Diese Paulinische Theologie [Rechtfertigung aus Glauben] Luthers führte ja gegen die katholische Theologie Jakobus [Rechtfertigung durch Werke der Barmherzigkeit]
Ich halte die Gegenüberstellung für falsch.
Paulus schreibt: So wird nun der Mensch gerecht ohne des Gesetzes Werke, aus dem Glauben.
Jakobus schreibt: Glaube ohne Werke ist tot. - und führt zuvor aus, von welchen Werken er spricht (den Armen Kleidung und Essen geben, sie aufnehmen und pflegen).
Jakobi Werke sind keine Gesetzeswerke.
Es geht bei Paulus, im Rahmen des Kontextes, um etwas anderes. Luther hat dies mit seiner allein aus Glauben-Theologie sehr stark dogmatisiert; das lässt sich bei Paulus so nicht erkennen. Wir reden hier von einem einzigen Satz im Prinzip, den Paulus geschrieben hat.
Dass man glaubt, dieser Glaube aber nicht auch zu Werken führt, hätte Jesus niemals, niemals gelten lassen, wenn man ihm das gesagt hätte; das sollte uns bewusst sein. Jesus redet ständig von Werken. Zum Glauben sagt er eigentlich "nur" "Der Geist weht, wo er will", und dass es "manchen gegeben ist und manchen nicht".
Das ist ein wichtiger Punkt, denn in vielen frommen Gemeinschaften wird versucht, die Kinder, Besucher oder die ganze Gesellschaft auf einen Glauben zu verpflichten.
Bei Luther wird es dann zu den Werken, die natürliche Früchte des Glaubens sind. Ja, dann sollte er mit dem Jakobusbrief keine Probleme gehabt haben, wenn dem so ist.
Jakobus widerspricht Paulus nicht, sondern er schreibt - als dies wohl nötig und Thema war - "meinet nicht, ihr könnt euch gläubig nennen, aber tut die Werke der Liebe nicht!"
Das ist vollkommen jesuanische Lehre. Ebenso wie Jesus in der Bergpredigt sagt: Meinet nicht, ihr könnt Gebote halten, aber euer Herz ist falsch!" - Das ist das gleiche.
Luthers sola fide hat ihn selbst teilweise zu sehr seltsamen Aussprüchen geführt, vor allem in den letzten Jahren, wo noch ordentlich Alkohol draufgegossen wurde.
Ständig in manisch-depressiven Intervallen alles kaputt zu hauen und dann immer glaubend zu bereuen, wenn man das Ergebnis seiner Worte und Werke sieht, ist allzu menschlich und macht Luther ja auch so lebensnah, allerdings kriegt man das irgendwann nicht mehr mit "allein der Glaube" glattgebügelt.
Der Schächer am Kreuz, der gerne angeführt wird, kann nichts mehr tun. Diese Szene zeigt uns, dass man auch auf dem Totenbett umkehren kann und Gott uns annimmt, keine Frage.
Wir sind aber gemeinhin nicht der Schächer am Kreuz.