Paulus - ein Zeuge Jesu Christi

  • Paulus - ein Zeuge Jesu Christi


    Jerusalem im Jahr 30, das Todesurteil

    Markus 14,61-64:

    Da wandte sich der Hohepriester nochmals an ihn und fragte: „Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?“

    62 Jesus sagte: Ich bin es. Und ihr werdet den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und mit den Wolken des Himmels kommen sehen.“

    63 Da zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: „Wozu brauchen wir noch Zeugen? 64 Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was ist eure Meinung? Und sie fällten einstimmig das Urteil: Er ist des Todes schuldig.“

    Ebenso Matthäus und Lukas

    Johannes 18:

    33 Da ging Pilatus wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: „Bist du der König der Juden?“ […]

    37 Da sagte Pilatus zu ihm: „Also bist du doch ein König?“

    Jesus antwortete: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“

    Das Gesetz sagt, 5. Mose 21

    22 Wenn jemand ein Verbrechen begangen hat, auf das die Todesstrafe steht, wenn er hingerichtet wird und du den Toten an einen Pfahl hängst, 23 dann soll die Leiche nicht über Nacht am Pfahl hängen bleiben, sondern du sollst ihn noch am gleichen Tag begraben; denn ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter.

    ----------

    Damaskus im Jahr 33, Apostelgeschichte 9

    „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“

    5 Er antwortete: „Wer bist du, Herr?“

    Dieser sagte: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“


    Makedonien im Spätherbst des Jahres 55

    Paulus schreibt an die Galater 1:

    „1 Paulus, zum Apostel berufen, nicht von Menschen oder durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und durch Gott, den Vater, der ihn von den Toten auferweckt hat, 2 und alle Brüder, die bei mir sind, an die Gemeinden in Galatien“ [...]

    „13 Ihr habt doch von meinem früheren Lebenswandel im Judentum gehört und wisst, wie maßlos ich die Kirche Gottes verfolgte und zu vernichten suchte. 14 Im Judentum machte ich größere Fortschritte als die meisten Altersgenossen in meinem Volk und mit dem größten Eifer setzte ich mich für die Überlieferungen meiner Väter ein.“

    Und über „Damaskus“, die Lebenswende des Paulus:

    „15 Als es aber Gott gefiel, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, in mir seinen Sohn zu offenbaren, damit ich ihn unter den Völkern verkünde“


    (Vermutlich) Rom im Jahr 60, Philipper 3:

    Paulus schreibt und teilt sein Leben ein

    in vor „Damaskus“:

    „Ich wurde am achten Tag beschnitten, bin aus Israels Geschlecht, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, nach dem Gesetz ein Pharisäer; ich verfolgte voll Eifer die Kirche und war untadelig gemessen an der Gerechtigkeit, die im Gesetz gefordert ist.

    Doch was mir ein Gewinn war,“

    und nach „Damaskus“:

    „das habe ich um Christi willen für Verlust gehalten. Ja noch mehr: Ich halte dafür, dass alles Verlust ist, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles überragt. Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen und in ihm erfunden zu werden.“


    Fazit:

    Die Zeitangaben zeigen, weshalb mir Paulus so wichtig ist. Er kam bereits kurz nach Jesu Hinrichtung zu dem Jüngerkreis. Damals waren noch alle am Leben, die mit Jesus zusammen waren. Jerusalem war noch nicht zerstört. Sieben Briefe werden von der Forschung unstrittig als echte Paulusbriefe anerkannt. Alles geschrieben 20-30 Jahre nach Jesu Hinrichtung. Authentischer geht es nicht mehr. Zuvor war Paulus verkündend unterwegs und gründete Hausgemeinden.

    Ich sehe einen klaren Zusammenhang zwischen dem Lebenswandel von Paulus vor und nach dem Damaskus Ereignis.

    Fragen, die der Vertiefung bedürfen:

    Wer war Paulus?

    Weshalb hat Paulus die Christen verfolgt?

    Was hat Paulus aufgegeben?

    Weshalb meinte er es aufgeben zu müssen?

    Weshalb brauchte Gott unbedingt Paulus?

    …???

    Ich habe jetzt gelesen "Paulus - Jude mit Mission" von Guido Baltes. Wärmstes zu empfehlen, wo gezeigt wird dass Paulus seine jüdische Identität nicht aufgab, auch gerade mit bezug zur Apostelgeschichte die ja gerne dabei als nicht so authentisch bezeichnet wird bei dieser DIskussion. Top Leistung!

    Stimmt das?

  • Paulus - ein Zeuge Jesu Christi


    …???

    Ich habe jetzt gelesen "Paulus - Jude mit Mission" von Guido Baltes. Wärmstes zu empfehlen, wo gezeigt wird dass Paulus seine jüdische Identität nicht aufgab, auch gerade mit bezug zur Apostelgeschichte die ja gerne dabei als nicht so authentisch bezeichnet wird bei dieser DIskussion. Top Leistung!

    Stimmt das?

    Nun, mir fällt da spontan das Ereignis aus Apostelgeschichte 21 ein, wo die Christen der Jerusalemer Urgemeinde den Paulus auffordern, sich nach jüdischem Brauch zu verhalten; ich zitiere aus der Einheitsübersetzung:

    Apg 21,23 Tu also, was wir dir sagen: Bei uns sind vier Männer, die ein Gelübde auf sich genommen haben.
    Apg 21,24 Nimm sie mit und weihe dich zusammen mit ihnen; trag die Kosten für sie, damit sie sich das Haar abscheren lassen können. So wird jeder einsehen, dass an dem, was man von dir erzählt hat, nichts ist, sondern dass auch du das Gesetz genau beachtest.
    Apg 21,25 Über die gläubig gewordenen Heiden aber haben wir ja einen Beschluss gefasst und ihnen geschrieben, sie sollten sich vor Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktem und Unzucht hüten.
    Apg 21,26 Da nahm Paulus die Männer mit und weihte sich am nächsten Tag zusammen mit ihnen, ging dann in den Tempel und meldete das Ende der Weihetage an, damit für jeden von ihnen das Opfer dargebracht werde.

    Diese Geschichte hier unterstreicht die These von Guido Baltes, „dass Paulus seine jüdische Identität nicht aufgab”, da sich der Heidenapostel Paulus hier konkret an die jüdische Thora des AT gehalten hatte.

    Und es fällt mir die Sache mit der Beschneidung des Timotheus aus Apostelgeschichte 16 ein, die so ganz des Paulus Argumentation aus dem Galaterbrief zu widersprechen scheint: Paulus beschneidet Timotheus, um auf der Missionsreise weiterhin Zugang zu den jüdischen Gemeinden zu haben.

    Apg.16,1: Dort war ein Jünger namens Timotheus, der Sohn einer gläubig gewordenen Jüdin und eines Griechen.

    Apg 16,3 Paulus wollte ihn als Begleiter mitnehmen und ließ ihn mit Rücksicht auf die Juden, die in jenen Gegenden wohnten, beschneiden; denn alle wussten, dass sein Vater ein Grieche war.
  • Und es fällt mir die Sache mit der Beschneidung des Timotheus aus Apostelgeschichte 16 ein, die so ganz des Paulus Argumentation aus dem Galaterbrief zu widersprechen scheint: Paulus beschneidet Timotheus, um auf der Missionsreise weiterhin Zugang zu den jüdischen Gemeinden zu haben.

    Das zeigt aber auch die Menschenkenntnis und Weisheit des Paulus, jeden zu erreichen auf seine Art. Nichts mit gewallt einen aufstülpen, wie einige es bis heute praktizieren...

    2 Petr.3

    14 Darum, ihr Lieben, während ihr darauf wartet, seid bemüht, dass ihr vor ihm unbefleckt und untadelig im Frieden gefunden werdet, 15 und erachtet die Geduld unseres Herrn für eure Rettung, wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der Weisheit, die ihm gegeben ist, euch geschrieben hat.

    16 Davon redet er in allen Briefen, in denen einige Dinge schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Leichtfertigen verdrehen werden, wie auch die andern Schriften, zu ihrer eigenen Verdammnis.

    17 Ihr aber, meine Lieben, weil ihr das im Voraus wisst, so hütet euch, dass ihr nicht durch den Irrtum dieser ruchlosen Leute mitgerissen werdet und euren festen Halt verliert.

    18 Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus. Ihm sei Ehre jetzt und für ewige Zeiten! Amen.

    Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3,16

  • Meine Kurzantworten unten ↓

    ➡ Paulus war gebürtiger Jude aus Tarsus in Kleinasien aus dem Stamme Benjamin, von Gesinnung (vor seiner Bekehrung bei Damaskus) her ein Pharisäer, Schüler des großen jüdischen Gelehrten Gamaliel. Nach Damaskus wurde aus Saulus ein Paulus und der grösste Missionar und Evangelist aller Zeiten, der dann im Jahr 65 n.Chr. in Rom zu einem der ersten christlichen Märtyrer für seinen Herrn Jesus geworden und geköpft worden ist.

    Mit diesen 2 Sätzen würde ich das Leben des Paulus zusammenfassen, wenn mich jemand danach fragen würde.

    ➡ Weil Paulus Pharisäer war, die schon zu Lebzeiten Jesu seine Gegner waren, und fest im Judentum verwurzelt war, deshalb hat er Jesus verfolgt, den er als Irrlehrer angesehen hatte – vor Damaskus ...

    ➡ Nach Damaskus: Paulus gab den Grundsatz des mosaischen Judentum auf, wonach der Jude nur durch den Gehorsam gegenüber den Gesetzen bestehen und leben könne.

    Des Juden Gerechtigkeit „zu halten alle meine Gebote ihr Leben lang” (5. Mose 5:26) war nun nicht mehr im Fokus des neuen Glaubens, sondern »die Gerechtigkeit allein durch den Glauben an Jesus Christus!« stand nun im Vordergrund! (----> siehe Apg.15,11 [„Wir glauben im Gegenteil, durch die Gnade Jesu, des Herrn, gerettet zu werden”]!)

    ➡ Weil sich die 613 Mosaischen Gesetze (= das Zeremonialgesetz des Judentums) als "knechtisch" erwiesen hatten, tat Paulus „das Gesetz der Gebote” – wie gesagt hier sind die jüdischen 613 Gebote – also nur das Zeremonialgesetz mit Beschneidung etc. – nicht jedoch der Dekalog (---> siehe Röm.7,13 + 1. Tim.1,8) – gemeint – ab! (---> siehe Gal.3,25 + Eph.2,15). Allein Christus – Allein seine Gnade – Allein der Glaube an Jesus Christus zählte von nun an im Leben des Paulus, weshalb Paulus alles andere meinte, aufgeben zu müssen.

    ➡ DER EWIGE hatte bereits vor der Erschaffung des Universums gewusst, dass ER, JHWH, den Saul aus Tarsus zu seinem Werkzeug für die Heidenmission erwählen wollte. Paulus sollte als ein Beispiel dienen, dass durch die Begegnung mit dem Heiland Jesus Christus der Mensch in der Lage sein sollte einen radikalen Richtungswechsel in seinem Leben durchzuführen. Seit Paulus kann ein jeder Mensch ein "Damaskuserlebnis" haben, wenn er sich vom Heiligen Geist im Herzen berühren lässt.

  • Paulus war im Grunde ein Pharisäer vom Herrn, der wirklich jedes Gebot zu halten versuchte. Er war ein wohlhabender Jude mit guter Reputation.

    Und so ein Mensch erkennt seine Irrtümer und bekehrt sich zu Christus, gibt sein ganzes Ansehen, sein soziales Standing, seinen Reichtum auf und wendet sich um 180 Grad.

    "Die Tiefe der Menschenseele birgt unergründliche Kräfte, weil Gott selbst in ihr wohnt." - Franz von Assisi

  • Paulus war im Grunde ein Pharisäer vom Herrn, der wirklich jedes Gebot zu halten versuchte. Er war ein wohlhabender Jude mit guter Reputation.

    Und so ein Mensch erkennt seine Irrtümer und bekehrt sich zu Christus, gibt sein ganzes Ansehen, sein soziales Standing, seinen Reichtum auf und wendet sich um 180 Grad.

    Und, wenn Norbert und Bogi recht haben, dann hat sich Paulus nach seiner Bekehrung kaum verändert.

    "Paulus wollte ihn als Begleiter mitnehmen und ließ ihn mit Rücksicht auf die Juden, die in jenen Gegenden wohnten, beschneiden; denn alle wussten, dass sein Vater ein Grieche war." (Apostelgechichte 16,3)

    Na, meine Herren wollt ihr diesen Beispiel nicht folgen? - Ich als Frau bin da raus. :saint:


    Und es fällt mir die Sache mit der Beschneidung des Timotheus aus Apostelgeschichte 16 ein, die so ganz des Paulus Argumentation aus dem Galaterbrief zu widersprechen scheint: Paulus beschneidet Timotheus, um auf der Missionsreise weiterhin Zugang zu den jüdischen Gemeinden zu haben.

    Scheint?

    Ich bin gespannt wie Du das miteinander harmonisierst:

    "10 Geht es mir denn um die Zustimmung der Menschen oder geht es mir um Gott? Suche ich etwa Menschen zu gefallen? Wollte ich noch den Menschen gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi."

    "1 Vierzehn Jahre später ging ich wieder nach Jerusalem hinauf, zusammen mit Barnabas; ich nahm auch Titus mit.[1] 2 Ich ging hinauf aufgrund einer Offenbarung, legte der Gemeinde und im Besonderen den Angesehenen das Evangelium vor, das ich unter den Völkern verkünde; ich wollte sicher sein, dass ich nicht ins Leere laufe oder gelaufen bin. 3 Doch nicht einmal mein Begleiter Titus, der Grieche ist, wurde gezwungen, sich beschneiden zu lassen. 4 Denn was die falschen Brüder betrifft, jene Eindringlinge, die sich eingeschlichen hatten, um die Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, auszuspähen und uns zu versklaven, 5 so haben wir uns ihnen keinen Augenblick unterworfen und ihnen nicht nachgegeben, damit euch die Wahrheit des Evangeliums erhalten bleibe."

    "2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird Christus euch nichts nützen. 3 Ich bezeuge wiederum jedem Menschen, der sich beschneiden lässt: Er ist verpflichtet, das ganze Gesetz zu halten. 4 Ihr, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, seid von Christus getrennt; ihr seid aus der Gnade herausgefallen."

  • Ich bin gespannt wie Du das miteinander harmonisierst:

    "10 Geht es mir denn um die Zustimmung der Menschen oder geht es mir um Gott? Suche ich etwa Menschen zu gefallen? Wollte ich noch den Menschen gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi."

    3 Doch nicht einmal mein Begleiter Titus, der Grieche ist, wurde gezwungen, sich beschneiden zu lassen.

    Das ist zugegebenermaßen schwierig! -----> ich verweise hier auf einige ältere Beiträge, wo gerade diese Widersprüchlichkeit thematisiert wurde ...

    Dass Paulus selbst in Sachen Beschneidung "wankelmütig" war, zeigt sich in Apg.16,3 als Paulus den Sohn einer jüdischen Mutter und eines Griechen beschneiden ließ! Diese "Wankelmütigkeit" bei Paulus zeigt sich auch darinnen, dass sich Paulus wohl nicht ganz sicher war, ob die 10 Gebote noch neben dem Glauben an Jesus und seiner Gnade bestehen bleiben könnten; deshalb, die sich zum Teil widersprechenden Aussagen zum 'Gesetz' in Galater und Epheser einerseits (Gal.2,17-18/Gal.3,19b)/Gal.3,24-25/Gal.5,18/Eph.2,14-15:"Durch sein Sterben hat Christus das jüdische Gesetz mit all seinen Geboten und Forderungen endgültig außer Kraft gesetzt."-HfA)und in Römer und 1.Timotheus andererseits!(Röm.7,12/1.Tim.1,8)==>Dies zeigt die innere Zerrissenheit des Apostels Paulus zwischen altem Glauben(Judentum) und neuem Glauben(Christentum)!==> Somit könnte man damit Paulus auch als Begründer der Dialektischen Theologie bezeichnen! Quasi einen Vorläufer von Karl Barth, dem größten protestantischen Theologen des 20.Jahrhunderts!

  • Lieber Norbert, ich habe Deinen alten Beiträgen folgende Erklärung entnommen:

    Ob Paulus hier einen Fehler gemacht hat? Fehler wohl nicht, aber er war hier inkonsequent wenn man seine scharfen Worte im Galaterbrief gegen die Beschneidung liest! Er war halt wohl noch hin - und hergerissen zwischen altem (jüdisch-pharisäerhaftem) Glauben und neuem (christlichen) Glauben ...

    Dass Paulus selbst in Sachen Beschneidung "wankelmütig" war, zeigt sich in Apg.16,3 als Paulus den Sohn einer jüdischen Mutter und eines Griechen beschneiden ließ!

    Allerdings, wenn man den Brief von Paulus an die Galater liest, dann erscheint er gar nicht wankelmütig.

    Das entspricht auch so gar nicht dem Charakter des Paulus, vielmehr dies:

    Paulus war im Grunde ein Pharisäer vom Herrn, der wirklich jedes Gebot zu halten versuchte.

    Ich persönlich sehe in der Konsequenz des Paulus, in seiner hohen theologischen Bildung und in seiner Fähigkeit, die Dinge konsequent zu Ende zu denken und dementsprechend auch zu Handeln einen Grund für seine Erwählung durch Gott. - Dies alles fehlte nämlich den "Fischern".

    Paulus konnte durchaus kompromissbereit sein, wenn es um nichts wirklich ging, aber dennoch Anstoß erregen konnte, wie das Essen von Götzenopferfleisch 1. Korinther 8 "Wenn wir nicht essen, verlieren wir nichts, und wenn wir essen, gewinnen wir nichts".

    Doch die Beschneidung ist was anderes. Hier tritt man in einen heiligen Bund mit Gott ein, einen heiligen Bund und man verpflichtet sich zum Halten der gesamten Thora. Man muss sich entscheiden zwischen diesem alten Bund und Christus. Das macht Paulus im Brief an die Galater deutlich.

    Und so war es auch im Leben von Paulus. Er hatte die Christen einst bekämpft, wegen der Thora. Als ihm aber selbst Christus als den Sohn Gottes offenbart wurde, entschied er sich konsequent gegen die Thora für Christus und sah das als Befreiung an. (Siehe Brief an die Galater.)

    Nicht alle im früher Christentum waren so konsequent. Daher bekam Paulus von daher auch immer wieder Schwierigkeiten. Und auch Lukas versucht in seiner Apostelgeschichte durch einen unhistorischen Einschub hier zu harmonisieren und zu glätten. - Doch das ist falsch.

    Es gibt ein Buch von Jakob Neusner: Ein Rabbi spricht mit Jesus.

    Jakob Neusner kommt darin als Rabbiner zu dem Schluss, dass er sich zwischen der Thora und Jesus entscheiden muss. Er entscheidet sich für die Thora.

    Jacob Neusner: Ein Rabbi spricht mit Jesus. Ein jüdisch-christlicher Dialog - Perlentaucher

  • Und, wenn Norbert und Bogi recht haben, dann hat sich Paulus nach seiner Bekehrung kaum verändert.

    Naja, zumindest Naturell ändert sich nicht/kann man nicht ändern:

    mit dem gleichen Eifersucht und der gleichen Rigorosität, mit der er zuvor für das Pharisäertum eingetreten ist,

    ist er dann für den christlichen Glauben eingetreten.

    Ich bezweifle, dass er ein sehr angenehmer Zeitgenosse war (auch als Christ).

    Nicht umsonst gehen ja die Wege mit seinen Missionspartnern teilweise auseinander und man trennt sich.

    Und bei aller Hochachtung vor seiner Leistung und bei aller Wertschätzung wunderschöner Textstellen in seinen Briefen,

    dieses permanente "Ich, Ich, Ich ..." in seinen Briefen geht einem manchmal schon auf den Geist.

  • Naja, zumindest Naturell ändert sich nicht/kann man nicht ändern:

    mit dem gleichen Eifersucht und der gleichen Rigorosität, mit der er zuvor für das Pharisäertum eingetreten ist,

    ist er dann für den christlichen Glauben eingetreten.

    Ja, deshalb ist auch Norberts These von der angeblichen Wankelmütigkeit des Paulus falsch. Das eigene Naturell verändern, ist so als wenn man versucht über den eigenen Schatten zu springen.

    Zudem setzt Norbert eine Aussage über Paulus (Lukas Apg.) mit Aussagen des Paulus gleich.

  • Und auch Lukas versucht in seiner Apostelgeschichte durch einen unhistorischen Einschub hier zu harmonisieren und zu glätten. - Doch das ist falsch.

    Warum soll das was Lukas in der Apostelgeschichte in Apg. 16,3 über die Beschneidung des Timotheus mitteilt „einen unhistorischen Einschub” bedeuten? Das sehe ich nicht so, das ist von Dir, liebe Christel schon erklärungsbedürftig...!

    Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass Du des Paulus persönliche Aussage in Galater 2,3 – »Doch nicht einmal mein Begleiter Titus, der Grieche ist, wurde gezwungen, sich beschneiden zu lassen.« mehr Gewicht zumessen tust, als der Aussage des Lukas; aber warum sollte der Evangelist Lukas, der ja wohl bei Paulus' "Gefängnis-Schifffahrt" nach Rom um 60 n.Chr. mit an Bord war, hier gelogen haben? Dass Lukas auch in Rom dabei war, schließt man ja daraus, dass Lukas ab Kapitel 27 von der ich in die "Wir-Form" wechselt. Es wird doch wohl so gewesen sein, dass Paulus die Begebenheit mit Timotheus dem Lukas persönlich erzählt haben wird, oder nicht? Falls Du das aber anders sehen solltest, hielte ich diese deine Aussage dann aber für zu bibelkritisch ...!

  • Das sehe ich nicht so, das ist von Dir, liebe Christel schon erklärungsbedürftig...!

    Nun lieber Norbert, das habe ich bereits erklärt. Und Du hast meine Erklärung sogar ergänzt:

    dass Du des Paulus persönliche Aussage in Galater 2,3 – »Doch nicht einmal mein Begleiter Titus, der Grieche ist, wurde gezwungen, sich beschneiden zu lassen.« mehr Gewicht zumessen tust, als der Aussage des Lukas

    Ja, selbstverständlich. Und ich hoffe, dass Du auch dem mehr Gewicht bei misst, was ich Dir über mich erzähle, als wenn andere das Gegenteil über mich sagen.

    Außerdem hast Du auch einem Grund die Aussagen von Paulus mit dem von Lukas zu harmonisieren, nämlich weil es in der Bibel steht.

    Doch weder Lukas, noch Paulus konnten wissen, ja noch nicht mal ahnen, dass ihre Schriften einst in der Bibel stehen werden, ansonsten hätten sie sich besser abgesprochen, sofern das überhaupt möglich gewesen wäre.

    Udo Schnelle datiert die Apostelgeschichte auf 90-100 n.Chr., da war Paulus schon lange nicht mehr am Leben.

    Prof. Dr. Schnelle

    Udo Schnelle – Wikipedia

    Natürlich greifen solche Schriften immer auf Überlieferungen, älteres Material ... zurück.

    Doch der Wunsch nach Harmonisierung eines anfänglich durchaus nicht einheitlichen und konfliktfreien Christentums ist nicht neu und nicht von der Hand zu weisen.

    ------------------

    Vorschlag: Wir lassen das so stehen und schauen uns weiter Paulus an. Es gibt immerhin sieben Briefe bei denen wir uns einig sind, dass sie wirklich von Paulus stammen.

  • Udo Schnelle datiert die Apostelgeschichte auf 90-100 n.Chr., da war Paulus schon lange nicht mehr am Leben.

    Kann logischerweise so niemals sein, da sonst vom Tode der beiden Apostel Paulus († ca. 65 n.Chr.) und Petrus († ca. 67 n.Chr.) in Rom von Lukas berichtet worden wäre! Bibeltreue Theologen (die sind mir immer noch die liebsten!) datieren das lukanische Doppelwerk auf 63/64 n.Chr. und vermuten, dass auch Lukas, der laut Apg. 27 mit in Rom war während des Paulus 1. Gefangenschaft (60–62 n.Chr.), während der Christenverfolgung des Nero (64 – 68 n.Chr.) dort als Märyrer umgekommen ist.

    Vorschlag: Wir lassen das so stehen und schauen uns weiter Paulus an. Es gibt immerhin sieben Briefe bei denen wir uns einig sind, dass sie wirklich von Paulus stammen.

    Für mich sind auch die weiteren sogen. 6 "unechten" Paulusbriefe wirklich von Paulus stammend!

  • Kann logischerweise so niemals sein, da sonst vom Tode der beiden Apostel Paulus († ca. 65 n.Chr.) und Petrus († ca. 67 n.Chr.) in Rom von Lukas berichtet worden wäre! Bibeltreue Theologen (die sind mir immer noch die liebsten!) datieren das lukanische Doppelwerk auf 63/64 n.Chr. und vermuten, dass auch Lukas, der laut Apg. 27 mit in Rom war während des Paulus 1. Gefangenschaft (60–62 n.Chr.), während der Christenverfolgung des Nero (64 – 68 n.Chr.) dort als Märyrer umgekommen ist.

    Umgekehrt Norbert, wären die Texte von einem Begleiter des Paulus geschrieben worden, der sogar mit in Rom war, dann hätte dieser die Ereignisse in Rom beschrieben.

    Außerdem hätte es diese Differenz zwischen den Aussagen von Paulus und Lukas nicht gegeben. Es wären mehr spezifisch paulinische Gedanken aufgetaucht. Es sind die Unterschiede zwischen beiden, die gegen eine große Nähe sprechen. Lukas spricht von 5 Jerusalemreisen, laut Paulus waren es aber nur 3. - usw.

    Natürlich begründet Udo Schnelle, seine Einschätzung ausführlich.

    Und falls es Dir noch nicht aufgefallen ist, in der Bibel fehlen die Angaben zu den Verfassern der Texte und ein Datum steht auch nicht da.

    Wer anderer Meinung ist, der muss auch das begründen. Die Selbstbezeichnung als "bibeltreu" ist nichts weiter als Angeberei und Ausgrenzung von Menschen, die anderer Meinung sind.

    Für mich sind auch die weiteren sogen. 6 "unechten" Paulusbriefe wirklich von Paulus stammend!

    Weil Du Dich noch nicht mit der Einleitungswissenschaft beschäftigt hast.


    Aber wie auch immer, Du warst einverstanden mit dem Thema, trotzdem diskutierst Du nun über etwas anders. :sad:

    Es gibt genügend Material über Paulus, wo Übereinstimmung herrscht.

    Zudem bieten folgende Briefe, die übereinstimmend als authentisch angesehen werden, ausreichend Stoff:

    Römerbrief

    1. Korintherbrief

    2. Korintherbrief

    Galaterbrief

    Philipperbrief

    1. Thessalonicherbrief

    Philemonbrief

    Ich möchte jetzt hier wirklich über Paulus diskutieren und nicht über Bibelauslegung.

  • Wenn über Paulus negativ gesprochen wird, stelle ich mir immer Fragen: wie ernst nehmen wir Bekehrungen?

    "Die Tiefe der Menschenseele birgt unergründliche Kräfte, weil Gott selbst in ihr wohnt." - Franz von Assisi

  • Wenn über Paulus negativ gesprochen wird, stelle ich mir immer Fragen: wie ernst nehmen wir Bekehrungen?

    Die Frage ist, worin die Bekehrung bestand?

    Oder anders gesagt, weshalb verfolge Paulus die Christen?

  • Oder anders gesagt, weshalb verfolge Paulus die Christen?

    Weil Paulus als geborener Jude aus dem Stamme Benjamin, ja der pharisäerhaften Richtung (»Eiferer für Gott«!) - des Judentums angehört hatte, die nach der Kreuzigung und Auferstehung von Jesus zwei Jahre lang (von 33 – 35) die Apostel um Petrus schikaniert hatten (siehe Apg. 4 – 7) und welche die Jesus-Bewegung verhetzt hatten. Für den Hohen Rat um den korrupten Hohepriester Hannas (Apg.4,6) galten Petrus, Johannes und die anderen ANHÄNGER DES NEUEN WEGES als Irrlehrer.

    Pauli Lehrer in Jerusalem war der große Lehrer der Pharisäer, Gamaliel (Apg.22,3), der in Apg.5, 34ff. im NT erwähnt wurde und der den Hohen Rat aufforderte gegen die JESUS-ANHÄNGER nicht gewaltsam vorzugehen, denn – so Gamaliel – „wenn die JESUS-LEHRE von den Menschen war, werde sie von alleine untergehen!” (Apg.5,38); Offensichtlich war aber SAUL VON TARSUS (Apg.21,39) ursprünglich ein schlimmerer Fanatiker als sein Gelehrter Gamaliel, da er sich an der Steinigung des Stephanus (um 35 n.Chr.) erfreut hatte (Apg.8,1). Ja, dieser Saulus war „ein Eiferer für das Gesetz der Thora” (Apg.22,3). Offensichtlich gehörte Saulus zu den Kriegsknechten der Hohenpriester, da er befugt war „Männer und Frauen ins Gefängnis zu werfen” (Apg. 8,3 + Apg. 9,1–2 + Apg. 22,4–5 + Apg. 26,9–12); mit diesem AUFTRAG VON HANNAS begab sich der fanatische Christus-Hasser schließlich 35 n.Chr. nach Damaskus um dort weitere Anhänger des Neuen Weges („Männer wie auch Frauen” – Apg.9,2) festzunehmen um sie gefangen nach Jerusalem zu führen.

    ... Aber dann trat ihm der Herr Jesus leibhaftig kurz vor Damaskus entgegen (Apg.9,3ff. + Apg.22,6ff. + Apg.26,13–18) und die Weltgeschichte nahm – Gott sei Dank – von nun an einen anderen Verlauf!

    »»Dank Gottes unseres HERRN!««

  • Und bei aller Hochachtung vor seiner Leistung und bei aller Wertschätzung wunderschöner Textstellen in seinen Briefen,

    dieses permanente "Ich, Ich, Ich ..." in seinen Briefen geht einem manchmal schon auf den Geist.

    Mir nicht ! _ er grenzt sich ab mit seiner eprsönlichen Ansicht - gegen all ds, ws er vom Herrn empfangen hat - - d gibt es ndere, welche jedes ihrer noch so bescheidenen Worte als "gottgegeben" unter ihr Volk bringen - - -

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

  • Wenn über Paulus negativ gesprochen wird, stelle ich mir immer Fragen: wie ernst nehmen wir Bekehrungen?

    Die Frage ist, worin die Bekehrung bestand?

    Oder anders gesagt, weshalb verfolge Paulus die Christen?

    Paulus begegnete in Christus dem, der die Wahrheit ist. Deswegen erkannte er nicht nur, dass die Christen mit dem, was sie über Jesus sagten, Recht hatten, gleichermaßen erkannte er seine vorherigen Irrtümer und sein falsches Handeln.

    Wie Seele1986 schrieb, hat es seinen Charakter nicht verändert, aber er hat seinen Charakter in den Dienst des Herrn gestellt und mit Eifer die Wahrheit verteidigt.

    "Die Tiefe der Menschenseele birgt unergründliche Kräfte, weil Gott selbst in ihr wohnt." - Franz von Assisi