Lieber Jakob,
Du antwortest an Kathrin: "
"Es ist dein Verständnis, dass die "Folge" der Sünde nicht übernommen werden kann. Laut Kol 2.14 nagelte Jesus unser Schuldschein ans Kreuz. Dieser Schuldschein ist nichts anderes als eine Liste der Anschuldigungen gegen uns. Diese Anschuldigung führte dazu, dass wir sterben müssen. Jesus hat weder unsere Strafe noch die Folge auf sich genommen, sondern die Anklageliste. Durch Seinen Tod stehen wir nicht mehr unter dieser Anklageliste und sind somit durch den Glauben an Ihn vom Tod ins Leben übergegangen."
Grundsätzlich kann ich dieser Darstellung gut zustimmen. Aber ist Dir bewusst, dass Du mit Deiner Erklärung der "Theologie der Stellvertretung des Todes Jesu", die in allen christlichen Kirchen und Gemeinden und auch in der Adventgemeinde bis datto hauptsächlich vertreten wird, total widersprichst???
Diese THeologie besagt nämlich, dass Jesus uns nicht nur die Anklageliste auf sich nahm, sondern sehr wohl allen voran die Strafe und somit die Folge der Sünde, d. h. den Lohn der Sünde, welches ist der Tod stellvertretend für alle Menschen auf sich genommen hat.
Diese Theologie besagt auch, dass z. B. Adam und Eva tatsächlich schon wegen der ersten Sünde sofort den zweiten und somit auch den ewigen Tod hätte sterben müssen, auch wenn sie ihre Sünde noch so bereut und bekannt und Gott um Vergebung gebeten hätten.
Der einzige Grund, warum Gott sie also nicht gleich nach ihrer ersten Sünde tot umfallen ließ, oder warum er sie nicht gleich selbst sofort mit dem zweiten Tod bestrafte, wie er das mit den unbußfertigen Menschen nach den 1000 Jahren tun wird, hatte gemäß dieser THeorie damit zu tun, dass Jesus sich bereit erklärte, diese Strafe des zweiten Todes etwa 4000 Jahre nach dem Sündenfall am Kreuz von Golgatha auf sich zu nehmen, und an ihrer Stelle und an der Stelle aller Nachkommen Adams buchstäblich den zweiten Tod zu sterben. Nur so wird in der Stellvertretungstheologie die Erlösung von Sünde und vom zweiten Tod ermöglicht.
Mit anderen Worten: Jesus musste an der Stelle jedes Sünders den zweiten Tod sterben, damit dieser nicht den zweiten Tod zu sterben braucht. Allerdings gibt es dann in dieser Theorie allein durch den Tod Jesu immer noch kein Heil für den Sünder, wenn dieser letztlich nicht an Jesus glaubt, und auch nicht glauben würde, dass Jesus buchstäblich an seiner Stelle gestorben ist, und wenn er Jesus nicht als seinen Erlöser annimmt und sich bemüht, in Gehrosam und Treue Gott gegenüber ein gottesfürchtiges Leben zu leben.
Kathrin hat deshalb schon mit Recht zum Teil auf etwas sehr Wichtiges hingewiesen, dass nämlich der Tod, die natürliche Folge der Sünde sei und nicht so sehr die direkte Strafe Gottes schon für eine einzige Sünde. Und darüber hinaus unterscheidet die Bibel tatsächlich zwischen dem ersten und dem zweiten Tod. Den ersten Tod sterben normaler Weise alle Menschen seit dem Sündenfall, doch selbst das stimmt nicht wirklich, denn Henoch und Elia im Alten Testament starben trotz Sündenfall auf Erden und trotz ihrer sterblichen Natur, die sie als Nachkommen Adams hatten, nicht mal den ersten Tod, und werden auch keinen zweiten Tod sterben.
Dazu kommt noch, dass am Ende vor der Wiederkunft Jesu alle Christusgläubigen Menschen nicht mehr sterben werden, sondern bei der Wiederkunft - ohne den ersten Tod zu sterben - lebendig in den Himmel entrückt werden. Den zweiten Tod, und somit den ewigen Tod, werden also Menschen nicht deshalb sterben, weil der Lohn schon für eine einzige Sünde der zweite Tod wäre, sondern einfach weil Menschen gesündigt haben, aber dann nicht den göttlichen Weg zur Vergebung und Befreiung von Sünde gegangen sind, sondern trotz besserem Wissen und trotz der Gnade und Hilfe Gottes, nicht bereit waren, Sünde im Sinne Gottes einzusehen und sich nicht von ihr auf die Weise zu trennen, wie es Gott in seinem Plan für jeden Menschen vorgesehen hat.
So bleibt also das Prinzip bestehen, dass der Lohn für die Sünde zwar der Tod ist, aber nicht ein Tod, den Gott in seiner Gerechtigkeit verpflichtet wäre, dem Menschen unter allen Umständen auch schon wegen einer einzigen Sünde zuzufügen, sondern den nur der erleiden wird müssen, der meint, er könne ohne Gott, ohne Jesus und ohne göttliche Hilfe und Weisung nach seinen eigenen Vorstellungen oder nach menschlichen Gesetzen und Regeln seinen Weg ins Himmelreich gehen.
Bleibt also nur noch die Fragen wirklich zu klären, ob Jesus trotzdem an der Stelle der Menschen am Kreuz von Menschenhand getötet werden musste, und ob er tatsächlich die Strafe der Sünde, nämlich den zweiten Tod als Folge der Sünde der Menschen auf sich genommen hat, bzw, auf sich nehmen musste, und Gott erst dadurch das Recht erwerben konnte, den Menschen überhaupt Sünde vergeben zu können?
Ich bin mir nicht sicher, ob jeder Christ, der meint, Jesus hätte unbedingt und unter allen Umständen einen gewaltvollen sterben müssen, die gesamte Theorie des stellvertretenden Todes Jesu versteht, und so aus der Bibel heraus erkennen kann, wie ich es hier in diesen Worten zu beschreiben versuchte. Immer wieder sagen mir Glaubensgeschwister und Christen anderer Konfessionen, dass sie das noch nie so geglaubt und auch noch nie so konkret erklärt bekamen. Wie sieht es damit bei den Lesern dieses Forum aus? Das würde mich einfach mal interessieren!
Danke für Eure offene Stellungnahme!
Mit Grüßen, Armin