Beiträge von quopiam

    Mit dem Begriff "Irrlehre" bin ich natürlich nicht einverstanden. Vor nicht allzu langer Zeit haben die großen Konfessionen ihre gegenseitigen Verdammungsurteile aufgehoben (vgl. z. B. die Gemeinsame Erkärung zur Rechtfertigungslehre u. a. Dokumente aus neuerer Zeit). Nachdem hier auch Nicht-Adventisten willkommen sind - so sagt Ihr das ja selbst - wäre ein solcher Begriff vielleicht besser vermieden. Ich würde eher sagen, daß unser Glaube in diesem Punkt voneinander abweicht. Die Lutheraner können das durchaus auch biblisch begründen, denn wir können sagen, daß Paulus lehrte, wir müssen nicht das ganze jüdische Gesetz halten, damit wir gute Christen sein können. Aber das ist eigentlich ein anderes Diskussionsfeld, ich wollte das nur angemerkt haben.

    Ich finde nichts dabei, den Sabbat oder auch Sonntag einmal vor dem PC zu sitzen. Das Internet ist sicherlich ein Werkzeug, sich mit Gott, mit dem Glauben, mit der Bibel oder mit Verkündigung zu beschäftigen. Dieses Forum dient letztlich auch diesem Zweck. Nur ausschließlich vor dem Kasten zu sitzen und dafür Gottesdienst, Gemeinschaft und andere wichtige Dinge fahren zu lassen, das finde ich nicht gut. Der Ruhetag soll Freude und Erholung schaffen. Wem es Spaß und Rekreation verschafft, zu surfen und Kontakte im Netz zu pflegen, der soll das guten Gewissens tun, denke ich. Wer hernach mit viereckigen Pupillen und völlig erschöpft ins Bett fällt und am nächsten Tag müde ist, der hat für das nächste Mal sicher was gelernt. Übrigens: Fällt nicht auch das Nachdenken übers Fernsehen in diese Sparte?

    Grüße an alle,

    Basti

    Zu Luthers Ehrenrettung mal ein "Trostzettel" von ihm, der sein Leben lang mit Zweifeln und Unsicherheit zu kämpfen hatte und sich doch mit jeder Faser seines Herzens und Verstandes an seinen Herrn hielt:

    Ich bin würdig gewesen, daß mich Gott, mein Schöpfer, aus Nichts geschaffen hat, im Mutterleib gebildet und so weiter.
    Ich bin würdig gewesen, daß mich Gott durch seines eingeborenen Sohnes Tod und heilig Blut erlöst hat.
    Ich bin würdig geachtet, daß der Heilige Geist mich über Christus, Gottes Sohn, lehrt und mir Lust und Liebe zum Evangelium ins Herz gegeben hat.
    Ich bin würdig geachtet von Gott, daß mir das heilige Predigtamt anbefohlen worden ist. Ebenso, daß Gott mir das heilige Evangelium, sein hohes und himmlisches Geheimnis und seine Weisheit, predigen und offenbaren läßt.
    ...
    Ich bin würdig geachtet, daß mir Gott gebot, dies alles zu glauben.
    Ich bin würdig geachtet, daß mir Gott bei ewiger Ungnade teuer geboten hat, an dieser Stücke keinem und an seiner Gnade und süßem Vaterherzen durch Christus nicht zu zweifeln.
    Darum will ich, Herr, Deiner Werke gedenken und betrachten die Geschäfte Deiner Hände.

    Das schrieb Luther all denen ins Stammbuch, die sich für wenig würdig erachteten, von Gott erhört oder gerettet zu werden. Die "Sola" hin oder her, wer mit dem Herzen glaubt, der ist gerettet. Ich will mir nicht anmaßen, zu bestimmen, wie weit die Gnade Gottes reichen kann. Ich weiß nicht, wen Gott alles retten kann - vermutlich jeden, den er retten will. Und ich zweifle auch nicht an seiner Absicht, alle retten zu wollen. Aber das ist nicht MEIN Geschäft. Ich weiß, daß Gott alle retten WIRD, denen er das versprochen hat, nämlich denen, die glauben. Ich glaube mit Luther - darum bin ich ja Protestant - daß die Werke dem Glauben nachzufolgen haben. Aber auch darin mache ich Gott möglichst keine Vorschriften ;-). Ich denke einfach, wer mit seinem Herzen glaubt, der kann die Werke nicht lassen. An den Werken schließlich sollen wir ja als Christen auch erkennbar sein, das ist unser bestes Zeugnis.

    Liebe Grüße und allen ein schönes Wochenende mit guten Gottesdiensten!

    Schöner Hinweis, Stephan!
    Und jonasnichte: Ich habe schon öfter mal erlebt, daß die Erwartungen nach einem Bekehrungserlebnis oder einem neuen Anfang im Glauben ziemlich hoch gehängt werden. Das geht so nach der Devise: Von nun an bin ich radikaler Christ und muß mich dabei ganz wunderbar fühlen. Ich kenne auch Menschen, bei denen das offenbar so war. Aber viele andere werden enttäuscht, weil ihre Erwartung oder Hoffnung an der Realität des gelebten Christentums doch ein bißchen vorbeigeht. Und manche geben dann den Glauben gleich ganz wieder auf und sagen sich: Bringt eh nix, laß ich es lieber.
    "Radikal" (also im Wortsinn "von der Wurzel her") kann es auch sein, wenn man Tag für Tag ganz kleine Entscheidungen trifft, weil man seinen Glauben leben will. Es muß nicht immer gleich das Martyrium sein. *lach* Es reicht schon, wenn man jeden Tag mal drüber nachdenkt, wo man hin will und was das bedeuten kann. Ernsthafte Nachfolge Christi ist kein leichter Weg, denn je mehr man sich drin übt, desto mehr merkt man, wie wenig einem gelingt. Jede ganz winzige Entscheidung, diesmal das Richtige zu tun, ist auf diesem Weg sehr viel wert. Ich denke, Gott oder Jesus ist der großzügigste Freund, den man sich denken kann. Er nimmt uns nicht krumm, daß wir nicht sofort zu ganz großen Taten aufbrechen. Er freut sich aber ganz besonders, wenn uns eine ganz kleine Tat vollkommen gelingt.

    Liebe Grüße, Basti

    Die Gefängnisse in den USA sind zwar nicht gerade komfortabel, verglichen mit unseren, aber KZs sind sie nicht. Es gibt auch keine Verbrennungsöfen, denn die Körper verstorbener Gefangener werden ihren Angehörigen übergeben, wenn sie das wollen. Nur wer nicht abgeholt wird oder wer keine Angehörigen hat, wird auf den gefängniseigenen Friedhöfen beigesetzt und zwar nicht in Urnen, sondern im Sarg. Man kann den USA alles mögliche nachsagen, aber KZ's zu bauen gehört sicher nicht dazu. Guantanamo z. B. ist eine wirkliche Grausamkeit. Trotzdem ist es in einem KZ nochmal ganz anders.

    Liebe Grüße, Basti

    Hallo Ihr,

    ich würde gern was ergänzen: Beziehung, auch die Beziehung zu Jesus oder Gott, beginnt nicht mit der totalen Hingabe und Liebe von Anfang an. Es beginnt doch eigentlich immer damit, daß mir eine Person auf einmal nicht mehr so (relativ) gleichgültig ist, wie all die anderen, die mir auch begegnen. Es fängt damit an, daß mir jemand wichtig wird und ich mich für das interessiere, was er sagt, was über ihn gesagt wird, was er meint, wie er lebt, wie er denkt. Für meine Begriffe beginnt auch die Beziehung mit Jesus an diesem Punkt. Es ist mir wichtig und ich will es wissen, wenn Menschen über ihn reden, was er über sich gesagt hat, wie er gelebt hat, was über ihn geschrieben wird und was andere Menschen von ihm halten. Von da aus wächst die Liebe immer mehr und damit auch die Hingabe und die Freude daran.

    Manche Menschen erleben eine spontane Bekehrung und sowas wie "Liebe auf den ersten Blick" - vielleicht könnte man das so nennen. Aber viele andere wachsen in die Gottesbeziehung langsam hinein. Und damit wächst auch ihr Wissen über das, was Gott von ihnen erwartet und was sie tun können, um ihm Freude zu machen. Ich finde, das ist ein guter Weg, eine Beziehung zu beginnen und dann in ihr zu leben.

    Liebe Grüße, Basti