David und die Schaubrote

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    Hallo zusammen,

    angeregt durch die Diskussion über die verschiedenen Standards, die für Gott und den Menschen gelten (oder nicht!), habe ich über ein paar Worte von Jakob nachgedacht:

    Das `Gute` und das `Böse` gibt es für sich allein genommen nicht, sondern sie definieren sich als solche nur in einem bestimmten Kontext: `Alles ist relativ`. Beispiele:

    - Die Wirtin hat ihre Gäste gerettet, indem sie ihre Verfolger angelogen hat. Sie hat nicht gesündigt.
    - Heilige Schaubrote essen ist verboten, aber der hungernde David tat es, und es war keine Sünde.

    .....

    Es geht um die Geschichte von David, der vor Saul fliehend zu Abimelech dem Priester kommt und ihn um Essen bittet. Die meisten werden die Geschichte kennen, trotzdem hier nochmal der Auszug aus der SCH2000:


    Kurze Zusammenfassung: David hatte Hunger, es gab nur heilige Schaubrote, die für Normalsterbliche verboten waren. Trotzdem hat sie Abimelech dem David gegeben, der hat sie gegessen. War das nun falsch, oder nicht? Ich habe das Gefühl, dass jeder von uns sagen würde: Nein, es war nicht falsch, denn wenn jemanden hungert, dann soll er essen! Leben erhalten vor Gesetze befolgen. Ich frage mich nur, ob das auch wirklich so geht bzw. ob der Weg des Christen/Gläubigen so funktionieren kann? Bleiben wir bei dem angesprochenen Beispiel. Welche Folge hatte Davids Verhalten:


    David selbst fühlt sich (zurecht?) schuldig wegen der Ermordung der Priester durch Saul bzw. Doeg. Wer ist nun wirklich schuld daran? Hätte Saul die Priester nicht ermordet, wenn sie David nicht geholfen hätten? Oder liegt die Schuld einzig und allein bei Saul?

    Jesus erwähnt die Szene in Markus 2:

    Mk. 2/23 Und es geschah, daß er am Sabbat durch die Saaten ging; und seine Jünger fingen an, im Gehen die Ähren abzupflücken. 2/24 Und die Pharisäer sagten zu ihm: Sieh, was tun sie am Sabbat, das nicht erlaubt ist? 2/25 Und er spricht zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er Mangel hatte, und als ihn und die bei ihm waren, hungerte? 2/26 Wie er in das Haus Gottes ging zur Zeit Abjathars, des Hohenpriesters, und die Schaubrote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch denen gab, die bei ihm waren? 2/27 Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen; 2/28 somit ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats.

    Bitte hier jetzt nicht vom Sabbat anfangen! Es geht nur im Zusammenhang um die Erwähnung von der Geschichte durch Jesus. Wenn ich Jesus richtig verstehe, dann sagt er hier, dass David keinen Fehler gemacht hat, genauso wie die Jünger, die keinen Fehler dabei machen die Ähren abzupflücken und ihren Hunger zu stillen.


    Eure Gedanken, Meinungen, Fragen zu der Thematik würden mich interessieren.

    viele Grüße und einen schönen Restsabbat,

    Tricky

  • Als ich neulich diese Bibelstelle las, war ich auch etwas schockiert.
    Nicht darüber, dass David und seine Männer die Schaubrote gegessen haben; das war ja offensichtlich nicht so streng verboten, sonst hätte der Priester es bestimmt nicht in Erwägung gezogen.

    Ich war schockiert über Davids Unaufrichtigkeit; ich hatte es gar nicht so in Erinnerung dass er dermassen unverschämt gelogen hat:

    1. Sam 21, 3 David sprach zu dem Priester Ahimelech: Der König hat mir eine Sache befohlen und sprach zu mir: Niemand darf auch nur das Geringste von der Sache wissen, in der ich dich gesandt habe und die ich dir befohlen habe. Darum hab ich meine Leute an den und den Ort beschieden.

    Das ist genauso gelogen wie das:

    9 Und David sprach zu Ahimelech: Ist nicht hier bei dir ein Spieß oder ein Schwert? Ich habe mein Schwert und meine Waffen nicht mit mir genommen, denn die Sache des Königs war eilig.

    Und Ahimelech hat Davids Worten vertraut - was zur Folge hatte, dass er mitsamt den anderen Priestern und ihren Familien niedergemetzelt wurden.
    Und fast noch mehr schockiert hat mich, dass nicht ein Wort darüber verloren wurde, dass das Verhalten Davids falsch war.

    Heisst das nicht quasi: David durfte so lügen und betrügen, um sich selbst zu retten, auch wenn das viele Unschuldige das Leben kostet?
    Und bedeutet das nicht eigentlich auch: David hatte kein wirklich grosses Gottvertrauen in dieser Situation, holte sich lieber mit Lügen das, was er brauchte, und das ist ganz ok so .....

    Oder sehe ich das zu kritisch?

  • In dieser Geschichte gibt es meiner Meinung nach einige begangene Fehler, Missverständnisse und Sünden:

    z.B.:
    o) David lügt / not-lügt...
    o) der Höhepriester denkt Sex macht unrein/unheilig...
    o) Jesus vertauscht / verwechselt beim Nacherzählen die Namen der Höhepriester... oder dem Schreiber des Evangelium passierte es...
    o) Und die grausame Art von Saul und Doeg ist eine eigene Sünden-Liga...


    Trotzdem gibt es Positives und heilsgeschichtlich Bemerkenswertes:

    o) Ge/Verbote und die Bedürfnisse von leidenden Menschen werden in Bezug gebracht. --> Siehe auch Jesu Handlungen an bedürftigen Menschen im Neuen Testament.
    o) David isst die Schaubrote vom priesterlichen Dienst. --> Er wird dadurch ein Heilsplanbild für "König UND Priester" in einer Person. Das war sonst streng verboten,außer Melchisedek und JESUS!!
    o) Saul und Doeg sinnbilden Satan als eigentlich unrechtmäßiger Herrscher/König und Verkläger (Doeg).
    PS: David war ja bereits gesalbt (1.Sam.16) und Saul schon verworfen (1.Sam.15)...
    o) Die Leidtragenden an all den Sünden & Lügen & Falschherrschaft sind die Menschen...
    o) Sehr verheißungsvoll: David erhält das Schwert Goliaths (er ist auch eine bildliche Figur für Satan und den Kampf mit Christus).

    Diese Gedanken machen dann etwas Sinn, wenn man im Hinterkopf behält:
    [König] David ~1000 v.Chr. --> "Sohn David" = JESUS.

    Es gibt sicher noch einiges über diese Geschichte zu lernen und nachzudenken.

    :greet:

    »Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei!« (Johannes 8:36)

    »Ich (Jesus) bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge!« (Johannes 10:10b)

  • Jesus zitiert und bezieht sich NUR auf die Sache, dass David Hunger hat auf der Flucht und zu Essen (=Barmherzigkeit) bekam.


    Jesus zitiert und bezieht sich NICHT auf die Fluchtgründe; die Erklärungsversuche Davids vorher (inkl. Lügen) und nachher (Gewissenskonflikt); das Morden Saul; das Verhalten Doegs; ...

    Hierüber redet Jesus nicht. Auch bewertet er diese Dinge nicht. Er hat ein anderes Grundthema/ Ziel und verwendet nur TEILE dieser Geschichte zur Illustration für die (damals) gerade stattfindende Situation.


    PS: das gibt es öfters im Neuen Testament, dass Jesus, Paulus & Co. nur teilweise zitieren/etc. um ihre Argumente zu untermauern.
    z.B. in Lukas 4:18-19 in Nazareth zitiert Jesus Jesaja 61:1ff unvollständig... Ja er hört mitten im Vers und mitten im Satz auf... lässt die Verfluchung der Feinde (Vers 2c) und den bekommenden Reichtum (Vers 3a) aus...
    Das hat die Juden seehr geärgert...

    :greet:

    »Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei!« (Johannes 8:36)

    »Ich (Jesus) bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge!« (Johannes 10:10b)

    • Offizieller Beitrag

    o) Jesus vertauscht / verwechselt beim Nacherzählen die Namen der Höhepriester... oder dem Schreiber des Evangelium passierte es...

    Hallo John!
    Ich gebe zu, ich habe mich damit noch nicht gründlich beschäftigt, aber mir ist vor etwas längerer Zeit eine interessante und nachdenkenswerte Artikel-Serie begegnet:

    Κατὰ Μᾶρκον: Das Abjatar-Problem
    Κατὰ Μᾶρκον: Das Abjatar-Problem II
    Κατὰ Μᾶρκον: Das Abjatar-Problem III


    Wenn ich mich recht erinnere, ist laut der Autorin der Widerspruch die Absicht des Schreibers gewesen, um damit etwas bestimmtes aussagen zu wollen - und darüber sollten wir als Leser nachdenken. Die Erklärung mag vielleicht ungewöhnlich klingen - aber auch ich habe sehr starke Zweifel daran, dass ein so trivialer Widerspruch (z.B. die Verwechselung des Namens) unabsichtlich ist. Es wäre ein leichtes gewesen, diesen Fehler im Laufe der Überlieferung des Evangeliums zu korrigieren. Zu dem glaube ich auch nicht, dass solch ein Widerspruch bei dem damaligen hohen Maß an AT-Kenntnis durch die "Qualitätskontrolle" gekommen wäre. Ich gehe außerdem davon aus, dass man damals mit Literatur prinzipiell ganz anders umgangen ist als heute (man denke an die heutigen Plagiats-Vorwürfe etc.).

  • Angesichts des Gebots "Du sollt nicht lügen", stellt deine Frage wohl eher eine Fangfrage dar.


    Nein, das sollte keinesfalls eine Fangfrage sein.

    Ich habe diesen Text vor Kurzem gelesen und dabei hat mich das zum Nachdenken angeregt, ja sogar geschockt - wie ich es beschrieben habe.

    Die Priester wurden ja nicht hingerichtet, weil David und seine Leute - verbotenerweise - die Schaubrote gegessen haben.
    Sondern weil sich David mit einer Lüge das Vertrauen des Priesters erschlichen hatten und ihn betrog.
    Deshalb ging Saul ja davon aus, dass David und die Priester sich gemeinsam gegen ihn verschworen hätten und liess (folgerichtig) für diesen Hochverrat die Priester töten, glaubte den Beteuerungen nicht, dass sie nichts davon gewusst hätten.

    Und ich hätte zumindest einen Kommentar dazu erwartet.
    Ja, von David ist gesagt, dass er sich die Schuld dafür gab:

    1. Sam 22, 22 David aber sprach zu Abjatar: Ich wusste es schon an dem Tage, als der Edomiter Doëg dort war, dass er's Saul verraten werde. Ich bin schuldig am Leben aller aus deines Vaters Haus.
    23 Bleibe bei mir und fürchte dich nicht. Denn wer mir nach dem Leben trachtet, der trachtet auch dir nach dem Leben; du bist bei mir in Sicherheit.

    Aber: er wusste vorher, dass sein Handeln Konsequenzen für die Priester haben würde: " Ich wusste es schon an dem Tage, ......"

    Aber dennoch hat er es bewusst in Kauf genommen.
    Und er sagt nicht etwa: "Da habe ich falsch gehandelt, das war ein Fehler."
    Ja, er übernimmt die Verantwortung für die Folgen seines Handelns und gewährt dem einzig Überlebenden Zuflucht.
    Für mich hört sich das aber nicht so an, als ob er das als wirklichen Fehler ansieht und - wenn er nochmal in dieselbe Lage käme - anders handeln würde.
    Für mich liest sich das so: "Ja, ich bin daran schuld, aber das war ein 'unvermeidlicher Kollateralschaden' und ich werde tun, was ich kann, um die Folgen aufzufangen .... aber im Prinzip hab ich richtig gehandelt."

    Und das ist es, was mich irritiert.

    Wie gesagt, keine Fangfrage.
    Sondern eine Frage, die sich für mich ergeben hat und für die ich noch keine befriedigende Antwort gefunden habe.
    Deshalb habe ich mich hier an den Thread zur selben Textstelle gehängt, weil ich dachte, vielleicht hat ja jemand von euch eine Idee dazu.
    (falls es aber das Hauptthema stört, kann das auch gelöscht oder verschoben werden ;) )

    • Offizieller Beitrag

    Angesichts des Gebots "Du sollt nicht lügen"

    Dieses Gebot gibt es eigentlich nicht.
    Das Gebot heißt: Du sollst kein falsches Zeugnis geben - und die Bedeutung wird uns schnell klar, wenn wir bedenken dass es keine "Indizienprozesse" (Strafrecht) und keine (z.B.) Grundbücher (Zivilrecht) gab, sondern alles auf dem Zeugnis zweier oder dreier Zeugen beruhte.

  • Dieses Gebot gibt es eigentlich nicht.

    Also bedeutet das dann: An Davids Handeln war nichts auszusetzen, er hat richtig gehandelt?

    Und was heisst das dann für uns heute? Eine ('Not')Lüge darf ruhig mal sein? Nur eben nicht vor Gericht?

    Das ist eine der möglichen Antworten, die mich nicht besonders überzeugt hat :/ .
    Aber, wie gesagt, ich habe auch noch keine befriedigende Antwort gefunden. :(

    • Offizieller Beitrag

    Das Thema "Lüge" ist meines Erachtens komplex.

    Denn ich denke nicht, dass es in den "zehn Geboten" explizit verboten ist, aber andererseits fordert uns Jesus auf "wahrhaftig" zu sein!

    Du kannst auch damit, dass Du "Wahres" sagst (nicht lügst), jemanden in die Irre führen...
    Du kannst auch mit "nicht Lügen" Kränken und Beleidigen...
    Unter Umständen kann eine "Lüge" aber auch Leben retten (wenn z.B. in einer Diktatur Verfolgte verborgen werden und die nachfragende Staatsmacht "belogen" wird)

    Es ist also mehr als "nicht Lügen" - und wie Du richtig schreibst eine "befriedigende Antwort" ist schwer zu geben, jedenfalls eine pauschale.

  • Oder liegt die Schuld einzig und allein bei Saul?

    Ja! Er ließ die 85 Personen ermorden! Für mich ist diese Bluttat und nicht 1.Samuel 14/15 auch der eigentliche Grund, warum JAHWEH Saul als König Israels verworfen hatte - und nicht sein relativ "barmherziges Verhalten" in 1.Sam.14+15!

    Oder sehe ich das zu kritisch?

    Ja!

    Also bedeutet das dann: An Davids Handeln war nichts auszusetzen, er hat richtig gehandelt?

    Ja, in jedem Falle! ===> Dies wird auch so von Jesus bestätigt!

  • Ja, in jedem Falle! ===> Dies wird auch so von Jesus bestätigt!

    Das Essen der Schaubrote, ja!
    Aber die Lüge wird nicht von Jesus als richtig bestätigt.

    Du schreibst, dass ich das zu kritisch sehe.
    Meinst du, ich bin zu kritisch, was Davids Lüge betrifft oder Lüge allgemein? Ist unsere Wahrheitsliebe und die Ansicht, man solle überhaupt nicht lügen, einfach überzogen - deiner Meinung nach?


    Das Thema "Lüge" ist meines Erachtens komplex.

    Denn ich denke nicht, dass es in den "zehn Geboten" explizit verboten ist, aber andererseits fordert uns Jesus auf "wahrhaftig" zu sein!

    Du kannst auch damit, dass Du "Wahres" sagst (nicht lügst), jemanden in die Irre führen...
    Du kannst auch mit "nicht Lügen" Kränken und Beleidigen...
    Unter Umständen kann eine "Lüge" aber auch Leben retten (wenn z.B. in einer Diktatur Verfolgte verborgen werden und die nachfragende Staatsmacht "belogen" wird)


    Vielen Dank, das sind gute Gedanken dazu.

    Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass ich Davids Verhalten gar nicht bewerten will.
    Er hat in einer ganz anderen Zeit gelebt, die sehr viel grausamer mit Menschenleben umging und in der es vielleicht überlebenswichtig (für das ganze Volk Israel) war, zu Mitteln zu greifen, die wir heute nicht für angemessen halten .....

    Und was mein eigenes Verhalten betrifft, so gehe ich davon aus, dass die Aufforderung "wahrhaftig" zu sein sehr umfassend ist und auch besagt, dass ich nicht (not)lügen soll.
    Nicht deshalb, weil es in irgendeinem Gebot so explizit formuliert ist. Sondern weil es nicht mit dem neuen Leben zusammenpasst, das mir geschenkt wurde.

    Und ja, ich kann mir auch Situationen vorstellen, wo die Wahrheit mehr Schaden anrichten würde als eine Lüge, wo durch eine Lüge zB Menschenleben gerettet werden können; Dann würde man wohl auch schuldig werden, wenn man die Wahrheit sagt, um selbst eine reine Weste zu behalten, egal, was mit den anderen passiert. Dann doch lieber eine Lüge auf sich nehmen, im Wissen darum, dass man damit grundsätzlich gegen die Wahrhaftigkeit verstösst; sich also nicht rausreden und rechtfertigen damit, dass der Zweck die Mittel heiligt, sondern dazu stehen: Nach meiner Einschätzung werde ich schuldig, egal, welche Alternative ich auch wähle, deshalb kann ich mich nur für das (in meinen Augen) kleinere Übel entscheiden und auf Gottes Gnade vertrauen.

    Grundsätzlich denke ich aber, dass wir viel zu schnell dabei sind, (Not)Lügen zu entschuldigen und in Kauf zu nehmen. Auch wenn es keine wirkliche Not gibt, sondern nur aus Bequemlichkeit lieber eine 'kleine' Lüge, eine Halbwahrheit sagen oder die Wahrheit so formulieren, dass der Gesprächspartner "in die Irre geführt wird", wie du es so treffend formuliert hast.
    Und je mehr man das so macht, um so mehr verliert man die Sensibilität für die Wahrhaftigkeit und stumpft ab ....

    Ich denke, da brauchen wir alle immer wieder Anstubbser und Korrektur, die Bereitschaft, uns von Gott zeigen zu lassen, wo unsere Bequemlichkeit uns auf Abwege führt .....

  • 1. Sam 21, 3 David sprach zu dem Priester Ahimelech: Der König hat mir eine Sache befohlen und sprach zu mir: Niemand darf auch nur das Geringste von der Sache wissen, in der ich dich gesandt habe und die ich dir befohlen habe. Darum hab ich meine Leute an den und den Ort beschieden.

    Das ist genauso gelogen wie das:

    9 Und David sprach zu Ahimelech: Ist nicht hier bei dir ein Spieß oder ein Schwert? Ich habe mein Schwert und meine Waffen nicht mit mir genommen, denn die Sache des Königs war eilig.

    Mir leuchtet beim besten Willen nicht ein, warum hier behauptet wird, David habe gelogen!?! Wo soll hier die Lüge sein??? Sehe es nicht!

  • Mir leuchtet beim besten Willen nicht ein, warum hier behauptet wird, David habe gelogen!?! Wo soll hier die Lüge sein??? Sehe es nicht!

    David war auf der Flucht vor Saul.
    Und behauptet den Priestern gegenüber, er sei im geheimen Auftrag Sauls unterwegs, der so geheim und eilig sei, dass er weder genügend Vorräte noch ein Schwert habe mitnehmen können.
    Der Priester glaubte ihm und gab ihm, was er wünschte - und ahnte dabei nicht, dass er gegen den Willen des Königs handelte und dieser darin natürlich eine Verschwörung und Hochverrat sehen konnte/musste.

    Hätte David die Wahrheit gesagt, dann hätten die Priester selbst entscheiden können, ob sie ihm helfen wollen und sich dann natürlich anschliessend vor Saul verbergen.
    Oder sie hätten die Hilfe verweigern können, schlimmstenfalls David und seine Männer festhalten (ob sie das als Priester gegen Kriegsleute geschafft hätten, ist fraglich).

    So aber meinten sie, im Sinne des Königs zu handeln und liefen nichtsahnend ins offene Messer.
    Finde ich nicht sehr fair von David.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    ich möchte noch mal die "Widersprüche" aufgreifen zwischen dem, was wir über David in 1. Samuel 21 lesen können, und dem, was wir im Markus-Evangelium lesen können, eingehen.

    Es ist ja schon interessant, dass sich die Geschichte in 1. Samuel schon irgendwie um das Lügen dreht. David täuscht dort den Priester. Wenn man sich nun anschaut, was Markus Jesus sagen lässt, dann könnte man ja auch fast meinen, dass auch er die Pharisäer täuscht, indem er die Geschichte um David nicht korrekt wiedergibt um damit das Handeln seiner Jünger am Sabbat zu rechtfertigen?

    Laut dem Blog hier bzw. Gundry gibt es sogar 8 mehr oder weniger grobe Fehler in der Aussage Jesu:


    Mk 2,25-26Fehlerbericht
    „Habt ihr niemals gelesen, was David tat, als
    er Mangel hatte/ Not litt1. Fehler - leicht (kann man nicht lesen, notfalls noch reininterpretierbar)
    und er hungerte2. Fehler – leicht (kann man nicht lesen, aber reininterpretierbar)
    und die mit ihm3. Fehler – schwer (David wird in 1. Sam 21,2 vom Priester gefragt: „Warum kommst du allein und ist kein Mann mit dir?“; Davids Antwort, dass seine Leute woanders auf ihn warten, entspricht nicht der Wahrheit und ist ein Täuschungsmanöver gegenüber dem Priester)
    wie er hineinging in das Haus Gottes4. Fehler – schwer (David ging nicht in das „Haus Gottes“, sondern fragte den Priester nach etwas Essbarem, der Priester gibt David die Brote: „Da gab ihm der Priester von dem heiligen Brot ...“; Psalm 52 [LXX-Psalm 51] spricht zudem davon, dass David in das „Haus Ahimelechs“ kam)
    unter Abjatar5. Fehler – schwer (Ahimelech und nicht Abjatar)
    Hohenpriester6. Fehler – leicht (Abjatar und Ahimelech werden im AT durchweg nur als „Priester“ bezeichnet, nie als „Hohenpriester“; da sie jedoch herausgehobene Funktionen wahrnahmen, ist die Interpretation als Hohepriester möglich)
    und die Brote der Auslegung aß7. Fehler – schwer (der Markusbericht scheint nahezulegen, dass David die Schaubrote im Haus Gottes aß, dies ist nicht mehr interpretierbar, im Übrigen wird auch das bloße Essen des Brotes nicht erwähnt)
    welche nicht erlaubt ist zu essen, wenn nicht den Priestern
    und gab auch den mit ihm Seienden?“8. Fehler – schwer (wie schon oben gezeigt war David allein, auch sonst ist nicht erwähnt oder auch nur angedeutet, dass er die Brote mit anderen teilte)


    Was soll man nun davon halten? Welchen Sinn hat die sehr "freie" Wiedergabe der David-Geschichte durch Jesus?

    Meines Erachtens gibt es hier zwei klare Widersprüche: Der Name des Priesters stimmt nicht und David konnte den seinen kein Brot zu essen geben, weil sie nicht bei ihm waren, denn das war ja Davids Lüge.

    Ich will noch mal betonen, dass ich nicht glaube, dass es sich hier um einen fahrlässigen, unbeabsichtigen Widerspruch oder Fehler von Markus handelt. Viel mehr glaube ich, dass Jesus diese Geschichte tatsächlich so erzählte, wie Markus sie aufgeschrieben hat. Ich gehe viel mehr davon aus, dass dieses Vorgehen Jesu einen tieferen Sinn hatte: Irgendetwas wollte Jesus den Pharisäer damit sagen und Markus damit seinen Lesern. Nur was? Ich denke darüber noch nach...

  • Wow. Ein Fehlerbericht der Worte Jesu anhand der Davidsgeschichte?

    Jesus braucht die Geschichte nicht vollständig widergeben, weil es um die ganze Geschichte gar nicht geht, sondern es geht um das Essen kultischer Brote, die der Laie nicht antasten durfte.
    Es geht um das, was Priester und Gottheit vorbehalten ist, und wohin der Mensch sich nicht nahen darf von sich aus.

    • Offizieller Beitrag

    Jesus braucht die Geschichte nicht vollständig widergeben, weil es um die ganze Geschichte gar nicht geht, sondern es geht um das Essen kultischer Brote, die der Laie nicht antasten durfte.

    Nein, das braucht er wirklich nicht. Wenn er sie jedoch verkürzt wiedergibt und sie dabei signifikante Fehler enthält - dann darf ich doch auch ernsthaft fragen warum? Warum erzählt Jesus diese Geschichte abweichend? Steckt ein tieferer Sinn dahinter? Wenn du das mit "Nein" beantwortest, dann ist die Sache ja für dich erledigt - aber vielleicht fällt ja jemand anderen eine gute Erklärung ein.

  • Der Sinn ergibt sich doch aus der Szene.
    Die Gelehrten kommen und sagen Jesus: Deine Jünger tun, was am Sabbat verboten ist.
    Darauf sagt Jesus ihnen: Auch David nahm vom heiligen Brot als ihn und die seinen hungerte.

    Es geht um das als heilig Ausgesonderte (oder am heiligen Tage Verbotene), wovon Jesus hier spricht.
    Der Ruhetag war für den Menschen gedacht; ebenso waren Tempel und Kult eigentlich für den Menschen gedacht. Man macht daraus aber etwas Unnahbares, ein unterwerfendes Gebot.

    • Offizieller Beitrag

    @Seele1986
    Mir ist die Hauptaussage schon klar - und trotzdem bleibt für mich meine Frage stehen, warum Jesus die Geschichte um David verkürzt und abweichend zum Original wiedergibt. Ich will daraus auch kein großes Ding machen oder vom Kern ablenken - es sind einfach nur Fragen die sich mir stellen. Wenn ich darauf keine Antworten finde, dann geht die Welt auch nicht unter ;)