Überlieferungen und Traditionen in der Bibel

  • Bogi111 schrieb:
    Gestern war das Thema "Kulturelle Prägungen" 1. Kor.11,2-16

    Gerade dieses Thema birgt so viel Sprengstoff für Streit und Fanatismus.
    bisher habe ich auch kaum jemanden erlebt der versucht hat diese Dinge
    auf unsere heutige Gesellschaft,Kultur und Glauben sinnvoll zu
    erklären...
    [/quote]
    Nun gut, dann will's ich doch mal versuchen: (----> zuerst der Bibeltext, dann die Auslegung! — Hervorhebungen von mir!)


    2 Ich lobe euch, weil ihr in allen Stücken an mich denkt und an den Überlieferungen festhaltet, wie ich sie euch gegeben habe.


    Vers 2: Ein anderes Wort für Überlieferungen ist auch Traditionen! Laut Paulus sollen wir also an den christlichen Traditionen festhalten! Es
    stellt sie nun aber die Frage welche sind das eigentlich? Die Dinge, die uns Jesus gesagt hat oder diejenigen, die Paulus den ersten Gemeinden
    geschrieben hatte?
    Welche Traditionen sind gut? Und welche schlecht?

    • die urchristliche Tradition?
    • die Tradition der frühen Kirchenväter?
    • die Tradition der Waldenser?
    • die Tradition der Reformatoren?
    • die Tradition der Adventisten?
  • Paulus meinte speziell die Überlieferung des Passah in der Weiter-Entwicklung durch Jesus als "Lamm Gottes".

    Die Veränderung der "Sabbate" durch die konstantinischen Kirchen verursachte viele Spaltungen der Kirchen.

  • Zitat

    1. Korinther 14,3 Denn ich habe euch zuerst überliefert, was ich auch empfangen habe: daß Christus gestorben ist für unsere Sünden, nach den Schriften;
    4 und daß er begraben wurde, und daß er auferweckt worden ist am dritten Tage, nach den Schriften;
    5 und daß er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen.

  • Das ist, zusammengefasst, auch die Botschaft der Gedenkzeit des Passah/Ungesäuerten Brote (Frühlingsvollmond).

  • Hier wo das Wort „Überlieferungen” im NT vorkommt: 7 mal taucht es im NT auf.
    Mk 7,3 Die Pharisäer und alle Juden essen nämlich erst, wenn sie sich die Hände sorgfältig gewaschen haben. So entspricht es den Überlieferungen ihrer Gesetzeslehrer. (Hoffnung für Alle-Bibelübersetzung) // Überlieferung auf Griechisch: paradosis .
    Der Sprachschlüssel zum Elberfelder NT gibt dazu an: Überlieferung, Tradition, die mündlich neben dem AT bzw. außerhalb des AT weitergegebenen Lehren und Gebote der Schriftgelehrten, die überkommene Lehre ...

    Mk 7,8 Ja, ihr schenkt Gottes Geboten keine Beachtung und haltet euch stattdessen an menschliche Überlieferungen!« (HfA)

    Apg 28,17 Drei Tage nach seiner Ankunft lud er die führenden Männer der jüdischen Gemeinde zu sich ein. Als sich alle versammelt hatten, sagte er: »Liebe Brüder! Ich habe nichts gegen unser Volk und nichts gegen die Überlieferungen unserer Vorfahren getan. (HfA)

    1Kor 11,2 Ich lobe euch, Brüder, dass ihr in allem an mich gedenkt und an den Überlieferungen festhaltet, so wie ich sie euch übergeben habe. (Schlachter 2000)
    Gal 1,14 und übertraf im Judentum viele meiner Altersgenossen in meinem Volk weit und eiferte über die Maßen für die Überlieferungen meiner Väter. (Lutherbibel 2017)

    2Thess 2,15 Bleibt also standhaft, liebe Brüder und Schwestern. Haltet euch an die Überlieferungen, die wir euch mündlich und schriftlich gelehrt haben. (HfA)

    2Thess 3,6 Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch zurückzieht von jedem Bruder, der unordentlich und nicht nach der Überlieferung wandelt, die ihr von uns empfangen habt. (Elberfelder Bibel)

    ===> Fazit: Wir haben es hier also sowohl mit den - in Jesu Augen - falschen Überlieferungen der Schriftgelehrten (Mk.7,3.8/ Gal.1,14)
    zu tun, die den Geboten Gottes zuwidergelaufen sind und mit der frühchristlichen Überlieferung der Reden Jesu und der Lehre des Paulus (1.Kor.11,2/ 2.Thess.2,15; 3,6), die die Gebote Gottes wieder vom "Ballast der pharisäerhaften Traditionen" befreit hatten.

    In Rom als der Gefangene Paulus um 60 n.Chr. die führenden Männer der jüdischen Gemeinde zu sich hatte holen lassen, wird Paulus mit den „Überlieferungen unserer Vorfahren” höchstwahrscheinlich die Thora oder/und den ganzen Thanach (also das was wir gemeinhin mit das Alte Testament bezeichnen!) gemeint haben. Denn in Apg.28,20 spricht Paulus von „der Hoffnung Israels”, womit sicher das Kommen des Messias gemeint war; denn laut Apg.28,23 suchte Paulus „sie zu überzeugen von Jesus, sowohl aus dem Gesetz Moses als auch den Propheten, von frühmorgens bis zum Abend.” ----> hier spricht also das NT von 2 von 3 Teilen des Thanach - von der Thora [= dem Gesetz Moses] und von den Propheten.
    ----> Somit haben wir es laut dem Zeugnis der Evangelien, der Apostelgeschichte und der Briefe mit negativen und positiven Überlieferungen = Traditionen zu tun!

    • Negativ (–) = die selbstgemachten Überlieferungen der Schriftgelehrten und Pharisäer !
    • Positiv (+) = die guten christlichen Überlieferungen Jesu Christi und des Apostels Paulus!

    Auch heute gilt es kirchengeschichtlich zwischen negativen und positiven Traditionen zu unterscheiden im Sinne von „Prüfet die Geister!” - auch im Hinblick auf die jeweiligen Lehren der verschiedenen christlichen Kirchen und Konfessionen!

    • Offizieller Beitrag

    wird Paulus mit den „Überlieferungen unserer Vorfahren” höchstwahrscheinlich die Thora oder/und den ganzen Thanach (also das was wir gemeinhin mit das Alte Testament bezeichnen!) gemeint haben.

    Das kann nicht richtig sein. In Mk 7,8 wird von "menschlichen" Überlieferungen gesprochen, das Gesetz ist aber das Gesetz Gottes (!) und nicht eines Menschen Werk. Im Vers 13 fasst Jesus zusammen "indem ihr das Wort Gottes ungültig macht durch eure Überlieferung, die ihr überliefert habt" und bekräftigt damit sowohl die göttliche Autorenschaft als auch die fortbestehende Gültigkeit des Gesetzes.

    Dir wird wenig vergeben, wenn du wenig liebst. Dir wird viel vergeben, wenn du viel liebst. (Lukas 7,47-50)

  • TaNaCh ist nicht "Überlieferung"=Aufsätze/Auslegungen der Rabbinen.

    "Mose und die Propheten" sind "Gottes Wort".

    Das NT steht am Scheideweg: Entweder Gottes Worte oder "Überlieferungen" der Rabbinen.

    Paulus wollte nur "diplomatisch" gegenüber den Rabbinen sein, leider ohne Erfolg.