-) Um welche Krankheit hat es sich gehandelt? War es Lepra?
Man kann nicht mit Sicherheit sagen, ob das griechische Wort leproi (von lepros bzw. lepra), dasselbe bedeuten muss, wie das heutige medizinische Wort Lepra.
Hier ein Auszug aus Wikipedia:
Die hebräische Bezeichnung Zaraat (oder Ṣaarʿat) umschreibt im Buch Leviticus (im 13. und 14. Kapitel) leichtere Hauterkrankungen. Ob es sich dabei um Lepra handelt, ist fraglich.[18] Ob in der Bibel überhaupt von Lepra berichtet wird, ist nach wie vor strittig (siehe oben). Zu der bekannten Erzählung aus den Evangelien gehört die Heilung eines Aussätzigen.
Man nimmt an, dass aufgrund des unvollständigen medizinischen Wissens viele Hautkrankheiten früher unter Begriffen wie Lepra oder „Aussatz“ zusammengefasst wurden, da man nicht streng zwischen den verschiedenen Hauterkrankungen wie z. B. Lupus (Schmetterlingsflechte) oder Psoriasis (Schuppenflechte) unterscheiden konnte. Woran ein in Überlieferungen erwähnter Aussätziger tatsächlich erkrankt war, kann daher fast nie mit Sicherheit festgestellt werden.
Die Elberfelder Studienbibel schreibt zu lepra:
»Aussatz« umfasste in biblischer Zeit mehrere Hautkrankheiten, z. T. auch die damals noch unheilbare Lepra.
In Theologisches Wörterbuch zum NT (Kohlhammer, Bd. IV, S. 240) steht zu lepra, lepros:
Ob freilich im AT und NT die Krankheit gemeint ist, die wir heute als Lepra bezeichnen, muß fraglich sein.
-) Waren es 9 Juden und 1 Samariter, kann man das irgendwie dem Text entnehmen?
Ich denke nicht, dass im Bibeltext ein gesicherter Hinweis steht, dass 9 von den Aussätzigen, Juden waren.
Edition C - Bibelkommentar (Bd. 2, S. 354) :
Übrigens erfahren wir erst hier, daß die Gruppe der zehn Aussätzigen aus Juden und Samaritanern bestand. Ob es neun Juden und ein Samaritaner waren, wie fast alle Ausleger annehmen, ist nicht ganz sicher.
Da Du wohl eine Predigt eines Adventisten gehört hast, ist anzunehmen, dass er sich dabei bei Ellen White kundig gemacht hat, die häufig Überlieferungstraditionen in ihren Auslegungen gefolgt ist. Sie schrieb: And this man was a stranger; the other nine were Jews. {3T 179.2} (Und dieser Mann war ein Fremder; die anderen neun waren Juden.)
-) Wie lange dauerte die Reise der 10 Aussätzigen zu den Priestern? Gab es Priester, also solche, die dich auch gesundschreiben können, nur in Jerusalem, oder waren die über ganz Israel verteilt, bspw. in den Synagogen?
Wenn man annimmt, dass Jesus sich zum einen, an die Vorgaben des Alten Testaments hielt, dann muss man annehmen, dass er nach 3. Mose 13 und 14 vorgehen wollte. Dabei war der Hohepriester sowohl für die Erklärung von Unrein, als auch für die von Geheilten, für Rein, zuständig. Somit mussten sie nach Jerusalem gehen.
Auffällig ist aber, dass Jesus, im Gegensatz zu Mt 8,4; Mk 1,44; Lk 5,14 (wo immer nur "dem" Priester steht, dem man sich zeigen soll), bei Lukas 17,14 »zeigt euch den Priestern« sagte. Interessant ist hier die Aussage aus Wikipedia: »Dass von mehreren Priestern gesprochen wird, deutet vielleicht darauf hin, dass Juden und Samariter verschiedene Priester hatten.«
Lukas 17,14: Und als er <sie> sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie gereinigt. (ELB)
Das könnte darauf hinweisen, dass Jesus zum anderen, auch nicht nur an die Vorgabe des ATs dachte, sondern auch an die menschennahe Praxis damals, dass es nämlich zwei Heiligtümer gab, nämlich aus das der Samaritaner, am Berg Garizim.
Denn da es sich bei dem Dorf mit den zehn Aussätzigen evtl. um die Gegend oder das Umfeld von Samaria handelt (Lk 17,11), wäre es nicht unvernünftig, wenn die Geheilten sich auch den samaritanischen Priestern zeigten, denn diese sollten ja auch die Heilung bestätigen, damit sich die Aussätzigen auch bei den Samaritern wieder frei bewegen konnten. Zudem wäre es sinnvoll, wenn sie sowohl bei den jüdischen, als auch bei den samaritanischen Priestern, Zeugnis über die Heilung durch Jesu ablegen würden. Und Jesus sagte ja zu allen zehn: »zeigt euch den Priestern«. Er sagte das nicht nur zu den/dem samaritanischen Geheilten.
Dass damit Priester vor Ort gemeint waren, denen sie sich zeigen sollten, denke ich nicht. Normal waren für solche Fälle sicher nur die, oder genauer gesagt der jeweilige Hohepriester in Jerusalem oder Garizim zuständig.
Wie lange der Fußmarsch dauerte, finde ich nicht so entscheidend. 50 km geht man wohl in 2 Tagen, also 2 Tage hin und 2 Tage wieder zurück. Das ist doch sicher lohnenswert, wenn man bedenkt, dass man damit wieder völlig in die Gemeinschaft der Menschen aufgenommen werden konnte.
-) Wodurch wurden die anderen 9 Aussätzigen geheilt? War es bei Ihnen auch ihr Glaube, der sie gerettet hat?
Ich denke generell nicht, dass nur völlig Gläubige an Jesus, von Jesus geheilt wurden, wie dies häufig in Predigten zu hören ist. Dies trieft meiner Ansicht nach auf bestimmte Fälle zu, bei denen Jesus den Glauben betonte, aber nicht auf alle.
In Matthäus 4,23 steht: Und er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium des Reiches und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen unter dem Volk.
Das weist für mich darauf hin, dass er nicht nur heilte, wenn jemand streng an ihm als Messias glaubte oder sehr stark im Glauben war. Sondern wenn die Menschen kamen oder gebracht wurde, dann war die Gnade Gottes so groß, dass er selbst die heilten, die keinen wirklichen Glauben hatten. Wenn sie kamen (oder zu ihm gebraucht wurden oder er sie fand), dann heilte er sie, denn wie sonst könnte Mt 4,23 sonst stimmen? Oder waren alle schon gläubig an ihm? Ich denke nicht.
-) Wie bewertet ihr die Dankbarkeit des Samariters?
Lukas 17,19: Und er sprach zu ihm: Steh auf und geh hin! Dein Glaube hat dich gerettet.
Das »gerettet« weißt für mich nicht auf das »geheilt« hin, sondern darauf, dass dieser Samariter Jesus offenbar als den Messias anerkannte, an ihm glaubte und daher in einem erlösten Zustand war, ihm waren die Sünden wohl vergeben worden. Dieser Glaube ist mMn nicht die Bedingung für die Heilung vom Aussatz gewesen, sondern für seine Erlösung.