Gestern hielt unser Pfarrer der Pauluskirche einen Vortrag zum Thema »Was macht Sinn?«
Hierzu einige Gedanken in Stichworten:.
I. Sinnstiftungen heute:
Zitat: „Die Kirchen sind tot. ... Was bleibt sind die Unternehmen!”
Dagegen: „Diese Wirtschaft tötet!” [Papst Franziskus (*1936)] und >Die "Karriere" Jesu<
Die Sinnlosigkeits-Botschaft des Existentialismus [Sartre (*1905 †1980)/ Camus (*1913 †1960)]:
Zitat: „Wir müssen uns Sysiphus als glücklichen Menschen vorstellen.” (Camus)
Logotherapie als Sinnkonzept - von Viktor Frankl (*1905 †1997)
Sinn als existentielle Gewissheit (Glaubenserfahrung als Vertrauen rückt ins Zentrum einer sinnhaften Gewissheit)
Erschütternde Studie von Prof. Tatjana Schnell (*1971), Innsbruck: fast 50% der jungen Menschen erfahren ihr Leben als „nicht sinnvoll”! ===> Folge: Die Sinnfrage wird der jungen Generation egal.
Sinn-Dimensionen:
- Sinn-Dimension „Ordnung”: Ordnung durch Venunft, Moral, Tradition
- Sinn-Dimension „Wir - und Wohlgefühl”: Sinn durch Liebe, Gemeinschaft oder Fürsorge
- Dimension „Sinnklassiker”: Sinn durch Religion, Selbsterkenntnis, Naturverbundenheit
II. Und was sagen die Theologen?
Kardinal Karl Lehmann (*1936 †2018): „Die Menschen haben die Eigenschaften, dass sie überhaupt die Frage stellen „hat mein Leben irgend einen Sinn?”
Die Einen haben „leere Hoffnungen” und „unerfüllbare Illusionen”! ---> Die Alternative: „Ich sage auch zu meiner Hoffnung Ja.” ---> also, die Sinnfrage als positive Frage ansehen!
Heinz Zahrnt (*1915 †2003): "Die Sache mit Gott" = dieses, sein Buch, beschreibt das Theolog. Denken des 20. Jahrhunderts:
Es geht um „Vergewisserung meiner Existenz” angesichts des wirren Verlaufs der Menschheitsgeschichte!
Die 3 Ängste der Menschheit:
- Die Todesangst in der Antike
- Die Schuldangst im Mittelalter: Luther: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?”
- Die Angst vor der Sinnlosigkeit in der Neuzeit: „Wozu bin ich da?”
Den heutigen Menschen schreckt „die Abwesenheit Gottes”!
----> „Wir bauen Atombomben!”
----> „Wir richten Intensivstationen ein und verlängern das Leiden der Sterbenden!”
Zitat: „Das Erschöpfendste ist die lange Wanderung durch die langen Gänge unseres Denkens zu den weiten Hallen, wo der Glaube wohnt.” [Thornton Wilder (*1897 †1975)]
Luther im Großen Katechismus: „Denn ein Gott heißt das, wo man hinsehen soll in aller Suche nach dem Guten und eine Zuflucht finden kann in allen Nöten.” ***
---> Matth. 7 : „Das Haus, das auf Fels gebaut ist!”
Helmut Gollwitzer (*1908 †2003): sein Buch: "… und führen, wohin du nicht willst."
Er, der geprägt wurde durch die sinnlose "Ur-Katastrophe" des 20. Jahrhunderts, den ersten Weltkrieg (1914-1918)!
Kann man das große Nein zum Leben wenden? Geht es durch das „in Beziehung sein”? Was aber wenn z.B. „eine junge Liebe zerbricht”? Da ist dann für den Verlassenen das Weiterleben kein Trost mehr!
Gollwitzer: „Wir haben einen Bundesgenossen! Der menschgewordene Gott tritt an unsere Seite und sucht aber eine Beziehung zu uns.” ***
Paul Tillich (*1886 †1965): "Die verlorene Dimension" (1958)
Tillich beklagt: „Wir Leben an der Oberfläche. Die Dimension der Tiefe ist aber die religiöse Dimension des Menschseins. Religion ist das, was uns an die Hintergründe unseres Daseins führt.
Die Frage nach dem Sinn wird durch die Sinnstiftung des Evangeliums beantwortet. - und unter dem Eindruck von Gottes Antwort entwirft der Mensch neue Fragen.
Fragen/Anmerkungen in der abschließenden Diskussion:
- Die Frage nach dem Sinn des "Endlichen Menschen" im Angesicht des Todes: Hat das Leben, angesichts des unausweichlichen Todes überhaupt einen Sinn? ........................................................................................................................................................................................... Antwort: Wir sollen darauf vertrauen, dass wir sinvolle Antworten bekommen. Einwand: Die unterschiedlichsten Todesvorstellungen der christlichen Kirchen: Seelenschlaf/ Ganztod-Theorie / Trennung der Seele vom Leib im Tode etc...
- Gute Beziehung würde bedeuten die Jugend auf ihrer Sinnsuche zu begleiten und zu unterstützen.
- Vom christlichen Sandpunkt aus hat das Leben Sinn! Denn wir - jeder einzelne Mensch - sind ein „Gedanke Gottes”! ---> „Ich bin gewollt!” ---> Gott hat mich schon gedacht, bevor ich geboren wurde! (--->siehe Psalm 139.). Wir dürfen aus dem Vertrauen leben »Ich bin gewollt! Von Gott!« ---> das macht Sinn!
- Welches Leben - auch angesichts der Blutuntersuchung bei Down-Syndrom-Verdacht (gestrige Bundestagsdebatte!) - ist sinnvoll und welches Leben nicht? Ist ein Kind mit dem Down-Syndrom weniger wert? Die Gefahr der Selektion des Lebens stellt sich hier! Darf man einer Frau die Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom zumuten oder nicht (abtreiben lassen!)?
- Kritisiert wurde der sinnlose "Machbarkeits-Wahn" in unserer Zeit: es ist alles machbar (Stichwort: künstliche Intelligenz!) und regulierbar! ---> Es gibt angesichts der technischen Entwicklung nichts "Sinn-stiftendes” mehr!
Sinn heißt auch "negative Erfahrungen" zu integrieren! ----> Sinn ist nicht nur Glück - auch wenn in der US-Verfassung "das Streben nach Glück" verankert ist !
*** Das Luther - und das Gollwitzer-Zitat haben mir am besten gefallen, als Antwort auf die Frage "Was ist der SINN DES LEBENS?".