An HeimoW:
"Sonderlehren" sind (nach allgemeiner Praxis) Lehren, die nicht der eigenen theologischen Auffassung mit Bezug auf die Heilige Schrift entsprechen.
Also im Grunde kann alles heutzutage als Sonderlehre bezeichnet werden, weil es aus Sicht irgendeiner Kirche oder Glaubensgemeinschaft als solche betrachtet wird. Dass die Mehrheit hier nicht das entscheidende Kriterium bei der Beurteilung dieser Frage sein kann, haben wir schon längst festgestellt.
Ich schlage daher vor, dass wir zunächst einmal generrel von dem Begriff "Irrlehre" abrücken, und stattdessen demütig eingestehen, dass es unter Christen verschiedene Auslegungen ein und desselben Wortes gibt und wahrscheinlich bis zum Ende dieser Weltzeit geben wird, und dass das, was alle Gläubigen verbindet, der Glaube an den EINEN Gott, den Schöpfer aller Dinge, an Jesus Christus, den Messias und Sohn Gottes und die Bereitschaft, ihm nachzufolgen, sowie der Glaube an die Verheißung des Ewige Lebens und der Aufestehung von den Toten ist.
Wenn wir das endlich kapiert haben, dann gelingt es uns vielleicht, eines Sinnes (auch wenn nicht einer Meinung in manchen Fragen) zu sein und endlich miteinander bzw. gemeinsam für Gottes Reich zu streiten, statt wie bisher gegeneinander zu arbeiten. Denn Argumente dafür und dagegen wird man immer genügend finden.
Und gefühlt bestehen über 50% aller Predigten und Vorträge im Internet aus Warnungen vor "Irrlehren" (die eigene natürlich ausgenommen).
Wem nützen diese Streiterien und wem spielt das letztlich in die Hände?
In meinen Augen ist dies vergeudete Zeit und wertvoller Ressourcen.
Ob Jesus Gott ist oder nicht - er ist der Sohn Gottes, wie auch immer der einzelne das versteht.
Ob es eine Hölle gibt oder nicht - wer nicht an Jesus glaubt, geht verloren, was auch immer das bedeutet.
Ob jemand den Sabbat beachtet oder nicht - für alle gilt das Gebot der Liebe.
Statt auf die Unfehlbarkeit der eigenen Auslegung (ganz gleich, wie viele andere sie teilen) zu beharren, ist es keine Schande, sich einzugestehen und nach außen hin zu bekennen, dass es in sämtlichen Fragen zur Bibel unterschiedliche Überzeugungen gibt, die aber kein Grund für Spaltung im Leib darstellen müssen.
Mein Fazit:
Wir können uns weiterhin bekriegen und bekämpfen und uns solche Bezeichnungen wie "Irrlehrer" usw. an den Kopf werfen, oder wir besinnen uns auf das gemeinsame biblische Fundament, das ich oben benannt habe (und gegen das niemand etwas sagen kann, weil es so unmissverständlich bezeugt ist, während Auslegungen strittig sein können) und lernen, als Brüder, die denselben Herrn haben und auf die Erfüllung derselben Verheißung hoffen, in Frieden und einmütig zusammenzuleben und mit vereinter Kraft dem Herrn zu dienen.
Und ich danke Gott, dass es immer mehr Christen ganz unterschiedlicher Denominationen in meinem Umfeld gibt, die das begreifen und ihre Einstellung dahingehend geändert haben.
Möge jeder selbst entscheiden, welchen Weg er gehen möchte.