Umgang mit Ellen White und ihren Visionen: Kriterium für Mitgliedschaft in der Gemeinde?

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    ...Schon früh wurde in der Adventgemeinde der "Glaubenspunkt" als Taufvoraussetzung eingeführt, dass die Neulinge ein Versprechen abgeben sollten, sich mit dem Leben von Ellen White zu befassen und ihre Meinung über sie zu bilden. ....

    "Schon früh" (?) Bemerkenswert ist dabei, dass das erst im Jahr 1932 also lange nach ihrem Tod war (ich unterstelle, weil sie das jedenfalls nicht geduldet hätte - wie auch viele der anderen maßgeblichen Persönlichkeiten unserer Kirche), sowie die Tatsache, dass die Formulierungen immer massiver in Richtung kritikloser unreflektierter Akzeptanz wurden je länger der Zeitpunkt ihres Todes zurückliegt... Eien reflektierte, kritisch positive und freundliche Auseinandersetzung mit dem Thema, wie bei der Bibelkonferenz 1914 wäre heute undenkbar bei der Art der Verehrung, die gepflegt und gefördert wird.
    Ein Phänomen im Umgang mit großen Persönlichkeiten, das man auch bei anderen Denominationen oder Gruppierungen findet. Je länger ihre historische Existenz zurückliegt umso mehr polarisieren sie: die einen verehren kritiklos, die anderen zerstören in ihrer Kritik überziehend... Eine ausgewogene "reife" Position findet sich schwerlich oder nur bei weniger engagierten.

  • Zitat

    Schon früh wurde in der Adventgemeinde der "Glaubenspunkt" als Taufvoraussetzung eingeführt, dass die Neulinge ein Versprechen abgeben sollten, sich mit dem Leben von Ellen White zu befassen und ihre Meinung über sie zu bilden.

    Echt?

    Findet ihr das in Ordnung? :huh:

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    Echt?
    Findet ihr das in Ordnung? :huh:


    Kommt darauf an, was man unter "früh" versteht (siehe mein Posting oben).

    Ob ich das in Ordnung finde?
    Naja, wo liegt das Problem, wenn man sich eine Meinung zu einer an der Gründung der Kirche wesentlich beteiligten Person bilden soll? :rolleyes:

    Und immerhin war sie ja auch eine Verfechterin von "sola scriptura" (auch wenn das manche nicht wirklich wahrhaben wollen). Im Jahr 1885, in der Mitte ihrer Wirkungszeit, schrieb sie:

    Zitat von Ellen G. White, „A Missionary Appeal,“ Review and Herald, 15. Dezember 1885, 769, 770.

    „Die Bibel, und nur die Bibel allein, soll die Grundlage unseres Glaubens sein, das einzige Band der Einheit. Alle, die sich diesem heiligen Wort beugen, werden im Einklang miteinander stehen.“


    oder ein anderes Zitat dazu:

    Zitat von Ellen G. White,{GC 595.1} (emphasis mine)

    But God will have a people upon the earth to maintain the Bible, and the Bible only, as the standard of all doctrines and the basis of all reforms. The opinions of learned men, the deductions of science, the creeds or decisions of ecclesiastical councils, as numerous and discordant as are the churches which they represent, the voice of the majority--not one nor all of these should be regarded as evidence for or against any point of religious faith. Before accepting any doctrine or precept, we should demand a plain "Thus saith the Lord" in its support.


    Wer also ihre Visionen zur Grundlage seines Glaubens machen wollte, bewegt sich außerhalb dieses von ihr vorgegebenen Rahmens.

  • Schon früh wurde in der Adventgemeinde der "Glaubenspunkt" als Taufvoraussetzung eingeführt, dass die Neulinge ein Versprechen abgeben sollten, sich mit dem Leben von Ellen White zu befassen und ihre Meinung über sie zu bilden. Je mehr ich mich mit dem Leben von Ellen White befasse, desto mehr stelle ich fest, dass sie tatsächlich Gottes Prophetin gewesen ist und dass ihre Visionen von Gott waren. Sind aber die Visionen von Gott, so gibt es keinen Grund, deren Richtigkeit und Wichtigkeit für uns zu bezweifeln.

    Ich bin glücklich das das heute nicht mehr so ist das fördert nur einen Personenkult um sie den sie nie so wollte es ich finde das sie ziemlich Überbewertet ist

    Ich mochte nur mit ungetrübten blick die Wahrheit sehen

    Ashitaka

    Prinzessin Mononoke

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    Nützlich im Zusammenhang mit dieser Frage finde ich das Buch "Ellen White lesen und verstehen" von G. Knight, Kapitel 2, Abschnitt "Galten die Visionen als Kriterium für Zugehörigkeit zur Adventgemeinde?" Hier erfahren wir mehrere Meinungen damaliger Pioniere.

    Uriah Smith:

    Zitat

    "...das fortwährende Vorhandensein der Gaben einer der bedeutsamen Glaubenspunkte dieses Volkes ist. Mit denen, die anderer Meinung sind, können wir in keinem größeren Ausmaß Einheit und Gemeinschaft haben als mit denen, die mit uns in anderen wichtigen Themen wie z.B. Wiederkunft Christi, Taufe, Sabbat usw. nicht übereinstimmen." (RH,14. Januar 1862)


    John Nevis Andrews:

    Zitat

    "Bei der Aufnahme von Menschen in unsere Gemeinschaft wollen wir zu diesem Thema zwei Dinge wissen: 1. Ob sie an die biblische Lehre von den geistlichen Gaben glauben; 2. Ob sie willens sind, sich unvoreingenommen mit den Visionen von Ellen White vertraut zu machen" (RH, 15. Februar 1870).

    In der Fußnote des oben angegebenen Buches, S. 41, ist hinzugefügt:

    Zitat

    Allerdings hält er [John Nevis Andrews] im gleichen Artikel die Visionen für ein Kriterium fest für jene, die Augenzeugen waren und daher wissen konnten, daß hier Gott am Wirken ist.


    James White:

    Zitat

    "...[die Visionen] ein Prüfstein für diejenigen sind, die glauben, daß die Visionen himmlischen Ursprungs sind" (RH, 14. Februar 1856)

    G. Knight schreibt hier direkt weiter (S. 42):

    Zitat

    Bei anderer Gelegenheit wies er [James White] darauf hin, daß Gläubige, die wohl wissen, daß Ellen Whites Gabe von Gott kommt und dennoch aktiv und öffentlich dagegen vorgehen, ausgeschlossen werden können. In derartigen Fällen "beanspruchen wir als Adventisten das Recht, uns von ihnen zu trennen, damit sie sich in Ruhe und Frieden ihrer Meinung hingeben können" (RH, 13. Juni 1871)


    Ellen White, 1862:

    Zitat

    "...[Neue Mitglieder] sollten nicht um die Vorzüge der Gemeinde gebracht werden, wenn ihre christliche Lebensweise ansonsten korrekt ist und sie einen guten christlichen Charakter entwickelt haben... Solche Menschen dürfen nicht beiseite geschoben werden. Vielmehr sollte Geduld und geschwisterliche Liebe an ihnen geübt werden, bis sie ihren Standpunkt gefunden und sich eindeutig für oder gegen die Visionen entschieden haben". (1T 328)

    und weiter:

    Zitat

    "Wenn sie die Visionen bekämpfen, ohne sie zu kennen; wenn sie in ihrer Opposition so weit gehen, dem Widerstand entgegenzusetzen, was sie nicht selbst miterlebt haben; wenn sie sich über dijenigen aufregen, die glauben, daß die Visionen von Gott sind, die in der Gemeinde darüber sprechen und sich mit den in Visionen erhaltenen Unterweisungen gegenseitig trösten, dann kann die Gemeinschaft wissen, daß sie falsch stehen. Gottes Volk sollte nicht vor solch unzufriedenen Zeitgenossen zurückschrecken, sich ihnen geschlagen geben oder seine Freiheit an sie abtreten. Gott hat seine Gemeinde mit Gaben ausgestattet, um sie dadurch zu fördern. Wenn Menschen, die angeblich die Wahrheit glauben, gegen diese Gaben vorgehen und gegen die Visionen ankämpfen, werden andere durch ihren Einfluß in Gefahr gebracht. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, dagegen einzuschreiten, damit der Schwache durch ihren Einfluß nicht irregeführt wird" (1T 328-329)

  • Zitat von »Jacob der Suchende«
    ...Schon früh wurde in der Adventgemeinde der "Glaubenspunkt" als Taufvoraussetzung eingeführt, dass die Neulinge ein Versprechen abgeben sollten, sich mit dem Leben von Ellen White zu befassen und ihre Meinung über sie zu bilden. ....

    Das ganz alte Gemeindehandbuch habe ich nicht; aber die neueren - so ab 19 58 - enthalten dies nicht, schon gar nicht in den Taufgelübden. Auch unter den "Lehrpunkten - - " dort unter 20. , ist dies nur sehr allgemein - dort im Nachsatz zwar EGW - bezogen - angeführt.

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -


  • Und immerhin war sie ja auch eine Verfechterin von "sola scriptura" (auch wenn das manche nicht wirklich wahrhaben wollen). Im Jahr 1885, in der Mitte ihrer Wirkungszeit, schrieb sie:

    Alle Propheten und die Apostel haben auf das ihr vorliegende Wort Gottes als alleinige Wahrheit hingewiesen. Keiner der früeren Boten Gottes haben beantsprucht, ab jetzt gilt mein Wort auch als Wort Gottes, das haben immer nachfolgende Generationen so angenommen, und das mit Recht. Es ist der eine selbe Geist, der dies gewirkt hat und daraunter fallen auch die Zeugnisse von EGW. Wenn nicht, dann befindet Ihr Euch in einer Gemeinde, die einen Lügenpropheten ehrt. Dann solltet Ihr schnellstens die Gemeinde verlassen. Das würde ich jedenfalls so tun.

  • Lügenpropheten ehrt

    Siehe mein Postiung auf "Off topics". ich stelle simpel und einfach das EGW - Estate in Frage - das ist ja nun eine eigene Institution.

    Nihil hic determino dictans : Conicio, conor, confero, tento, rogo, quero - -

    Leider kann ich nicht mit der alleinerziehenden Mutter aufwarten - -

    • Offizieller Beitrag

    Das ganz alte Gemeindehandbuch habe ich nicht; aber die neueren - so ab 19 58 - enthalten dies nicht, schon gar nicht in den Taufgelübden. Auch unter den "Lehrpunkten - - " dort unter 20. , ist dies nur sehr allgemein - dort im Nachsatz zwar EGW - bezogen - angeführt.


    Dem kann abgeholfen werden:

    Zitat von Church Manual 1938, page 33

    18. Do you believe the Bible doctrine of "spiritual gifts" in the church, and do you believe in the gift of the Spirit of prophecy which has been manifested in the remnant church through the ministry and writings of Mrs. E. G. White?

    Quelle: http://documents.adventistarchives.org/Resources/ChurchManuals/CM1932.pdf

    Zitat von Church Manual 2005, page 78

    8. Do you accept the biblical teaching of spiritual gifts and believe that the gift of prophecy is one of the identifying marks of the remnant church?


    Quelle: http://documents.adventistarchives.org/Resources/Chur…s/CM2005__D.pdf

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