Auf Facebook wurde gerade von jemandem die Frage gestellt, warum Jesus oft blond und blauäugig dargestellt wurde.
Jemand, dessen Ansichten ich oft teile und der für mich ziemlich wichtig, ja geradezu unentbehrlich ist, hat darauf das Folgende geantwortet. Vielleicht lest Ihr es nicht mit Widerwillen.
ZitatAlles anzeigenFotos von Jesus gibt es nicht. Menschen jeglicher Zeit und Gegend haben ihn so dargestellt, wie sie eben die meisten Menschen darstellen und teilweise vermutlich auch so, dass die Betrachter sich mit ihm leicht identifizieren oder ihm anschließen können.
Bei einer bildlichen Darstellung von Jesus geht es also normalerweise nie darum, den historischen Jesus darzustellen, sondern zu veranschaulichen, was Jesus bedeutet.
Die Frage beruht also auf einem Missverständnis, es geht nicht um Passbilder einer Person, sondern um künstlerische Darstellungen einer nicht einmal nur als Mensch, sondern als gottgleich vorgestellten Person. Durch Begriffe wie Haarfarbe oder Augenfarbe im Sinne einer polizeilichen Erfassung kann man dieser Bedeutung nie gerecht werden.
Zur Bedeutung der Farben: In der Regel wird Helligkeit mit Klarheit, ja auch mit Sicherheit assoziiert, weil ein Mensch sich eben bei Tageslicht besser orientieren kann als in der Nacht. Auch ist es am Tage in der Regel wärmer und die Sonne ist für das Leben notwendig. Dies und anderes sind Gründe, warum helle Farben positiv assoziiert sind.
Helle Augen können in künstlerischen Darstellungen ein symbolischer Versuch sein, Erleuchtung oder Weisheit darzustellen. Nach älteren Vorstellungen empfing oder registrierte das Auge nicht Licht, sondern sandte auch Strahlen aus. Also liegt die Vorstellung nahe, dass von den Augen eines erleuchteten Menschen eine besondere Ausstrahlung, vielleicht gar ein besonderes Licht ausgehe, dies kann man auch durch ein Leuchten der Augen oder durch helle Augen bildlich darstellen. All dies hat nichts mit biologischen Merkmalen zu tun, sondern ist Symbolik, der Versuch, etwas nicht biologisches und nicht körperliches darzustellen.
Die Vorstellung, dass Licht nicht nur außerhalb des Menschen ist, sondern die Sichtweise, das Wesen und Verhalten des Menschen finster oder licht sein könne, ist auch im Neuen Testament ausgedrückt:
"Die Leuchte des Leibes ist das Auge. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Leib hell sein. Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!" (Matthäus 6, 22-23 laut der Einheitsübersetzung von 2016)