- Offizieller Beitrag
Woran haben denn die Juden in Joh 8,58 erkannt, dass die Worte "ich bin" im Munde Jesu eine andere Bedeutung hatten als die gleichen Worte in Joh 9,9?
Das Besondere an Joh 8,58 ist der Wechsel der Zeitform, wenn Jesus von sich spricht. Während Abraham war (Aorist Vergangenheitsform), ist Jesus der Seiende (Präsens Form). Jesus sagte nicht "bevor Abraham war, war ich (bereits)", sondern "ich bin".
Man beachte den Gesamtkontext des Kapitels 8:
(a) Jesus beansprucht, der Erlöser zu sein:
- "Das Licht der Welt".
- Es kommt darauf an, in Seinem (Jesu) Wort zu bleiben und Sein Jünger zu sein.
- Er macht (von der Sünde) frei.
- Niemand kann Ihn einer Sünde überführen.
- Sein Wort bewahren heisst, ewig zu leben.
(b) Jesus hat ein besonderes Verhältnis zum Vater:
- Der Vater ist in Ihm (Jesus).
- Jesus ist vom Vater ausgegangen.
- Jesus ist als Richter einig mit dem Vater.
- Sein Zeugnis ist (zusammen mit dem Zeugnis des Vaters) ausreichend.
- Vater zu kennen bedeutet Jesus zu kennen.
- Jesus redet das, was der Vater ihm gegeben hat.
(c) Jesus hat die Autorität, die Juden zu beschuldigen:
- Sie kennen den Vater nicht.
- Sie sind aus dem Teufel.
- Sie sind voll Sünde.
- Sie sind blind.
- Sie sind "von unten".
Jesus deutet ganze Zeit an, dass Er der verheissene Messias ist (Verse 25, 28). "Warum versteht ihr meine Sprache nicht?" (Vers 43). "Warum glaubt ihr mir nicht?" (Vers 46) Einige verstehen und erkennen Jesus, und glauben an Ihn (Vers 30).
Reaktion der Juden auf diese Aussagen.
Wie reagieren die Juden auf all diese Äusserungen Jesu, die nicht einmal einem Prophet zustehen?
"Die Juden antworteten und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist und einen Dämon hast?" (Vers 48)
"Die Juden sprachen zu ihm: Jetzt erkennen wir, daß du einen Dämon hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sagst: Wenn jemand mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht schmecken in Ewigkeit. (Vers 52)
Auf alle diese sehr gewichtige Selbstansprüche Jesu und die an ungläubige Juden gerichtete Beschuldigungen reagieren die Juden recht "entspannt": Jesus soll einen Dämon haben. Es besteht keinen Grund, Ihn zu steinigen.
Die Eskalation.
Und nun kommt der Knaller. Auf die ganz harmlose Frage "Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?" antwortet Jesus: "Ehe Abraham war, bin ich."
Und die Reaktion? "Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen". Es kann nicht offensichtlicher werden zu erkennen, dass Jesus an dieser Stelle sich mit dem "ICH BIN" Gottes gleichsetzt.
Es gibt im ganzen NT nur noch zwei andere Stellen - nämlich Joh 5,18 und Joh 10,31-33 - wo die Juden Jesus steinigen wollten. In beiden Fällen lautet die Anschuldigung, Jesus mache sich zu Gott. Hier in Joh 8 wird der Grund für die beabsichtigte Steinigung nicht genannt, aber aus dem Kontext des ganzen Kapitels sowie unter der Berücksichtigung von Joh 5,18 und Joh 10,31-33 wird schnell klar, worum es geht.
Mehr kann und muss man hierzu nicht sagen. Wer das nicht erkennen kann oder will, der scheint einfach sehr voreingenommen zu sein.