Beiträge von Armin Krakolinig

    Lieber Jakob,

    danke für deine Rückmeldung und die auf einen wichtigen Punkt gebrachte Frage, ob es von der Seite Gottes her einen anderen Plan zur Erlösung gab, der allerdings nicht passierte.

    Dazu mal grundsätzlich 5 konkrete Rückfragen, die Dir gleichzeitig eine Idee geben könnten, was für mich mit der Frage, ob Jesus wirklich unter allen Umständen hätte sterben müssen, um Menschen von Sünde und Tod zu erlösen, alles zusammenhängt:

    1. Glaubst Du, dass es überhaupt möglich ist, dass Gott in bestimmten Situationen einen ursprünglichen Plan für intelligente, himmlische Engelwesen oder auch irdische, menschliche Wesen haben kann, den er gerne auf eine bestimmte und idealste Weise zum Ziel bringen möchte, aber es nicht kann, weil Engel oder Menschen aufgrund ihres freien Willens nicht bereit sind, genau nach diesem Plan mit Gott zusammenzuwirken und sich nach diesem Plan auszurichten und danach zu handeln? Und glaubst Du, dass es dann grundsätzlich möglich ist, dass Gott dann seinen ursprünglichen Plan wegen solcher Umstände dann gleich prinzipiell aufgibt, oder ihn vielleicht auf eine andere Weise, die nicht mehr dem ursprünglichen und idealen Weg entspricht, trotzdem zum Ziel bringen kann und möchte?

    2. Glaubst Du, dass Gott schon vor dem Sündenfall im Himmel und auch vor dem Sündenfall auf Erden einen Plan, eine bestimmte Absicht und ein bestimmtes Ziel mit Engeln und mit Menschen hatte, was sich dann aber alles nicht so erfüllte, wie er es vorhatte, er aber davon nicht überrascht war, aber sehr traurig, dass es so anders kam?

    3. Glaubst Du, dass Gott erst nach dem Sündenfall Adams und Evas auf Erden einen Plan zur Erlösung der Menschen von Sünde und Tod hatte, oder meinst Du, dass Gott auch schon für Luzifer, der anfing gegen Gott zu rebellieren, und viele Engel im Himmel auf seine Seite gegen Gott brachte, einen Plan zur Erlösung auch von ihrer Sünde und von ihrem Tod, den sie ja auch einmal sterben werden, hatte, bevor es diese Erde und eine Sünde auf dieser Erde überhaupt gab?

    4. Fallen dir Beispiele aus der Geschichte der Menschheit ein, wie sie uns in der Bibel berichtet ist, wo Gott eigentlich einen anderen Plan mit Menschen oder mit einem Volk auf Erden hatte, als wir es aus der tatsächlich abgelaufenen Geschichte kennen, wo aber Gott seinen ursprünglichen Plan dann auf eine andere Weise versuchte zu erreichen, als er es ursprünglich vorhatte und es sogar auch ursprünglich durch Propheten anders vorhersagte als es sich dann in Wirklichkeit erfüllte?

    5. Könnte es sein, dass Gottes ursprünglicher Plan der Erlösung, der für mich nicht nur ein Plan der Erlösung von Sünde der Menschen ist, sondern auch von den Folgen der Sünde im gesamten Universum und somit ein Plan der Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung im Universum ist, in der Geschichte des Universums nicht so verlaufen ist, wie Gott es ursprünglich auf idealste Weise zur Erfüllung bringen hätte wollen, und das in diesem Fall der ursprüngliche Plan der Erlösung mit der tatsächlich abgelaufenen Geschichte und zum Teil auch mit der ursprünglichen Prophetie des Erlösungsplanes nicht in voller Übereinstimmung steht?

    Betonen möchte ich dabei noch mal, dass ich nach meinem Verständnis von Erlösung immer noch glaube, dass letztlich das Heil der Menschheit und des gesamten Universums nur über Jesus geht, weil er uns in der Bibel als der beschrieben wird, der im göttlichen Plan eine besondere Rolle im sogenannten großen Kampf zwischen Licht und Finsternis spielt, ohne dabei die Rolle des Vaters und des Heiligen Geistes und auch die Rolle der Engel zu übersehen, die sich Luzifer in seinem Kampf gegen Gottes Herrschaft nicht angeschlossen hgewisse aben. Aber auch wir Menschen spielen eine gewisse Rolle in diesem Kampf, ob eben auf der Seite Gottes oder auch der Seite des Gegenspielers. Dieses ganzheitliche Konzept des Erlösungsgeschehens zu betonen ist mir sehr wichtig!

    Ich hoffe nicht, dass nach diesen Fragen noch immer der Eindruck bleibt, dass ich damit Anlass zum Spekulieren gebe. Dieser Vorwurf wäre nur berechtigt, wenn diese Fragen mit der Bibel nicht zu beantworten wären

    Schaun´ wir mal, was uns dazu für Gedanken kommen!

    Liebe Grüße, Armin

    Lieber Jakob,

    Du antwortest an Kathrin: "

    "Es ist dein Verständnis, dass die "Folge" der Sünde nicht übernommen werden kann. Laut Kol 2.14 nagelte Jesus unser Schuldschein ans Kreuz. Dieser Schuldschein ist nichts anderes als eine Liste der Anschuldigungen gegen uns. Diese Anschuldigung führte dazu, dass wir sterben müssen. Jesus hat weder unsere Strafe noch die Folge auf sich genommen, sondern die Anklageliste. Durch Seinen Tod stehen wir nicht mehr unter dieser Anklageliste und sind somit durch den Glauben an Ihn vom Tod ins Leben übergegangen."

    Grundsätzlich kann ich dieser Darstellung gut zustimmen. Aber ist Dir bewusst, dass Du mit Deiner Erklärung der "Theologie der Stellvertretung des Todes Jesu", die in allen christlichen Kirchen und Gemeinden und auch in der Adventgemeinde bis datto hauptsächlich vertreten wird, total widersprichst???

    Diese THeologie besagt nämlich, dass Jesus uns nicht nur die Anklageliste auf sich nahm, sondern sehr wohl allen voran die Strafe und somit die Folge der Sünde, d. h. den Lohn der Sünde, welches ist der Tod stellvertretend für alle Menschen auf sich genommen hat.

    Diese Theologie besagt auch, dass z. B. Adam und Eva tatsächlich schon wegen der ersten Sünde sofort den zweiten und somit auch den ewigen Tod hätte sterben müssen, auch wenn sie ihre Sünde noch so bereut und bekannt und Gott um Vergebung gebeten hätten.

    Der einzige Grund, warum Gott sie also nicht gleich nach ihrer ersten Sünde tot umfallen ließ, oder warum er sie nicht gleich selbst sofort mit dem zweiten Tod bestrafte, wie er das mit den unbußfertigen Menschen nach den 1000 Jahren tun wird, hatte gemäß dieser THeorie damit zu tun, dass Jesus sich bereit erklärte, diese Strafe des zweiten Todes etwa 4000 Jahre nach dem Sündenfall am Kreuz von Golgatha auf sich zu nehmen, und an ihrer Stelle und an der Stelle aller Nachkommen Adams buchstäblich den zweiten Tod zu sterben. Nur so wird in der Stellvertretungstheologie die Erlösung von Sünde und vom zweiten Tod ermöglicht.

    Mit anderen Worten: Jesus musste an der Stelle jedes Sünders den zweiten Tod sterben, damit dieser nicht den zweiten Tod zu sterben braucht. Allerdings gibt es dann in dieser Theorie allein durch den Tod Jesu immer noch kein Heil für den Sünder, wenn dieser letztlich nicht an Jesus glaubt, und auch nicht glauben würde, dass Jesus buchstäblich an seiner Stelle gestorben ist, und wenn er Jesus nicht als seinen Erlöser annimmt und sich bemüht, in Gehrosam und Treue Gott gegenüber ein gottesfürchtiges Leben zu leben.

    Kathrin hat deshalb schon mit Recht zum Teil auf etwas sehr Wichtiges hingewiesen, dass nämlich der Tod, die natürliche Folge der Sünde sei und nicht so sehr die direkte Strafe Gottes schon für eine einzige Sünde. Und darüber hinaus unterscheidet die Bibel tatsächlich zwischen dem ersten und dem zweiten Tod. Den ersten Tod sterben normaler Weise alle Menschen seit dem Sündenfall, doch selbst das stimmt nicht wirklich, denn Henoch und Elia im Alten Testament starben trotz Sündenfall auf Erden und trotz ihrer sterblichen Natur, die sie als Nachkommen Adams hatten, nicht mal den ersten Tod, und werden auch keinen zweiten Tod sterben.

    Dazu kommt noch, dass am Ende vor der Wiederkunft Jesu alle Christusgläubigen Menschen nicht mehr sterben werden, sondern bei der Wiederkunft - ohne den ersten Tod zu sterben - lebendig in den Himmel entrückt werden. Den zweiten Tod, und somit den ewigen Tod, werden also Menschen nicht deshalb sterben, weil der Lohn schon für eine einzige Sünde der zweite Tod wäre, sondern einfach weil Menschen gesündigt haben, aber dann nicht den göttlichen Weg zur Vergebung und Befreiung von Sünde gegangen sind, sondern trotz besserem Wissen und trotz der Gnade und Hilfe Gottes, nicht bereit waren, Sünde im Sinne Gottes einzusehen und sich nicht von ihr auf die Weise zu trennen, wie es Gott in seinem Plan für jeden Menschen vorgesehen hat.

    So bleibt also das Prinzip bestehen, dass der Lohn für die Sünde zwar der Tod ist, aber nicht ein Tod, den Gott in seiner Gerechtigkeit verpflichtet wäre, dem Menschen unter allen Umständen auch schon wegen einer einzigen Sünde zuzufügen, sondern den nur der erleiden wird müssen, der meint, er könne ohne Gott, ohne Jesus und ohne göttliche Hilfe und Weisung nach seinen eigenen Vorstellungen oder nach menschlichen Gesetzen und Regeln seinen Weg ins Himmelreich gehen.

    Bleibt also nur noch die Fragen wirklich zu klären, ob Jesus trotzdem an der Stelle der Menschen am Kreuz von Menschenhand getötet werden musste, und ob er tatsächlich die Strafe der Sünde, nämlich den zweiten Tod als Folge der Sünde der Menschen auf sich genommen hat, bzw, auf sich nehmen musste, und Gott erst dadurch das Recht erwerben konnte, den Menschen überhaupt Sünde vergeben zu können?

    Ich bin mir nicht sicher, ob jeder Christ, der meint, Jesus hätte unbedingt und unter allen Umständen einen gewaltvollen sterben müssen, die gesamte Theorie des stellvertretenden Todes Jesu versteht, und so aus der Bibel heraus erkennen kann, wie ich es hier in diesen Worten zu beschreiben versuchte. Immer wieder sagen mir Glaubensgeschwister und Christen anderer Konfessionen, dass sie das noch nie so geglaubt und auch noch nie so konkret erklärt bekamen. Wie sieht es damit bei den Lesern dieses Forum aus? Das würde mich einfach mal interessieren!

    Danke für Eure offene Stellungnahme!

    Mit Grüßen, Armin

    Lieber Heimo,

    danke dass Du Dich noch mal zu meinem Versuch, Dir den tatsächlichen Sachverhalt aus meiner Sicht zu schildern, geäußert hast, aber offensichtlich bleibst Du dabei, Deine Version beizubehalten, obwohl entsprechende Protokolle und offizielle Beschlüsse und Vereinbarungen, die es gab und solche, die es nicht gab zur Verfügung stehen und einsehbar sind und Du das überprüfen könntest. Habe in diesem Fall auch nicht weiter vor, das hier noch weiter zu erörtern. Wenn es Dir wert ist, können wird das auch persönlich tun.

    Was die theologischen Fragen zum Tod Jesu betrifft, scheint es mir ähnlich zu sein, dass Dir ein weiteres Nachdenken darüber trotz der bisher nur etwas angedeuteten Hinweise und Fragen, die es sicher noch wert wären, ihnen noch weiter nachzugehen und sie entsprechend auszuführen und noch besser biblisch zu begründen, nicht sinnvoll erscheint. Hier muss wirklich jeder für sich entscheiden, ob er mit dem, was er bisher geglaubt hat, zufrieden sein will, oder ob er sich auf neue Aspekte und vielleicht auch mal auf etwas noch ungewohnte Fragen in einem Thema einlassen möchte oder nicht.

    In Deinem Fall bin ich schon froh, dass Du mir zumindest scheinst zuzugestehen, dass ich trotzdem glaube, dass Jesus letztlich gestorben IST, und dass sein Tod grundsätzlich zum Heil von Menschen geschah, und dass er sühnende und erlösende Auswirkung für jeden Menschen haben kann, aber - und da wirst Du mir sicher auch noch zustimmen - dass dies kein Automatismus ist, und dass Jesu Tod kein Opfer im Sinne eines Sakramentes darstellt, bei dem ja bekannter Weise das Heil nicht in erster Linie im Glauben an die Person Jesu und in einer Veränderung unseres Lebens und unserer Gottesbeziehung zu finden ist, sondern in der Opferhandlung selbst. Das würde nämlich für mich bedeuten, dass es von der Kreuzigung Jesu abhing, ob wir Vergebung unserer Schuld haben und von Sünde und Tod erlöst werden können, oder nicht. Genau das haben aber schon die frühen Kirchenväter angefangen so zu glauben, wie es im folgenden Text von Augustinus zum Ausdruck kommt.

    „Auf dieses Weise wurde bei der Kreuzigung der Vorhang in zwei Teile zerrissen, damit bei der Passion Christi das Geheimnis für Gläubige offenbart werde, die mit einem offenen Mund von Bekenntnis sein Blut trinken. Auf diese Weise setzt das jüdische Volk wie Kain fort, den Boden in einer fleischlichen Beobachtung des Gesetzes zu beflecken, das ihnen nicht seine Kraft vermittelt, weil sie nicht in die Gnade Christi empfangen. So wurde auch das Fleisch Christi die Basis durch welches die Juden, indem sie ihn kreuzigten, unsere Erlösung erwirkten, denn er starb für unsere Sünden. Aber dieser Grund vermittelte ihnen nicht seine Kraft, denn sie wurden nicht gerechtfertigt durch die Auferstehung zu unserer Rechtfertigung.“

    Dieser Schluss, zu dem Augustinus kam, war jedoch nur die logische Konsequenz der Idee, dass es ohne Kreuzigung Jesu prinzipiell keine Erlösung von Sünde geben hätte können. Also haben die Juden durch die Kreuzigung sogar einen wesentlichen Teil zur Erlösung der Menschen beigetragen. Das lese zumindest ich aus dieser Darstellung heraus.

    Dass dies offensichtlich wirklich zu solch einem Schluss führen kann, können wir über 1000 Jahre später in einem gewissen Denken sogar bei Luther finden. Der Theologe Stephan Schaede hat das in seinem sehr empfehlenswerten Buch zum Ausdruck gebracht, in dem er den unterschiedlichsten Modellen der Interpretation des Todes Jesu in der Kirchengeschichte nachging. Er schreibt darin über Luther:

    Die Verurteilung Jesu ist nur auf der Metaebene das Rechte, was geschehen musste. Luther will - anders als später der Jurist Calvin - nicht sagen, dass Pilatus oder die Juden Christus in einem ordentlichen Verfahren verurteilt hätten. Die Verurteilung Jesu wird dadurch paradox, dass sich gerade und nur in diesem unordentlichen Verfahren der Wille Gottes durchsetzen konnte.Die Juden wie Pilatus kooperieren auf diese Weise gegen ihren Willen trotzdem mit Gott. Die Juden fordern die Verurteilung Christi, weil sie ihm vorwerfen, Gottessohnschaft für sich in Anspruch genommen zu haben. Sie durchschauen nicht, dass das Urteil, das sie über Jesus aussprechen, eigentlich sie treffen müsste. Auf diese bizarre Weise wird ihre Schuld zu einer glücklichen Schuld, die Christus ans Kreuz bringt.“ (St. Schaede; „Stellvertretung“ S. 336) 
    Ich weiß nicht, ob Du einer solchen Interpretation des Todes Jesu zustimmen könntest, aber wenn Du in Deinem momentanen Denken konsequent bist, wäre das der logische Schluss. Aus Erfahrung aber weiß ich inzwischen, dass sich heute kaum jemand mit solchen Hintergründen und Fehlinterpretationen des Todes Jesu beschäftigt, und auch nicht sehr nachfragt, wie der Tod Jesu biblisch wirklich recht interpretiert werden kann und wie nicht.

    Für gwöhnlich begnügt man sich zu glauben, dass Jesus einfach sterben musste, ohne sich wrklich tiefere Gedanken darüber zu machen, was der wahre biblische Grund dafür war und was von dem, was wir üblicher Weise darüber glauben, nicht göttliche, sondern menschliche Vorstellungen sind. Man möge es mir also nicht übel nehmen, wenn ich durch meine Fragestellungen Anstöße gebe, Jahrhunderte alte Interpretationen zu hinterfragen und die Bibel in all diesen FRagen noch etwas genauer und nicht einseitig zu lesen.

    Das nur noch grundsätzlich zu dem Thema und zu Deinen bisherigen Kommentaren dazu.

    Ich sehe allerdings, dass einige in diesem Forum, durchaus noch einen Sinn sehen, sich über das hinaus noch tiefere Gedanken zu machen, was sonst traditionell bei diesem Thema Usus ist.

    Gott schenke uns noch weiterhin gute Gedanken, die uns noch tiefere Zusammenhänge des gesamten Erlösungsgeschehen erkennen lassen.

    Mit Grüßen für heute, Armin

    Lieber Heimo,

    nachdem ich sehe, dass Du Dich an dieser Stelle wieder zu Wort gemeldet hast, möchte ich Dich darauf aufmerksam machen, dass ich besonders für Dich in dem thread "Krakolinigs Ausschluss" wichtige Infos zur Richtigstellung meiner Situation im Zusammenhang mit dieser besagten Unionskonferenz geschrieben habe, wo es das erste mal offiziell um den Entzug meiner Beglaubigung ging, und Du davon gesprochen hast, dass ich ein Versprechen nicht gehalten hätte. Ich wäre sehr daran interessiert, dass Du das bitte noch aus Deiner Sicht kommentierst.

    Hier noch einige grundsätzliche Gedanken zu Deiner Meinung, "was -wäre- wenn- Fragen", wie ich sie in meinen Studien stelle, seien Gott gegenüber als überheblich, respektlos und ehrfurchtslos zu bewerten, und gehörten in den Bereich der Spekualtion.

    Mit dieser Meinung stehst Du absolut nicht alleine da. Es ist einer der ersten und meistgemachten Vorwürfe, die mir in all den Jahren von Anfang an von vielen gemacht wurden und auch heute immer noch gemacht werden. Auf den Punkt gebracht hat es ein damaliger Kollege, der sich als erster an diesen "Was-wäre-gewesen-wenn-Fragen" gestoßen hat, indem er es als "science fiction Theologie" bezeichnete. Persönlich war ich darüber schon damals sehr verwundert, denn jeder, der die Bibel liest, wird wissen, dass die Bibel ein Denken und Fragen nach "was-wäre-gewesen-wenn" absolut zulässt und sogar genügend Anlass gibt, solche Fragen zu stellen. Auch Ellen White war übrigens eine unglaublich starke und somit auch empfehlenswerte "Was-wäre-wenn" Denkerin und Autorin. Ist Dir das bewusst? Versuch mal so gewisse "was-wäre-wenn-Gedankengänge" bei ihr aber auch in der Bibel zu finden. Vielleicht können Dir auch andere Schreiber in diesem Forum dabei helfen, bevor ich einiges davon zeigen würde!

    Wenn ich das hier so schreibe, müssten Dir als guten Bibelkenner, als den ich Dich so einschätze, sofort eine Menge Beispiele einfallen, wo die Bibel absolut Anlass gibt, solche Fragen zu stellen, damit wir die rechten Lehren aus den unterschiedlichsten Geschichten der Bibel ziehen. Hast Du Dir echt noch nie die Frage bei gewissen Geschichten gestellt, was denn gewesen wäre, wenn Menschen in biblischen Geschichten anders entscheiden hätten, als sie es taten? Achte nur mal auf die Fragen in den Sabbatschullektionen, wie oft hier solche "was-wäre-wenn-Fragen" vorkommen.

    Kürzlich gab es hier in der Gemeinde Klagenfurt eine besondere Stunde über Erziehung, wo ein offizieller Referent der Gemeinschaft einen Vortrag hielt mit dem Titel "Kritsiches Denken fördern". Das war speziell an Lehrer für Kinder und Jugendliche gedacht. Gleich unter Punkt 2 war ein Abschnitt, der wie folgt überschieben war

    1. Wir müssen selber Fragende sein

    Fragetypen: Wie? Was? Warum? Was wäre wenn?

    Deiner Meinung nach müsste das ein völlig falscher Weg sein, der Kinder und Jugendliche zu Spekulanten erzieht. Oder meinst Du, dass solche was wäre wenn Fragen zwar in allen Bereichen der Wissenschaft wichtig, angebracht und auch sehr nützlich sind, aber dass so etwas in der "Wissenschaft aller Wissenschaften" wie Ellen White das Thema der Erlösung und der Erziehung nennt, keinen Platz haben dürfe????

    Meinst Du, dass es z. B. nach der Atomkatastrophe in Japan zwar Sinn machen würde, sich zu fragen, was wäre gewesen, wenn man vor dem Bau dieser Kraftwerke mehr auf die warnenden Stimmen von Leuten gehört hätte, als verantworltiche Leute es taten, aber dass es keinen Sinn macht, sich zu fragen, was wäre denn gewesen, wenn die Juden damals mehr auf die Stimme dessen gehört hätten, der sie so sehr davor warnte, ihn nicht zu hassen und zu töten, sondern ihn zu lieben, zu gehorchen, ihn anzunehmen und ihr Leben nach seinem Vorbild auszurichten?

    Noch etwas konkreter: War Paulus respektlos und ehrfurchtslos Gott gegenüber und spekulativ als er z. B. in 1. Kor. 2,8 einen "was -wäre-wenn -Gedanken" gerade in Bezug auf die Kreuzigung Jesu brachte? Wie konnte Paulus in einem Zusammenhang, wo er in 1. Kor. 1 und 2 das Kreuz Jesu so in den Mittepunkt stellt, wie in keinem anderen seiner Briefe, und das Kreuz als Torheit für die Heiden und Stein des Anstoßes für die Juden aber als Gotteskraft für uns, die wir an Jesus glauben und dadurch auch das Heil erlangen können, trotzdem sagen: "... denn wenn die Herrscher dieser Welt, die (Weisheit Gottes) erkannt hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt" ?

    Wie konnte Paulus einen solchen Gedanken äußern und mir als Leser 2000 Jahre danach zu folgender Frage Anlass geben: "Ja, lieber Bruder Paulus, was wäre denn wirklich gewesen, wenn nur alleine die jüdischen Führer damals erkannt hätte, dass Jesus von Nazareth der Messias ist, und sie ihn dann angenommen, geliebt und gehorcht und dann auch nicht gekreuzigt hätten? Welche Antwort hätte mir denn Paulus gegeben? (Dieser Hinweis soll auch eine erste Antwort für Dich, "Jakob der Suchende" auf Deine diesbezügliche Frage sein. Ich werde versuchen, Deine Fragen morgen noch etwas zu beantworten.)

    Heimo, meinst Du, dass eben genau diese soeben von mir hier oben gestellte Frage gar nicht gestellt werden dürfte? Oder könnte es sein, dass wir gerade durch eine solche Frage, zu Einsichten in unserem Verständnis des gesamten Erlösungsplanes kommen könnten, zu denen wir nie kommen würden und an die wir vielleicht noch gar nicht dachten?

    Oder darf man traditionelle, kirchengeschichtliche Antworten und Erklärungen, die mit solchen Fragen zu tun haben, nicht hinterfragen?

    Hat Jesus die Lehren der Schriftgelehrten und Pharisäer seiner Zeit nicht hinterfragt? War er uns nicht das größte Vorbild, wie er damals von allen geglaubte und gelehrte "Wahrheiten" hinterfragt hat?

    Was heißt es für Dich, wenn wir in der Bibel aufgefordert werden, die Propheten und Geister zu prüfen, ob sie von Gott sind? Hat das nichts mit Hinterfragen zu tun? Wenn dem so ist, dann ist es auch richtig und nicht verkehrt, auch das zu prüfem, was Propheten geschrieben haben, auch wenn es biblische Propheten sind. Jeder Atheist, der noch nicht an die Bibel glauben kann, muss doch eine Möglichkeit bekommen, zu prüfen, ob die Bibel tatsächlich Gottes Wort ist. Oder darf er das nicht, weil das überheblich und Gott gegenüber respektlos wäre? Das nur so kurz auch zu Deiner Frage, wo man das mit dem Hinterfragen in der Bibel finden kann und ob man auch die Bibel "hinterfragen" kann. Kommt also immer darauf an, was man damit meint und welche Absicht man damit verfolgt!

    Ob wir pürfen sollen, ob Jesus sterben musste? Das ist eine Frage, die ich Dir empfehlen würde zu beantworten, wenn Du einen Juden vor Dir hättest, den Du zu Jesus bekehren möchtest. Da musst Du doch in der Lage sein, ihm zu helfen mit der Bibel zu prüfen, ob Jesus sterben musste oder nicht. Du müsstest ihn aber als Christ und Adventist auch helfen zu prüfen, ob er von den Juden gekreuzigt werden musste oder nicht! denn wenn wir vom Tod Jesu reden, dann reden wir ja von seiner Kreuzigung durch die Juden und ausgeführt durch die Römer und von nichts anderem!
    Wie würdest Du also einem Juden heute erklären, dass der Messias unbedingt von seinen Vorvätern getötet werden musste, so dass sein Volk und die Welt von Sünden erlöst und ihnen und uns Sünde vergeben werden konnte?


    So weit mal für heute!

    Liebe Grüße, Armin


    und ein kritisches Hinterfragen von herkömmlichen Konzepten und Erkenntnissen

    Liebe Freunde,

    nachdem ich erst auf dieses Forum aufmerksam wurde, und ich merkte, dass es seit einiger Zeit auch um meine Person und meine theologischen Anliegen geht, erlaube ich mir auch persönlich mich in diese Diskussion einzubringen. Vor allem möchte ich Euch damit auch Gelegenheit geben, von mir selbst zu erfahren, was ich wirklich über das Thema des Todes Jesu glaube, welche Fragen ich an die traditionelle Deutung des Todes Jesu stelle und wie es zu meinem Ausschluss aus dem Predigtamt und aus der Adventgemeinde zumindest aus meiner Sicht kam. Sollte jemand noch näher daran interessiert sein, stehe ich gerne für notwendige und richtigstellende Informationen zur Verfügung.

    Zunächst finde ich es gut, dass diese Problematik hier in dem Forum prinzipiell angesprochen wurde. Ich bin mir auch der Brisanz meiner Fragestellungen sehr bewusst und staune seit vielen Jahren nur mehr, wie emotional die Diskussion über dieses Thema des Todes Jesu diskutiert wir. Gewisse Fragen dürfen für mache Leute gar nicht gestellt werden, obwohl wir an einen Gott glauben dürfen, der ja prinzipiell auf alle Fragen der Menschen antworten möchte. Wenn ich Jesus recht verstehe, dann wäre er wahrscheinlich glücklich darüber gewesen, wenn die Jünger ihm damals all die Fragen gestellt hätte, die sich viele Menschen in der Geschichte allein zum Thema seines Todes gestellt haben, und die ich mir besonders in den letzten 10 Jahren auch gestellt habe. Hätten die Jünger diese Fragen vor seinem Tode gestellt, wären sie wahrscheinlich vor einer bitteren Enttäuschung bewahrt geblieben, und Jesus hätte sich über solche Fragen sicher nicht empört, sondern hätte daran erkennen können, dass er es mit lernbereiten Menschen zu tun hat.

    In allen Wissenschaftszweigen weiß man, dass die Zunahme von Erkenntnissen vor allem auch damit zu tun hat, ob man bereit ist, das herkömmliche und gerade gegenwärtige Wissen immer auf ihre Richtigkeit zu überprüfen und neue Fragen zu stellen. Dort wo nicht mehr gefragt und hinterfragt wird, tritt Stillstand und damit auch geistiger und geistlicher Tod ein. Das war wohl auch der Grund, warum Jesus als unser größter Lehrer immer wieder ganz unerwartete Fragen an die Theologen und die traditionelle Theologie seiner Zeit stellte, die sich natürlich dadurch auch sehr angegriffen fühlten. Als er sagte, dass wir werden sollen wie die Kinder, meinte er vielleicht auch, dass wir Fragen stellen sollten, wie die Kinder, die nach jeder Antwort noch immer weiter Fragen und uns oft mit ihren Fragen erstaunen und durchlöchern. Doch wie oft sind wir als Erwachsene durch solche Fragen und Hinterfragungen unserer Kinder schon auf Gedanken gekommen, die uns selbst nie gekommen wären. Wie schön, wenn man das so erleben kann!
      Nun aber zu dem, was ich bisher in dem Forum über mich erfahren habe. Ich danke mal jenen, die etwas zu meiner Verteidigung schrieben, aber es interessiert mich auch, was Leute an Kritik anzubringen haben, vorausgesetzt, dass sie sachlich und aus einer rechten Information über mich und meine tatsächliche Situation heraus kommt. Dazu kann ich gerne mal mehr dazu sagen, wenn es angebracht ist. 
    Was mir aber zunächst sehr wichtig ist, hat mit folgendem Zitat von Heimo zu tun.

    "Ich weis nicht, was er heute sagt, war aber selbst dabei als er in einer Unionskonferenz - als es darum ging ob er für eine weitere Periode beglaubigt werden sollte - versprochen hat, aufzuhören seine von der Lehre der Kirche abweichenden Theorien zu verbreiten. Er wurde daraufhin beglaubigt und hat sich dann aber nicht daran gehalten."

    Lieber Heimo, diesbezüglich würde ich gerrne wissen, von welcher Unionskonferenz Du hier sprichst. Es genüge mir das Jahr der Konferenz und auch das, was Du über das konkrete Thema weißt, über das man mir ein Versprechen abgenommen haben soll, dass ich es nicht mehr weiter verbreite, und woran ich mich dann nicht gehalten hätte. Du vermittelst in diesem Zusammenhang den Eindruck, als würde es sich dabei um das Thema des Todes Jesu handeln, was aber ganz sicher nicht stimmen würde.

    Ich würde jedenfalls großen Wert darauf legen, dass diese Erklärung von Dir, die mich hier in ein bestimmtes Licht stellt, abgeklärt wird, sodass ich mich dazu äußern kann, wie es aus meiner Sicht wirklich war, und dass sollten dann auch andere Verantwortliche bestätigen können. Vielleicht kannst Du Dich dazu noch etwas äußern.

    Wäre Dir sehr dankbar und danke Dir auch für die Offenheit und Deine freie Meinungsäußerung zu diesem Thema. Es kann uns allen nur Segen bringen, wenn wir in Offenheit, in rechtem Geiste und mit dem Wunsch und Ziel darüber diskutieren, der Wahrheit in allen Bereichen näher und näher zu kommen, und dass diese Wahrheit uns dann auch so heiligt, dass wir Jesus und auch unseren Mitmenschen damit Freude bereiten und zum Segen werden.

    Liebe Grüße
     Armin