Alles anzeigendie Schrift (der Kanon) durch die Kirche gebildet wurde, kam es dann ja auch in der Römischen Papstkirche zur Diskussion, ob Schrift (= Kanon) oder Kirche (= Tradition) an erster Stelle stehen? ----> Dies scheint bis heute in der RKK (- im Gegensatz zum Protestantismus!) nicht geklärt zu sein!
Wir Katholiken sprechen von einer Verknüpfung von Heiliger Überlieferung (Tradition), Heiliger Schrift und Lehramt der Kirche, die so miteinander verbunden sind, "daß das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch die Tätigkeit des einen Heiligen Geistes wirksam zum Heil der Seelen beitragen" (DV,10,3 / KKK 95)
Es ist also immer verflochten: die römisch-katholische Kirche geht von der Betrachtung heran, dass die heilige Überlieferung die Schrift überhaupt erst hervorgebracht hat. Daher ist für die meisten Katholiken auch das "Sola Scriptura" Prinzip nicht einleuchtend. Es würde bedeuten, dass es zuerst eine Schrift gab, die dann durch die Tradition erhalten und authentisch ausgelegt wird, der Fokus aber immer die Schrift ist. Aus katholischer Sicht hätte es aber ohne Überlieferung gar keine Bibel gegeben, denn das ganze NT, das gleichzeitig Zeugnis des christlichen Glaubens ist, ist als eine lebende Tradition gewachsen.
Seele1986 hat es ganz gut zusammengefasst:
Diese Autoren selbst wissen nicht, dass es ein "Neues Testament" als Schriftkanon geben wird, sondern sie schreiben gerade erst daran.
Das Neue Testament als "die Bibel" kommt erst durch die Kirchenväter zustande, die diesen Kanon festlegen.
Die neutestamentlichen Autoren wissen davon nichts, sondern sie schreiben Briefe und später die Evangelien.
Bei der Bibel ist es insofern anders, dass sie nicht vom Himmel gefallen ist, sondern selbst Zeugnis darstellt. Sie ist primär Glaubenszeugnis und steht in einer lebendigen Tradition. Daher sind Katholiken der Auffassung, dass eben nicht die Schrift die Tradition erklärt, sondern die Tradition die Schrift. Das Zusammenspiel, wie es oben von mir zitiert wurde, liegt letztlich daran, dass ja die Schrift nicht außerhalb der Tradition steht, sondern Teil der Tradition ist und Tradition enthält. Daher ist Tradition und Schrift miteinander verwoben.
Ein Tradition ohne Bibel funktioniert (aus katholischer) Sicht genausowenig wie Bibel ohne Tradition.
Dass die Bibel primäres Glaubenszeugnis der Apostel Jesu war, ist sicher richtig! Dann aber als zwischen 95 und 105 n.Chr. (= † von Johannes) mit dem Tode der Apostel der Kanon beendet war, masste sich die Kirche Dinge an, die klasklar nicht mehr durch das Wort und erst Recht nicht durch das Wirken des Heiligen Geistes begründet werden konnten! Das begann bereits vor dem Jahr 600 als es mit der Marien - und Heiligenverehrung zu einer anti-biblischen Tradition kam, mit dem Verbot des Sabbats 364 n.Chr.! Und diese kath. Tradition die der Schrift widerspricht, die kann auch wenn sie das päpstl. Lehramt vertreten hat, nicht akzeptiert werden, weil es über die urchristliche Tradition(en) weit darüber hinausgeht!
-----> Aus der demütigen "Magd des Herrn" (= Maria) wurde die Gottesmutter! Nicht durch das Wort der Apostel gedeckt!
-----> Aus dem Bischof von Rom als Nachfolger des Petrus wurde ein allmächtiger unfehlbarer Papst gemacht, was ebenfalls nicht durch die Schrift gedeckt war!
-----> Aus dem freiwilligen Eheverzicht „um des Himmelreiches willen” wurde der unbiblische Zwangs-Zölibat gemacht! Zu den Zeiten der Urkirche mussten Diakone und Bischöfe gar verheiratet sein, das steht so in der Schrift. Mit diesen Punkten will ich es Mal belassen!
Dass man dann alle diese 16 Irrlehren der RKK (----> siehe Artikel im Blog-Bereich!) auch zur christlichen Tradition erklärt hatte, war eben ein unzulässiger Trick des Papstes und seiner Theologen! -----> weil daher wahres (Bibel + frühchristliche Tradition bis zu Chalcedon [451]) und falsches (genannte Irrlehren + irrende Konzile wie z.B. das von 787 wo das 2. Gebot abgeschafft wurde!) miteinander vermischt wurden, war es daher unvermeidbar zu Zeiten der Reformation auf das "Sola Scriptura" - Prinzip hinzuweisen, um unbiblische Traditionen und Lehren die nicht von der Bibel gedeckt waren abzuwehren!