Theorien zur Opfer - und Erlösungslehre in der Bibel

  • P.S.: Jesus sagt übrigens auch nicht: Kommet her zu mir und *hexhex*: ihr seid wohlgefällig!, sondern er sagt: und lernet von mir!

    Ich hörte mal eine Predigt, wo der Prediger sagte: Er (Gott) sieht uns durch die Schablone seines Sohnes!
    - Warum? Weil er mich nicht angucken kann? Weil ich so schlecht und eklig bin (und das von Natur her)? Da muss er das Bild seines Sohnes vorhalten?

    Das klingt alles toll, Norbert, bis man mal darüber nachdenkt.

  • Hierzu meine Anmerkungen:

    • Das kann schon sein - kann aber auch ein "Tatsachenbericht" gewesen sein. Ich lasse das mal offen.
    • Ja, stimmt schon! - Aber ich frage mich, warum es dann im AT steht, wonach diese Opfer so von Gott dem Mose befohlen worden seien. Stimmt es vielleicht gar nicht, dass "diese Tieropfer-Bestimmungen" von Gott kamen, sondern eine Erfindung der "Priesterkaste" waren, wie es der kirchenkritische TV-Sender “DIE NEUE ZEIT" propagiert? Und wird dadurch nicht auch das Judentum per se zu einer "archaischen Religion" herabgestuft? (---> siehe auch NR.5.)
    • Kann so sein!
    • Ja, aus „lauter väterlicher, göttlicher Liebe” (Luthers Erklärung zum Glaubensbekenntnis) und Barmherzigkeit hat sich Jesus für uns dahingegeben.
    • Es stimmt schon, dass »der Opferkult-Gedanke« etwas ganz archaisches aus alten Zeiten ist! Deshalb habe ich die Thora auch immer mit "Befremden" gelesen, v.a. das 3. Buch Mose, das ja die ganzen archaischen Tieropfer und sonstige rituellen Handlungen enthält! Wie ist dann aber der Satz aus Hebräer 9,22 („Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung!”) zu verstehen, frage ich Dich? War nicht das Opfer Jesu am Kreuz als blutiges Opfer "Heils-notwendig" ? (wie es die pietistische Theologie sagt!) ---> War dies folglich gar nicht der Wille Gottes, des Vaters?
    • War das aber nicht auch die Theologie Luthers? Seine »Kreuzestheologie«? Die vom Pietismus aufgegriffen und weiterentwickelt wurde?
  • Aber ich frage mich, warum es dann im AT steht, wonach diese Opfer so von Gott dem Mose befohlen worden seien. Stimmt es vielleicht gar nicht, dass "diese Tieropfer-Bestimmungen" von Gott kamen, sondern eine Erfindung der "Priesterkaste" waren

    Das steht da drin, weil das das Gottesbild dieser Menschen war. Das kann man den Menschen nicht vorwerfen, aber man muss sowas zu unterscheiden wissen.
    Es wurde eine Religion eingerichtet. Religionen stabilisieren einen Klan.
    Es geht nicht um "die bösen Juden". Das Judentum ist ne Religion, genauso wie das Christentum, der Islam, usw.

    Wir müssen, wenn wir etwas lesen, darüber nachsinnen und es prüfen: "Prüfet aber alles. Das Gute bewahrt!"

    Es wurden die ganzen Opfervorschriften niedergeschrieben und dann heißt es bei den Propheten, dass Gott zum Volk sagt: Ich habe diese Opfer nie gewollt! Ich wollte, ihr hättet ein rechtes Herz und Liebe.
    Erkläre mir das. Entweder weiß er nicht recht, was er eigentlich will (wie wir Menschen), oder aber es liegt an uns. Glaube ich den Priestern oder den Boten Gottes?
    Das muss man selbst finden, er nimmt uns das nicht ab. Alles wurde niedergeschrieben. Man kann doch nicht das alles aussparen, wenn es dies doch gab. Es wird nichts verheimlicht in dieser Schrift.

    Deshalb habe ich die Thora auch immer mit "Befremden" gelesen, v.a. das 3. Buch Mose, das ja die ganzen archaischen Tieropfer und sonstige rituellen Handlungen enthält!

    Ja, und auf dieses Befremden hören wir nicht, weil man gelernt hat, es sei (unterschiedslos) das perfekte, irrtumsfreie und autoritäre "Wort Gottes". Also musst du das alles irgendwie zusammenkriegen.
    Jesus sagte: Ihr kennt meinen Vater nicht!

    Wie ist dann aber der Satz aus Hebräer 9,22 („Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung!”) zu verstehen, frage ich Dich?

    Es ist, wie der Titel schon sagt, der Hebräerbrief. Die ganze kultische Thematik wird auf Jesus übersetzt. Dann ist er natürlich das saubere Schlachtopfer, in diesem Bild.
    Brauchst du sowas, Norbert? Das ist an die Hebräer geschrieben. Es ist hier wie beim 3. Buch Mose: es geht mich peripher an. Ich bin doch kein Hebräer.
    "Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung" ist doch deren Theologie. Damals wohlgemerkt! Heute ist das im Judentum auch nicht mehr so.

    In unserer Kulturgeschichte - im Hellenismus und der Philosophie - sagten manche Philosophen schon weitaus früher, dass Gott nicht durch Blut und Opfer befriedigt werden kann, sondern nur durch eine rechte Gesinnung, ein gutes Herz, Gerechtigkeit und Ethik.
    Wir klammern das aus, weil wir gelernt haben, dass alles außerhalb unserer Religion falsch sein muss, vom Teufel ist oder Mythos.
    Man kann andere Schriften kaum besonnen lesen, sondern hat eine vorgefasste Sperre drin, und muss - so man etwas für richtig und gut erkennt - ständig mit sich austarieren, dass das ja gar nicht sein darf.
    Diese Verengung des Blickfeldes ist nicht von Jesus, sondern von unseren religiösen Prägungen.

    War nicht das Opfer Jesu am Kreuz als blutiges Opfer "Heils-notwendig" ?

    Die Frage ist, ob dies den Opferkult "recht und gut" heißt oder ganz im Gegenteil ihn als das entblößt, was es war ("denn was sie opfern, opfern sie bösen Geistern")
    Er wurde doch von den Führern dieser Religion angeklagt. Und wir - im Christentum - gehen hin und führen (vergeistigt) diesen Opferkult weiter? Und regen uns dann darüber auf, dass man im Katholizismus "den Herrn immer wieder opfert", und wähnen uns besser, weil wir es theologiebegrifflich etwas anders ausdrücken?

    Da kommt einer, Norbert, der kennt dich, der kennt alle Menschen. Er kennt auch die Kultur und Religion, in der du geprägt und aufgewachsen bist.
    Dann lehrt er dich und zeigt dir, dass dieser Gott ganz anders ist. Er tut das nicht, damit du zu "seiner Religion" übertrittst, sondern um dich zu befreien.
    Dann kommen sie, religiöse Führer und Staatsmacht, und bringen ihn um. Und du weißt von ihm, dass er darum wusste und dies gerne auf sich genommen hat, wenn er auch Angst hatte.
    Ist er dann nicht für Dich gestorben? Und der Glaube macht dich frei und rechtfertigt dich, nicht das religiöse Werk.
    Ist er dann nicht Befreier, Erlöser von der Knechtschaft, Mittler zu Gott? - Alldas hat doch mit der Opferkult-Theorie gar nichts zutun.

    War es "notwendig"? Er hat es freiwillig getan. Aus Liebe. Ja, für die Befreiung des Menschen war auch sein Tod "notwendig", aber nicht für diese konstruierte Opferkult-Exegese.

    War das aber nicht auch die Theologie Luthers? Seine »Kreuzestheologie«?

    Natürlich. Du wirst aber auch manches von dem finden, was ich oben schrieb.
    Auch Luther war ein Kind seiner Zeit und seiner Kirche. Ist denn Luther das Ende des Studiums? Das wäre traurig.

  • @freudenboten

    wir kennen für gewöhnlich zwei Gedankengänge, die oft in einem Atemzug ausgeführt werden, ohne dass man drüber nachsinnt:

    einmal, dass Gott seinen Sohn sandte, den Menschen den wahren Gott zu offenbaren, der sein Leben dahingab, das Böse und den Tod zu überwinden und uns zu erretten (ich denke, da wirst du zustimmen). Gefasst in dem wundervollen Satz: Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.

    Dann die Lehre, der Zorn Gottes läge auf der Welt und den Menschen, ihre Werke und Opfer reichten nicht aus, und so gebe der Sohn das vollkommene Opfer ab.

    Beides geht meines Erachtens nicht zusammen.

    Er hat sich geopfert für uns, das ist richtig. Aber nicht, weil Gott das braucht zu seinem Wohlgefallen, sondern weil das die Religion war.
    "Wenn ihr aber erkannt hättet, was es ist: ich will Barmherzigkeit, nicht Schlachtopfer." Er tat das doch nicht, um Gott milde zu stimmen, sondern um auch diese Lehre zu überwinden.
    Er trug unsere Sünden mit sich ans Kreuz heißt: er hat diesen Kultus hinweggenommen. Er tut das doch nicht, weil Gott sowas will. Gott möchte, dass wir umkehren von schlechten Wegen.

    Die Idee, die dahintersteht ist (ich sprach es schon an), dass der heilige Gott uns fehlbare Menschen nicht ertragen kann; er muss ein Opfer und Blut haben, um das zu versöhnen.
    Das ist falsch. Gott hat uns geschaffen und ihm ist an uns gelegen. Wir sind fehlbar und tragen in uns die Möglichkeit zum Irrtum. Er will uns gute Wegweisung geben.
    Die Versöhnung ist nicht die Besänftigung des zornigen Gottes, sondern dass er uns die Augen öffnet über Gottes Wesen und uns diese Bürde nimmt: "Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht"
    Denn in den alten Zeiten war ihnen Gott verborgen hinter Feuer und Rauch.

    Und er wies darauf hin, dass Aufseher, wenn der Hausherr fern ist, wieder harte Joche und Lasten auf die Schultern der Arbeiter legen, sie schlagen und niederdrücken.
    Und genau das ist geschehen.

  • Dann studiert, was das NT (Hebräerbrief) über die Bedeutung der Versuchung Abrahams/Fesselung Isaaks.
    Nur, wer den Ernst des Todes begreift, kann auch den Tod/die Auferstehung Jesu gebührend einschätzen.
    Die beiden oberflächlichen Ansichten lauten:
    1. Irgendwie geht es mit dem Leben nach dem Sterben weiter.
    2. Das Sterben gehörte von Anfang zur Schöpfung Gottes.

    Die AT-Opfer sollten das Bewusstsein schärfen für die Bedeutung des Todes und der Auferstehung Jesu zum NT. Keine Nachfolge Jesu ohne OPFERBUND.

  • 1. Korinther 2:18.-25.
    "... den Juden (Pharisäern/Rabbinen) ein Ärgernis und den Griechen (Philosophen/Humanisten)
    eine Torheit;...
    ...die Torheit Gottes ist weiser als die Menschen sind, ..."