- Offizieller Beitrag
Hallo,
ich habe erst vor ein paar Wochen erfahren, dass die russische Regierung schon seit Sommer 2016 immer restriktiver gegen "Extremisten" vorgeht. Private religöse Versammlungen (z. B. Hauskreise) können nun als konspirative Treffen juristisch verfolgt werden, da eine gewisse "Terrorgefahr" damit verbunden wird. Was sich wohl hauptsächlich gegen islamistische Terroristen richtet, betrifft jedoch auch andere Glaubensüberzeugungen. Entsprechende Gesetze wurden in den "Sommerferien" verabschiedet. Viele religöse Minderheiten sind davon wohl betroffen. Der adventistische Pressedienst berichtete letztes Jahr darüber:
Gegen Einschränkung durch Antiterror-Gesetze in Russland
Russland: Adventistische Kirche will Mitgliedern beistehen
Heute wurden nun die Zeugen Jehovas verboten und enteignet (!):
Russland: Oberstes Gericht verbietet Zeugen Jehovas - SPIEGEL ONLINE
"Das Oberste Gericht Russlands hat die Zeugen Jehovas verboten und die Beschlagnahmung ihres Besitzes angeordnet. Das verkündete Richter Juri Iwanenko in Moskau.
Zuvor hatte das russische Justizministerium das Gericht aufgefordert, die Zeugen Jehovas als "extremistische Organisation" zu verbieten. "Sie stellen eine Gefahr für die Rechte der Bürger, die öffentliche Ordnung und die öffentliche Sicherheit dar", sagte eine Vertreterin des Ministeriums laut der Agentur Interfax."
Ich persönlich finde das total erschreckend: Ein Land, dass sich vor 25 Jahren von seiner Diktatur verabschiedete, genoss für viele Jahre Religionsfreitheit - und nun wird sie wieder massiv eingeschränkt durch das Argument der Terrorbekämpfung. Der autokratische Führungsstil der russischen Elite kommt nun also auch bei den religiösen Minderheiten an, insbesondere wenn sie aus dem Ausland stammen.
Sorge macht mir daher auch der autokratische Trend manch anderer EU-Länder. Polen geht schon in eine bestimmte Richtung, Ungarn ist schon weiter... In den europäischen Kernländern haben rechts-nationale Strömungen (Le Pen, Wilders, AfD) Aufwind. Dass sie demnächst an die Macht kommen, sehe ich aber derzeit noch nicht.
Mir ist durch diese Ereignisse sehr bewusst geworden, wie gut es uns in Deutschland geht. Ich sehe aber auch, welche Probleme das mit sich bringt aus missionarischer Sicht. Es ist einfach nur paradox, dass unsere Freiheit und unser Reichtum Mission immer schwieriger machen und andererseits Armut und Verfolgungen zu Wachstum führen (können).
Soll man nun dafür beten, dass man nicht verfolgt wird und es dem eigenen Land gut geht? Beides würde ja Mission erschweren...? Sollte man daher nicht umgekehrt für Verfolgung und Armut beten?
Ich weiß, dass Mission unabhängig von den Randbedingungen stattfinden sollte, dennoch sind das für mich Beobachtungen, die mir irgendwie paradox erscheinen. Wie soll man mit diesen Widersprüchen umgehen?