AUFGESCHNAPPT - Streit um Esoterik

  • Streit um Esoterik: Theologe fordert mehr Sachlichlichkeit

    Im Streit zwischen Ex-TV-Pfarrer Jürgen Fliege und der Hamburger Sektenexpertin Ursula Caberta mahnt die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen einen differenzierten und sachlichen Umgang mit der Esoterik an.
    Fliege und Caberta glichen sich darin, «dass sie durch Vereinfachungen, durch Provokationen und durch einen geschickten Umgang mit den Medien das Licht der Öffentlichkeit suchen», erklärte Institutsleiter Reinhard Hempelmann am Freitag.

    Caberta warnt in ihrer neuen Publikation «Schwarzbuch Esoterik» vor einer Zunahme esoterischer Praktiken und gefährlicher Heilslehren in der Gesellschaft. Schätzungen zufolge würden mit esoterischen Themen allein in Deutschland rund 20 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erzielt. Cabertas Kritik richtet sich auch gegen den Theologen Fliege. Dieser sei «vom evangelischen Pastor zum Esoteriker mutiert». Der 64-Jährige wies die Kritik zurück. Ihm gehe es wesentlich «um das Ernstnehmen spiritueller Traditionen».

    Hempelmann erklärte dagegen, Fliege habe zunehmend gezeigt, dass er als Pfarrer seine «Distanz zu zentralen Anliegen moderner Esoterik verloren hat». In Fernsehsendungen habe er Esoterikern kritiklos Gelegenheit zur Selbstdarstellung gegeben. Hempelmann: «Inzwischen scheint er mit seinen Statements, Aktivitäten und Produkten selbst Teil einer facettenreichen Esoterikszene geworden zu sein.» Beispiel dafür sei die von Caberta angeprangerte «Fliege-Essenz», die für 39,95 Euro erworben werden kann und von der heilende Kraft ausgehen soll.

    Cabertas Kritik an Fliege treffe einen «wunden Punkt», fügte Hempelmann hinzu. «Liest man ihr Buch, bleibt es jedoch enttäuschend. Die Darstellungsweise ist pauschalisierend», schränkte der Weltanschauungsexperte ein. Die wissenschaftliche Forschung zum Thema werde so gut wie nicht zur Kenntnis genommen. Das Schwarzbuch Esoterik sei ein Rundumschlag gegen verschiedenste Formen vereinnahmender Religiosität und beschränke sich keineswegs auf das im Titel genannte Thema. Tatsächlich tue Aufklärung not. Wenig gedient sei dieser Aufgabe «allerdings mit einem alarmistischen Rundumschlag», so Hempelmann weiter.

    Quelle. epd - Evangelischer Nachrichtendienst