Gestern im Bibelgespräch haben wir die drei Wunder besprochen, mit denen die 1. Lektion zum Johannes-Evanglium begann. Folgendes haben wir festgestellt:
1. Hochzeit zu Kana: Jesus antwortet relativ "schroff" seiner Mutter. Es sieht eigentlich nicht so aus, als wolle er ein Wunder tun - tut es aber doch. Warum sagt Jesus, dass seine Zeit noch nicht gekommen ist, verwandelt dann aber das Wasser in Wein? Ist seine Zeit nun gekommen oder nicht? Jesu Verhalten vor dem Wunder wirkt nicht gerade, als wäre er freudig Teil einer Hochzeitsgesellschaft, nur so ein "Empfinden" von mir, wenn ich den Text so lese.
2. Heilung des Sohnes des Beamten: Auch hier reagiert Jesus sehr "schroff", vielleicht schon abweisend und genervt seinem Gegenüber: "Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubet ihr nicht." Jesus heilt den Jungen trotzdem.
3. Heilung am Teich Betesda: Jesu Frage an den seit 38 Jahren auf Heilung wartenden Gelähmten "Willst du gesund werden?" wirkte auf uns fast schon verhöhnend. Jesus heilte ihn.
Im nachhinein Frage ich mich nun, was uns diese drei Vorgehensweisen Jesu sagen möchten. Er ist in allen drei Situationen zunächst nicht sehr einfühlsam. Was ist die Botschaft dahinter? Was hat Jesus seinen Gegenüber damit vermitteln wollen - und was uns? Geht Gott mit uns manchmal so um, wie wir es nicht möchten, "heilt" oder hilft uns dann aber trotzdem? Spiegelt das unsere Erfahrung mit ihm wider?
Dazu kommt noch, dass bei allen drei Wundern - im Gegensatz zu den anderen Evangelien wo es heißt "Dein Glaube hat dir geholfen" - der Glaube erst nach dem Wunder "kommt", aber selbst keinen Anteil daran hatte. Jesus kritisiert diese Reihenfolge ja selbst (s. Heilung des Jungen) - und dennoch tut er die Wunder.
Im Gesprächskreis war Konsens, dass unser Glaube nicht auf Wundern beruhen sollte - Wunder aber Anstoß zum Glauben geben können. Das NT bezeugt ja schließelich beides: Wunder unter Mitwirkung des Glaubens und Wunder die zum Glauben führen.