mich auf die Schönheiten der Natur aufmerksam, auf all das, "was er für MICH geschaffen hatte. So erlebte ich gerade in meiner damaligen Umgebung, inmitten der Natur wahre Glücksmomente meines Daseins - Die Schöpfung offenbarte sich mir von ihrer schönsten Seite.
    Ich konnte stundenlang im frischen Gras des Frühlings liegen, die Blumen um mich herum genießen, ihren Duft wahrnehmen , sowie die Baumwipfel über mir beobachten, wie sie im leichten Wind gegeneinander stießen... meinen Lieblingsvogel, den Mäusebussart beobachten, oder einfach den Hasen und Rehen zusehen... Dies alles war für mich als Kind ein Ausdruck der Gegenwart Gottes. Gott war hier, war bei mir...selbst wenn es mir noch so dreckig ging....

    Darum, gerade darum erinnere ich mich so gerne auch an dieses Lied, welches ich einmal vor über 15 Jahren von einem adventistischen Quartett gehört hatte: "Wir sind ein Gedanke Gottes" Dieses Lied ließ mich damals innerlich weinen, und selbst jetzt, wo ich gerade darüber schreibe, muß ich schlucken...

    Ich denke, wir sollten uns alle bewußt werden, uns klar machen, dass jeder einzelne kein Prododukt einer zufälligen Befruchtung ist, sondern von Gott ins Leben berufen wurde. Ich schreibe dies, so, auch wenn der biblische Text etwas anderes aussagt. Wichtig ist meines Erachtens, dass wir erst einmal für uns selbst erkennen,... "wir sind geboren um zu Leben!"; und daraus resultierend wiedreum die Feststellung: Gott hat diese Welt für MICH geschaffen, für mich Adam, oder für mich Eva. Mit dem Moment, als ich "das Licht der Welt erblickte" wurde ich geschaffen, vollendete ich meine Schöpfung, vollendet der sechste Tag.

    Das zunächst einmal im "weltlichen Sinne" ausgedrückt, "jeder ist geboren, weil Gott es so wollte!"


    Der Text aus Jesaj 49,1 besagt im geistigen Sinne natürlich eine andere "Berufung" oder auch "Bestimmung". Es ist nur so, und das halte ich für wichtig, zu erkennen, dass man die Reihenfolge beachten sollte. Denn am Anfang steht eben jene primäre Aussage, die wichtig ist auch für unsere Einstellung zur uns umgebenden Schöpfung, dass wir von Gott berufen wurden, damit wir leben... der zeitpunkt unserer Geburt, bzw die tatsache unseres seiens war von vornherein vorbestimmt. Dies zu erknnen ist aus meinem heutigen Verständnis zunächst einmal die Grundlage, sich dann mit der geistlichen Aussage zu befassen... "warum uns Gott geschaffen hat".
    Erst wenn wir ja sagen können, zu unserer Gegenwart, zu unserer Existenz, sind wir fähig, den nächsten Schritt zu erkennen und zu tun! Denn wer diese Reihenfolge nicht einhält macht seine leibliche Existenz davon abhängig, dass er eigentlich nur geistlich gebraucht wird. Und das ist nicht gut und kann sogar gefährlich werden. Gefährlich dann, wenn daraus ein Zwang wird, eine "Diktatur des Glaubens"; wenn wir meinen, unser Leib, unser Körper wäre nur eine sterbliche Hülle für etwas wesentlich wichtigeren - dem Geist.

    Denn Jesus Christus weist durch seine handlung darauf hin, dass wir erst einmal den Körper beachten sollen, ihn reinigen sollen (Tempelreinigung), damit dann der Geist Gottes auch in uns wirken kann. Dazu gehört aber auch die psychische Reinigung; das Ablegen von falschen Hintergründen, warum man sich quasi in eine "Welt des Glaubens" flüchtet

    Irgendwann dann, in einem Altar, welches für mich aus biblischer Sicht als das "Mannesalter" bezeichnet wird, also die Reife des Körpers und der Seele (Psyche) vorrausetzt, erfolgt dann der "Ruf Gottes an sein geschaffenes Wesen" Erfolgt dann die eigentliche "Berufung".

    Jesus hat es uns als Menschensohn vorgelebt. Er war etwa 30 Jahre alt, als er sich taufen ließ. Etwa in diesem zeitraum ist der Körper tatsächlich physisch wie auch "primär" psychisch fertig. Dann kommt eine klare Berufung in die Richtung der Erwählung, zu einem "Werkzeug Gottes" zu werden.
    Der Ruf an mich "erging" etwa im Jahre 1983, also exakt 30 Jahre nach meiner Geburt; dies war für mich, der ich aus einer nur scheinbar gläubigen Familie stamme der zeitpunkt, als ich das erste Mal bewußt die Bibel in die Hand nahm und sie zu studieren begann. Damals noch in der Gegenwart der Zeugen Jehovas, mit denen ich dann weitere sechs Jahre die Bibel betrachtete

    ... so, nun genug über mich geredet, dies soll ja eigentlich eine Diskussion werden. Darum hier meine Frage: Wie habt ihr an euch gemerkt, wann und wie ihr berufen wordet, wann euch der Ruf Gottes erreichte? Kann man dies überhaupt so klar differenzieren, also nennen? Mir ist durchaus bewusst, dass hier viele sind, die wesentlich jünger als ich sind. Ich denke, ihre Berufung war zum Teil deshalb auch schon wesentlich früher. bei mir waren es ja auch jede Menge Hemmschwellen und Steine, die erst einmal abgebaut werden mußten.

    ich würde gerne eure persönliche Erfahrungen damit kennen lernen, eure Gedanken dazu... usw... (und ich bitte um Entschuldigung für die doch recht lange Einleitung)

    lieben Gruß
    Seeadler

  • für mich stellt sich hier die logische Frage, zu was bin ich denn berufen? Und vor allem, wann merke ich es, dass mich die Berufung erreicht, also konkret anspricht? Wann ist der Zeitpunkt gekommen, im Sinne Gottes zu handeln?

    Ich denke, so, wie wir zunächst einmal für das Leben selbst physisch und psychisch entwickelt und vervollkommnt werden, wo der Körper eben eine bestimmte Zeit braucht und hat, um zu reifen, auszureifen und das schon angesprochene "Mannesalter" erreichen zu können, so werden wir auch auf die für uns bestimmte Aufgabe im geistig geistlichen Sinne vorbereitet.
    Dies ist ja nun auch notwendig, denn wir wissen in der Regel ja auch nicht gleich von Anfang an, um was es eigentlich geht.
    Zumal ich ja auch hier glaube und für mich persönlich feststellen konnte, dass Gott zunächst auch die Bibel benutzt, um mir zu zeigen, wo ich erst einmal in meinem persönlichen Leben etwas ändern muß, was ich eventuell vorher gar nicht erkannt habe. Dabei sind es nicht einmal vordergründig biblische Aspekte, die mich zu einer Änderung meines Denkens und Handelns veranlassen, sondern vielmehr die durch diese biblischen Aspekte ausgedrückten in Form gegebenen "Bilder", die etwas ausdrücken sollen.

    Schon alleine der ebenfalls aus meiner Sicht bedeutsame Akt, sich in die Wüste zurückzuziehen, so, wie es Jesus Christus, und vor ihm schon etliche Propheten getan haben wird wohl auch für uns gelten und notwendig sein, wollen wir genau erfahren, was Gott von uns will. Denn auch das Volk Israel mußte sich aus Ägypten kommend, also aus dem allgemeinen bekannten Leben, so wie bei jedem von uns, erst einmal in die Wüste zurückziehen um die Stimme Gottes in der Wüste, also fernab von Radios, von Werbung, vom Alltag, von der täglichen Arbeit usw... wahrnehmen zu können. Denn diese Wüste , die Leere ist notwendig, um Gott wirklich erkennen und verstehen zu können - so, wie er uns ja auch darauf hinweist, dass wir zum Beten und Bitten ins Stille Kämmerlein gehen sollen.

    Also, damit es uns bewusst wird, zu was wir berufen sind oder werden, müssen wir uns aus dem Alltag im geistig geistlichen Sinne zurückziehen können, so, wie wir ja auch den Sabbat in diesem sinne benutzen sollen. Denn auch hier kommt es dann zu einer Kommunikation mit dem Geist Gottes...

    Gruß
    Seeadler