Viele von Euch werden die Stelle des Neuen Testaments kennen: Jesus ist beim Jerusalemer Tempel und die Pharisäer und ein paar Herodianer, Leute, die ihn für ein verdächtiges Subjekt halten, stellen ihm mit Bedacht eine Harmlosigkeit heuchelnde Frage: "Meister, darf man dem römischen Kaiser Steuern zahlen?" Die in Frage stehende Schilderung des Vorfalls insgesamt:
[bibel]Sie hofften nun, Jesus zu einer Äußerung verleiten zu können, die sich gegen ihn verwenden ließe, und schickten deshalb einige Pharisäer und einige Anhänger des Herodes zu ihm, die ihm folgende Frage vorlegten: »Meister, wir wissen, dass es dir nur um die Wahrheit geht und dass du nicht nach der Meinung der Leute fragst; denn du lässt dich von keinem Menschen beeinflussen, wie angesehen er auch sei. Wenn du lehrst, wie man nach Gottes Willen leben soll, lässt du dich allein von der Wahrheit leiten. Ist es nun richtig, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht? Sollen wir sie ihm geben oder nicht?«
Jesus war klar, dass das alles nur Heuchelei war, und er sagte zu ihnen: »Warum stellt ihr mir eine Falle? Reicht mir eine Silbermünze; ich will sie mir ansehen.«
Sie gaben ihm eine. »Wessen Bild und Name ist darauf?«, fragte er. Sie antworteten: »´Das Bild und der Name` des Kaisers.«
Da sagte Jesus zu ihnen: »´Dann` gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und gebt Gott, was Gott gehört!« Über diese Antwort waren sie sehr erstaunt. [/bibel][quelle]Markus 12, 13-17 (NGÜ)[/quelle]
Diese Episode kann man ganz verschieden beurteilen. Beispielsweise schien es mir zeitweise, dass Jesus darin auf die Fallensteller mit einem Sprung über die Falle geantwortet habe oder anders ausgedrückt, er habe auf eine verschlagene spitzfindige Frage spitzfindig so geantwortet, dass man ihn deswegen schwerlich angreifen könne.
Einige Christen fassen, so weit ich mich erinnere, diese Episode als eine allgemeine Aufforderung zur Staatstreue auf. So wie es auch heute genug biedere Christen gibt, die nahezu wahllos für die Herrschenden beten, wiewohl man Jesus meines Wissens im Neuen Testament nie bei einem Gebet für den Kaiser oder für die herrschende Jerusalemer Priesterschaft antrifft. (Wofür noch am ehesten Jesu Anweisung taugte, man möge für seine Feinde beten.)
Kürzlich habe ich eine weitere Auslegung dieser Jesus-Geschichte gelesen und denke also wieder über sie nach. Deshalb würde ich gerne erfahren, wie Ihr persönlich diese Geschichte auslegt und gegebenenfalls was Ihr daraus für Euer Leben ableitet.
Grüße
Daniels