Ich stimme DonDomi in gewissem Umfang zu. Zwar habe ich erlebt, dass viele STA darauf mit Unwillen oder verblüfft reagieren, aber wenn ich mich nicht diplomatisch oder taktvoll zurückhaltend äußere, sondern direkt, dann muss ich feststellen, dass ich oft etwas irritiert bin, wie wichtig die Siebenten-Tags-Adventisten die Sabbathfrage nehmen, also die Frage, an welchem Wochentag der Ruhe- und Gedenktag Gottes begangen wird.
Wie ich schon einmal hier geschrieben habe, respektiere ich daran vor allem oder fast nur das Bemühen, Gott treu zu sein. Die Sache an sich halte ich nach dem Stand meiner jetzigen Einsicht für irrelevant oder geradezu banal.
In irgendeiner Einführung in die Soziologie habe ich vor Jahren vermutlich einmal gelesen, dass Gruppen sich oft an bestimmten gruppeninternen Sitten oder Werten festhalten und darüber ihre Identität und ihren Zusammenhalt definieren. Ganz offensichtlich erfüllt das sogenannte Sabbathgebot genau diese Funktion für die meisten Siebenten-Tags-Adventisten. Ich fürchte, auch wenn dies fälschlich als rein polemisch aufgefaßt werden sollte, dass die Sitte immer einen blauen Kragen und blaue Socken zu tragen, ungefähr den selben Dienst leisten könnte, und ich bin nicht sicher, ob das Sabbathgebot inhaltlich höher steht als solch eine beliebige äußerliche und oberflächliche Regel.
Ich möchte mich nicht darüber lustig machen, aber mich wundern auch ein wenig die nicht selten zu hörenden Berichte von STAlern, die erzählen, dass sie gegen einen gewissen Widerstand schließlich erreicht haben, dass sie am Samstag nicht arbeiten oder an diesem Tag keine Prüfung ablegen müssen. Das Verständnis und Entgegenkommen ihrer Umwelt deuten sie dann oft als Gottes Unterstützung für ihre treue Haltung, in der sie anscheinend einen gewissen Heroismus, etwas ansatzweise heldenhaftes sehen. Sicherlich zeigt sich darin einerseits eine gewisse Grundsatztreue und Konfliktbereitschaft, aber ist das nicht andererseits ein sehr kleines Heldentum, ein sehr kleiner Widerstand? Ein Widerstand aus meiner Sicht gar in einem unwesentlichen Punkt. Ich respektiere ihre Prinzipientreue, aber es gelingt mir nicht, diesen Grundsatz, den sie unbedingt befolgen wollen, für wesentlich zu halten.
DonDomi hat, so scheint es mir, insofern Recht, dies als Werksgerechtigkeit zu bezeichnen, als die STA für solche Taten offenbar Gottes Lohn und Gnade erwarten.