Es gibt schlichtweg keinen göttlichen Zorn. Gott ist nunmal die Liebe und da hat es für Zorn gar keinen Platz. Wenn man das Verhalten Jesu als Beispiel nimmt, wie Gott funktioniert, so stellt man fest, da gibt es nirgends auch nur einen Hauch von Zorn.
Man muss aber auch feststellen, dass gerade im Alten Testament die Schreiben Gott menschliche Eigenschaften zuweisen. Es heisst aber nicht, dass Gott deswegen wirklich zornig wurde sondern es zeigt vielmehr, wie die Menschen damals und damit natürlich auch der Schreiber, über Gott und den Glauben gedacht haben.
Den Zorn Gottes versuchen richtig zu verstehen ist schon eine sehr interessante Sache. Es gibt so Texte, die von der Beschreibung, aber auch von der Auswirkung klar als Zorn identifiziert werden. Und zwar als ähnlicher Zorn wie Menschen ihn empfinden und ausleben. Wir hatten in der Gesprächsgruppe am Sabbat für uns festgehalten, dass wir Gott wie so oft - und das ist auch logisch so - nicht umfassend verstehen können. Wir können seine Handlungen, Motive und sein allumfassendes Wesen einfach nicht komplett begreifen, sondern nur versuchen das uns offebarte richtig einzuordnen.
Wie verstehst du diese Texte beispielsweise:
1 Mo 5 Als aber der Herr sah, daß die Bosheit des Menschen sehr groß war auf der Erde und alles Trachten der Gedanken seines Herzens allezeit nur böse, 6 da reute es den Herrn, daß er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es betrübte ihn in seinem Herzen. 7 Und der Herr sprach: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, vom Menschen an bis zum Vieh und bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmels; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe!
1 Mo 11/7 7 Wohlan, laßt uns hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, damit keiner mehr die Sprache des anderen versteht!
2 Kön. 2/23 Und er ging von dort hinauf nach Bethel. Als er nun den Weg hinaufging, kamen kleine Knaben zur Stadt hinaus; die verspotteten ihn und riefen ihm zu: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf! 24 Da wandte er sich um, und als er sie sah, fluchte er ihnen im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bären aus dem Wald und zerrissen 42 Kinder. 25 Und er ging von da auf den Berg Karmel und kehrte von dort wieder nach Samaria zurück.
2 Mo 22/21 Ihr sollt keine Witwen und Waisen bedrücken. 22 Wenn du sie dennoch in irgendeiner Weise bedrückst, und sie schreien zu mir, so werde ich ihr Schreien gewiß erhören, 23 und dann wird mein Zorn entbrennen, so daß ich euch mit dem Schwert umbringe, damit eure Frauen zu Witwen werden und eure Kinder zu Waisen!
3. Mose 18,21 Du sollst auch von deinen Kindern keines hergeben, um es dem Moloch durch [das Feuer] gehen zu lassen, und du sollst den Namen deines Gottes nicht entweihen; ich bin der Herr!
3. Mose 20,2 Sage zu den Kindern Israels: Wer von den Kindern Israels oder den Fremdlingen, die in Israel wohnen, eines von seinen Kindern dem Moloch gibt, der soll unbedingt getötet werden; das Volk des Landes soll ihn steinigen!
Moloch (Religion) – Wikipedia
Oder bei Jesus:
Joh 2/13 Und das Passah der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. 14 Und er fand im Tempel die Verkäufer von Rindern und Schafen und Tauben und die Wechsler, die dasaßen. 15 Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, samt den Schafen und Rindern, und den Wechslern verschüttete er das Geld und stieß die Tische um; 16 und zu den Taubenverkäufern sprach er: Schafft das weg von hier! Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus! 17 Seine Jünger dachten aber daran, daß geschrieben steht: »Der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt«.
oder in der Apostelgeschichte:
5/1 Ein Mann aber mit Namen Ananias verkaufte ein Grundstück zusammen mit seiner Frau Saphira, 2 und schaffte etwas von dem Erlös für sich beiseite mit Wissen seiner Frau; und er brachte einen Teil davon und legte ihn den Aposteln zu Füßen. 3 Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, so daß du den Heiligen Geist belogen hast und von dem Erlös des Gutes etwas für dich auf die Seite geschafft hast? 4 Hättest du es nicht als dein Eigentum behalten können? Und als du es verkauft hattest, war es nicht in deiner Gewalt? Warum hast du denn in deinem Herzen diese Tat beschlossen? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott! 5 Als aber Ananias diese Worte hörte, fiel er nieder und verschied. Und es kam große Furcht über alle, die dies hörten. 6 Und die jungen Männer standen auf, hüllten ihn ein, trugen ihn hinaus und begruben ihn.
7 Und es geschah, daß nach ungefähr drei Stunden auch seine Frau hereinkam, ohne zu wissen, was sich ereignet hatte. 8 Da richtete Petrus das Wort an sie: Sage mir, habt ihr das Gut um so und so viel verkauft? Sie sprach: Ja, um so viel! 9 Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr übereingekommen, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür, und sie werden auch dich hinaustragen! 10 Da fiel sie sogleich zu seinen Füßen nieder und verschied; und als die jungen Männer hereinkamen, fanden sie sie tot und trugen sie hinaus und begruben sie bei ihrem Mann. 11 Und es kam große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die dies hörten.
Röm 2/18 Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten, 19 weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, da Gott es ihnen offenbar gemacht hat; 20 denn sein unsichtbares Wesen, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit Erschaffung der Welt an den Werken durch Nachdenken wahrgenommen, so daß sie keine Entschuldigung haben.
Gott hat bei den meisten hier jetzt von mir exemplarisch gezeigten Texten ein Problem mit Menschen, die anderen Menschen Schaden zufügen. Oder wie bei Jesus im Tempel ein Problem damit, dass Menschen andere Menschen davon abhalten mit Gott Gemeinschaft zu haben. Und diese Eigenschaft haben doch auch wir Menschen. Wir werden zornig, wenn (aus unserer Sicht) Unschuldige, wie Kinder oder arme Menschen, von reichen, "starken" Menschen gequält oder sogar umgebracht werden. Ich für meinen Teil vermeide solche Nachrichten wo ich nur kann, aber manchmal kommt man nicht darum herum. Was macht das mit einem, wenn man beispielsweise hört, dass Menschen im reichen Westen Eltern auf den Philippinen dafür bezahlen, dass diese vor einer Webcam ihre Kinder sexuell missbrauchen? Es macht einen zornig...nicht weil man selbst leidet, sondern weil es einem weh tut zu wissen, dass andere leiden. Ich denke, dass es Gott ähnlich geht wie uns in diesen Situationen. Natürlich ist er nicht so erratisch und von der Sünde entstellt wie wir und hat sich unter Kontrolle. Und damit ist der Zornesausbruch bei ihm was anderes als bei uns. Trotzdem gibt es diese Seite Gottes, warum muss man sie gegen die Liebe oä. aufrechnen, nur weil man damit scheinbar nicht einverstanden ist? Durch das Nachdenken was Gottes Zorn auslöst lernen wir doch auch über uns und unsere psychologischen Mechanismen.
Unser früherer Gemeindeprediger hat den Zorn Gottes mal mit der Anstrengung um die Menschen gedeutet, ich glaube ich hab das im Forum schon mal geschrieben, ich hänge euch diesbezüglich ein paar Studienergebnisse an.
Ich denke wir sollten versuchen Gottes Wesen so gut wie möglich zu verstehen. Und da gehört sein Zorn dazu. Dieser Zorn hat Konsequenzen, die vielen biblischen Personen und Persönlichkeiten Schaden und Schmerzen zugefügt haben, ganz objektiv betrachtet. Ob es im Endeffekt zum Wohl des Menschen war diesen Zorn zu spüren, das liegt im Auge des Betrachters.