Eine zweite, neuere Monographie über die Weisheit Salomos stammt vom Theologen Otto Kaiser, die er 2010 herausgab.
Kaiser gehört zur Gruppe derer, die eher spät datieren und somit nicht die Einschätzung Georgis teilen.
Er schreibt am Schluß des Kommentars im Abschnitts "Zeit und Ort …":
»Auf Grund des gesagten liegt also der Schluß nahe, dass der Verfasser der W. S. eine Generation vor Philo [ca. 15 v. Chr. bis ca. 40 n. Chr.]
und mithin im letzten Viertel des letzen Jh. v. Chr. und allenfalls noch zu Beginn des 1. Jh. n. Chr. in Alexandria wirkte.«
Interessant ist die Übersetzung von 2:13 und 18 sowie der Kommentar dazu:
13 »Er beansprucht, Gotteserkenntnis zu haben
und nennt sich selbst ein Kind(*) des Herrn.«
(*) „Das griechische Wort paîs ist doppeldeutig: es kann ebenso den Jungen bzw. den Sohn wie den Knecht bezeichnen.
Im Blick auf V. 18a wird es hier mit <Kind> wiedergeben.“
18 »Denn ist der Gerechte Gottes Sohn (υιος θεου) wird er ihm helfen
und ihn aus der Hand seiner Gegner erretten.« (**)
(** hios theou) „Vv. 13-18 zeichnen das Bild des verfolgten Gerechten nach dem Vorbild der prophetischen Lieder über den Knecht oder ´ebed` des Herrn bzw. Gottes, …“
Ich schließe daraus, dass nur ein geringer Teil von "Theologen" eine noch spätere Datierung des Sapientia vornehmen würden. Ob diese dann allerdings ernstgenommen würden, bezweifle ich stark. Nun, in der Theologie oder Theosophie geht eigentlich alles.
Wenn ich schon mal dabei bin: Ein dritter jüdischer (!) Übersetzer & Kommentator des Buches "Wisdom of Solomon", Joseph Reider, (Reihe: Jewish Apocryphal Literature, 1957),schrieb zur Stelle:
»The similarity between this verse and Matth. 27:43 has led some commentators to suspect a Christian interpolation here, as in V. 13 above. but we must not overlook the fact that verbal agreement between two passages may be due to a common source, and such a source hs been found in Ps. 22:9, see also Isa 42:1.«