- Offizieller Beitrag
Alles anzeigenIch sehe es so: Die in den Evangelien geschilderten Jesus-Erzählungen und -Lehren sind am besten durch den AT-Hintergrund zu verstehen.
Niemand muss das AT studieren, um zum Heil zu gelangen. Wäre es notwendig für einen Christen, das AT zu studieren, dann müssten alle Christen Hebräisch lernen. Das tut wohl niemand.
Was ist die Geburtsstunde des Christentums ? Die Auferstehung von Jesus Christus. Diese Auferstehung bezeugten Menschen. Diese Zeugen sind, was die menschlichen vom christlichen Glauben überzeugt. Nicht das Alte Testament. Die Menschen bezeugten mit ihren eigenen Mündern, dass sie den Auferstandenen gesehen haben. Saulus bekehrte sich zum Paulus, obwohl er einer der schlimmsten Verfolger der jungen Gemeinde war. Nicht die rabbinischen Debatten, welches Gesetz das höchste ist. Es war in der Tat eine zeitgenössische Diskussion unter den Rabbinen, in welchem Gebot sich die vielen Gebote zusammenfassen ließen. Die Leute kamen aber zum Glauben, weil sie die Zeugnisse hörten. Durch die Jünger und Apostel, die den Auferstandenen predigten.
Diese Zeugnisse überzeugten auch die Heiden von der Wahrheit des Christentums. "So kommt der Glaube aus der Predigt" (Röm 10,17). Deswegen trafen sich die frühen Christen, um den Tag des Herrn zu feiern. Denn der Auferstandene ist der neue Hohepriester. Für Heidenchristen war die Torah nicht wichtig. Sie waren darin nicht kundig und es spielte keine Rolle für ihr Glaubensleben. Denn ihr Bezug zu Gott war der Auferstandene. Natürlich gab es deshalb in der jungen Gemeinde die Frage, wie weit sich die Heidenchristen an die Regeln des Gesetzes halten müssen. Das ganze NT ist durchzogen von dieser Debatte. Diese Debatte war auch zeitnah und nachvollziehbar, da sich Juden und Heiden gemeinsam in Christus zusammenfanden. Müssen denn die Heiden die Regeln des Alten Bundes halten? "Darum halte ich es für richtig, den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten aufzubürden" (Apg 15,19)
Wenn es um das Thema Sabbat bzw. Gesetz geht, dann hat das meines Erachtens erstmal nichts damit zu tun, ob etwas gesetzlich oder äußerlich ist. Es sind meiner Meinung nach zwei Fragestellung, die man getrennt halten sollte: 1. WAS ist das Gesetz? 2. WIE ist es anzuwenden?
"Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. Sie zeigen damit, dass ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist; ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab, ihre Gedanken klagen sich gegenseitig an und verteidigen sich" (Röm 2,14–15)
Kommentar zum Neuen Testament
2,14 Die Verse 14 und 15 stellen einen Einschub dar, der sich auf Vers 12 zurückbezieht, wo wir erfahren haben, dass Heiden, die ohne das Gesetz sündigen, auch ohne es verlorengehen werden. Nun erklärt Paulus, dass den Heiden das Gesetz zwar nicht gegeben ist, sie jedoch angeborenes Wissen um Gut und Böse haben. Sie wissen instinktiv, dass es falsch ist, zu lügen, zu stehlen, Ehebruch zu begehen und zu morden. Das einzige Gebot, das sie nicht durch Intuition kennen können, ist das Sabbatgebot, das jedoch eher ein Ritualgebot als eine moralische Verpflichtung ist.
MacDonald, W. (2018). Kommentar zum Neuen Testament . (C. Eichler, Übers.) (7. Auflage, S. 611). Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung.
Wer das alles nur als innerjüdischen Konflikt betrachtet, kann damit auch große Teile der Evangelien streichen, wenn man selbst "Heidenchrist" ist. Es geht einen ja nichts an.
Was ist als Christ wichtig? Die Evangelien, die wie zuvor von einem anderen Nutzer geschrieben, erst sehr viel später verfasst wurden, waren der frühen christlichen Gemeinde gar nicht bekannt, als Paulus loszog und das Evangelium (frohe Botschaft) vom Auferstanden predigte. Die Frohe Botschaft, das Jesus Christus von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist. Es scheint bisweilen noch das Missverständnis zu geben, Jesus Christus sei mit dem heutigen Neuen Testament unterm Arm losgezogen. Die gesamte Bibel ist Zeugnis. Die frühen christlichen Gemeinden hatten nicht das vollständige neue Testament, nicht einmal einen Großteil. Was aber war der Auftrag? Die Eucharistie/Abendmahl "zu seinem Gedächtnis zu feiern", zu verkündigen, dass Jesus Christus auferstanden ist und die Völker zu taufen. Diese Botschaft weiter zu geben. Weder haben die ersten Christen im Jahre 30 n. Chr. das heutige neue Testament gekannt, noch bestand ihr Heil darin, den Leuten Torah Unterricht zu erteilen.
Was ich schon einmal schrieb: die Bibel ist nicht vom Himmel gefallen, sie ist ein Zeugnis christlichen Lebens und christlicher Geschichte. Für einen Christen zählt, in Christus zu verbleiben und nicht, das AT exegetisch zu verstehen. Es wäre ja traurig, wenn alle Menschen erst einmal Exegeten oder Juden werden müssten, um Gottes Geschenk annehmen zu können.
Ah, ok, nach der Gesetzlichkeit und Äußerlichkeit kommt jetzt die Heilsnotwendigkeit...