Naherwartung Jesu im Frühchristentum

  • Petrus spricht GENAU von Inspiration, siehe Text, wenn Du ohne Quellenscheidungs-Brille lesen würdest.

  • Man muss begreifen, denke ich, dass diese religiösen Menschen damals genauso waren, wie heute.

    Also ich zumindest musste das lernen.

    Man stellt sich immer so ruhige, gelassene, ergebene und "wissende" Leute vor, aber das waren sie nicht.

    Wenn ein Jesaja damals die Leute mahnte und anbrüllte, dann war das genauso, wie heute ein Paul Washer oder ein Reinhard Bonnke.

    Wenn die Massen damals zu den Predigern strömten, war das genauso, wie heute zu den Promis oder Stars oder zu den Gurus nach Indien.

    Weder Paulus, noch Petrus, noch Johannes, noch Jakobus waren sanfte Heilige, sondern ganz harte Knochen.

    Paulus z.B. war aufbrausend und aggressiv, und musste ständig den Gemeinden vorhalten, dass er ja "kostenlos" predige, eigentlich aber Entgelt verdient hätte (das sagt er ihnen ständig!)

    Petrus kennen wir ja bereits aus den Evangelien und Johannes hatte den Namen "Donnersohn" nicht, weil er so ein sanfter war, wie man ja in seinem Evangelium und den Briefen auch sieht.

    Die Charaktere, die Motive und die Umstände waren prinzipiell nicht anders und die ersten Differenzen und Streitigkeiten kommen sehr bald;

    da wird ja auch offen drüber geschrieben. Das muss man der Bibel generell zugute halten: es wird immer ganz offen erzählt und nichts beschönigt.

    Daher kann man sich auch die Idealisierung sparen, sie ist nicht nötig.

    Es war damals wie heute hier im Forum, mit den verschiedenen Auslegungen, Zitaten, Verständnissen und Personen, die man präferiert.

    Die wussten nicht mehr als wir; es wusste da keiner mehr als wir und es gab keine einheitliche Lehre, die irgendwie "verlorengegangen" ist und wiederentdeckt werden könnte oder sowas.

    Denn diesen Gestus hat das ja gerne, dieses "wie die Ursprünglichen".

    Diese Ursprünglichen waren erstmal in der Selbstfindung und das ganze Neue Testament erzählt uns davon. Die wussten gar nicht, was sie waren oder was "Christentum" eigentlich sei.

    Petrus, Jakobus und Johannes waren die judenchristliche Linie: Beschneidung, Speisegebote, Jesus der Messias Israels.

    Paulus war ein Selfmade-Man: ich bin von Christus direkt berufen und verkünde "mein Evangelium", das ich vom Herrn habe. Ich muss nicht bei Petrus & Co. nachfragen oder um Erlaubnis bitten. Gesetz, Beschneidung, Speisen und Feste sind eigentlich alle null und nichtig; Herren und Sklaven, Männer und Frauen, Griechen und Juden, eigentlich alles nichtig.

    Ich bin Römer, ich bin Israelit, ich bin Benjaminiter, ich bin Pharisäer, ich bin, ich bin, ich bin ... ich, ich, ich, ich ...

    Selbst, wenn ein Engel käme, beachtet ihn nicht, wenn er etwas anderes sagt, als ICH euch gesagt habe;

    selbst, wenn ich selbst euch etwas anderes sage, als ich euch gesagt hatte, dann glaubt mir nicht, sondern glaubt dem, was ich euch gesagt hatte ... usw.

    Die haben sich dann arrangiert, aber so wirklich grün waren die sich nicht, Petrus und Paulus.

    Wenn man das alles mal ganz besonnen liest und ohne die Glanzbilder, die man geneigt ist, im Kopf zu haben,

    dann sieht man, dass es da überall zutiefst menschelt und da kein Unterschied ist zu heute.

    Es sind auch nur Menschenkinder auf der Suche nach der Wahrheit.

  • Wenn man das alles mal ganz besonnen liest und ohne die Glanzbilder, die man geneigt ist, im Kopf zu haben,

    dann sieht man, dass es da überall zutiefst menschelt und da kein Unterschied ist zu heute.

    Weil ein Gläubiger erkannt hat das er ein Sünder ist und ständig der Gnade Jesus bedarf. Das macht ihn frei ,so aufzutreten, keine angst zu haben seine Schwächen und sündhaftigkeit zu bekennen. Wer das verschleiert oder umgeht, hat nicht wirklich sein vergangenes Leben ans Kreuz genagelt....

    Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3,16

  • Petrus spricht GENAU von Inspiration, siehe Text, wenn Du ohne Quellenscheidungs-Brille lesen würdest.

    Quellenscheidung hat ja mit dieser Textpassage nichts zutun ... (?)

    Quellenscheidung beruht auf einer "klugen Fabel", mit der das Zeugnis der Apostel, Moses und Jesu NICHT zu verwechseln ist.

  • Weil ein Gläubiger erkannt hat das er ein Sünder ist und ständig der Gnade Jesus bedarf. Das macht ihn frei ,so aufzutreten, keine angst zu haben seine Schwächen und sündhaftigkeit zu bekennen. Wer das verschleiert oder umgeht, hat nicht wirklich sein vergangenes Leben ans Kreuz genagelt....

    Es geht letztlich um Selbsterkenntnis. Das alles sind Chiffren dafür.

  • Quellenscheidung beruht auf einer "klugen Fabel",

    Die beruht eigentlich auf Textforschung.

    Die akademische Textforschung ist aber eigentlich auch nicht so wesentlich für mich, sondern zu ersehen, worum es eigentlich geht.

    Redaktions-Forschung ohne "Sitz im Leben" kann akademisch sein und dennoch "wahrheitsfremd".

  • Es geht letztlich um Selbsterkenntnis. Das alles sind Chiffren dafür.

    Es hört sich gut an aber ist nicht das was mein Anliegen ist. Es ist mehr, als Selbsterkenntnis, das kannst Du alles aus schlauen Büchern, Psychologie erkennen. Ja Du kannst auch andere "durchschauen"... aber was ändert das an Deinem Charakter?

    Neugeburt bedeutet bei Jesus seine eigenen Fehlerhaftigkeit/ Sündhaftigkeit anzuerkennen! Bei ihm sie zu bekennen,ja abzulegen...wir weden deshalb nicht befreit davon weitere Fehler zu machen. Das bewahrt uns aber davor, auch mit Fehlern von unseren Kindern, nicht respektiert zu werden!!!

    Wer bei der Lüge ertappt wird, ist von anderen, die einens anderen Geistes sind angreifbar ja sogar erpressbar.

    Deshalb auch das Gebot,"Du sollst Vater und Mutter ehren". Dieses Gebot den Anderen zu ehren, wird deshalb mit Füßen getreten wenn der Andere den Fehler nicht zugeben kann! Dieses Gift wir von einer Generation auf die Andere, weitergegeben... letztendlich ist es falscher Stolz!

    Deshalb finde ich erstaunlich das unsere Regierenden offen sagen, das Sie nach besten Wissen und Gewissen handeln und ihnen bewusst ist das sie Fehler machen!! Was ein Bekenntnis!!!

    Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3,16

  • Redaktions-Forschung ohne "Sitz im Leben" kann akademisch sein und dennoch "wahrheitsfremd".

    Der Sitz im Leben wird ja auch behandelt und erforscht. Wird alles gemacht.

    Wie kann es bei Quellenscheidung einen Sitz im Leben der Autorengeneration geben?

    Die Methode ist nicht historisch.

  • Paulus war torahtreuer "Römer".

    Paulus hatte sich zunehmend von der Tora verabschiedet. Er sagte ja sogar, dass er das alles als "Dreck" erachte um Christi willen.

    Toratreu war die Jerusalemer Urgemeinde. Diese stellte ja Paulus auch zur Rede, als er in Jerusalem war, um die Kollekte hinzubringen,

    und forderte von ihm, er solle sich im Tempel reinigen als Zeichen, dass er doch nicht abtrünnig sei.

    Das tat er dann, wurde aber dann von den Juden angeklagt, weil er einen Heiden mit in den Tempel genommen hatte.

    Die Urgemeinde traute Paulus nicht so wirklich und Paulus hielt keine großen Stücke auf die Urgemeinde;

    man hat sich dann um des Friedens willen arrangiert.

    Wie kann es bei Quellenscheidung einen Sitz im Leben der Autorengeneration geben?

    Man schaut, was in den Texten und bei den Menschen damals kulturell und religiös das Thema war; das sieht man ja aus den Texten und aus der Forschung.

    Wieso sollte das nicht gehen? Hat doch mit der Quellenscheidung nichts zutun.

  • Die Urgemeinde traute Paulus nicht so wirklich und Paulus hielt keine großen Stücke auf die Urgemeinde;

    man hat sich dann um des Friedens willen arrangiert.

    Naja, solche Auslegungen sind doch wieder nur eine verschleierte Kritik am "Kommunismus" der Urgemeinde. Kommt das von dir, oder hast du das von Predigern oder Theologen übernommen ?

  • Naja, solche Auslegungen sind doch wieder nur eine verschleierte Kritik am "Kommunismus" der Urgemeinde. Kommt das von dir, oder hast du das von Predigern oder Theologen übernommen ?

    Ich glaube es geht nicht um die Art wie die Jerusalemer Christen zusammen lebten, sondern es geht um die Einstellung und Haltung. Die Christen in Jerusalem kamen zum allergrössten Teil aus dem jüdischen Umfeld. Selbst wenn es keine Pharisäer mehr gab, die peinlich genau darauf achteten, dass man alle Gesetze einhielt, so war doch ganz vieles tief in diesen Christen verankert.

    Paulus hat jedoch auf seinen Missionsreisen ganz anderes gesehen und ein ganz anderes Gemeindeleben kennengelernt, wo wahrscheinlich viele jüdische Traditionen völlig unbekannt oder einen sehr tiefen Stellenwert hatten. Das heisst nicht, dass das eine besser ist als das andere, es ist einfach unterschiedlich. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass da ganz andere Wertvorstellungen aufeinander geprallt waren. Ähnlich wie das in diesem Forum auch der Fall ist.

  • Naja, solche Auslegungen sind doch wieder nur eine verschleierte Kritik am "Kommunismus" der Urgemeinde. Kommt das von dir,

    Ja, das kommt von mir. Und es ist gar nicht so sehr Kritik, wie es vielleicht scheint.

    Ich kritisiere nicht Paulus oder die Urgemeinde, sondern ich möchte darauf hinweisen, dass es auch dort ganz normale menschliche Auseinandersetzungen und Motive gab. Denn mich stört freudenbotens Auslegung und Idealisierung schlicht und ergreifend.

    Wenn man sich den Bericht der Gemeinde mal anschaut, der da ganz offen und ehrlich geschildert wird, dann sieht man, dass der Gemeinde etwas passiert, was immer passiert:

    - sie waren einträchtig in der Liebe, im Brotbrechen und Gebet, heißt es am Anfang

    - immer mehr begeisterte Leute kommen hinzu

    dann beginnen die Spaltungen, Prestige und Namen ("ich höre aber auf Apollos, denn der hat gesagt, dass ...");

    zu diesen Spaltungen gehört Paulus in gewisser Weise auch.

    Zuerst war alles frei und geisterfüllt, dann wurden Ämter nötig, um Gemeinde zu ordnen, denn so frei und geisterfüllt klappte es dann doch nicht.

    Man begann dann auch zu fragen und zu unterscheiden, mit "welcher Taufe" man getauft sei, und dergleichen.

    Die große Leistung und zweifelsohne Werk göttlicher Liebe war, dass sie sich überhaupt arrangiert haben.

    Aber dennoch kann man doch aus den Schriften ersehen, finde ich, dass Fraktion "Paulus" und "Petrus" bzw. "Jakobus" nicht so super dicke miteinander waren, oder nicht? Ich finde schon, dass man das merkt.

    Daher rührte übrigens auch die Verwunderung Luthers, wenn er bspw. Römer, Galater etc. mit Jakobusbrief oder Judasbrief verglich.

    Er brachte es nicht zusammen, dass diese Autoren aus dem selben heraus sprechen.

    Das liegt daran, dass sie es nicht taten. Es sind Briefe. Die einen von einem jüdisch-hellenisch-theologischen Universalgenie (Paulus)

    und die anderen von messianischen Juden.

    Die einen hielten sich zugut, dass sie den Herrn persönlich kannten, also wirklich das seien, was man Apostel nennt;

    der andere gab nicht viel auf den irdischen Jesus, sondern war dem Auferstandenen vom Himmel her begegnet und nannte sich sogar Überapostel, wenngleich auch der geringste zugleich.

  • Die Spaltungen und Streiterien gab es aber schon bevor Paulus Apostel wurde. Siehe Apostelgeschichte 6, was schließlich zur Steinigung des Stefanus führte. Die Kritik an den Gemeinden setzt sich auch in den Sendschreibungen an die sieben Gemeinden in der Offenbarung fort. Es gibt kein einmütiges Lob an die Gemeinden. Kritik steht nicht pars pro toto für komplette Verwerfung.

  • Aber dennoch kann man doch aus den Schriften ersehen, finde ich, dass Fraktion "Paulus" und "Petrus" bzw. "Jakobus" nicht so super dicke miteinander waren, oder nicht? Ich finde schon, dass man das merkt

    Ich lese das nicht aus den Briefen heraus. Der Petrus der Briefe ist auch ein anderer, wie er in den Evangelien und der Apostelgeschichte auftritt. Damit meine ich, dass er gereift ist. Das gilt ja quasi auch für Paulus, nur von dessen Vorgeschichte wissen wir ja vergleichsweise wenig Details, aber doch genug, um auf eine Reifung schließen zu können. Metanoia und Geburt von oben sind keine endgültig abgeschlossenen Prozesse, sondern nur der Beginn eines Prozesses und Verwerfung des Alten.