Gehören die Messianischen Juden zu Israel oder zur Gemeinde Jesu?

  • Wenn Deine Angaben alle richtig sind - dann würde damit Israel gegen die UNO-Menschenrechts-Charta verstoßen, wenn nur Israeliten/Juden jüdischen Glaubens nach Israel gelassen würden!

    Lieber Norbert

    Ich weiss beim besten Willen nicht, was ich Dir noch alles posten soll, damit Du mir glaubst, dass nur Juden mit praktizierender jüdischer Religion nach Israel einwandern dürfen (nebst den erwähnten Ausnahmen von Kindern und Enkeln von Juden jedwelchen Glaubens und ihren Ehepartnern). Ich habe das entsprechende Gesetz der Knesseth in dieses Forum gestellt und ein Schreiben vom jüdischen Büro publiziert. Mehr kann ich nicht machen, recherchiere doch selber darüber oder besser rufe das jüdische Büro in Deutschland an, damit Du mir glaubst. Die Nummer lautet +49 30 881 94 25

    Jude sein bedeutet nicht nur eine religiöse Ansicht sondern auch eine Volkszugehörigkeit. Wer sich willentlich davon entfernt gehört nicht mehr dazu. Was da die UNO damit zu tun haben soll ist mir schleierhaft. Diese Gesetze bestehen seit Anbeginn der Staatsgründung von Israel. Die Halacha ist das jüdische Religionsgesetz. Halachische Juden sind also diejenigen Juden, welche gemäss diesem Gesetz als jüdisch gelten. Es gibt aber auch zum Beispiel biblische Juden, welche sich nicht der Halacha unterordnen, weil sie das Wort Gottes als höchste Authorität ansehen und nicht etwa die unterschiedlichen Meinungen der hochgeschätzten Rabbiner.

    :)

  • Das wäre auch meine Kritik an der Tradition der heutigen "Jesusgläubigen Juden".

    Sie halten teilweise an rabbinischer (nicht apostolischer) Auslegung/Traditionen messianischer Weissagungen fest. D. h. sie verstehen/feiern ihre mosaischen/prophetischen Feste nicht völlig messianisch.

    Sie akzeptieren somit den ersten Teil der Daniel-Prophetie Kap. 9:24.-27. (490/500 Jahre ab Esra 7) An Vers 26.27. glauben sie nur noch "halb". Daniel 8:14. bleibt ihnen ein Rätsel. Sie akzeptieren nicht, dass das "Vorwiederkunftsgericht" Daniel 7:9.10. am Ende der 2300 "Jahre" (Daniel 8:14. 12:12.) begonnen hat.

  • Vor dem Hintergrund von Johannes-Offenbarung 2+3 kann man sie als Versuch einer Reformationsbewegung verstehen, welche die erste Apostelgemeinde, symbolisch "Ephesus", wiederherstellen möchte. Das gelingt aber leider nur teilweise.

    Einige "Sabbate des HErrn" werden von ihnen leider nicht messianisch gedeutet sondern nur traditionell-rabbinisch. Sie behaupten zwar, die Thora beziehe sich ganz auf Jesus Christus, ziehen das aber nicht konsequent durch. Insbesondere den Propheten Daniel und die Endzeit-/Gerichtsprophetie deuten sie nur teilweise messianisch: Sie akzeptieren nur zwei Drittel der Daniel 9 - Prophetie (Jesu erstes Kommen) und deuten Daniel 8 als Wiederherstellung eines "irdischen" dritten Tempels. Der Hesekiel-Tempel ist jedoch (wie das alte mosaische Heiligtum) ein Symbol von "Himmeln und Erde", welches in der Johannes-Apokalypse als solches erklärt wird.

    Alles in allem, lassen sie die "Offenbarung Jesu Christi" ziemlich "links liegen", typisch sowohl für die rabbinische als auch die r.-katholische Auslegung.

    Daniel, Jesus und Offenbarung müssen zusammengeschaut werden (Synopse).

  • Weißt du zufälligerweise, welche Wiederkunftstheorie sie glauben? Ich bin schon von der Auslegung über die Wiederkunft Jesus von den STA überzeugt. Ich glaube nicht das es eine sog. "Geheime Entrückung" gibt, sondern das der Herr kommen wird, für jeden Sichtbar.

    Ich möchte Dir dazu folgendes Zitat geben, das vielleicht Deine Frage beantworten kann:
    »7. Messianische Juden erwarten den Herrn Jesus zur Aufrichtung seines Königreichs auf der Erde. An die Entrückung vor der Drangsalszeit glauben sie nicht. Sie erwarten die Erlösung Israels und Jerusalems. Die heutige Zeit mündet für sie in die Drangsalszeit und dann in die herrliche Regierung des Herrn als Messias.
    Es ist eine großartige Erwartung, sich auf den Beginn des Friedensreichs Christi zu freuen. Der Apostel Paulus spricht in seinem letzten Brief davon, dass alle diejenigen, welche die Erscheinung des Herrn Jesus zur Aufrichtung seines Königreichs lieben, belohnt werden (2. Tim 4,8). Das aber ist nur der zweite Teil der christlichen Erwartung. „Wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ (Tit 2,13). Diese eigentliche Hoffnung des Christen ist das Kommen des Herrn, um die Erlösten in den Himmel zu entrücken, bevor die große Drangsalszeit beginnt (1. Thes 4,16-18; Off 3,10). Wir müssen nicht durch die furchtbare Drangsalszeit hindurchgehen, sondern werden bewahrt von dem kommenden Zorn (1. Thes 1,10; 2. Thes 2,1-2). Wir erwarten Ihn täglich.«
    Quelle

    Beim Friedensreich ist an ein 1.000-jähriges Friedensreich zu denken.

    Einmal editiert, zuletzt von Junker (8. Juni 2024 um 19:39)

  • »7. Messianische Juden erwarten den Herrn Jesus zur Aufrichtung seines Königreichs auf der Erde. An die Entrückung vor der Drangsalszeit glauben sie nicht.

    Auch das ist in dieser Pauschalität falsch! So wie es im Christentum etwa 5–6 verschiedene Auffas-sungen in Sachen Entrückung/Wiederkunft gibt [Entrückung+Wiederkunft ein einziges Ereignis (1)/ Elite wird vor der Trübsalszeit entrückt, Rest nach 3½ Jahren (2)/ gesamte Gemeinde Jesu wird vor der Großen Trübsalszeit entrückt, dann nach X + 7 Jahren kommt die Wiederkunft Jesu (3)/ gesamte Gemeinde Jesu wird inmitten der Großen Trübsalszeit nach 3½ Jahren entrückt (4)/ Es wird die gesamte Gemeinde Jesu vor der Großen Trübsalszeit entrückt, dann werden noch inmitten der Trübsalszeit nach 3½ Jahren 144.000 Messianische Juden entrückt (5) / Gemeinde Jesu wird erst nach der Trübsalszeit entrückt (6)] so ist es auch bei den Messianischen Juden, was Du unten ja selbst hier

    Diese eigentliche Hoffnung des Christen ist das Kommen des Herrn, um die Erlösten in den Himmel zu entrücken, bevor die große Drangsalszeit beginnt (1. Thes 4,16-18; Off 3,10). Wir müssen nicht durch die furchtbare Drangsalszeit hindurchgehen, sondern werden bewahrt von dem kommenden Zorn (1. Thes 1,10; 2. Thes 2,1-2).

    zitiert hast!

  • Es gibt auch unter Messianischen Juden die Dispensationslehre. Ebenso gibt es anti-trinitarische messianische Juden, usw. Es gibt dort alles, was es sonst auch so gibt im christlichen Spektrum.

    Das Messianische Judentum rührt von Amerika her, es ist meist evangelikal. Sprich: es sind evangelikale Gemeinden, die aber zudem auch jüdische Feste und Bräuche pflegen, weil man eben jüdisch ist. Sie sind von der Abstammung her jüdisch, im halachischen (religionsgesetzlichen) Sinne nicht mehr (im Judentum geht ja nunmal beides: Jude bleibt man immer, seitens der Abstammung, aber im religiösen Sinne kann man es verlassen).

    Man hat vom Messianischen Judentum für seine Bildung keinen Gewinn, finde ich. Die Infos zum jüdischen Hintergrund kann man sich vom Judentum holen. Bezogen auf das Christentum reden messianische Juden genauso, wie das bekannte protestantisch-evangelikale Spektrum. Da finde ich den "jüdisch-christlichen Dialog" wie von Pinchas Lapide ua. viel interessanter und ergiebiger, aber das ist meine private Meinung.

    In der akademischen Theologie (evangelisch wie katholisch) ist man schon längst in dieses Herkunftsverständnis eingegangen, wie zahlreiche Bücher darüber zeigen. Das mag in der Kirchengemeinde XY im Dorf noch nicht angekommen sein, aber in der Theologie ist das gar kein Ding mehr. Es wird Christentum vom Judentum her verstanden, gelesen und interpretiert.

    Man kann das alles, auch ohne einem "Judaismus" aufzusitzen. Es ging nie darum, dass alle Menschen Juden werden; das Judentum hatte noch nie den Anspruch, dass alle Juden werden. Es ging darum, dass die Botschaft von dem einen wahren Gott (Evangelium) an alle Menschen geht. Darin wurden wir (Heiden) eingepfropft, wie Paulus schrieb, und haben daher keinerlei Anlass zu Überheblichkeit.

    Unverständlich beim Messianischen Judentum ist mir: Man kann in ihren Gemeinden Mitglied werden. Was heißt das dann? Wird man dann jüdisch? Lassen die Männer sich beschneiden? Die Debatte war im 1. Jahrhundert nachvollziehbar, heute ist sie das nicht; das erschließt sich mir nicht so richtig.

  • Es gibt auch unter Messianischen Juden die Dispensationslehre. Ebenso gibt es anti-trinitarische messianische Juden, usw. Es gibt dort alles, was es sonst auch so gibt im christlichen Spektrum.

    Ja, es gibt oft recht unterschiedliche Gruppen bei den messianischen Juden, sie ist nicht so eine homogene Gruppe wie die üblichen christlichen Glaubensgemeinschaften. Es gibt auch messianische Juden, die nicht endzeitorientiert sind.
    Die meisten sind aber endzeitorientiert und davon sind - soweit ich das sehen kann - fast alle Dispensationalisten (auch was ich hier unter #46 zitierte, ist dispensationalistisch), das darf aber nicht mit dem hier öfter von Norbert vertretenen Dispensationismus völlig gleichgesetzt werden, aber so ungefähr schon. Denn es werden bei den messianischen Juden überwiegend auch Zeitalter/Haushaltungen (Dispensionen) festgelegt, wo man die letzten 1.000 Jahre (ob exakt oder symbolisch) als eine besondere Dispension ansieht (es gibt dabei wohl auch Postmillenaristen, die dieses Millennium schon als Gegenwärtig ansehen, aber die Prämillenaristen sind die weit überwiegenden messianischen Juden, zu denen sich auch David H. Stern rechnet, die diese Zeit erst zukünftig sehen). Im Detail gibt es dann aber noch Unterschiede zwischen den Gruppen, wobei auch die Zeit der Entrückung eine Frage ist.

  • Ja, es gibt oft recht unterschiedliche Gruppen bei den messianischen Juden, sie ist nicht so eine homogene Gruppe wie die üblichen christlichen Glaubensgemeinschaften. Es gibt auch messianische Juden, die nicht endzeitorientiert sind.

    Noch ein Nachtrag dazu, aus dem Buch: »Jesus - der Messias Israels? - Messianisches Judentum und christliche Theologie im Gespräch« , Herder 2023, S. 407ff:

    »Parusie, Land und 1000jähriges Friedensreich
    Muss die Domestizierung des Chiliasmus durch Augustinus revidiert werden?
    Jan-Heiner Tück

    So vielgestaltig die messianisch-jüdische Bewegung in sich ist, so vielgestaltig sind auch die eschatologischen Vorstellungen, die sich in der Bewegung ausgebildet haben. Für die Mehrheit der messianischen Juden in den USA sind prämillenaristische Vorstellungen leitend, die von evangelikalen Endzeitvorstellungen beeinflusst sind und eine Nähe zum dispensationalism aufweisen (Arnold Fruchtenbaum). In einer literalen Schriftauslegung geht man von einer bestimmten Abfolge der Endzeitereignisse aus: Entrückung, Trübsal, Parusie Christi und 1000jähriges Friedensreich, Freilassung Satans, allgemeine Totenerweckung, duales Gericht und Vollendung. Zugleich schreibt man den messianischen Juden als dem heiligen Rest Israels eine besondere Rolle in diesem Szenario zu. In einer gewissen Nähe dazu werden in der jüdisch-messianischen
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    Bewegung auch postmillenaristische Vorstellungen (David H. Stern, Daniel C. Juster) vertreten, gleichzeitig gibt es amillenaristische oder agnostische Positionen (Rich Nichol, Baruch Maoz), die eine Chronologie der endzeitlichen Ereignisse vermeiden und die eschatologische Hoffnung auf Jesus Christus hin ausrichten. Wie auch immer die nähere Ausgestaltung der Eschatologie aussieht, alle Varianten kommen darin überein, dass sie dem Land Israel und der Stadt Jerusalem theologische Bedeutung beimessen und den Zionismus unterstützen. Die Rückkehr vieler Juden nach Israel, die Gründung des Staates 1948 drei Jahre nach der Shoah, aber auch die wachsende Zahl Jesus-gläubiger Juden seit den späten 1960er Jahren werden als Zeichen gedeutet, die auf die baldige Parusie verweisen. Ja, die gläubige Antwort eines Teils Israels wird als Voraussetzung für die Parusie betrachtet, welche zugleich das Reich für Israel wiederherstellen wird (Mark Kinzer).
    Das fordert die christliche Eschatologie, wie sie im Bereich der katholischen Kirche mehrheitlich vertreten wird, heraus. In ihr werden der biblischen Landverheißung und der Stadt Jerusalem – von wenigen jüngeren Ausnahmen abgesehen – keine Bedeutung beigemessen. Diese israel-theologische Leerstelle in der Eschatologie ist signifikant. Schon die Parusie-Erwartung ist in der katholischen Kirche weithin verblasst. Man steht dem Szenario der Wiederkunft, wie es in den synoptischen Apokalypsen (Mk 13,26 f.; Mt 24,30 f.; Lk 21,27) und den neutestamentlichen Briefen (1 Thess 4,15 f.; 2 Thess 2,1.8; Kol 3,1; 1 Tim 6,14; 1 Petr 4,13; Jak 5,7) dargestellt wird, eher skeptisch gegenüber. Unter modernen Bedingungen ist die ParusieErwartung einer Gestalt der Vollendungshoffnung gewichen, die weithin individualisiert und spiritualisiert ist.
    [...]
    Hier setzen die Erwartungen in der messianisch-jüdischen Bewegung deutliche Gegenakzente. Dem Verblassen der Parusie-Erwartung in der Kirche halten sie die Hoffnung entgegen, dass der Messias als König der Juden kommen wird. Der Individualisierung und Spiritualisierung setzen sie kollektiv-geschichtliche Erwartungen entgegen, die Israel und die Völker betreffen. Und der abstrakten Hoffnung, dass Christus kommt, indem wir bei ihm ankommen, geben sie eine konkrete Note, indem sie die Parusie an die Topographie Jerusalems binden. Jesus wird als König der Juden vom Ölberg her wiederkommen (vgl. Sach 14,4; Apg 1,6–12). Messianischjüdische Eschatologie konfrontiert katholische Theologie so mit einem überwunden geglaubten Segment der eigenen Überlieferung: einem subtilen Chiliasmus, der in der frühen Kirche von manchen Theologen vertreten wurde. Das wirft die Frage auf, ob die Domestizierung des Chiliasmus, die Augustinus in seinem Werk De civitate Dei vorgenommen hat, als er die Zeit der Kirche mit dem 1000jährigen Reich identifizierte, nicht zu überprüfen und möglicherweise revisionsbedürftig ist.
    [...]
    410
    ......... Bemerkenswert ist, dass Moltmann hier auch auf die Bedeutung des Landes zu sprechen kommt: „Werden die erwählten, ‚versiegelten‘ Christen zusammen mit den erwählten, ‚versiegelten‘ Juden zum messianischen Volk des messianischen Reiches zusammengefasst, dann ist es nicht abwegig an Jerusalem und das Land Israel zu denken: das ‚Zentralvolk‘ und das ‚Erstlingsland‘.“ Die Erwartung, dass es vor dem neuen Himmel und der neuen Erde ein Interim des Übergangs gibt, in dem Juden und Christen mit Christus das Reich des Friedens aufrichten, ist für die katholische Theologie eine produktive Irritation.
    425«

    Man kann also zusammenfassen, dass es verschieden Gruppen messianischer Juden gibt, die auch verschiedene Auslegungen über die Wiederkunft und ein messianisches Friedensreich haben. Aber der weitaus größte Teil davon, ist eschatologisch auf Israel fixiert, wo ein 1.000-jähriges Friedensreich aufgerichtet werden soll, wenn Christus kommt und die Juden ihn nun als ihren Messias annehmen. Christus soll dann König dieser Juden und dieses Reiches sein. Wie das Verhältnis gegenüber den anderen nicht jüdischen Christen ist, wird diskutiert. Zentral dabei ist für diese messianischen Juden aber die Israelerwartung, ein/ihr Land, das wieder als das Reich Gottes hergestellt werden soll und wo sie dann ihren König für sich haben, Christus.
    Die oben angeführte Reihenfolge -- Entrückung, Trübsal, Parusie Christi und 1000jähriges Friedensreich, Freilassung Satans, allgemeine Totenerweckung, duales Gericht und Vollendung -- kann offenbar in der Vorstellung der einzelnen Gruppen abweichen, z. B. das die Trübsal und Entrückung vor der Parusie Christi kommt oder erst später (siehe oben #46), aber die große Mehrheit der messianischen Juden sehen eben dieses spezielle Friedensreich in Israel, als das was kommen wird an.

    Da die oben erwähnten Begriffe und der Dispensationalismus oft nicht einfach erklärt werden, hier eine PDF-Präsentation, die helfen kann einen Überblick zu gewinnen: https://cgem.de/wp-content/upl…tionalismus.pdf