Martin Luther über die Dreieinigkeit (Trinität). Predigt am Sonntag Trinitatis 1531: „Disputiere also nicht, sondern halte dich an das Wort!“
2 Der Glaube an den Dreieinigen ist in Kirche und Taufe verwurzelt. Tür das Bekenntnis zeugt sein Fortbestand in der Kirche.
Das ist das einträchtige Bekenntnis der ganzen Kirche nun über 1500 Jahre lang gewesen, und obwohl durch den Papst der Glaube[13] verdunkelt worden ist, so sind doch die Worte stehengeblieben, um deren willen, die recht im Glauben geblieben sind. Da es nun solang in der Christenheit geblieben und nicht erschüttert worden ist, so hast du hier einen festen Grund, auf dem du stehen kannst. Arius ist dagegen aufgestanden, dazu alle Könige, Kaiser und Fürsten: sie liegen am Boden; aber dieser Artikel, der so gestoßen und geschwächt worden ist, ist stehengeblieben und wird stehenbleiben. Darum sei dies dein Fundament, daß du sagen kannst: »Mein Glaube, den ich bekenne, sagt: »Ich glaube an den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist um des ewigen Lebens, um der Auferstehung von den Toten und um der Vergebung der Sünden willen.« Ich erwarte das alles vom Vater, Sohn und Heiligen Geist; denn so spricht Gott von sich selbst. Auf diese Weise bleibst du dabei und kannst damit umgehen. Du kannst dir sagen: ›So wird in der ganzen Christenheit und in so langer Zeit gebetet,[14]? und dabei haben sich so viele – fast ein Schock Ketzer – gegen diesen Glauben erhoben samt allen Mächtigen und Weisen dieser Welt; darum was die christliche Kirche so lange und so treulich bewahrt hat, das will ich ihr glauben.‹
Ebenso bezeugt die Taufformel den dreieinigen Gott.
Die zweite (Bekräftigung für diesen Glauben an den dreieinigen Gott nimm aus der Taufe. (In ihr empfangen wir von Gott, der Vater, Sohn und Heiliger Geist heißt, Vergebung der Sünden. So haltet ihr’s ja bei der Taufe, daß alle Kinder auf diese Weise getauft werden: »Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Das ist gemeinsamer Brauch in der ganzen Gemeinschaft der Christenheit; von allem Anfang an ist das geblieben und hat sich erhalten, daß alle in dem Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft worden sind. Darum sprich: »Darauf steht meine Taufe: sie ist nicht bloß im Namen des Vaters, auch nicht bloß im Namen des Vaters und des Sohnes, sondern im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes geschehen; denn so lautet die Taufformel. Das ist nur ein Gott, ein Schöpfer, ein Herr und König, und trotzdem sind zugleich drei unterschiedliche Personen in dem einen Wesen und Namen. Wenn der Sohn und der Heilige Geist nicht Gott wäre, so wäre Gott gelästert und geschändet, weil ja dann der göttliche Name und das göttliche Werk einem andern als Gott zugeschrieben würde. Denn so heißt’s bei Jesaja:[15] »Gott will seine Ehre und seinen Namen keinem andern lassen«; und doch überläßt er beides dem Sohne und dem Heiligen Geiste. Daraus schließe ich: Entweder muß die Christenheit geirrt haben oder jene drei Personen sind der eine Gott, weil, wie der Vater in der Taufe lebendig macht, so auch der Sohn und so auch der Heilige Geist.
Du hast also hier zwei gute Hilfen gegen den Satan. Fürs erste mußt du ihm sagen: »Ich disputiere nicht mit dir; sonst treibst du mich dazu, daß ich über das Evangelium und das Wort Gottes vernünftle; sondern ich bin getauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes; ich bleibe bei dem, was mm so lange Zeit schon Bestand gehabt hat. Zweitens steht mein Glaube, den ich bekenne, fest: »Ich glaube an den Vater, an den Sohn, an den Heiligen Geist.« In diesem Glauben bekomme ich die Vergebung der Sünden und die Auferstehung von den Toten; denn das kann niemand wirken als allein Gott. Geschieht’s auch an mir durch Taufe und Predigt, so wirkt er’s gleichwohl ganz allein. Den Satan überwinden und ewiges Leben geben, das sind also göttliche Werke; wer solches gibt, ist Gott; nun gibst du’s, der du Vater, Sohn und Heiliger Geist bist! – Disputiere also nicht, sondern halte dich an das Wort! Und zum andern hast du zwei starke Zeugen: erstens das Glaubensbekenntnis, zweitens die Taufe. Damit wehre dich; dann wirst du dem Satan widerstehen. Das sei nun genug von diesem Stück!
Gehalten am 5. Juni 1532.
WA 34/I, S. 498-504.
Quelle: Martin Luther, Predigten über die Christusbotschaft, Calwer Luther-Ausgabe Bd. 5, hrsg. v. Wolfgang Metzger, München-Hamburg: Siebenstern Taschenbuch Verlag 1966, 247-253.
[1] Unter der Herrschaft des Papstes.
[2] Durch die Ausbreitung des reformatorischen Evangeliums.
[3] In der Sakramentslehre stand Luther nicht bloß gegen die katholische Theologie, sondern auch gegen Zwingli, die Schwärmer und die Wiedertäufer.
[4] Offenbarung 17,14.
[5] 1 Mose 3,1 ff.
[6] Johannes 1,14.
[7] Der Ausdruck ›Personen‹ ist heute eine mißverständliche Bezeichnung für das, was die alte Kirche und Luther damit meinten. ›Person‹ bedeutet ursprünglich die Maske, die der Schauspieler trägt, die Rolle, in der er auftritt, die Weise, wie er sich der Welt zeigt.
[8] Im Athanasianischen Glaubensbekenntnis heißt es: »… das ist der rechte christliche Glaube, daß wir einen einigen Gott in drei Personen und drei Personen in einiger Gottheit ehren, und nicht die Personen ineinandermengen, noch das göttliche Wesen zertrennen …«
[9] Johannes 1,18.
[10] Römer 8,11.
[11] Der Text des Apostolischen Glaubensbekenntnisses.
[12] Vgl. Epheser 4,4-6.
[13] ›Glaube‹ bedeutet hier das Apostolische Glaubensbekenntnis.
[14] Luther gebraucht das Wort »beten«, da es sich im Bekennen des Glaubens um ein lobpreisendes Tun handelt.
[15] Jesaja 42,8.
Dreieinigkeit, Sonntag Trinitatis, Trinität
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