- Offizieller Beitrag
Hallo Seele,
schön, dass du wieder da bist!
Nun ja, eigentlich nicht.
In der Genesis heißt es erstmal, dass Gott nach seinem Werk ruhte. Natürlich ein Bild für uns Menschen: Ruhe nach den Werken, Besinnung und Stillewerden.
Zur konkreten Anwendung als Gebot kommt dies erst bei den Juden.
Gehe ich daher recht in der Annahme, dass du der Auffassung bist, dass Jesus hier nur den Sabbat meint, der erst am Sinai (oder kurz davor) von Gott "gemacht" wurde? Gott machte den Sabbat für den Menschen am Sinai?
Meines Erachtens spricht Jesus in diesen Vers nicht von einem exklusiv-jüdischen Sabbat, sondern von einem Sabbat für die gesamte "Spezies" Mensch (Singular mit Pronomen). Das Verb "egeneto" ist für mich in Kombination mit "dem Mensch" ein klarer Bezug zur Schöpfung. Wäre es Jesus um einen exklusiv-jüdischen Sabbat gegangen, wäre dies nicht die richtige Wortwahl. Dann wäre doch die Formulierung "der Sabbat wurde für die Juden eingesetzt" treffender bzw. korrekter gewesen. Ich glaube sogar, dass Jesus hier sogar die Pharisäer provoziert, in dem er ihr exklusives Denken in Frage stellt.
Zudem: der Bezug auf die Schöpfung hört sich immer gut an (wenn er denn dann kommt), aber soweit ich bislang mitbekommen habe, ist die Handhabung des Sabbats im Adventismus durch und durch vom Judentum geprägt. Nämlich die Debatten darüber, was man tun darf und was nicht; wann der Sabbat beginnt und endet; ferner zudem konkrete Speisefragen (ebenfalls rein vom Judentum übernommen) ...
Diese Debatten gab es im Christentum auch immer wieder: Was darf ich am Sonntag und was nicht? Es gab Zeiten - z.B. in England - da war dieses Thema sogar von beachtlicher, gesellschaftlicher Bedeutung. Heute kräht kein Hahn mehr danach. Es kommt zum zeitlichen Faktor außerdem noch dazu, dass das Christentum und das Judentum keine homogenen Gebilde sind. Wie sieht denn die aktuelle Situation im Judentum aus? Da lässt sich wenig Pauschales sagen...es gibt liberale und orthodoxe Juden verstreut in vielen verschiedenen Kulturen - einen "Papst" haben die Juden bekanntlich auch nicht.
Man spricht ja nicht von dem Ruhetag nach dem Tagewerk, von der Besinnung auf Geistiges nach der Mühsal des Lebenserhalts und den alltäglichen Eitelkeiten, Das kannst du immer haben ("Er bestimmte ein "Heute" als den Tag), sondern man spricht von einem sehr konkreten, sehr "jüdischen" Sabbat.
Was bringt es eigentlich bestimmten Diskussionen oder Fragenstellungen die Etikette des Jüdischen zu verleihen?
Das ist vollkommen in Ordnung, aber dann mache man es doch bitte wie die Juden und schaue sich die Gelassenheit auch ab: "Wir machen es auf unsere Weise. Was die anderen machen, ist nicht unsere Sache."
Dem ist aber nicht so. Man ist im Gegenteil derart mit anderen Leuten und ihrer Abgötterei beschäftigt, dass man dem eigenen wohl kaum noch wird nachkommen können.
Man erfährt ja hier und in zahlreichen Predigten auch kaum über den Adventismus, sondern viel mehr über die Römische Kirche und den Papst und andere Nicht-wirklich-Christen und Satansdiener.
Ich bin absolut bei dir. Wobei dieses Phenomen, welches du beschreibst, regional unterschiedlich ausgeprägt ist im Adventismus. Es mag im Adventismus eine gewisse einheitliche Lehre geben, die Umsetzung dieser ist aber nicht überall gleich. Persönlich beschäftigt mich die Frage sehr, was es praktisch heißt, den Sabbat zu heiligen und zu gedenken. Und ich finde es auch prinzipiell wichtig, sich darüber auch Gedanken zu machen und die persönlich Praxis regelmäßig zu hinterfragen. Meines Erachtens ist das Ziel des Sabbatgebots nicht das Ausruhen oder das Unterlassen alltäglicher Arbeiten. Das Ruhen steht im Dienst des Heiligen und des Gedenkens. Hier wurde es ja schon gesagt: Wenn ich in den Urlaub fahre, dann habe ich ja nicht jeden Tag Sabbat. Was nun Heiligen und Gedenken praktisch bedeutet ist ein anderes Thema und alle Mal wert zu diskutieren.
Der Adventismus baut (schon von seinen Anfängen her) maßgeblich auf dem Reden über andere Personen und Lehren auf und das ist kein sonderlich guter Boden.
Es ist natürlich ein stückweit notwendig, wenn man aus der bestehenden Konfessionen eine Denomination abzweigt (auch Luther sprach ständig vom der Römischen Kirche), aber auf Dauer ist es nicht gut.
Und auch hier sehe ich eine historische Entwicklung, die es quasi in der jeder anderen Kirche auch gab oder gibt. Momentan sind wir an dem Punkt angelangt, an dem die Kluft zwischen progressiven und konservativen Kräfte im größer und offensichtlicher wird...