- Offizieller Beitrag
Hallo liebe Mitforisten,
mir geht aus gegebenen Anlass schon seit längeren ein Bibeltext durch den Kopf. Ich versuche mich in die damalige Situation von 1. Korinther 8 hinein zuversetzen um dadruch Übetragungen und Schlussfolgerungen für heutige, aktuelle Probleme zufinden. Folgendes steht in diesem Bibeltext nach Luther:
[bibel]
1 Was aber das Götzenopfer angeht, so wissen wir, dass wir alle die Erkenntnis haben. Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf.
2 Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, der hat noch nicht erkannt, wie man erkennen soll.
3 Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.
4 Was nun das Essen von Götzenopferfleisch angeht, so wissen wir, dass es keinen Götzen gibt in der Welt und keinen Gott als den einen.
5 Und obwohl es solche gibt, die Götter genannt werden, es sei im Himmel oder auf Erden, wie es ja viele Götter und viele Herren gibt,
6 so haben wir doch nur "einen" Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm; und "einen" Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.
7 Aber nicht jeder hat die Erkenntnis. Denn einige, weil sie bisher an die Götzen gewöhnt waren, essen's als Götzenopfer; dadurch wird ihr Gewissen, weil es schwach ist, befleckt.
8 Aber Speise wird uns nicht vor Gottes Gericht bringen. Essen wir nicht, so werden wir darum nicht weniger gelten; essen wir, so werden wir darum nicht besser sein.
9 Seht aber zu, dass diese eure Freiheit für die Schwachen nicht zum Anstoß wird!
10 Denn wenn jemand dich, der du die Erkenntnis hast, im Götzentempel zu Tisch sitzen sieht, wird dann nicht sein Gewissen, da er doch schwach ist, verleitet, das Götzenopfer zu essen?
11 Und so wird durch deine Erkenntnis der Schwache zugrunde gehen, der Bruder, für den doch Christus gestorben ist.
12 Wenn ihr aber so sündigt an den Brüdern und verletzt ihr schwaches Gewissen, so sündigt ihr an Christus.
13 Darum, wenn Speise meinen Bruder zu Fall bringt, will ich nie mehr Fleisch essen, damit ich meinen Bruder nicht zu Fall bringe.
[/bibel]
Der Konflikt zwischen Starken und Schwachen im Glauben taucht bei Paulus bekanntlich mehrmals auf. In diesem Fall ist der Streitpunkt das Götzenopferfleisch. Die Starken im Glauben, zu denen sich Paulus zählt, haben logische Argumente, weshalb sie kein Problem mit dem Verzehr dieses Fleisches haben - sie stehen auf der "richtigen" Seite. Die Argumente der Schwachen im Glauben sind wohl der Sicht des Paulus wohl eher an den Haaren herbeigezogen. Das für mich verblüffende und nachdenkenswerte ist jedoch, welches Beispiel uns Paulus hier in dieser Situation gibt: Er nimmt sich radikal zurück, um die Schwachen im Glauben nicht zu verlieren - obwohl er eigentlich Recht hätte. Warum unternimmt er nichts, sie von seinen Argumenten zu überzeugen? War dies für ihn vielleicht aussichtlos? Waren sie einfach noch nicht soweit? Es kommt mir schon fast vor als ob er resigniert im Sinne von "Der Klügere gibt nach".
Meine Fragen nun fürs "heute":
- Was könnte heute solch ein "Götzenopferfleisch" sein? Was nicht?
- Führt die Rücksichtnahme auf das "sensible" Gewissen des Schwachen nicht in eine Sackgasse? Welche positiven und negativen Folgen kann dies mit sich bringen?
- Wie weit würdet ihr gehen? Wo ist die Grenze, ab der ihr keine Rücksicht mehr auf das Gewissen des "Schwachen" nehmen würdest?
- In welchen Lebensbereichen seht ihr euch als "Starke", wo als "Schwache"? Wie stark seid ihr euch eurer "schwachen" Rolle bewusst oder seid ihr alle "stark"?
Soweit erstmal dazu - gerne könnt ihr auch noch mehr Fragen zu einer aktualisierten Anwendgung dieses Bibeltextes stellen.