In dem o.g. Text von Johannes Kovar wird folgendes Interessantes über den Bibelübersetzer Erasmus von Rotterdam berichtet, der den Textus Receptus benutzt hatte:
Hier ein Vergleich von verschiedenen Übersetzungen zu Offb 22,19:
Übersetzung Text
Eberfelder rev 1993 so wird Gott seinen Teil wegnehmen von dem Baum des Lebens und aus der heiligen
Stadt
Eberfelder alt 1905 so wird Gott sein Teil wegnehmen von dem Baume des Lebens und aus der heiligen
Stadt
Luther 1545 so wird GOtt abtun sein Teil vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt
Luther 1912 so wird Gott abtun sein Teil vom Holz des Lebens und von der heiligen Stadt
Luther 1984 so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen
Stadt
Schlachter 2003 so wird Gott wegnehmen seinen Teil vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt
Einheitsübersetzung 1980 dem wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt
wegnehmen
Vulgata auferet Deus partem eius de ligno vitae et de civitate sancta
King James Version 1611 God shall take away his part out of the book of life, and out of the holy city
Erasmus bietet in der Offenbarung an über zehn Stellen solche Textformen, die bis heute von
keiner einzigen Handschrift vor ihm gelesen werden. In Offb 5,14 machte Erasmus z.B. aus den
Worten: „die Ältesten ... beteten an“ durch Texterweiterung die Fassung: „die Ältesten ... beteten
den an, der da lebt in die Zeitalter der Zeitalter.“ Diese Fassung fand sich zwar in einigen
Handschriften der lateinischen Vulgata, fehlt aber bis heute in allen bekannten griechischen
Handschriften aus der Zeit vor Erasmus. Auch in Offb 4,4 oder in Kapitel 18,5 findet sich
Ähnliches.
Die Offenbarung ist nicht das einzige Buch, in dem Erasmus den griechischen Text eigenmächtig
änderte. !!! Ein anderer bekannter Fall liegt in Apg 9,5 am Ende vor. Alle griechischen Handschriften
vor der Zeit von Erasmus lesen hier: „Er aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ Erasmus
fügte ohne das Zeugnis einer einzigen griechischen Handschrift hier einige Worte ein, die er in der
lateinischen Bibel fand: „Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen.“ Diese Worte
waren hier in die lateinische Bibel eingefügt worden, weil sie im Parallelbericht Apg 26,14 stehen.
Dort sind sie zweifellos echt, aber in Apg 9,5 sicher unecht. Erasmus, der als Katholik mit seiner
lateinischen Bibel aufgewachsen war, hatte hier mehr Vertrauen in die lateinische als in die
griechische Fassung des Textes. Auch da müsste man Erasmus für einen inspirierten Schreiber des
griechischen Textes halten, wenn man an der Inspiration der eingefügten Worte festhalten möchte.
Weitere Beispiele für solche eigenmächtigen Lesarten des Textus Receptus ohne jede
Handschriftenbezeugung vor dem 16. Jahrhundert findet man z.B. in 2Ko 11,10 oder in 1Pt 3,20.
Das „Comma Johanneum“ in 1Jo 5,7-8 haben wir oben schon erwähnt.
Die oben genannten Tatsachen sollten eigentlich jeden, ein für allemal davon überzeugen, dass der Textus Receptus nicht identisch mit dem Urtext des Neuen Testaments ist.