Bibelübersetzungen im Vergleich

  • Deine Konzentration auf Bibelübersetzungen, die sich mühelos lesen lassen, kann ich gut nachvollziehen.

    Kennst Du eigentlich den Youtuber Nature23?
    Der hat einiges zu Bibelübersetzungen auf seinem Kanal, u. a eine Auswertung mit Ranking diverse Bibelübersetzungen
    Bei den Kriterien schaut er interessanterweise stark auf die richtige Übersetzung von rein/ unrein/ gemein. Kol. 2,16+17 ist ihm auch wichtig. Er ist aber kein Adventist, sondern steht wohl der Hebrew Roots Bewegung nahe.

    Er hat auch eigene Übersetzungen (Bände) raus gebraucht, die hast Du noch nicht in Deiner Aufstellung auf Deiner Seite, meine ich.
    Vielleicht ist das interessant für Dich: Nature23 Bibel

    Ich habe mir den Band mit der Offenbarung gekauft, weil ich mal sehen wollte, wie er einige Stellen übersetzt. Er hat mich aber enttäsucht. Z. B. übersetzt er semaino in Off. 1,1 auch einfach nur mit zeigen.

  • Danke für deine Bemerkungen, Discipulus!

    <Mühelos> lesen bezieht sich nur auf die Orthographie, nicht auf Wortwahl und den Textinhalt. Die Schrift von Buber & Rosenzweig und die Paulusbriefe von Ch. Plag lassen sich alles andere als mühelos lesen, denn die konkordante Übersetzungsmethode erfordert ungewöhnliche Wortkonstruktionen, ums mal vereinfacht auszudrücken; diese scheue ich definitiv nicht, ganz im Gegenteil!

    Eine Mitarbeiterin von Nature23 informiert mich bereits seit Juli ´18 (Ersterscheinen des Bd. 11) kontinuierlich über sein Interlinear–NT; soeben kam Bd. 5 (= Apg) heraus.

    Auf meiner bibelpedia–Seite unter Neu - & Alt–Neuland, in der Übersicht "Übersetzungen" und unter den Autoren ist Nature23 von Anfang an berücksichtigt; weiterhin auf Facebook (hätte lieber eine ähnliche christliche Plattform!!!) https://www.facebook.com/profile.php?id=100010315778514 .

    Die Interlinear von N23 ist eine von nur drei auf Deutsch existierenden dieser Art; man kann ihm durchaus dankbar sein… vor allem, weil die bisher erhältlichen nur nach einer Textfamilie übersetzten, während N23 alle verfügbaren Texte berücksichtigt und setzt. Seine youtube–Videos finde ich nur suboptimal, da sich der Gegenstand seiner Beurteilungen meist auf wenige Textstellen beschränkt und er m. E. n. zu viel ´rumlabert ( „kann man haben – muß man nicht“). Das schmälert aber seine Mühe nicht, die er sich macht, unter anderem auch das NT des alten Johann Piscator wieder zum Leben zu erwecken (per Nachdruck).

    Einmal editiert, zuletzt von birnbaum (10. September 2019 um 12:22)

  • Buber versuchte sehr gut, das hebräische Sprachgefühl im Deutschen nachzuempfinden. Aber das ist keine "evangelistische" Übersetzung, die dem "Volk aufs Maul schaut".

  • Martin Buber & Franz Rosenzweig wollten in den 20er Jahren die Lutherbibel überarbeiten, merkten aber sehr schnell, schon bei der Bearbeitung des 1. Kapitels der Genesis, daß das nicht machbar war. Buber schrieb später:
    „Nach einem Tag Arbeit standen wir vor einem Trümmerhaufen. Es hatte sich erwiesen, daß man auf diesem Weg nirgends hinkam.“
    Buber begann von Neuem, nach seinen Vorstellungen. Rosenzweig bemerkte, nachdem er das Verdeutschte gelesen hatte, anerkennend:
    „Die Patina ist weg, dafür ist es blank wie neu, und das ist auch was wert.“

    (Quelle: Zu einer neuen Verdeutschung der Schrift, 1954)


    Übrigens: Buber & Rosenzweig waren beide Juden, übertrugen also nur "ihre" Heilige Schrift, unser AT.
    Damit kann man eigentlich nicht evangelisieren – da Du schriebst, es sei keine evangelistische Übersetzung! Auch die Art der Verdeutschung in Leitwortstil würde sich nicht zu diesem Zweck eignen. Gut, daß die Auswahl an Bibeln in Deutsch so vielfältig ist, z. B. die NeÜ, die NGÜ, BasisBibel etc.
    (brauchst mich aber deswegen nicht zu schlagen!)

    Einmal editiert, zuletzt von birnbaum (10. September 2019 um 15:10)

  • Man kann auch mit dem AT evangelisieren, wie die Jünger Jesus (auch Bergpredigt) es taten.

    ... und erst Recht Paulus! ----> siehe Apostelgeschichte 28, Vers 23b): „Da erklärte und bezeugte er ihnen das Reich Gottes und predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den Propheten vom frühen Morgen bis zum Abend.” (Apg 28,23)

    Wer weiß wieviele AT-Texte Paulus in seinen 13 Briefen im NT verwendet hat?

  • Das ist eine bemerkenswerte Feststellung, Freudenbote! Ich lerne täglich dazu …

    Luthers "FREUDENBOTIN" aus Jesaia 40 heißt bei Buber / Rosenzweig "GLÜCKSMÄRBRINGERIN".
    Das wird die Frau sein, die evangelisiert.

    Norbert hat auch Recht; Wenn noch kein NT zur Hand ist, dann bleibt nur das AT.

  • @ Norbert:
    Die Zürcher 2007 hat alle direkten Zitate aus dem AT kursiv gedruckt.
    Aber man wird beim Zählen närrisch.
    Allein im Römerbrief sind es, Doppelte evtl. mitgezählt, fast 45.

  • Wenn noch kein NT zur Hand ist, dann bleibt nur das AT.

    Wenn wir davon ausgehen, dass Paulus von 60 - 62 n.Chr. in Rom in (erster!) Gefangenschaft war (Apg.28) so kann man annehmen, dass bis 62 schon sehr viele Teile (15 - 17) des Neuen Testaments vorgelegen haben.

    Das älteste Evangelium wird Markus gewesen sein, das bereits um 46/47 n.Chr. als erstes der 4 Evangelien verfasst worden ist. (---> siehe Apg.13,13!)
    Die ältesten Paulusbriefe waren der 1.Thessalonicher verfasst um 48 n.Chr. und im selben Jahr wohl auch gemäß der "südgalatischen Hypothese" der Galaterbrief (---> siehe Einleitung zum Galaterbrief in "Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel - Das Neue Testament", 4. Aufl. 2000 auf S.488) und der 2. Thessalonicher um 50 n.Chr.
    Laut Prof.Klaus Berger waren 2. + 3. Johannesbrief auch schon um 50 n.Chr. wie vielleicht auch der 1. Petrusbrief (Berger datiert in die Zeit zwischen 50 - 55 n.Chr.!) 55 n.Chr. sollen - wieder laut Berger - 1. Johannesbrief, Jakobusbrief und 1. Korintherbrief verfasst worden sein. 56 n.Chr. dann der 2. Korintherbrief, der Römerbrief, der Hebräerbrief und der Philipperbrief zw. 56 -58 n.Chr. Um 60 n.Chr. dann der Epheserbrief und der Kolosserbrief. 61 n.Chr. der Philemonbrief.


    Dann das "Doppelwerk" von Lukas um 63 n.Chr. mit Evangelium und Apostelgeschichte

    Matthäus-Evangelium dann 64 n.Chr. (Einleitung Elberfelder NT) und die Logienquelle Q fertiggestellt 65 n.Chr. (Berger geht von einer Entstehungszeit der überlieferten mündlichen und schriftlichen Worte Jesu, die sich gemeinsam bei Matthäus + Lukas, nicht aber bei Markus finden, von 60 - 65 n.Chr. aus!). 64/65 n.Chr. (gemäß Einleitung Elberfelder NT) folgte dann der 2. Petrusbrief als das geistliche Vermachrnis des Apostels.
    Der Tod des Paulus wird auf das Jahr 65 n.Chr. angesetzt. Für die 3 Pastoralbriefe (Titus + 2 x Timotheus) kommt der Zeitraum von 62 - 65 n.Chr. für die Abfassung in Frage (Einleitung "Die Pastoralbriefe" - Elberfelder NT auf S. 545) ---> um 64 n.Chr. verfasste Paulus den 1.Timotheusbrief und den Titusbrief und 65 n.Chr. seinen letzten Brief, den 2. Timotheusbrief.

    Somit gab es bis zur Zeit des Todes der beiden "Apostelfürsten" Paulus († um 65 n.Chr.) und Petrus († um 67 n.Chr.) also bereits 24 von 27 Schriften des Neuen Testaments! ---> siehe zur besseren Übersicht die folgende Tabelle:

    NR.

    vermutliches Jahr
    der Abfassung

    Buch des
    Neuen Testaments

    146/47 n.Chr.Markus-Evangelium
    248 n.Chr. 1. Thessalonicher
    348 n.Chr.Galaterbrief
    450 n.Chr.2. Thessalonicher
    550 n.Chr.2. Johannesbrief
    650 n.Chr.3. Johannesbrief
    750 - 55 n.Chr.1. Petrusbrief
    855 n.Chr.1. Johannesbrief
    955 n.Chr.Jakobusbrief
    1055 n.Chr.1. Korintherbrief
    1156 n.Chr.2. Korintherbrief
    1256 n.Chr.Römerbrief
    1356 n.Chr.Hebräerbrief (verm.Barnabas)
    14 56 - 58 n.Chr. Philipperbrief
    1560 n.Chr.Epheserbrief
    1660 n.Chr.Kolosserbrief
    17 61 n.Chr.Brief des Paulus an Philemon
    1863 n.Chr.Lukas-Evangelium
    1963 n.Chr. Apostelgeschichte (Lukas)
    2064 n.Chr.Matthäus-Evangelium
    2164 n.Chr. 1. Timotheus
    2264 n.Chr.Brief des Paulus an Titus
    2364/65 n.Chr.2. Petrusbrief
    2465 n.Chr.2. Timotheus
    25*68 n.Chr. Evangelium nach Johannes
    26*69 n.Chr. Offenbarung des Johannes
    27*75 n.Chr. Judasbrief


    * Schriften nach dem Tode der Apostel Petrus und Paulus: laut Aufstellung von Klaus Berger in "Das Neue Testament und Frühchristliche Schriften", Insel Verlag, 2. Aufl. 2015 auf Seite 6.

  • Es ehrt Dich sehr, daß Du Dir so viel Mühe gemacht hast mit der Dokumentation der Frühdatierung und der Möglichkeit, daß Paulus bereits diverse nt-liche Schriften mit sich geführt haben könnte, auch wenn in der Apg–Stelle erzählt ist,

    »und predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den Propheten«

    Das eine schließt das andere nicht unbedingt aus.

    Ich bin Klaus Berger, der eigentlich römischer Katholik ist und in einem bekannten r.–k. Radiosender häufig Bibel auslegt, sehr dankbar, daß er sich entgegen des theologischen Mainstream für eine andere Datierung der Schriften einsetzt.

    P. S.:
    Ob es die vielgerühmte und zitierte Logienquelle Q je gegeben hat, wage ich allerdings zu bezweifeln. Gemäß dieser Quelle, die ja auch in Buchform hinreichend oft publiziert wurde (hab einige davon im Regal stehen) , braucht Jesus weder am Kreuz gestorben noch auferstanden zu sein. Das hilft den liberalen Theologen sehr.

  • Es ehrt Dich sehr, daß Du Dir so viel Mühe gemacht hast mit der Dokumentation der Frühdatierung und der Möglichkeit, daß Paulus bereits diverse nt-liche Schriften mit sich geführt haben könnte, auch wenn in der Apg–Stelle erzählt ist,

    »und predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den Propheten«

    Das eine schließt das andere nicht unbedingt aus. (✓)


    Ich bin Klaus Berger, der eigentlich römischer Katholik ist und in einem bekannten r.–k. Radiosender häufig Bibel auslegt, sehr dankbar, daß er sich entgegen des theologischen Mainstream für eine andere Datierung der Schriften einsetzt. (✓)


    P. S.:
    Ob es die vielgerühmte und zitierte Logienquelle Q je gegeben hat, wage ich allerdings zu bezweifeln. Gemäß dieser Quelle, die ja auch in Buchform hinreichend oft publiziert wurde (hab einige davon im Regal stehen) , braucht Jesus weder am Kreuz gestorben noch auferstanden zu sein. Das hilft den liberalen Theologen sehr. NCH: Leider!

    Hallo Birnbaum!
    Das (✓) sehe ich wie Du!

    Gerade in dem Buch von Berger (Neues Testament und frühchristliche Schriften) erwähnt dieser diese sogen. Logienquelle!

    ---> gibt es davon mehrere (weil Du von „einigen” geschrieben hast!) verschiedene Logienquellen ???

  • Die Logienquelle bzw. Spruchquelle Q wude im Lauf der Jahrzehnte von diversen Autoren gesammelt, übersetzt und herausgegeben, auch zur Diskussion.
    Ich habe etwa ein halbes Dutzend Ausgaben davon im Regal.
    Falls jemand Titel bzw. Autoren genannt haben möchte, dann Bescheid geben.
    Mich interessierten in jedem Fall nur die Übersetzungsvarianten.
    Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ist diese Logienquelle eine reine Hypothese.
    In den U.S.A. gibt es das sogenannte Jesus–Seminar; diese Theologen haben sich besonders drum gekümmert und "Forschungen" betrieben.
    Nicht meins.

    3 Mal editiert, zuletzt von birnbaum (11. September 2019 um 18:39)

  • @birnbaum

    Ich habe jetzt Nature23 und auch die Übersetzung von Fotteler über die Suche auf Deiner Seite gefunden.
    Beide hatte ich zuletzt nicht gefunden- keine Ahnung, was ich da falsch gemacht habe.

    Da hatte ich Dein Archiv ein wenig unterschätzt.

    lg

  • Mir wird in letzter Zeit immer mehr bewusst, wie bereichernd konkordante Übersetzungen sind.
    Beim Lesen z. B. des KNT fallen einem Dinge auf, die man sonst übersieht.

    Die Geschriebene ist natürlich noch mal was Besonderes.

    lg

  • Zu Beitrag 30:

    Die Tabelle mit Geschichtsdaten erscheint mir NICHT ganz plausibel!

    Warum sind die Johannes-Schriften so früh angesetzt?

    Klaus Berger schreibt zur Begründung: zum 2. Johannesbrief:
    „Mit mit vielen anderen Forschern bin ich der Meinung, 2. Joh. sei das älteste Produkt der johanneischen Schule. Um 50 n.Chr. Andere datieren auf die Zeit um 90 n. Chr *** oder um die Jahrhundertwende - ein Hinweis darauf, mit wie großen Unsicherheiten jede Datierung behaftet ist.” (a.a.0. Seite 35)
    und zum 3. Johannesbrief:
    „Das Milieu ist judenchristlich; darauf weist schon die Funktionsbeschreibung »Ältester«. Zu Heiden besteht demonstrativ kein Kontakt (V. 7). Das frühchristliche Briefformular ist noch nicht entwickelt. V. 9 könnte 2. Joh. voraussetzen. Der Streit, der dann 2. Joh., 1 Joh. und das Johanneische Evangelium betreffen wird, ob das Liebesgebot »alt« oder »neu« ist, spielt hier noch keine Rolle. Immerhin teilt er mit dem übrigen frühen Christentum die Gemeindebezeichnung »ekklesia« (Versammlung). Noch sind Wandermisissionare kennzeichnend für den Kontakt zwischen Christen. Aus allen diesen Gründen muss der Brief sehr alt sein. - Wir setzen ihn um das Jahr 50 n. Chr. an und nehmen an, er sei gleichzeitig mit 2. Joh. verfasst worden.” (a.a.O. Seite 38)

    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    *** auf 90 - 100 n.Chr. wird in der Einleitung zu "Der zweite und dritte Brief des Johannes" in der Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel - Das Neue Testament - revidierte Fassung, Brockhaus Verlag, 4. Auflage 2000 auf Seite 635 die Abfassungszeit gelegt.