• Offizieller Beitrag

    Und hier geht es nicht nur um Abtreibung, von der 'Religionsfreiheit' wäre dann ja z.B. auch ein Krankenhaus gedeckt, dessen Mitarbeiter sich aus religiösen Gründen weigern, Bluttransfusionen oder Organtransplantationen vorzunehmen ...

    In der Praxis (und davon gingen wir aus, nämlich von einem bestimmten Erlass) geht es um Abtreibung. Und ja, wenn ein Krankenhausträger Bluttransfusionen ablehnt, wird er bestimmte Behandlungen nicht anbieten können. In der Praxis wird das dann kaum funktionieren, auch ein Krankenhaus ist an gewisse kaufmännische Regeln gebunden.
    Es wäre Aufgabe des Staates gegebenenfalls dafür zu sorgen, dass eine andere medizinische Einrichtung verfügbar ist, aber nicht jemanden zu einem Eingriff zu zwingen, den er ablehnt.

    Und was den Bäcker betrifft: Es gibt kein "Recht auf eine Hochzeitstorte" - bei einem lebensbewahrenden medizinischen Eingriff wäre das noch anders.

  • In der Praxis (und davon gingen wir aus, nämlich von einem bestimmten Erlass) geht es um Abtreibung.

    Der Wortlaut dieses Erlasses liegt uns hier leider nicht vor,
    zumindest konnte ich ihn nirgendwo finden,
    immer nur zusammenfassende Berichte und Kommentare von interessierter Seite,
    und da wurde zugegebenermaßen für die medizinischen Aspekte immer die Abtreibungsproblematik betont,
    was jedoch nicht bedeutet, dass da durchaus noch andere Felder der Medizin betroffen sein könnten.
    Denn wenn ein Erlass regelt,
    dass man bestimmte, an sich legale, medizinische Leistungen auf Grund religiöser Überzeugungen verweigern kann,
    dann dauert es nicht lange, bis andere Leistungen aus genau den gleichen Gründen verweigert werden.
    Und ich möchte natürlich nicht jedesmal vor Gericht ziehen,
    um mir eine bestimmte Behandlung zu erkämpfen, zumal dann nicht, wenn ich wirklich richtig krank bin.

    Und wenn ich als Notfall in das 'falsche' Krankenhaus eingeliefert werde,
    weil die Sanitäter vom Rettungsdienst mich in das Haus ihres 'Vertrauens' bringen,
    dann habe ich wirklich ein Problem, und das hier ist nur graue Theorie:

    Es wäre Aufgabe des Staates gegebenenfalls dafür zu sorgen, dass eine andere medizinische Einrichtung verfügbar ist, aber nicht jemanden zu einem Eingriff zu zwingen, den er ablehnt.

    ... deshalb denke ich, dass ein gewisses Spannungsverhältnis zwischen einem öffentlichen Gesundheitssystem,
    das von öffentlichen Geldern gefördert wird, und weltanschaulichen Krankenhäusern besteht ...

    Nicht alles, was gezählt werden kann, zählt (Einstein)

    Einmal editiert, zuletzt von Ghasel (9. Juni 2020 um 19:06)

  • ... und ich halte die Entscheidung des englischen Gerichts nicht für eine Beschränkung der Religionsfreiheit,
    denn der Vermieter des Urlaubszimmers hatte ja die Reservierung angenommen,
    anscheinend ohne nachzufragen, ob seine Urlaubsgäste seinen religiösen Überzeugungen genügen.
    Etwas anderes wäre es gewesen, wenn man ihm verboten hätte, seine Doppelzimmer nur an verheiratete Paare zu vermieten ...

    Nicht alles, was gezählt werden kann, zählt (Einstein)

  • Wenn Du in einer ländlichen Gegend wohnst, in der die nächste Apotheke mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine 'Tagesreise' entfernt liegt, dann ziehst Du womöglich den ersten Teil von Yppsis Antwort in Betracht ...

    Das eigentliche Problem scheint mir, dass die Freiheit des einen dort endet, wo die Freiheit des anderen eingeschränkt wird, wenn ich also weder der Freiheit eines homosexuellen Paares, das anlässlich seiner legitimen 'Hochzeit' gerne eine schön dekorierte Hochzeitstorte hätte, noch das Recht des Bäckers, der aus religiösen Gründen homosexuelle Hochzeitsfeiern ablehnt, einschränken möchte, dann muss ich dafür sorgen, dass es vor Ort auch andere Bäcker gibt, die einen entsprechenden Auftrag nicht ablehnen würden ...
    Genauso ist es mit medizinischen Einrichtungen, es ist zwar akzeptabel, dass einzelne Ärzte und Krankenpfleger bestimmte Leistungen aus Gewissensgründen verweigern, aber es ist nicht akzeptabel, wenn die komplette Belegschaft des einzigen Krankenhauses in der Gegend dies tut.

    Und hier geht es nicht nur um Abtreibung, von der 'Religionsfreiheit' wäre dann ja z.B. auch ein Krankenhaus gedeckt, dessen Mitarbeiter sich aus religiösen Gründen weigern, Bluttransfusionen oder Organtransplantationen vorzunehmen ...

    Ich ging davon aus, daß dies alles fiktiv gemeint ist?
    Weil ich mir nicht vorstellen kann, daß ein Apotheker tatsächlich die Herausgabe eines verschriebenen Medis verweigert, ein Arzt, der ja einen Eid geleistet hat, tatsächlich eine medizinisch oder sogar überlebensnotwendige Maßnahme verweigert.
    Ebensowenig, daß es ein Bäcker gibt, der tatsächlich für bestimmte Menschen keine Torte backt, usw.

    Deshalb meine nicht ganz ernst gemeinte Antwort.

  • Erstens ist bei der vereinigung von Ei- und Samenzelle ein absolut einmaliges menschliches Wesen entstanden mit Geschlecht, sexueller Orientierung ( - auch wenn dies einigen nicht passt !), Haarfarbe, Musikalität und und und und - zweitens passt der Babycaust bestens: Was uns nicht passt, wird simpel umgebracht. Ist man mit dem Termin etwas in Verzug, so sprechen die Fachleute von "Fetocid". Statistiken, wieviele schwangerschaftsabbüche streng medizinisch indiziert, wieveiel die Folge eines Verbrechens sind, habe ich noch keine vorgelegt bekommen. In die Diskussion gebracht werden sie jedenfalls häufigst, an der Spitze der aufgezählten Gründe. Seltsam, was ?

    ....


    Hm , Origenes ? Also bevor mir einer mit dem Vorwurf der Nazikeule kommt , der Begriff ist selber eine Keule und zwar eine gewaltige.Keine Ahnung wer das sonst noch benutzt , AFD ? Ich bin kein Jurist , aber Mord hat für mich immer etwas mit Heimtücke zu tun.Seit wann haben wir diese hochauflösenden Methoden um " entstehendes " Leben zu beobachten. Ab welchem Zeitpunkt galt es in früheren Jahrhunderten bei Glaubensvertretern als Leben ? Wenn der Bauch sich wölbte oder schon wenn die Regel ausblieb ? Oder erst bei der Nottaufe ? (wo dann häufig die Mutter drunter litt )

    Man hat nur irgendwie das Gefühl bei vielen Evangelikalen ( USA , Brasilien ) , dass ihnen das ungeborene Leben fast wichtiger ist als das geborene , und damit mein ich jetzt nicht die Mutter.

    -

  • ... und ich halte die Entscheidung des englischen Gerichts nicht für eine Beschränkung der Religionsfreiheit,denn der Vermieter des Urlaubszimmers hatte ja die Reservierung angenommen,
    anscheinend ohne nachzufragen, ob seine Urlaubsgäste seinen religiösen Überzeugungen genügen.
    Etwas anderes wäre es gewesen, wenn man ihm verboten hätte, seine Doppelzimmer nur an verheiratete Paare zu vermieten ...

    Wenn Du das anders siehst, habe ich damit kein Problem. Aber:
    Seit wann muss ich jedem von meinen Grundsätzen erzählen?


    Jede Firma, Einrichtungen Ämter, haben ihre Regularien. Der Kunde, Patient oder wie hier der Gast muss das nicht zwangsläufig akzeptieren.
    Wenn ich mit solchen Lapalien zum Gericht "muss", ist das für mich nur Rechthaberei, verletzter Stolz, mehr nicht.

    Unsere Kirche ist offen für alle, aber nicht für alles! Christian Führer, ev. Pfarrer 1943-2014

  • Das Thema Abtreibung ist etwas ganz schwieriges. Am Ende muss die Frau selbst entscheiden, ob sie damit leben kann. Ich würde als Seelsorger da nie Druck ausüben. Ich habe selbst eine junge Freundin, die vor der Wahl stand und auch wenn es keine Vergewaltigung war, ist der Entscheid, gerade für ganz junge Frauen manchmal sehr schwierig und ich verstehe das.

  • ist der Entscheid, gerade für ganz junge Frauen manchmal sehr schwierig und ich verstehe das.

    Und gerade das finde ich so erbärmlich bei der Argumentation mancher Männer. Sie lassen oft die Frauen allein mit dem "Problem" oder verurteilen sie!

    Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3,16

  • Wenn ich mit solchen Lapalien zum Gericht "muss", ist das für mich nur Rechthaberei, verletzter Stolz, mehr nicht.

    Es ist keine Lappalie, wenn ich einen Urlaub gebucht habe
    und dafür auch eine Buchungszusage erhalten habe,
    aber dann, im Urlaubsort angekommen, zu hören kriege,
    dass ich da dann doch nicht bleiben kann ...

    Nicht alles, was gezählt werden kann, zählt (Einstein)

  • Das es sehr ärgerlich ist, steht außer Frage.

    Der Mensch badet im Humanismus, deshalb will er überall Recht bekommen. Es gibt nichts, was nicht machbar ist. Das wird in allen Bereichen gelebt, unter Christen und in der Welt. Wehe aber, es geht nicht, dann wird Alarm geschlagen.

    Leider wird der Humanismus in christlichem Kreisen immer mehr praktiziert.

    Unsere Kirche ist offen für alle, aber nicht für alles! Christian Führer, ev. Pfarrer 1943-2014

  • Leider wird der Humanismus in christlichem Kreisen immer mehr praktiziert.

    Wenn ich mir aber 1 Kor.13 anschaue ist das nicht auch "Humanismus"...
    6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;
    7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
    8 Die Liebe höret nimmer auf,

    Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3,16

  • Der Mensch badet im Humanismus, deshalb will er überall Recht bekommen.

    ... hm, den 'Humanismus' zu bemühen, lag eigentlich nicht in meiner Absicht,
    mein Argument war bloß, dass der Anbieter der Ferienwohnung einen Vertrag abgeschlossen hatte,
    den er anschließend nicht einhalten wollte,
    und das kann eben sehr wohl ein Anlass für einen Rechtsstreit werden ...

    Was den Humanismus angeht:
    Welche Definition des Begriffs meinst Du?

    Nicht alles, was gezählt werden kann, zählt (Einstein)

  • Der Mensch badet im Humanismus, deshalb will er überall Recht bekommen. Es gibt nichts, was nicht machbar ist. Das wird in allen Bereichen gelebt, unter Christen und in der Welt. Wehe aber, es geht nicht, dann wird Alarm geschlagen.


    Und oft genug geht es nur "um's Prinzip". :thumbdown:

  • mein Argument war bloß, dass der Anbieter der Ferienwohnung einen Vertrag abgeschlossen hatte,
    den er anschließend nicht einhalten wollte,
    und das kann eben sehr wohl ein Anlass für einen Rechtsstreit werden ...


    Naja, normalerweise nicht.
    Zumindest nicht innerhalb der EU.
    Denn jeder Anbieter weiß (Ausnahmen bestätigen die Regel), daß er solch einen Rechtsstreit nicht gewinnen kann, weil es hier in erster Linie um Gleichbehandlung, bzw Diskriminierung, geht...................und da gibt es kaum von einem Richter Pardon.

  • Und oft genug geht es nur "um's Prinzip". :thumbdown:

    ... z.b.:
    wenn der Vermieter einer Ferienwohnung nach einer Zusage plötzlich auf die Idee kommt,
    er könne es aus religiösen Gründen nicht zulassen, dass dort ein schwules Paar seinen Urlaub verbringt ...


    Was aber ist nun 'Religionsfreiheit'?

    Es ist ganz sicher nicht die Freiheit,
    Mitmenschen in ihrer Freiheit einzuschränken.

    Nicht alles, was gezählt werden kann, zählt (Einstein)

    Einmal editiert, zuletzt von Ghasel (10. Juni 2020 um 17:35)

  • ... z.b.:wenn der Vermieter einer Ferienwohnung nach einer Zusage plötzlich auf die Idee kommt,
    er könne es aus religiösen Gründen nicht zulassen, dass dort ein schwules Paar seinen Urlaub verbringt ...


    Ja, zum Beispiel. :D

    Aber wie schon gesagt, sowas kann nur eine Ausnahme sein, denn eigentlich sollte jeder wissen, daß er mit so etwas nie durch kommt.

  • Und gerade das finde ich so erbärmlich bei der Argumentation mancher Männer. Sie lassen oft die Frauen allein mit dem "Problem" oder verurteilen sie!

    Habe ich Dich richtig verstanden: Du findest es erbärmlich, dass ich verstehe, dass der Entscheid sehr schwierig ist?

  • Habe ich Dich richtig verstanden: Du findest es erbärmlich, dass ich verstehe, dass der Entscheid sehr schwierig ist?

    Ich habe geschrieben "manche Männer" ..fühlst Du Dich angesprochen?

    Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3,16

  • Ich habe geschrieben "manche Männer" ..fühlst Du Dich angesprochen?

    Du hast mich zitiert und geschrieben: Und gerade das finde ich erbärmlich...
    Da denkt doch jeder, dass sich das "gerade das" auf das Zitat bezieht...