Möglichkeit zur Reue und Umkehr im AT

  • Seit längerem beschäftigt mich oben genanntes Thema. Ich verstehe einfach nicht, wie sich das Prinzip der direkten Gerichtsbarkeit im AT mit Gottes Aufruf zur Umkehr und Reue vereinbaren lässt. Wir sind als Christen ja aufgefordert eben keine Vergeltung zu üben, für die Feinde zu beten, und in jedem Menschen - auch in einem Mörder - einen potentiellen Kandidaten für den Himmel zu sehen. Wir nehmen Menschen an, die sich von ihrer oft heftigen Vergangenheit lösen wollen, verurteilen sie nicht, egal was geschehen ist. Die Tür zum Himmel steht unserem Glauben nach jedem offen, der ernsthaft sucht, egal wie unwissend er früher war, und wie falsch er in der Vergangenheit deswegen gehandelt hat.

    Da verstehe ich nicht, wieso es diese Möglichkeit im AT scheinbar so selten gab. Warum durfte der Mann, der aufgrund seines Sabbatvergehens ("Holz sammeln") gesteinigt wurde, keine "korrigierende Seelsorge" genießen. Warum hatte ein Mörder im AT keine Möglichkeit zur Umkehr (mit Ausnahme Davids - und warum dann eigentlich er?) sondern musste die Todesstrafe erleiden. Warum hat man mit den Zauberern, Wahrsagern, Homosexuellen etc. keine andere Möglichkeit gehabt als sie auszulöschen - war die Welt damals wirklich so anders als heute? War hier wirklich keine Umkehr zu erwarten? Warum gab es für manche Sünden keine Opfermöglichkeit mehr sondern es musste der Tod folgen?

    Und - gibt es für diese Menschen, die unmittelbar aufgrund ihres Vergehens getötet wurden, dennoch die Möglichkeit zum ewigen Leben - ist Jesus auch für sie gestorben?

    Das sind so meine Gedanken, die ich seit langem habe, und das macht mir auch zu schaffen in meiner Beziehung zu Gott und dem Glauben an seine bedingungslose Liebe und Vergebungsbereitschaft. Ich hoffe, das sind keine blöden Fragen...Ich suche in diesen Fragen einfach schon länger nach Antworten...

    lg

  • Hallo liebe Caro, 
    wir können zwar nicht in die Zeit zurückschauen - aber eines können wir wissen: Gottes Urteil ist in jedem Fall gerecht und gut. Damit wir eben das verstehen, gibt es ja in den 1000 Jahren das sog. Bestätigungsgericht, wo die Kinder Gottes nachlesen und nachprüfen und erkennen werden, dass alle Entscheidungen richtig waren. In jedem Fall gilt doch der der Vers, dass der Vater kein Gefallen am Tod des Gottlosen hat, sondern an seiner Umkehr und das ist ein Vers aus dem AT... :) LG

  • Jesus ist für Alle gestorben, für alle die vor ihm waren und für alle die nach ihm sind. da ist die Gerechtigkeit Gottes drinnen, Gott macht keine Ausnahmen.

  • ladylockenlicht777 (puh, langer Name) ich probiere dir meinen momentanen Erkenntnisstand zu diesem Thema zu erklären. Es ist ein schwieriges Thema deshalb will ich mich da nicht ganz festlegen.

    [bibel] (Jesaja 1:27) 27 Zion wird erlöst werden durch Gericht, und seine Rückkehrenden durch Gerechtigkeit. [/bibel]

    [bibel] (2.Mose 6:6) 6 Darum sage den Kindern Israel: Ich bin der HERR und will euch aus den Lasten Ägyptens herausführen und will euch von ihrer Knechtschaft erretten und will euch durch einen ausgestreckten Arm und große Gerichte erlösen. [/bibel]

    [bibel] (Jesaja 26:9-19) 9 Meine Seele begehrte deiner in der Nacht, und mein Geist in mir sehnte sich nach dir; denn sobald deine Gerichte die Erde treffen, lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit.
    10 Wird der Gottlose begnadigt, so lernt er doch nicht Gerechtigkeit; in einem Lande, wo beste Ordnung herrscht, handelt er verkehrt und sieht nicht die Majestät des HERRN.
    [/bibel]

    An sich wird hier immer wieder der gleiche Gedanke vermittelt. Gottes Gericht bringt Gerechtigkeit. Indem Menschen sehen, dass Sünde Leid, Schmerz, Trauer, Tod, usw. mit sich bringt, das am eigenem Leib spüren, erkennen sie, dass Sünde etwas Verabscheuliches ist und richten sich deshalb an Gottes Gebote, die Frieden, Freude, Liebe und das Leben bringen. Wenn der Mensch diese bittere Erfahrung nicht erleben würde, würde er an seinen Sünden mit Sicherheit festhalten. Andererseits besteht die Hoffnung, dass er von seinem bösen Weg abkehrt. Das will auch Jesaja 26:10 sagen. Deshalb sind sogar Gottes Gerichte ein Liebesbeweis von Ihm.

    [bibel] (Jeremia 2:19) 19 Du strafst dich selbst mit deiner Bosheit und züchtigst dich selbst mit deinem Abfall und sollst erfahren und einsehen, wie böse und bitter es ist, den HERRN, deinen Gott, zu verlassen und mich nicht zu fürchten, spricht der Herr, der HERR der Heerscharen. [/bibel]

    [bibel] (Hebräer 12:6) 6 Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er geißelt einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt.» [/bibel]

    Das ist ein allgemeines Prinzip. Zucht durch Gerichte bringt Erlösung von der Sünde. Jedoch kann man auch von sündigen Gedanken befreit werden wenn ein anderer durch die Folgen der Sünde leidet. Indem man beobachten kann, wie jemand durch seine Sünden in Schwierigkeiten kommt, kann man zur Umkehr kommen. Außerdem kann man auch zur Buße kommen, wenn man erkennt, dass durch die eigenen Sünden unschuldige Menschen leiden müssen. Dieses Phänomen, diese Eigenschaft gibt es noch heute und Gott benutzt diese auch. Zur Zeit Israel musste Gott den Menschen klarmachen wie schlimm die Sünde ist und was sie mit sich bringt. Anhand dieser Todesurteile sollte diese Botschaft vermittelt werden. Genau die gleiche Funktion hatten die Tieropfer beim Tempeldienst.

    Man muss auch bedenken, dass das AT sich nicht nur mit Israel beschäftigt sondern auch mit der Zeit vor Israel. Es gab eine Sintflut in der Menschen Gottes Gesetz einfach beiseite gelegt hatten weil sie von dem nichts wissen wollten. Damals gab es diese Todesstrafen in diesem Sinne noch nicht und die Menschen sind auch nicht zur Buße gekommen.

    Die Sünde hat einfach die Eigenschaft, dass oft unschuldige Menschen darunter leiden müssen. Also sogar wenn Menschen etwas falsch gemacht haben und Buße tun, mussten sie eigentlich nach dem alttestamentarischen Gesetz umgebracht werden. Gott wollte mit diesen Gesetzen zeigen wie ungerecht die Sünde ist. Auf der anderen Seite will Gott auch zeigen, dass er ein barmherziger Gott ist und vergibt wenn jemand zur Umkehr kommt. Gerade im AT gibt es vieler solcher Bibelstellen. Deshalb gibt es hier Sannungen weil Gott durch verschiedene Methoden den Menschen vor Sünde bewahren wollte. Diese verschiedene Methoden sind jedoch manchmal sehr entgegengerichtet obwohl das Ziel das Gleiche ist.

    Mit Jesus haben jedoch viele dieser Gesetze einen gewissen Wert verloren, da sich in Jesus alles erfüllt hat. In Jesus kann man sehen wie schrecklich die Sünde ist, da der Unschuldigste von allen durch die Folgen der Sünde sterben musste. Auf der anderen Seite hat Gott durch Jesus jedoch noch am Kreuz gezeigt warum er das alles zulässt. "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun". Die Menschen sollen die Abscheulichkeit der Sünde erkennen, zur Umkehr kommen und auf Gottes Wegen wandeln damit Gott ihnen überhaupt vergeben kann. Alles was Gott macht, trägt diesen Kerngedanken in sich.

    ladylockenlicht777 ich bin jetzt nicht auf jeden einzelnen Punkt von dir eingegangen aber ich hoffe, dass meine allgemeine Erklärung dich in deinen Überlegungen weiterbringen kann. Die Fragen, die du stellst, sind auf gar keinen Fall dumme Fragen. Die meisten Christen haben m.M. nach eine vollkommen falsche Vorstellung von dieser Thematik was z.T. schwerwiegende Folgen mit sich bringt. Das ist jedoch ein anderes Thema. Ich finde, dass es sehr wichtig ist, sich damit zu beschäftigen und ein dickes Lob ladylockenlicht777 dass du dir darüber Gedanken machst. ;):thumbup: