"Welche Leitwerte und welche Maßstäbe sollen in einer Gemeinde herrschen?" wäre eine erste grundlegende Frage. Ich will darauf hinaus, dass ich eine Gemeinde und christliche Bewegung kenne, die dynamisch daran arbeitet, ihre Vorstellungen von Christlichkeit zu verbreiten. Dazu bedient sie sich moderner -- oder wenigstens modischer -- Mittel, spricht vor allem junge Menschen an und -- das soll das Thema dieses Threads sein -- bedient sich betriebswirtschaftlicher Methoden und Denkweisen.
Man kann freilich sagen, dass eine Gemeinde prinzipiell auch nur eine Institution sei, die mit betriebswirtschaftlichen Führungsmethoden organisiert und zielgerecht ausgerichtet werden könne. Vielleicht ist das aber falsch oder in solchen Gedanken steckt schon eine Falle, eine Art Sündenfalle?
Einblendung / Zwischenspiel
Von Franz aus Assisi wird berichtet, er habe seine Brüder, seine geistlichen Gefährten, vor dem Geld gewarnt. Walter Dirks berichtet davon so:
ZitatEs wird erzählt, Franziskus habe seinen Brüdern verboten, ein Geldstück aus dem Staub der Straße aufzuheben. [...] Vernünftig wäre es, das Geldstück zu sichern, christlich, es einem Armen zu geben. Aber Franziskus, selbst ein Freund der armen Leute, denkt in diesem Falle mehr an das innerste Bewußtsein seiner Freunde, das vom Geld gefährdet ist. sie sollen nicht nur auf Geld verzichten, sie sollen es verachten, in den Dreck treten. [...] wir dürfen daraus schließen, daß Franziskus im Geld eine besondes gefährliche Form des Reichtums gesehen hat, [...]. [...] Sein Vater gehörte der unter den Bürgen führenden Schicht der Männer des Fernhandels an. [Daniels: Es wird oft berichtet, daß Franzens Vater der reichste Mann der Stadt Assisi gewesen sei.] Waren kaufen, Waren verkaufen und von der Differenz leben, nicht nur in unmittelbare Nähe, sondern im Großen Stil [...]. [Franziskus] spürte wohl, daß dieser neuartige Reichtum für das christliche Herz und für das Zusammenleben der Menschen besonders gefährlich war.
Reichtum durch Ackerbau und durch Handarbeit war relativ harmlos; Reichtum durch Raub und Krieg war wahrhaftig schlimm, aber innerlicher noch als geraubter und eroberter Reichtum war der Reichtum durch Gewinn-Maximierung. Der ehrbare Kaufmann hat seitdem zu allen Zeiten geradezu eine Tugend darin gesehen, und das mag Franz gewittert haben. Er sah die Seelenmacht eines Reichtums, der durch kluge Berechnung, Fleiß und andere sekundäre Tugenden, also durch intensive Innerlichkeit gewonnen worden war.
[quelle]"Ein zarter, zäher, kleiner Mann. Walter Dirks deutet Franz von Assisi." Verlag am Eschbach, Eschbach 1987, ISBN 3-88671-006-1. Darin S. 14.[/quelle](Ende des Zwischenspiels)
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Ab wann korrumpieren betriebswirtschaftliche Führungsmethoden und betriebswirtschaftliches Denken die christliche Haltung einer Gemeinde?
Ich muß die Frage verschärfen, damit hier nicht nur Antworten kommen, die verschwommen und allgemein vom goldenen Mittelweg handeln!
- Widerspricht die betriebswirtschafltiche Ideologie oder das betriebswirtschaftliche Menschenbild dem Christentum?
- Ist eine dezidiert betriebswirtschaftliche Vorgehensweise und Organisation einer christlichen Gemeinde gar so etwas wie Teufelswerk?
- Unterminieren betriebswirtschaftliche Methoden und betriebswirtschaftliches Denken die christlichen Grundwerte in einer Gemeinde?
Die Fragen sind mir sehr wichtig.
Grüße
Daniels