"Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um die Übertretung zum Abschluß zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen, und die Ungerechtigkeit zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen, und Gesicht und Propheten zu versiegeln, und ein Allerheiligstes zu salben.
25 So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten sind sieben Wochen und 62 Wochen. Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut werden und zwar in Drangsal der Zeiten.
26 Und nach den 62 Wochen wird der Messias weggetan werden und nichts haben. Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende davon wird durch die überströmende Flut sein und bis ans Ende: Krieg, Festbeschlossenes von Verwüstungen.
27 Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und wegen der Beschirmung der Greuel wird ein Verwüster kommen und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete ausgegossen werden." Dan 9,24-27
Bei den 70 Jahrwochen würde mich zum Beispiel interessieren, was denn die Bedingungen der Erfüllung dieser Prophezeiung sind?
Hallo Bemo!
Ich verstehe Dan 9,24 als eine Prophezeiung im Sinne von 5.Mo 11,26-28 "Segen" oder "Fluch":
„Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch: den Segen so ihr gehorchet den Geboten des Herrn, eures Gottes, die ich euch heute gebiete; den Fluch aber, so ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des HERRN, eures Gottes, und abweichet von dem Wege, den ich euch heute gebiete, daß ihr andern Göttern nachwandelt, die ihr nicht kennt.“
Gott legte seinem Volk nun auch die Prophezeiung aus Dan 9 im Sinne von "Segen" oder"Fluch" vor.
Dass sich der erste Teil der Prophezeiung nicht erfüllte, ist hoffentlich unumstritten, oder nicht etwa? Erfüllte sich die Segensprophezeiung aus Dan 9,24 vielleicht auch dort aus dem Grunde nicht, weil der Inhalt als ausdrücklicher Wunsch und Wille Gottes von seinem Volke nicht geglaubt bzw. unter fleißiger Anteilnahme und Mithilfe nicht umgesetzt wurde? Darum blieb Gott unter Berücksichtigung des freien Willens, den ER seinen Geschöpfen aus Liebe schenkte, nichts anderes übrig, als die nachfolgende Prophezeiung aus Dan 9,25-27 als "Weg des Fluches" über sein Volk kommen zu lassen, die nicht seinem Plan und Willen entsprach, sondern als Konsequenz des weiter gesteigerten, sündigen Verhaltens bzw. Abfalls im Volke Gottes gesehen werden kann!
Jesus prophezeite seinen Jüngern das Reich Gottes in Mt 16,27.28 bzw. Mt 10,23 schon zu ihrer Lebenszeit. ER bekräftigte diese Aussagen, indem Er ihnen versicherte, dass die gegenwärtige Generation nicht mehr vergehen würde:
„Wahrlich, ich sage euch, daß dieses Geschlecht nicht vergehen wird, bis alles geschehen ist.“ Lk 21,32 (Siehe auch V. 34: „über euch“)
Dies geschah natürlich in der Hoffnung auf die Erfüllung der Prophetie von Dan 9,24, wenn sein Volk den Bedingungen zur Umsetzung der Segensprophezeiung nachgekommen wäre und sie die Sünde mit Gottes Hilfe und ihren eigenen fleißigen Anstrengungen beendet hätten. Dann würde Jesus seinen geliebten Geschöpfen zur Freude des gesamten Universums ewige, universale Gerechtigkeit geschaffen haben und das Allerheiligste wäre endgültig gesalbt gewesen, was nun erst aus unserer Sicht in der Zukunft, im Zuge der Versiegelung vom Volke Gottes, geschehen wird!
Hatte die jüdische Volksmenge folglich doch Recht, als sie Jesus widersprachen, der ihnen seinen Tod verkündigte (Joh 12,32.33) und IHM antworteten: „Wir haben aus dem Gesetz gehört, daß der Christus bleibe in Ewigkeit, und wie sagst du, daß der Sohn des Menschen erhöht werden müsse? Wer ist dieser, der Sohn des Menschen?“ Joh 12,34, weil sie mit dem kommenden Erlöser, der in den AT-Schriften angekündigt war, auch das Paradies mit der Königsherrschaft Gottes erwarteten? Gibt es im Worte Gottes nicht etwa deutliche Hinweise darauf, dass der Menschensohn bei erfolgter Annahme und Sinnesveränderung seines Volkes nicht sterben hätte müssen, sondern gerne in Ewigkeit geblieben wäre? (Siehe Ps 72; Jes 9,5.6; Hes 37, 23-25; Mi 4,7; Lk 1,31-33 usw.)
Was war denn konkret die Bedingung für die Ausrottung des Gesalbten?
Die Bedingung für die Ausrottung des Gesalbten ergibt sich aus der NICHTERFÜLLUNG der Segensprophezeiung von Dan 9,24 die wie folgt aussieht:
- innerhalb der 490 Jahrwochen wurde die Übertretung im Volke Gottes nicht zum Abschluß gebracht - Bedingung erfüllt!
- innerhalb der 490 Jahrwochen wurde in Israel den Sünden kein Ende gemacht - Bedingung erfüllt! (Die Sünden steigerten sich im jüdischen Volke sogar noch bis zu jenem Ausmaß, dass sie sogar ihren Erlöser, Gott selbst im Fleisch, durch die Hand der Heiden ermordeten!!!)
- innerhalb der 490 Jahrwochen wurde die Ungerechtigkeit in Israel keinesfalls gesühnt, indem eine ewige Gerechtigkeit im Volke Gottes eingeführt worden wäre - Bedingung erfüllt!
- folglich wurden innerhalb der 490 Jahrwochen Gesicht und Propheten nicht versiegelt, da sich die Erfüllung des im alten Testament veranschaulichten Segenswegs Israel's, den Gott in seinem weisen Plan liebevoll vorgesehen hatte, wieder nicht erfüllte, sodaß all die Segensverheissungen, die ursprünglich für Israel prophezeit wurden, letztendlich auf das Christentum übergingen (Lk 12,32) - Bedingung erfüllt!
- und zu guter Letzt blieb als Folge all der verschmähten Segensprophezeiungen auch noch das Allerheiligste ungesalbt, da die Vollkommenheit im Volke Gottes (noch) nicht erreicht wurde - Bedingung erfüllt!
So weit mal meine Sicht der Dinge.
Gruß Suchender