Verständnis, Umgang und Nutzung des Heiligen Geistes

  • Hallo Bogi111,

    ich möchte das Thema eigentlich ungern wieder starten, da wir es schon in anderen Threads ein paar Male hatten.

    Ich habe dargelegt, wie es für mich ist. Was soll ich sagen?

    Zitat

    Dieses Verständnis des pers.Glaubens und „Missionierens“ wirst Du selten bei einem Gläubigen der großen Kirchen finden.

    Das weiß ich nicht, Bogi... Ich erlebe bislang im kirchlichen Kontext gläubige Leute (was naheliegend ist, denn es sind jene Leute, die kirchlich aktiv sind). Es gibt auch ev. Christen, die nicht gläubig sind, natürlich gibt es die. Was soll ich dazu sagen?

    Es gibt gläubige und ungläubige Leute in der Kirche....

    Anbei darf ich bemerken: Du redest mit einem Gläubigen einer großen Kirche: mit mir. Habe ich es in deinen Augen bisher an Leidenschaft mangeln lassen? Ich glaube nicht.

    Zitat

    Die traditionellen Kirchen übernehmen die „Mutterrolle“,um den Täufling
    in die Kirche aufzunehmen und dem Angehörigen eine Gewisse "Last" des
    Glaubens abzunehmen.

    Lebst Du Fromm dann kommst Du auch in den Himmel.

    Das wird deine Deutung sein, denn ich weiß nicht, wo du das her hast...

    Unser Verständnis ist folgendes:

    Bei der Taufe wird dem Täufling Gottes Zusage zu-gesprochen. Diese Zusage (besseres Wort wäre "Verheißung") gilt allen Menschen, unabhängig vom eigenen Erkennen oder Glauben (Apg 2,39).

    Gottes Verheißung ist nicht ab-hängig von der Erkenntnis des Menschen, wird aber natürlich durch die Erkenntnis des Menschen für ihn selbst erst Realität:

    Und ihr, die ihr längst Lehrer sein solltet, habt es wieder nötig, dass man euch die Anfangsgründe der göttlichen Worte lehre und dass man euch Milch gebe und nicht feste Speise (...) (Hebr 5,12)

    Jeder Mensch (egal wie alt) ist vor Gott erstmal "Säugling", bis er zur Erkenntnis kommt.

    Ob er diese Erkenntnis hat, hängt nicht von ihm ab, sondern vom Geist (Joh 3,8).

    Hat er die Erkenntnis (soll heißen: das Wort Gottes ging ihm durch´s Herz) dann WIRD er antworten; es steht nicht zur Debatte.

    Die "Antwort" auf Gottes Zuspruch ist das ganze Leben; nicht einzelne Teile oder Worte, oder Handlungen, sondern das ganze Leben.

    So ist das evangelische Verständnis. Deswegen kann (nicht muss) ein Säugling getauft werden. Viele lassen sich heute als Erwachsene taufen auch bei uns.

    Wenn sich jemand als Erwachsener bewusst als Bekenntnis taufen lässt, ist das super so. Der Tauf-Akt macht allerdings NICHTS, das muss klar sein! Er wird nicht gläubiger oder kräftiger durch den Taufakt. Es ist ein Zeichen (lat. Sakrament), ganz einfach.

    Der Erwachsene kann vom Glauben fallen, ebenso wie ein getauftes Kind im Laufe der Jahre nicht zum Glauben kommen kann. Wir wissen das nicht; es liegt in Gottes Hand.
    Die Zusage gilt beiden.

    Wir hoffen, dass unsere Kinder zu Gott kommen, die Wahrheit erkennen. Gleiches muss ich beim Erwachsenen ebenso weiterhin hoffen, dass er "auf dem Weg" bleibt, denn auch das ist nicht garantiert.

    Biblisch gibt es keine Probleme, denn es wurden auch Kinder getauft.

    Wir sind heute sehr individualisiert: das persönliche Erleben und Entscheiden des Einzelmenschen ist sehr wichtig.

    "Habe ich Jesus auch wirklich richtig angenommen?!"

    "Habe ich meine Entscheidung klar und äußerlich dargestellt?!"

    Das kann ein starkes, sehr tiefes Erlebnis sein, dessen bin ich mir sicher.

    Ob das im Herzen Einkehr gefunden hat, wird sich zeigen: nämlich im Leben. Taufe groß, Taufe klein, das ist alles nix, wenn dieser Geist nicht fortan mein Leben lenkt.

    Soviel erstmal dazu.

    Lg

  • Was versteht ihr unter dem Heiligen Geist?

    Man kann Liebe mit verschiedenen Möglichkeiten Ausdruck verleihen. Vor allem sind es zwei: Die erste Möglichkeit ist "Ich liebe Dich" zu sagen, die zweite ist der Kuss.

    Gottes Wort auf's wesentliche reduziert, bedeute für mich: "Ich liebe Dich"
    Der Heilige Geist bedeutet für mich, dass ich mich "küssen lasse"

    Vereinfacht gesagt, hat das Werk des Geistes vier Aspekte: geistliche Geburt, geistliches Wachstum, geistliche Gaben und geistliche Kraft.

    Wie geht ihr mit ihm um, redet mit ihm, "nutzt" ihn?

    Ein kleines Beispiel: Vor mir stehen zwei Menschen, beide sind getauft. Die eine Person wurde als Kind getauft. Die andere Person sagt von sich, sie sei "im Heiligen Geist" getauft. Nun könnte ich fragen: "Wie zeigt sich das, dass Du im Heiligen Geist getauft worden bist?"

    Die innere Erneuerung des Geistes mag sicher ein erfrischendes Erlebnis der Liebe Gottes sein. Da ist ganz sicher was im Herzen passiert. Ganz gleich, wie ich es beschriebe oder erkläre... Ich denke, dass Menschen nicht erst bei einer Taufe "exklusiv" vom Heiligen Geist erfüllt werden. "Wo bittet unter Euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, auf das er ihm eine Schlange statt des Fisches biete?" Gott betrügt niemals - Und wenn wir, die wir böse sind, wissen, wie wir unseren Kindern gute Gaben geben, "wieviel mehr wird der himmlische Vater den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten?" Die Bibel empfiehlt uns, dass wir immer wieder und ständig vom Heiligen Geist erfüllt werden. (Epheser 5,18 - Das Verb im Griechischen übrigens im Präsens Imperativ).

    Wir dürfen also jeden Tag voller Zuversicht zu Jesus kommen, um gereinigt zu werden und vom Heiligen Geist erfüllt zu werden.

    Liebe Grüße

  • Hallo Bogi111,

    Ob das im Herzen Einkehr gefunden hat, wird sich zeigen: nämlich im Leben. Taufe groß, Taufe klein, das ist alles nix, wenn dieser Geist nicht fortan mein Leben lenkt.
    Lg

    Lieber Simon der Ausganspunkt war der Text des Petrus in der Apg 2.
    38 Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.
    Ich habe einige Auszüge unserer Aussagen hier nochmal aufgeführt…

    Deine Antwort:

    Erst dann (nach dem Wehen des Geistes) fragen die Menschen: "Was sollen wir tun?"
    Es sind zwei Dinge: Buße (innen) und Zeichen/ Sakrament (außen).
    Ich sehe meine Taufe als das, was sie unserer Lehre nach ist: ein Zuspruch Gottes, eine Verheißung, die ohne mein Zutun oder Wollen an mich gemacht wurde.

    Meine Antwort:

    Die Bibel zeigt uns einen anderen Weg.
    Es bedarf eines persönlichen Bundes, einer Übergabe an Jesus in der Taufe .
    Ein versprechen das ich gegeben habe, Gott und der Gemeinde gegenüber.
    Dieses Verständnis des pers. Glaubens und „Missionierens“ wirst Du selten bei einem Gläubigen der großen Kirchen finden.
    Religion ist da meistens Privatsache oder als soziales Verhalten verstanden.

    Deine Antwort:

    Anbei darf ich bemerken: Du redest mit einem Gläubigen einer großen Kirche: mit mir. Habe ich es in deinen Augen bisher an Leidenschaft mangeln lassen? Ich glaube nicht.
    Der Erwachsene kann vom Glauben fallen, ebenso wie ein getauftes Kind im Laufe der Jahre nicht zum Glauben kommen kann. Wir wissen das nicht; es liegt in Gottes Hand.
    Die Zusage gilt beiden.
    Ob das im Herzen Einkehr gefunden hat, wird sich zeigen: nämlich im Leben. Taufe groß, Taufe klein, das ist alles nix, wenn dieser Geist nicht fortan mein Leben lenkt.
    Zitat Ende

    Das ist von meiner Sicht eben sehr allgemein gehalten, mir kommt der persönliche Aspekt des Glaubens zu Kurz.

    Ich wollte Deinen Glauben damit nicht in Frage stellen, sondern bewusst machen wie Glaube oftmals aufgefasst wird und wie ich von meinem Verständnis Glaube, wie es Jesus gemeint hat.
    Jesus ging es immer um persönliche Beziehungen, das kann man am besten erkennen wenn man sich die Beziehung Jesus und Petrus anschaut,
    mit der am Ende dreimal gestellten Frage von Jesus: „Petrus hast Du mich lieb“!

    Aus dieser Sichtweise sehe ich auch was Paulus an die Galater schreibt in Gal.3, 26+27.

    26 Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus.

    27 Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen,(als Gewand angelegt).

    Dieses Anziehen ist meinem Verständnis nach ein bewusster, freiwilliger Akt eines Gläubigen Menschen.

    Deshalb stehen für mich die“ Eltern, Kirche, HL Geist“ nur als der Begleiter bis zu dem Augenblick des pers. Übergebens.
    Das ja sagen, Herr ich habe Dich lieb.

    Diese Übergabe hat eine ganz andere Qualität und Festigkeit als das was manchmal so „gelernt“ wird.

    Das ist mein Anliegen, Glauben als Liebesbeziehung zu Jesus bewusst zu machen.

    Die Kirche kann uns nur Heimat und Begleiter sein, sollte aber niemals unser "Vordenker" sein!

    Die Liebe zu Jesus und Mensch muss jeder für sich selbst pflegen.
    Dazu hat Jesus uns den HL.Geist als Hilfe zugesagt.

    Aus dieser Beziehung schöpfen wir auch Freude, Hoffnung und Glaubenszuversicht und spüren in der Not auch seine Umarmung!

    Zum Volk Gottes zu gehören, bekommt dann eine ganz andere Bedeutung.

    Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Joh. 3,16

  • - - -wenn ich in einer Situation , vor einem Wort, eine Handlung auf einmal das Pauluswort nicht loswerde : "welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." - -Wenn ich vor vielen Jahren - ich bereue es nicht ! - eine Unternehmung abgesagt habe, weil ich "hörte" : "Was hülfe es dem Menschen, wen er die ganze Welt gewönne und nehme doch sSchaden an seiner Seele."

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

  • Bogi111:

    Zitat

    Das ist von meiner Sicht eben sehr allgemein gehalten, mir kommt der persönliche Aspekt des Glaubens zu Kurz.

    natürlich war es "allgemein" gehalten; wir sprachen über Betrachtungen eines Themas.

    Stört dich die Formulierung?

    Ich hätte auch schreiben können: "Als ich 24 Jahre alt war erkannte ich die Wahrheit der biblischen Botschaft und bekehrte mich und nahm Jesus Christus als meinen Herrn, Heiland und Retter an. Seitdem darf ich eine lebendige, persönliche und liebevolle Beziehung zu Jesus haben; wie die Braut zu dem Bräutigam."

    So oder so ähnlich drücken es manche aus.

    Du hast Recht: so drücke ich mich nicht aus.

    Werde ich auch nie...

    Zitat

    sondern bewusst machen wie Glaube oftmals aufgefasst wird und wie ich von meinem Verständnis Glaube, wie es Jesus gemeint hat.

    Ich verstehe, was du meinst, Bogi.

    Aber wenn mir jemand sagt, dass er Christ ist, dann muss ich das nehmen, wie er es sagt. Das hat auch etwas damit zu tun, andere ernst zu nehmen.

    Die Kritik, die ja oft mal kommt, ist jene an diesem Denken: "Wenn ich NUR glaube, dann bin ich gerettet und dann ist total egal, was ich mache!"

    Ganz ehrlich: Ich kenne keinen einzigen Christen, der so redet oder denkt. Noch nie erlebt. Und selbst wenn, dann lass ihn. Das kann er dann mit Gott klären. Ist doch nicht unser Problem.

    Zitat

    Jesus ging es immer um persönliche Beziehungen, das kann man am besten
    erkennen wenn man sich die Beziehung Jesus und Petrus anschaut,

    mit der am Ende dreimal gestellten Frage von Jesus: „Petrus hast Du mich lieb“!

    Was sagt Jesus denn anschließend zu ihm? Was er tun soll!

    Wir schauen gern auf Menschen und Emotionen.

    Es geht in dem Text kaum um Petri (wie auch immer geartete) Liebe zu Jesus, das ist sekundär.

    Jesus sagt ihm: "Weide meine Schafe!" - Kümmer dich um die Leute, wenn ich nicht mehr da bin. Liebst du mich, dann tu es. Ganz einfach.

    Petrus sagt übrigens 3 Mal: "Ja, Herr, ich hab dich lieb!" - Und 3 Male wird später der Hahn krähen. So lieb hatte er ihn.

    Unsere Gefühle, Gedanken, "Entscheidungen", Aufrichtigkeiten, das ist alles ne launische See.

    "Feelings"... heute rechts, morgen links.

    Weide die Schafe! Dann ist gut. Nicht wie "Superman", nicht "perfekt", sondern einfach, so gut du kannst. Das will Jesus.

    Zitat

    Deshalb stehen für mich die“ Eltern, Kirche, HL Geist“ nur als der Begleiter bis zu dem Augenblick des pers. Übergebens.

    Das ja sagen, Herr ich habe Dich lieb.

    Vollkommen richtig. Etwas anderes sagen wir auch nicht.


    Zitat

    Diese Übergabe hat eine ganz andere Qualität und Festigkeit als das was manchmal so „gelernt“ wird.

    Das gönne ich dir gerne, Bogi, wenn das so ein Schlüsselmoment in deinem Leben war. Wir brauchen Zeichen.

    Was die Übergabe angeht:

    Das sollen wir ohnehin jeden Tag tun! Wir müssen jeden Tag sterben, nicht nur einmal.

    Umkehr heißt, sich selbst so anzusehen, wie man wirklich ist. Wenn man das tut, ist man ganz bei Gott:

    Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist,
    ein geängstetes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten. (Ps 51,19)

  • philoalexandrinus:

    Ich weiß nicht, wie es anderen geht, oder wie andere es wahrnehmen;

    ich "höre" Gottes Stimme nicht akustisch-organisch, als redete er zu mir, sondern ich höre ihn in meinem Kopf, in meinen Gedanken.

    Und ja, wie du auch sagtest, häufig spricht er durch Erinnerung an ein Bibelwort. Geht mir genauso.

    Wie kann man unterscheiden, ob es eigene Gedanken oder Gottes Geist ist?

    Das kann man unterscheiden, sehr klar sogar.

    Denn das, was ER redet, ist so einfach. Was ich rede, ist kompliziert, mit vielen Worten, vielen Gedankengängen usw. "Hätte, sollte, könnte, wäre, müsste.. usw" - Das ist das Vokabular meines Geistes!

    ER redet so nicht.

    Er ist ein einfacher Geist, ein guter Geist.

    Wenn ich traurig bin, dann tröstet Er. Denn Er heißt Tröster.
    Wenn ich stolz bin, dann mahnt Er. Denn Er heißt Lehrer.

  • Guten Morgen :)

    Ich weiß nicht, wie es anderen geht, oder wie andere es wahrnehmen; ich "höre" Gottes Stimme nicht akustisch-organisch, als redete er zu mir, sondern ich höre ihn in meinem Kopf, in meinen Gedanken

    Geht mir auch so. Ich meine, dass Gott auf ganz verschiedene Weisen zu uns Menschenkinder „spricht“. Sei es durch die Bibel, eine Predigt, ein Zeugnis, eine Situation, einen Menschen, ein prophetisches Wort oder durch die Schöpfung. Gott spricht auch durch das Gewissen oder durch den inneren Frieden oder durch tägliche Ereignisse im Leben. Wie philoalexandrinus schon sagte, natürlich auch durch die Erinnerung an ein Bibelwort. Gott hörte mit dem „sprechen“ nicht auf als die Bibel „fertig“ war. Heute werden wir keine „neuen biblischen Lehren“ bekommen, doch Gott ist der Lebendige. Er ist der Gott von „Heute“. Und jeden Tag will Er, dass wir uns an dieser Beziehung erfreuen, in der Er mit uns spricht und wir mit Ihm.

    Denn das, was ER redet, ist so einfach. Was ich rede, ist kompliziert, mit vielen Worten, vielen Gedankengängen usw. "Hätte, sollte, könnte, wäre, müsste.. usw" - Das ist das Vokabular meines Geistes!

    Wie wahr, Simon! Ich ertappe mich dabei, dass ich oft „meinen komplizierten Wörtern“ Vorrang gebe, als mich von der „Einfachheit“ des „guten Geistes“ inspirieren zu lassen. Wer weiß? Vielleicht hat mich hier der Heilige Geist durch Deine Worte auf etwas in meinem Leben aufmerksam gemacht? :Aha:
    So nebenbei: Mein Sprachtrainer sagte immer: „Vermeide tunlichst Wörter wie „hätte, sollen, können, müssen“ – Diese Wörter sind „gönnerhaft“.

    Denn das, was ER redet, ist so einfach. Er ist ein einfacher Geist, ein guter Geist.

    „Ihr sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin. Doch sie ist es, die von mir (Jesus) zeugt, aber doch wollt ihr nicht zu mir kommen, auf das ihr Leben hättet.“ (Joh 5,39) Jesus gibt sich selbst dahin. Er zerreißt den Vorhang im Tempel unserer Ängste, unserer Schuld. Er zerreißt unsere Vorstellungen von Unnahbarkeit und Distanz gegenüber einem allmächtigen, fernen und grimmigen Gott, der mit unserem Alltag angeblich nichts zu tun habe. Er zerreißt alles, was wir selbst an Trennendem zwischen Gott und uns aufgebaut haben.

    Oft haben wir griechische Begriffe übernommen, ohne die hebräischen Begriffe in Betracht zu ziehen. Die Griechen sahen Wahrheit in Form von Aussagen, Feststellungen und Worten, während im hebräischen Denken Wahrheit in tiefen persönlichen Beziehungen erkannt wurde. Wenn Jesus vom ewigen Leben als „Erkenntnis Gottes“ sprach, dann gebrauchte er das Wort „ginoskein“, das auch für die intime und persönliche Beziehung zwischen Mann und Frau gebraucht wird. Wenn die Bibel also von Menschen aufgeschrieben wurde, welche der Heilige Geist anleitete, dann wird der Heilige Geist uns bei der Interpretation dieser Worte helfen. Es ist egal, ob die Bibel durch „sündhafte Menschen“ aufgeschrieben wurde, denn wenn die Schrift laut 2. Tim 3,16 von Gott „geatmet“ ist (theopneustos), dann kann Gott durch seinen Geist (pneuma) auch durch „sündhafte Menschen“ sprechen. Ein etwas "blöder" Vergleich, aber der Heilige Geist ist ja schließlich kein "V.I.P.-Ausweis", den nur diejenigen bekommen, die auch Mitglieder eines "exklusiven Clubs" wären... "Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben." (Heb 4,16)

    Gott „missbraucht“ Menschen niemals als eine Art „Diktiergerät“. Vielmehr haucht Gott mit dem „Atem (psyche) seines Geistes“ durch die Hintergründe des jeweiligen Menschen, der Persönlichkeit, der Erlebnisse und Ansichten, die durch die jeweilige Zeit/Kultur gebildet worden sind. Jesus selbst ist Gottes höchste „Selbstoffenbarung“ – Und diese „Offenbarung“ kann von jeden Menschen verstanden werden, ganz gleich welche Sprache, Bildung, Lebensalter, Kultur oder Zeit.

    Liebe Grüße (aus einem relativ entspannten Nachtdienst)

  • @gabriel87:

    finde ich klasse, dass du dich auch so mit den Sprachen befasst; ich mache das auch total gerne! (Vielleicht können wir uns in einem extra Thread mal über sprachliche Aspekte austauschen. Finde das total erhellend teilweise)

    Sagte doch schon Reuchlin: "Darum soll man die Kommentare und Glossen der Leute, die ihre Muttersprache von Jugend auf gründlich gelernt haben, keineswegs unterdrücken, sondern, wo immer solche existieren, sie zugänglich machen, pflegen und sehr in Ehren halten als Quellen, aus denen der wahre Sinn der Sprache und das Verständnis der Heiligen Schrift uns zufließt."

    Es stimmt: das Griechische ist mehr wie unsere Sprache, eher sachlich-faktisch. Das Hebräische hat immer mehrere Bedeutungen, weil es Wortwurzeln sind, aus denen nicht nur ein, sondern mehrere Worte gebildet werden können.

    jaddá, erkennen, ist das gleiche für Mann & Frau, für die Erkenntnis der Nacktheit, wie für das Erkennen Gottes.

    Sehr schön, dass das Griechische versucht, dem gleichzukommen im Neuen Testament. Spannend :)

    Danke dir! Immer interessiert an sowas!

  • Es gibt Eidetiker, akustische Typen - -


    Wenn ich hier in unserem Zusammenhang von Reden - Hören sprechen, so ist dies nicht wie eine HAlluzination ( (eine Melancholia cum delirio : " HDie holen mich, hören Sie nicht auch das RAsseln der Ketten ?") sodern eine sehr klare innere sprachliche Formulierung - keineswegs "wortlos" wie der spontane Impuls, - oder auch der mpuls mit BAwägen des Risikon - jemadem zu helfen (Risiko : "einmengung in eine MAtshandlung, hatte ich schon zwei mal).

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

  • philoalexandrinus:

    da du dich ja darin auskennst, wie würdest du das sehen:

    wenn jemand sagt, er hört akustisch Gottes Rede.

    Also nicht im Kopf, im eigenen Denken (so wie ich es für mich ausdrücke) sondern akustisch von außen.

    Wie "bewertest" du sowas? Denn ich kenne ein paar Leute (eher charismatische Richtung) die sowas behaupten.

    Für mich ist das nicht nachvollziehbar.

    Ich habe auch dieses klare Wort, das in meinem Kopf zu mir spricht. Aber ich würde nie sagen, dass es akustisch (also mit "Sound") ist.

    So stelle ich mir auch die biblischen Geschichten nicht vor.

    Denken wir an den Nomaden in der Wüste oder am einsamen Bergesrand..

    Er steht da, seine Gedanken sind ganz alleine, kein Lärm der Städte und Handelswege, keine anderen Menschen- höchstens die Schafe.

    Der Wind geht durch den Vorhang seines Zeltes, oder er sieht in ins Tal ziehen, während er vom Hügel aus hinunterschaut..

    Ja, da spricht Gott zu ihm. Ich kann mir das richtig vorstellen. Aber nicht akustisch, sondern in ihm drin (geistlich).

    Denn eine echte Stimme ist nicht geistlich, sondern leiblich.

    Warum gingen sämtliche Leute in der Bibel entweder in die Wüste oder auf den Berg? Dort hört man Gott. Es muss ganz still sein.

    Wir können das in unserer Welt heute wahrscheinlich kaum noch nachvollziehen.

  • Warum gingen sämtliche Leute in der Bibel entweder in die Wüste oder auf den Berg?


    Einfach weil die Armen noch keine Kino- oder Einkaufszentren hatten. SCNR

    Warum gingen sämtliche Leute in der Bibel entweder in die Wüste oder auf den Berg? Dort hört man Gott. Es muss ganz still sein.


    In the Ernest: Es muss meines Erachtens nicht. Da Du es philosophisch magst: Es ist keine conditio sine qua non, keine unabdingbare, notwendige Bedingung. Stille und Einsamkeit sind vielleicht förderliche Bedingung.

    Rein psychiatrisch ist bekannt, dass Deprivation, Reizabschottung zu Halluzinationen führen kann. Vermutlich fehlen dem Gehirn dann Daten, um eine korrekte Realitätsabbildung zu konstruieren, weshalb es irgendwann anfängt aus nicht äußerlichen Anregungen heraus ein Bild der Außenwelt zu konstruieren, ohne passende aktuelle Daten über die Außenwelt zu haben, vermute ich.

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

  • Also nicht im Kopf, im eigenen Denken (so wie ich es für mich ausdrücke) sondern akustisch von außen.

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

  • [quote='Seele1986','index.php?page=Thread&postID=73559#post73559'A

    alsolso nicht im Kopf, im eigenen Denken (so wie ich es für mich ausdrücke) sondern akustisch von außen.[/quote

    Ich wage es nicht, Kriterien aufzustelen, ich eriunnere mich nur besonderer Erlebnisse, diese sehr verscghieden zuordnend.
    ]
    Da fahre ich abends alleine auf er Westautobahn, sehr wenig Verkehr, quasi in die untegehende Sonne hinein. Es erscheint über dem Horizont die Tafel der Firma meines Vaters (Welche eine zeitlang auch meine Firmas war) , über die Tafel rinnen Tränen. Vor der Tafel erscheint eine langstielige rote Rose , fast aufgeblüht; der Stengel mit zwei markanten Dornen - - und ich "höre" eine Stimme, welche sagt : "Die Zeit der Nelken ist vorbei.".Das alles kann ich intrapsychisch aus meiner Lebensgecshichte ableiten. - - - Oder : Langweilige Chefvisite. Im Aufenthaltsraum der Station sehe ich auf einmal vor mir die langgsuchte Lösung einer kopmlizierten Schatung des Lichtes für mein Steigenhaus - zwei Zeituhren, eine Kurzzetschaltuhr, ein Dimmer, alles schö n ordentlich und übersichtlich mehrfärnbig verkabelt.

    Einstein soll das E = mc2 in einem Dämmerzustand eingefallen sein; Keküle träumte den sechseckigen Bentzolring als ebensolchen Kreis, in dem sich Äffchen an des anderen Füssen festhielten.

    Das alles steht Erkenntnissen gegenüber, welche ich so beim Suchen eines <Bibeltextes in einem anderen Bibeltex fand , z. B. I. Korinther 15, 47, wo mir auf einmal die Polarität Gh - Gaia - - Ouanos mit der Fülle der mit beiden Begriffen verbundenen Emotionengegenwärtig wurde samt der FRage : Wie sehr ich dieser Gaia , der Mutter Erde, hervorbringend, nähred, schützend, dunkel, warm, - - -mich wieder versclilngend - - - nochverhaftet bin. Das beschäftigt mich immer wieder.

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

  • Daniels:

    es "muss" natürlich nicht, das stimmt.

    Aber ich denke, dass so das ganze "angefangen hat".

    Der Mann in der Wüste, der Gottes Worte hört.

    Bei anderen Kulturen ist es teilweise deutlich anders:

    der Inder geht aus dem dichten Treiben der in Kasten aufgeteilten Städte in den Dschungel, oder unter den Baum, wo er Erleuchtung finden kann. Der Baum ist ganz tief in die Erde gegründet, seine Äste reichen in den Himmel nach allen Richtungen; da pulsiert das Leben, da erkennt man die Natur der Dinge (Buddha).

    der Germane sieht in den Schatten der Wälder, Moore und Gebüsche kleine und große Wesen (Trolle, Kobolde, Waldgeister usw.)
    Alles ist getrieben, Instinkt und Tapferkeit zeichnen den Menschen aus; in seiner Mythologie ist ständig irgendeine Schlägerei; am Ende bringen sich alle gegenseitig um.
    Auch hier hängt alles am Baum. Der Weltenbaum stellt den gesamten Kosmos dar. Irgendein unbekannter Urvater hat alles einmal begonnen, aber davon redet man nicht, sondern von dem Treiben im Kosmos und auf Erden:

    "Woher kommt der Nebel? Niemand weiß es..." (Snorra Edda)

    Die Griechen haben ein volles Pantheon. Götter wie Menschen, alle sind geschäftig und sehr irdisch miteinander, Anbetung steht im Hintergrund, die Kommunikation und der Diskurs haben Vorrang. Der Mensch hat das Feuer, er will sich erkennen, um sein Schicksal zu fügen und letztlich aus der Determinierung der Götter auszusteigen. Auch wenn er Odysseen durchmachen muss, der Wille des Menschen wird siegen, denn er ist ein Bezwinger (Esau) der Welt.

    Die indigenen Völker haben Götter, die eher Tiere sind; kein Wunder bei der reichen Tierwelt. Lohn und Strafe im Jenseits gibt es nicht; man lebt als Teil der Natur und mildert ab und an die Götter durch Opfer. Die Ahnenwelt ist die Informationsquelle über die Gesetze dieser und jenseitiger Welten.

    .... Und in der Wüste steht ein Mann, schaut auf einen endlosen Sternenhimmel und denkt: "Ich bin doch nur Staub. Und das da oben sind doch nur Funzeln, die ER aufgehängt hat."

  • .... Und in der Wüste steht ein Mann, schaut auf einen endlosen Sternenhimmel und denkt: "Ich bin doch nur Staub. Und das da oben sind doch nur Funzeln, die ER aufgehängt hat."

    Als ich das las, musste ich wegen der Formulierung lachen :thumbup:
    Im Anhang ein paar schöne Fotos dieser Funzeln, die ER aufgehängt hat.

    Liebe Grüße