Das denke ich nicht, zumal es in den Punkten ja selbst steht,
wo es heißt: "... wenn jemand das Ansehen der Kirche der STA schädigt, usw."
früher hiess dies : "Gemeindezucht" - " Church Discipline" - - das hat man dann "besser" formuliert.
Ich halte das nicht für "besser formuliert", sondern genauso schwierig.
Die eigentliche Bedeutung des "Binden und Lösen" ist: Verbindlichkeit herstellen und von Verbindlichkeit freisprechen.
Wenn jemand dem nicht mehr nachkommen will oder kann (aus welchen Gründen auch immer),
dann wird er "von Verbindlichkeit losgesprochen". Das ist nur logisch: "Du möchtest das hier nicht mehr, dann kannst du gehen."
Weder geht es dort um Verdammung, um Bannfluch, um Ausschluss von gewissen Riten (bei einer Person, die aber immernoch in der Gemeinde ist, und ergo damit gebrandmarkt ist vor aller Augen), noch um das "Ansehen der Kirche", noch um Gleichschaltung aller auf bestimmtes Verhalten, usw.
Sondern der ursprüngliche Sinn war, wenn jemand auf Abwege gerät,
dass man ihn anspricht, um ihm zu helfen. Es ging dabei um DIESEN MENSCHEN, nicht um Gesetze oder Ruf der Kirche.
Auch war das nicht Aufgabe eines Priesters oder von Leitern, sondern die Sorge aller füreinander.
So war das zumindest mal gedacht gewesen.
Dafür empfahl Jesus den dreifachen Schritt:
- persönlich und verschwiegen
- mit einem oder zwei Zeugen
- vor der ganzen Gemeinde
Wenn jemand dennoch die Hilfe nicht wollte (und man trennt sich ja nicht so leicht einfach von gewohnten Umfeldern),
dann wurde er von der Verbindlichkeit "gelöst".
Heißt: Du bist hier zu nichts mehr verpflichtet.
Es heißt NICHT:
Wir verfluchen dich!
Wir und deine ganze Familie reden nicht mehr mit dir!
Wir brandmarken dich als Abtrünnigen, sodass das jeder sieht, dass du der Sünder bist, wann immer du kommst!
Gott hat sich von dir abgewendet, weil wir uns von dir abwenden!, oder dergleichen mehr.
Es heißt einfach nur: Du hast hier keine Verbindlichkeit mehr, denn du willst sie ja nicht.
Konkretes Beispiel: Wir haben aktuell einen Jugendlichen, der Probleme hat (Drogen, Aggression).
Er nötigt Freunde und seinen Bruder, mit ihm "einkaufen" zu fahren.
Eine Freundin hat uns ihr Leid geklagt, denn sie hat mittlerweile Angst vor ihm und seinen Wutausbrüchen.
Besonders bitter, denn sie sagte: "Es kann doch nicht sein, dass ich vor einem Freund Angst habe! Wir sind doch Freunde!"
Wir haben ihn zur Seite genommen.
Es geht dort weder darum, dass Leute sagen könnten: "WAS? Solche Leute habt ihr bei euch in der Kirche?",
noch geht es darum, dass er sich in einer bestimmten Knigge verhalten soll,
sondern es geht darum, dass er sich selbst, seiner Seele und den Menschen, die ihn lieben, Leid und Schaden zufügt.
Er nimmt unsere Gespräche an und hat sich sehr bedankt. Natürlich ist das Problem noch nicht gelöst, aber wir sind auf gutem Weg;
da ist noch nichts verloren. Er hat einen starken Charakter und die Kraft, einen anderen Weg zu finden.
Würde er das nicht annehmen wollen, dann würden wir irgendwann sagen:
"Gut, dann haben wir unser Mögliches versucht! Du musst nicht hier sein, wenn du nicht willst.
Du kannst gehen. Und wann immer du willst, kannst du kommen. Wir sind für dich da, wenn du willst."
Das ist keine "Korrektur", sondern Angebot zur Hilfe um der Person willen.
So verstehe ich das und fasse Jesu Worte und Vorbild auf.
Zum "Ansehen" der heiligen Gemeinschaft muss man nur gucken, mit was für Leuten Jesus sich umgeben hat:
mit Huren, Zöllnern, Verstoßenen und Sündern.
Es war ihm vollkommen egal, was das "Ansehen" seiner heiligen Gemeinschaft betrifft.
Und wer das nicht ebenso hält, der folgt wem auch immer, aber nicht Jesus. Ganz einfach.