Zwischen : „...und sie hatten alles gemeinsam!” (Apg 4,32) - und : „Diese Wirtschaft tötet! (Papst Franziskus in „Evangelii Gaudium“) bewegen wir uns, in Fragen der Sozialen Ordnung -
— zwischen Urchristentum = Urkommunismus und Radikalkritik eines Jesuiten-Papstes bewegen sich die historischen Hintergründe zu der
Frage wie sich die Christenheit zu den Themen »Armut und Reichtum« gestellt hat und heute stellt - von Urchristen bis Papst Franziskus.
I.) Reichtum und Armut im AT
Schon im AT verbreiten die Propheten eine scharfe und polemische Kritik gegen die Reichen und ergreifen Partei für die Armen! Sie wenden sich entschieden gegen Ausbeutung und Unterdrückung der Armen! Das Sabbatjahr - alle 7 Jahre sollten die Schulden erlassen werden - ist der Sozialausgleich, ja ein geradezu fortschrittlicher revolutionärer Sozialansatz, der m.E. auch heute für die Länder der Dritten Welt verstärkt angewendet werden sollte - ganz im Sinne des jetzigen Papstes Franziskus und im Sinne der katholischen Befreiungstheologie, die ich unterstützen würde - allerdings ohne jegliche Gewalt!
Und dennoch wird in der Patriarchen-Geschichte und dem Hiobbuch Reichtum an sich nicht in Frage gestellt, ja sogar als besondere Gnade Gottes angesehen - man denke nur an die Vermehrung der Schafherden durch den Stammvater Jakob bei dessen Onkel Laban. Man muss daher auch den geschichtlichen Hintergrund der Bibel beachten! Das Volk Israel war ein Volk von Schafzüchtern und Landwirten - im NT von Bauern und Tagelöhnern und Fischern. ---> siehe Jesu Apostelkreis. Auch die jüdischen Feste sind sehr stark von der Landwirtschaft geprägt!
II.) Reichtum und Armut im NT
A) Jesu Stellung zu Reichtum und Armut
In seiner Bergpredigt steht Jesus ganz in der Tradition der Propheten des AT - in den Seligpreisungen werden ganz besonders die Armen hervorgehoben! ----> man bedenke über 80% der Bevölkerung in Gallilläa galten als arm! Und dann Jesu bekannter Satz: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!” – und dann des Jesus pauschale und polemische Radikalkritik an den Reichen: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass ein Reicher ins Himmelreich kommt!”
Gleichzeitig hat aber Jesus sich von reichen Frauen unterstützen lassen, zu denen wohl auch die Witwe des Gutes Magdala, Maria Magdalena und Maria und Martha mit Lazarus aus Bethanien gehört haben werden.
B) Reichtum und Armut in der Geschichte der Urchristen
In der Apostgeschichte finden wir dann in den Kapiteln 2 + 4 die revolutionären Vorstellungen, ja man kann sagen urkommunistischen
Vorstellungen von Gemeineigentum!
Apg.2,44-45 und Apg.4,32.34-37:
44 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. 45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte.
Die Gütergemeinschaft der ersten Christen
32 Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.
34 Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Land oder Häuser hatte, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte 35 und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte. 36 Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, 37 der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.
---> Schon James White erkannte (wird sehr schön in dem Spielfilm über die Adventgeschichte "TELL THE WORLD" dargestellt!) „Ein Einzelner sollte kein Eigentum haben!” — eine Rückkehr zu urchristlicher Praxis konnte sich wohl zur Zeit des Frühkapitalismus in den USA leider wohl nicht durchsetzen in der Kirche der STA! ----> Exkurs: angesichts der katastrophalen Auswirkungen der CORONA-KRISE auf die
Weltwirtschaft, wo voll alles schnell total zusammenbrechen könnte, kann es sein dass dieser weitere Schritt hin zu einer Reformation im Sinne des Urchristentums schon womöglich sehr bald unausweichlich wird!
III.) Von der armen »reichen« Kirche der Urchristen zur reichen »armen« Papstkirche
Als das Christentum Staatsreligion wurde und die Bischöfe mit ihrem geistlichem Amt - immerhin gelten die Bischöfe ja als Nachfolger der
Apostel! - nicht zufrieden waren und sich noch zusätzliche weltliche Ämter kaufen wollten (Sidonie) und der Prunk und Reichtum der Kirche immer schlimmer wurden, wich die Papstkirche von den urchristlichen Idealen aus Apg. 2+4 ab! Die Kirche wurde zwar äußerlich "reich", aber innerlich - theologisch, verarmte sie immer mehr! Es bildete sich neben dem König und dem Adel ein zweiter Stand - der Klerus - heraus, die sich im Mittelalter die Macht und das Geld - zu Lasten der Bauern und der Landbevölkerung - aufteilen. Zu Luthers
Zeiten war der Erzbischof von Mainz, Albrecht, sowohl noch in Personalunion Erzbischof von Magdeburg und dann auch noch Markgraf von Brandenburg! Waldenser - um 1200 , Wyckliff um 1375 und Jan Hus um 1415 kritisierten diesen Reichtum der Kirche scharf und forderten zu einer armen Kirche im Sinne Jesu zurückzukehren! Luther hatte es sich 1525 mit den Bauern verdorben - ihre Leibeigenschaft und Armut blieb - und hielt es stattdessen mit den protest. Landesfürsten. Stichwort: »Luther der Fürstenknecht«.
IV.) Die Reaktionen der Katholischen Kirche auf die Herausforderungen der sozialen Bewegungen von 1891 - heute
Ich vertrete die These: wenn die Kirche der Reformation und die katholische Kirche inklusive orthodoxer Kirche auf den urchristlichen
Weg zurückgekehrt wären, statt mit den Mächtigen zu paktieren, hätte die sozialistische und marxistische + kommunistisch-bolschewistische Bewegung(en) mit beginnender und fortschreitender industriekapitalistischer Produktionsweise ab der 1840er Jahre niemals diese Durchschlagskraft erhalten, die sie schließlich erhalten haben!
---> So musste auch der sogen. "Arbeiterpapst" Leo XIII. auf die internationale Arbeiterbewegung irgendwie reagieren! (----> im folgenden finde ich, ist eine gute Zusammenfassung der Entwicklung gegeben von 1891 bis zum aktuellen Papst Franziskus! ----> Wikipedia-Artikel: Katholische Soziallehre – Wikipedia)