• So wie im Video so habe ich die Reihenfolge (3 mal 7er Reihen untereinander) übernommen, war wohl nicht im historischen Sinne von dem Sprecher so gemeint ...

    Ja ok, habe es im Video dann gesehen. Finde es sehr interessant und kann dem Autor des Videos zustimmen:
    Wenn man die alten Kirchenväter liest (vor Konstantin und vor der Kirchenspaltung), dann weht da schon ein anderer Wind.
    Allerdings waren das allesamt auch Philosophen und die Texte sind keine leichte Kost.

    Was mir beim Lesen gefällt ist, dass eben die Kirchentrennung noch nicht so vorhanden ist: es gab kein "katholisch, orthodox, evangelisch, anglikanisch", usw., und einen Papst gab es auch noch nicht, ebenso diese Vergottung Mariens oder dieses römische Verständnis der Sakramente. - Das war alles dort noch nicht, und das macht das Lesen dieser Texte unglaublich interessant und angenehm.

    Allerdings stimmt es auch nicht so ganz, dass "die Kirche" so einheitlich war. Denn auch damals fingen ja schon die Debatten um Lehrpunkte an.
    Eigentlich fing das ja schon in der Bibel selbst an, wie wir lesen können,
    und wenn Du dann später beispielsweise einen Origenes nimmst, so war der zwar sehr maßgeblich für die Theologiebildung der frühen Christenheit,
    aber dennoch hat er gewisse Dinge vertreten, die die Kirche insgesamt nicht angenommen hat. Also ganz so einheitlich war das nicht.

    Aber es stimmt: das prä-nicäische Christentum ist sehr interessant und lesenswert.

    Ich empfehle die "Bibliothek der Kirchenväter" (BKV); dort kann man nahezu sämtliche Schriften aus diesen Zeiten bis ins Mittelalter lesen. Ist wirklich sehr bereichernd.

  • Ich hätte da eine Frage zum "Priestertum" aus dieser Zeit. Wie muss man sich das vorstellen?

    Priester heißt ja ansich "Presbyter", daher stammt der Begriff. Die Ältesten der Gemeinde waren die "Priester", sie hatten die Leitung der Gemeinde und die Wahrung der Lehre in ihrer Verantwortung.
    Die drei Ämter sind ja seit Paulus bekannt bzw. von Paulus eingerichtet:
    - Bischof: Hirte und Aufseher einer Gemeinde bzw. einer ganzen Region von Gemeinden
    - Älteste bzw. Presbyter/ Priester: Leitung einer Gemeinde
    - Diakone und Diakoninnen: Gemeindepfleger, Organisation und Versorgung mit Essen und Trinken/ Ausgabe der Eucharistie, Verwaltungsaufgaben; aber eben auch Prediger (wie man an Stefanus sieht!)

    Hinzu kommt natürlich in Pauli Briefen noch: Evangelist/ Missionar, Propheten, Lehrer, etc., wobei das nicht klar als eigene Ämter abgegrenzt ist. Es wird in Gemeinden Presbyter als "Lehrer" gegeben haben, ebenso wie Diakone als "Evangelisten" oder einen Bischof, der "prophetisch spricht". Das ist nicht klar abgegrenzt. Die Grundstruktur sind die oben genannten drei Ämter.

    Wenn man es ganz genau nimmt, spricht man heute in der Forschung eigentlich von drei Modellen:

    - die Wanderprediger, die Menschen eine zeitlang missioniert, begleitet und unterrichtet haben
    - das presbyterianische System, also Gemeindeleitung durch Älteste
    - und die Kirchenstruktur nach Paulus, also Bischof, Priester und Diakon

    Aber ich denke, diese drei Modelle waren durchmischt und nicht abgegrenzt.

    Zum Bischof, Priester und auch Diakon entwickelte sich dann allmählich das Verständnis, dass er - abgewandt von den weltlichen Dingen und besonders heilig - ein Leben mehr oder weniger in Askese und Enthaltsamkeit übt; also das Zölibat bzw. die drei evangelischen Räte (Keuschheit, Armut, Gehorsam).
    Dieses Verständnis hat sein Vorbild bei Paulus bzw. Jesus selbst, die ungebunden lebten und allein im Dienst für Gott, und in Pauli Briefen, wo er immer wieder betont, dass die Hirten der Gemeinde Männer von heiligem Wandel sein sollten, mit gutem Ruf und ohne Tadel.
    In Kirchenstruktur und Mönchstum entstand daraus dann die "Regel" (nicht mehr die Besonderheit): dass also nur Priesterweihe empfangen konnte, wer zölibatär lebt. In der östlichen Richtung war dies allerdings nicht so; dort können Diakone und Priester verheiratet sein; nur ein Mönch lebte bewusst ungebunden. Bischof konnte nur werden, wer ungebunden geblieben war.

    Die Aufnahme in die Kirche war im frühen Christentum auch deutlich anders als heute:
    - zunächst wurde man unterrichtet (Katechumene); die Leute waren dann 17, 18, 19 oder 20 Jahre alt
    - dann wurde man getauft (durch ganzes Untertauchen im Baptisterium)
    - die Taufe konnte niemals - wie heute - IN der Kirche stattfinden, sondern außerhalb davon!
    Man wurde im vorgelagerten Baptisterium getauft und dann erst durfte man die Kirche betreten bzw. dann erst verstand man überhaupt das Mysterium der Gotteslehre und der Eucharistie
    Einen Menschen in der Kirche zu taufen, wie das heute gemacht wird, war undenkbar damals.

    Dann erhielt man weiteren Unterricht, wurde zum Diakon geweiht; dann später zum Priester; dann später ggf. zum Bischof.
    Entsprechend der Strukturen gab es dann verschiedene Aufgaben und auch Bezeichnungen (Abt, Diözesan, Patriarch, Metropolit, Erzpriester, Erzbischof, etc.)
    Das klingt heute so schwer und sakral, es waren aber einfach Aufgabenbereiche innerhalb der Kirche.
    Wenn ein Priester beispielsweise besonders erfahren, betagt und belesen war, und eine besondere Oberaufsicht über eine Region bekam, dann war er eben Erz-Priester; denn "Bischof" war er doch noch nicht ... So einfach ist das eigentlich.

    Es ist nur, wenn man diese ganzen Titel und Bezeichnungen liest, manchmal etwas schwerfällig und klingt alles sehr verstaubt und sakral.

  • Ja ok, habe es im Video dann gesehen. Finde es sehr interessant und kann dem Autor des Videos zustimmen:Wenn man die alten Kirchenväter liest (vor Konstantin und vor der Kirchenspaltung), dann weht da schon ein anderer Wind.
    Allerdings waren das allesamt auch Philosophen und die Texte sind keine leichte Kost.

    Was mir beim Lesen gefällt ist, dass eben die Kirchentrennung noch nicht so vorhanden ist: es gab kein "katholisch, orthodox, evangelisch, anglikanisch", usw., und einen Papst gab es auch noch nicht, ebenso diese Vergottung Mariens oder dieses römische Verständnis der Sakramente. - Das war alles dort noch nicht, und das macht das Lesen dieser Texte unglaublich interessant und angenehm.

    Allerdings stimmt es auch nicht so ganz, dass "die Kirche" so einheitlich war. Denn auch damals fingen ja schon die Debatten um Lehrpunkte an.
    Eigentlich fing das ja schon in der Bibel selbst an, wie wir lesen können,
    und wenn Du dann später beispielsweise einen Origenes nimmst, so war der zwar sehr maßgeblich für die Theologiebildung der frühen Christenheit,
    aber dennoch hat er gewisse Dinge vertreten, die die Kirche insgesamt nicht angenommen hat. Also ganz so einheitlich war das nicht.

    Aber es stimmt: das prä-nicäische Christentum ist sehr interessant und lesenswert.

    Ich empfehle die "Bibliothek der Kirchenväter" (BKV); dort kann man nahezu sämtliche Schriften aus diesen Zeiten bis ins Mittelalter lesen. Ist wirklich sehr bereichernd.

    Das Priestertum war noch nicht "mönchisch" sondern GESCHWISTERLICH. (Siehe Paulus- und Petrusbriefe)

    Der "Nikolaitismus"/Eremitentum wird in der Johannes-Apokalypse 2 als ABFALL gerügt. Paulus rügt den "Montanismus" (2. Thess. 2) als Häresie.

    Der Abfall begann mit der "Märtyrer-Heiligenverehrung" in Widerspruch zu der Lehre Jesu vom "ersten und zweiten Tode" (Offb. 2:8.-11.)

    Historisch sehr interessant sind die Folgen des "Osterstreit" im konstantinischen Reich sowie das antimosaische und pharisäerfeindliche "Abdriften" der "orthodoxen" und "katholischen" Kirchen.

    Der Unterschied zwischen Torah und Judentum war den Apostelschülern nicht mehr so geläufig wie den Aposteln.

    Als Jesus den Glauben des römischen Hauptmanns rühmte (Matth. 8:10.11./Luk. 7:9.10.) forderte er keineswegs zum Ignorieren der Torah auf.

    In Bezug auf die Prophezeiung Daniel 7:25./8/11/12, Matth. 24:15.ff./Offb. 10/11/13/14 ist die Patristik sehr aufschlussreich.

  • riester heißt ja ansich "Presbyter", daher stammt der Begriff. Die Ältesten der Gemeinde waren die "Priester", sie hatten die Leitung der Gemeinde und die Wahrung der Lehre in ihrer Verantwortung.
    Die drei Ämter sind ja seit Paulus bekannt bzw. von Paulus eingerichtet:

    Es irritiert mitunter der Begriff Priester und die Aufforderung sich unter zu ordnen, in den frühen Schriften, weil man heute eine ganz andere Vorstellung vom Amt hat. Allgemeines Priestertum ist ein Begriff von wann?
    Jeder Gläubige ein Priester im Sinne der Verantwortung zum Wort Gottes zu bringen, aber nicht, dass eine Vermittlungsrolle zwischen Mensch und Gott dazwischen geschaltet wird.
    Mich befremden die alten Texte teilweise, weil ich in der "Wiederholung" der mir bekannten. als Kanon zusammengefassten Texte eine bessere Ordnung sehe, als dort.
    Ich würde sehr gerne alte Texte lesen, was die Leute damals in der Beziehung zu Gott und ihrem Mitmenschen erlebten, weniger wie sie über die Lehre nachdachten.

    Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

  • Wenn man liest, wie Augustinus "Christ" wurde, sieht man deutlich, wie aus dem "Leser" der Schrift unter dem Einfluss der Kirchenführer und -gegner sowie seiner Mutter ein "frommer Katholik" wurde.

    Die "Vermittlerrolle" von Menschen wurde durch die Märtyrer- und Bischofsverehrung entwickelt, beides Abfallserscheinungen siehe Matthäus 23:8.-12.

  • Danke Simon, für die gute Darstellung! Wollte noch folgendes ergänzen:
    ▶️Es gab in der prä-nicänischen Kirche in der Tat weibliche Diakone! (----> siehe Röm.16,1: z.B. die .....Diakonin Phöbe!) ----> in der RKK wird bereits seit Jahrzehnten darüber diskutiert, ob man angesichts .....dieser bibl. Tatsache nicht doch auch weibliche Diakone zulassen soll - und somit das Weiheamt für die .....3. Stufe der kirchl. Ämter öffnen sollte. Der frühere kath. Schorndorfer Dekan sagte: „Wie lange will man .....eigentlich noch prüfen?” ----> Ich kann mir aber im Vatikan gut vorstellen, dass wenn man das .....Diakonat der Frau einführt, man Angst hat, dass dann der Ruf ertönt nun auch weibliche Priester .....zuzulassen, was ja die kath. Bewegung Maria 2.0 auch fordert.
    ▶️Das NT berichtet sogar von einer weiblichen Apostelin (!!!), Namens JUNIA (Röm.16,7), was sicher auch .....der Papst in Rom weiß! ----> aber man wird angesichts der Berichtenin den Paulusbriefen und der .....Apostelgeschichte einräumen müssen, dass die Leitung der Gemeinden rein in Männerhand war.
    ▶️Diese Grundstruktur der 3 Ämter hat besonders die RKK verinnerlicht und daraus das Weihesakrament
    .....gemacht! ---> Aus Bischof - Priester - Diakon. (Bislang nur den Männern vorbehalten!)
    ▶️Diese beiden Kirchenstrukturen – also das Episkopale (= bischöfliche) hierarchische System und das .....Presbyterianische (=synodale Ältesten) demokratische System bilden bis heute die Modelle wie eine .....Kirche geleitet wird! Orthodoxe, Katholiken (verstärkt durch den Bischof von Rom als Oberhaupt über .....alle Kirchen der Welt (---> siehe des Justinians Dekret von 533 n.Chr.!) mit dem Primat des Papstes!) .....und Anglikaner vertreten das Episkopale System, während die protestantischen Kirchen vorwiegend das .....Presbyterianische System vertreten. Bei der Kirche der STA habe ich den Eindruck, dass Präsident .....Wilson seine Kirche von einer presbyteral-demokratischen in eine bischöflich-hierarchisch
    .....anti-demokratische Kirche umwandeln will! Hoffentlich kommt er damit nicht durch...!
    ▶️Vermutlich um das Jahr 300 herum, haben sich dann allmählich die 5 Patriarchate der Christenheit .....herausgebildet, also die Patriarchate von Jerusalem (Heiliges Land incl. Libanon), von Antiochia .....(Syrien + Mesopotamien), von Konstantinopel (Griechenland + Kleinasien + Illyrien(?)), von Rom (Italien .....+ Gallien = Frankenreich = Frankreich + Spanien (?)) und von Alexandria (Ägypten + ? Nordafrika ?)V, .....vielleicht noch als 6. Patriarchat das von Karthago (Nordafrika)? Diese 5 Patriarchen erreichten eine .....gewisse Vorrangstellung innerhalb der Christenheit, v.a. deshalb weil es hier auch herausragende .....Theologen gab! So um 320 den großen Theologen Athanasius aus Alexandria und dort auch den .....Presbyter Arius - die dann bei dem Konzil von Nicäa 325 als Gegenspieler auftraten. Ein Patrichat .....bekam eine besondere Oberaufsicht über eine Region! Eben die genannten 5 bzw. 6. Genannten.
    .....Im Laufe der Zeit wurden diese dann auch über die Bischöfe in ihren Regionen gestellt, sodass diese .....den Patriarchen untergeordnet waren und bei abweichenden Meinungen exkommuniziert werden .....konnten. So wurde Arius 325 aus der Kirche ausgeschlossen, aber 328 wieder vom Kaiser aus dem .....Bann entlassen! Und dann wurde 335 Athanasius exkommuniziert, später wieder aufgenommen! .....(Insgesamt 5 mal soll es Kirchenbann und Wiederaufnahme bei Athanasius gegeben haben!) ----> Man .....sieht daran wie sich der Staat in Form der Kaiser ab dem 4. Jahrhundert in die Religion eingemischt .....hatte! Denn auch das Konzil von Nicäa würde ja nicht von den Bischöfen einberufen, sondern vom .....Kaiser, der den theologischen Streit zwischen Arius (Nicht-Trinitarier) und Patriarch Alexander und .....(damals war er das noch!) Athanasius beenden wollte und Einheit im Römischen Reich erreichen wollte!
    .....Als durch den Siegeszug des Islam im 7. und 8. Jahrhundert dann nur noch die Patriarchate von Rom .....und Byzanz = Konstantinopel übrig geblieben waren, spitzte sich dann im Laufe der nächsten .....Jahrhunderte die Rivalität zwischen dem Papst in Rom und dem Patriarchen von Byzanz (Oströmische .....Reich) immer mehr zu, bis es dann im Jahre 1054 zum ersten großen Schisma innerhalb des .....Christentums kam!

    Historisch sehr interessant sind die Folgen des "Osterstreit" im konstantinischen Reich sowie das antimosaische und pharisäerfeindliche "Abdriften" der "orthodoxen" und "katholischen" Kirchen.

  • Fortsetzung zum vorherigen (wegen Zeitüberschreitung nicht mehr gekommen!)
    Hier ist interessant, dass der Schüler des letzten Apostels Johannes Zebedäus, Polykarp von Smyrna, der als Apostolischer Vater angesehen wird und von Johannes persönlich zum Bischof von Smyrna ernannt und eingesetzt worden ist, im Osterfeststreit zum damaligen Papst nach Rom gefahren ist und ihm sagte: „Wir im Osten des Römischen Reiches feiern die Auferstehung Jesu immer am 14. Nisan!”, worauf ihm der Papst entgegnete: „Und wir im Westen des Reiches feiern immer am ersten Sonntag nach dem 14. Nisan!”Jeder wollte den anderen von seiner Sicht überzeugen, doch niemand wollte nachgeben. Aber man ging nicht im Streit auseinander, sondern Polykarp sagte zum Papst: „Gehab Dich wohl Bruder und sei Deiner Ansicht gewiss, lieber Bruder!” Mit den selben Worten verabschiedete der Bischof von Rom den Bischof von Smyrna. -----> Als Fazit kann man daraus schließen, dass die »Prä-Nicänischen Christen« viel toleranter im Umgang miteinander waren als die spätere Reichskirche unter Konstantin 2 Jahrhunderte später!

    Dieser Vorgang kommt auch sehr gut in dem folgendem Kurzvideo über Polykarp (* 69 † 155 n.Chr.) zum Ausdruck! ----->

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    PS: Im hohen Alter von 86 Jahren sollte Polykarp auf Wunsch des heidnische Kaisers seinem christlichen Glauben abschwören, was dieser verweigerte! So endete er als Märtyrer auf dem Scheiterhaufen! ----> Man sieht hieran wie unduldsam die römischen Cäsaren gegenüber den frühen Christen waren!

    Korrektur zum Beitrag NR.2.138:
    ----> Man sieht daran wie sich der Staat in Form der Kaiser ab dem 4. Jahrhundert in die Religion eingemischt hatte! Denn auch das Konzil von Nicäa wurde ja nicht von den Bischöfen einberufen, sondern vom Kaiser, der den theologischen Streit zwischen Arius (Nicht-Trinitarier) und Patriarch Alexander und Diakon (damals war er das noch!) Athanasius (Trinirarier) beenden wollte und Einheit im Römischen Reich erreichen wollte!

  • Ich würde sehr gerne alte Texte lesen, was die Leute damals in der Beziehung zu Gott und ihrem Mitmenschen erlebten, weniger wie sie über die Lehre nachdachten.

    Da wirst Du wenig finden, denn in dieser Anfangszeit wurde hauptsächlich über die Theologie nachgedacht; weil diese Theologie ja erst im Entstehen war.

    Die Vita dieser Leute kannst Du dann später in den "Heiligen-Viten" lesen. Es ist halt nicht mehr so unser "Stoff"; diese Sachen sind 1800 Jahre alt.


    Es irritiert mitunter der Begriff Priester und die Aufforderung sich unter zu ordnen,

    Wie gesagt, es ist nicht mehr unser Stoff und unsere Zeit.
    Die Gemeindeleiter sollten ihre Gemeinde führen und beschützen; man verließ sich ja auch auf sie.
    Und wenn sie etwas sagten, dann mussten die Leute gehorchen, sonst funktioniert doch nichts.

    Ich bin Presbyter unserer Kirche. Wenn wir im Gremium etwas beschließen, dann wird das so gemacht. Dafür hat man das ja besprochen und entschieden.
    Wenn nun jemand - sei es der Pastor, sei es die Jugendleiterin, sei es irgendeiner - sagt: "Halte ich mich aber nicht dran!", dann gibt das doch nur Chaos.

    Ich gebe Dir ein Beispiel: das Presbyterium hat das sogenannte liturgische Recht. Welche Liturgie gepflegt wird, das ist im Presbyterium beschlossen worden.
    So hat der Pastor es zu machen. Wenn er etwas anders gestalten möchte, dann muss er fragen. In der Regel ist das kein Problem, aber er muss uns fragen.
    Im ev. Gottesdienst werden Bibeltexte ausgelegt und gepredigt. Er dürfte jetzt nicht einfach eine "Thema-Predigt" machen, wie das z.B. in vielen Freikirchen oft der Fall ist. Er müsste fragen, wenn er mal sowas machen will, denn es entspricht nicht der Ordnung.
    ABER: der Pastor hat das sogenannte Kanzelrecht. Also er entscheidet, wer vorne stehen und predigen darf. Das ist seine Aufgabe, darüber Wache zu halten.
    Wenn er sagt, XY darf nicht bei uns predigen, denn das, was er da von sich gibt, entspricht nicht der Lehre, dann ist das so. Das können wir im Presbyterium zwar mit ihm besprechen, aber er hat das letzte Wort.

    Das ist ja nichts anderes: wir haben einander zu gehorchen.

  • Ich bin Presbyter unserer Kirche. Wenn wir im Gremium etwas beschließen, dann wird das so gemacht. Dafür hat man das ja besprochen und entschieden.

    Ich gebe Dir ein Beispiel: das Presbyterium hat das sogenannte liturgische Recht. Welche Liturgie gepflegt wird, das ist im Presbyterium beschlossen worden.
    So hat der Pastor es zu machen. Wenn er etwas anders gestalten möchte, dann muss er fragen. In der Regel ist das kein Problem, aber er muss uns fragen.
    Im ev. Gottesdienst werden Bibeltexte ausgelegt und gepredigt.

    ABER: der Pastor hat das sogenannte Kanzelrecht. Also er entscheidet, wer vorne stehen und predigen darf. Das ist seine Aufgabe, darüber Wache zu halten.
    Wenn er sagt, XY darf nicht bei uns predigen, denn das, was er da von sich gibt, entspricht nicht der Lehre, dann ist das so. Das können wir im Presbyterium zwar mit ihm besprechen, aber er hat das letzte Wort.

    Lieber Simon/Seele1986 nur zur "Begriffserklärung", wollte ich Dich fragen: Du schreibst dass du Presbyter bist in der Evangelischen Kirche (von Westfalen oder des Rheinlandes, ja?). Ist bei euch ein "Presbyter" das selbe bzw. vergleichbar mit dem was bei uns in Württemberg gemeinhin als ein „Kirchengemeinderat” bezeichnet wird? Und euer Gremium, also das „Presbyterium” entspräche dann unserem württembergischen Gremium, dem „Kirchengemeinderat” ? Sehe ich das richtig?

    Werden bei Euch die Presbyter direkt vom Kirchenvolk gewählt wie bei uns in Württemberg oder wie läuft das ab?

    In Württemberg wählt das Kirchenvolk alle 6 Jahre ihre Kirchengemeinderäte in den Kirchengemeinderat (KGR); Pfarrer/Pfarrerin und der KGR leiten gemäß der württembergischen Kirchenordnung „gemeinsam die Kirchengemeinde”. Nur in Württemberg wählt man zusätzlich zu den Kirchengemeinderäten auch noch die Landessynodalen für die Landessynode!
    Die Landessynode ist quasi das Parlament der Evangelischen Landeskirche Württemberg (ELW). Die Synode bestimmt alle Regeln den Gottesdienst betreffend, also die Liturgie und wohl auch wer in der Gemeinde das sogen. "Kanzelrecht" hat. In Württemberg gibt es auch Laienprediger, die früher Lektoren seit neuestem nun Prädikanten genannt werden! Auch die Verteilung der Kirchensteuereinnahmen und einen Kirchlichen Finanzhaushalt beschließt die Landessynode.

    Der Aufbau der ELW ist demokratisch von unten (1) nach oben (5) aufgebaut:
    ▶️ Theolog. Ämter: (Diakon) – Pfarrer – Dekan – Prälat (= Regionalbischof***) – Landesbischof (wird von der Landessynode mit ⅔-Mehrheit gewählt! Laut Kirchenverfassung auf 10 Jahre/ der Landesbischof tritt mit 68 Jahren in den Ruhestand!) Eine Volkswahl des LB wird in der LS diskutiert ...!
    ▶️ Kirchen-Gremien: Kirchengemeinderat – Gesamt-Kirchengemeinderat (z.B. aller 3 evang. Kirchenge-meinden in Schorndorf + der 7 Kirchengemeinden der Stadtteile) – Bezirkssynode des Dekanats – Regionalsynode (weiß jetzt nicht genau, ob es diese tatsächlich gibt!?) der Prälatur *** – Landessynode.
    ---------------------------
    *** In Württemberg gibt es 4 Prälaturen (= Regionen): Stuttgart (Mitte) – Heilbronn (Nord) – Ulm/Blaubeuren (Ost) – Reutlingen (Süd), jeweils geleitet vom Prälaten / Prälatin (= Regionalbischof/ Regionalbischöfin)
    Die „Exekutive” - die Verwaltung der ELW bildet der sogen. Oberkirchenrat (OKR) dem der Landesbischof vorsteht. Der OKR regelt auch die Verteilung der Pfarrstellen auf die insg. 1316 württ. Kirchengemeinden.

  • Fortsetzung zum vorherigen (wegen Zeitüberschreitung nicht mehr gekommen!)
    Hier ist interessant, dass der Schüler des letzten Apostels Johannes Zebedäus, Polykarp von Smyrna, der als Apostolischer Vater angesehen wird und von Johannes persönlich zum Bischof von Smyrna ernannt und eingesetzt worden ist, im Osterfeststreit zum damaligen Papst nach Rom gefahren ist und ihm sagte: „Wir im Osten des Römischen Reiches feiern die Auferstehung Jesu immer am 14. Nisan!”, worauf ihm der Papst entgegnete: „Und wir im Westen des Reiches feiern immer am ersten Sonntag nach dem 14. Nisan!”Jeder wollte den anderen von seiner Sicht überzeugen, doch niemand wollte nachgeben. Aber man ging nicht im Streit auseinander, sondern Polykarp sagte zum Papst: „Gehab Dich wohl Bruder und sei Deiner Ansicht gewiss, lieber Bruder!” Mit den selben Worten verabschiedete der Bischof von Rom den Bischof von Smyrna. -----> Als Fazit kann man daraus schließen, dass die »Prä-Nicänischen Christen« viel toleranter im Umgang miteinander waren als die spätere Reichskirche unter Konstantin 2 Jahrhunderte später!

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    PS: Im hohen Alter von 86 Jahren sollte Polykarp auf Wunsch des heidnische Kaisers seinem christlichen Glauben abschwören, was dieser verweigerte! So endete er als Märtyrer auf dem Scheiterhaufen! ----> Man sieht hieran wie unduldsam die römischen Cäsaren gegenüber den frühen Christen waren!

    Korrektur zum Beitrag NR.2.138:
    ----> Man sieht daran wie sich der Staat in Form der Kaiser ab dem 4. Jahrhundert in die Religion eingemischt hatte! Denn auch das Konzil von Nicäa wurde ja nicht von den Bischöfen einberufen, sondern vom Kaiser, der den theologischen Streit zwischen Arius (Nicht-Trinitarier) und Patriarch Alexander und Diakon (damals war er das noch!) Athanasius (Trinirarier) beenden wollte und Einheit im Römischen Reich erreichen wollte!

    Die mosaische Ordnung wurde unter Konstantin durch die "Sol-Invictus" ersetzt - Ersetzungstheologie und mit Staatsgewalt "durchgesetzt".

    Bei Paulus waren Ämter=Gaben, die römischen Bischöfe machten "militärische" bezw. heidnisch-priesterliche Ämter.

  • Bei Paulus waren Ämter=Gaben,

    Das stimmt und das ist ein sehr guter Hinweis, freudenboten.
    Allerdings fangen auch hier dann (zumindest heutzutage) die Probleme an: denn was ist Begabung? Wer prüft das und was ist das (faire!) Regelwerk, nach dem geprüft und ordiniert wird?

    Es gibt - gerade heute sieht man das - etliche Leute, die sich als Prediger äußern und breitmachen; das Internet tut das seine dazu.
    Begabt sind die auf jeden Fall. Es ist übrigens erstaunlich, wie gut und souverän Leute heute vor Publikum und Kamera sprechen können; ich bin jedesmal ganz verblüfft.
    Die Amerikaner sind z.B. absolute Profis darin, die sind halt im Lande Hollywoods aufgewachsen.

    Das führt dazu, dass wirklich jeder Johnny sich berufen sieht und äußern kann, selbst wenn es die größte Schei.. ist, die da abgelassen wird.

    Einerseits ist es schön, dass wir diese Vielfalt haben und nicht mehr durch eine Imperialkirche diktiert und inquisiert wird; dafür bin ich ja auch dankbar als Protestant.
    Andererseits führte diese protestantische Befreiung eben dazu, dass wirklich jede und jeder irgendwas sagen und lehren kann, und dadurch haben wir diesen Salat heute.
    Die Verantwortung und der Aufruf zur Prüfung der Geister wird dadurch eben wesentlich größer und dringlicher.

    Begabung ist freilich nicht nur das Sprechen-Können, sondern auch das Verständnis der Schrift.
    Aber dann muss erstmal klar sein, WELCHES Verständnis der Schrift man eigentlich meint. Und dann schreibt man eben eine Dogmatik nieder; nichts anderes ist ja Dogmatik.

    Du siehst also, so simpel ist das alles eben nicht.

  • aus dem Video über Polykarp von Smyrna, das Norbert reingestellt hat:

    "... rejoicingly glorify God, even the Father, and blesses our Lord Jesus Christ, the Saviour of our souls, the Govenor of our bodies, and the Shepherd of the Universal Church throughout the world."

    Amen!

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    Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

  • Apg. 15 erstes Konzil: Vers 14.f.21. Mose und die Propheten (einschl. Jesus als Maßstab.

    Das römische "Amt" war nur ein neues, fremdes "Joch" als Ersatz für das rabbinische/pharisäische. Es war der römischen Militärordnung entlehnt: "Sakramentum" u.s.w.

    1. Kor. 14 gibt Paulus interessante Hinweise auf "Ordnung" ohne Befehlsstrukturen.

  • @Norbert Chmelar

    ja, das ist das selbe. Wir werden auf 4 Jahre gewählt, nicht auf 6 Jahre. Irgendwie sehe ich immer erst später Deine Beiträge ...


    1. Kor. 14 gibt Paulus interessante Hinweise auf "Ordnung" ohne Befehlsstrukturen.

    Ja, ich weiß.

    Wir können ja mal hier in einem Thread eine Gemeinde konzipieren. Jeder bringt ein, was er für wichtig und biblisch fundiert hält, und dann konstruieren wir einfach mal modellhaft die "Christliche Kirche".
    The Christian Concord Project (CCP).

    Dann werden wir sehen, was dabei herauskommt.

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    Johannes 16:2b es kommt sogar die Stunde, wo jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen. (Matthäus 10.17) (Matthäus 10.22) (Matthäus 24.9)

    ;(