Am Montag habe ich einen Freund besucht, nachdem wir gemeinsam einkaufen gegangen sind, habe ich für ihn und mich gekocht. Nach dem Essen saßen wir zu dritt bzw. zu viert am Tisch und das Gespräch wurde auf einen Film namens "Die Säulen des Himmels" gelenkt. (Der Titel sagte mir am Montag nichts, obwohl ich diesen pseudohistorischen kommerziellen Film schon erlitten habe.) Sogleich brachte mein Freund, der das Christentum ablehnt, anti-christliche Thesen ein. Ich habe nicht viel dazu gesagt, unter anderem, weil ich die Argumente meines Freundes für viel zu grob und zu wenig differenziert halte. Wie kaum anders zu erwarten, wurde auch die Hexenverfolgung wieder angesprochen.
Mein Freund sagte irgendwann auch etwas wie, "damals, als Jesus angeblich geboren worden sein soll", das bedeutet, er stellt, was mir von ihm nicht neu ist, grundsätzlich in Frage, ob Jesus überhaupt gelebt habe. Ich fühlte mich bei diesem Gespräch, an dem ich nur teilweise teilnahm -- erstens, weil mich die Gesprächsrichtung und die herablassende, irgendwie verstörend begeisterte christentumsfeindliche Sprechweise meines Freundes störte, zweitens, weil ich inzwischen dabei war, mir zwei DVDs zu brennen, die ich benutzen wollte, um später -- wieder zuhause -- meinen eigenen Rechner wieder in Ordnung zu bringen --, eher unglücklich und mit Vorurteilen oder meines Erachtens platten Thesen konfrontiert, die ich fast nur erleiden zu können glaubte, wenn ich nicht geradezu beleidigend direkt und persönlich werden wollte. Ich nahm es hin, als wäre ich in einen Hundehaufen getreten oder als würde ich ein ganzes Stück Weges von gröhlenden besoffenen Krawallbrüdern begleitet. Vielleicht beides keine sehr passenden und zu negative Vergleiche.
Meine zahlreiche Lektüre zum Christentum, ein Vortrag von John Lennox und TV-Dokumentationen liefern Argumente gegen die platte Leugnung, dass Jesus überhaupt gelebt habe. Gleichviel: Wie würdet Ihr auf solche Leugnungen antworten?
Ich habe eben kurz überlegt: Könnte ich nicht mit genauso viel Recht sagen "Sokrates, wenn er denn überhaupt je gelebt hat, ..." oder gar etwas wie "Caesar, wenn es ihn denn überhaupt als eine einzelne historische Person gegeben hat, ..." Oder auch: "Osama Bin Laden, wenn er nicht nur eine Erfindung der Amerikaner ist, ..."?
Am Rande bemerkt: Sagen solche Leugnungen nicht mehr über die Antipathien und Vorurteile des Leugners als über den geleugneten Gegenstand"?
PS: Irgendwann fiel mit einer gewissen Freude der Satz "Jesus hat unglaublich viel Unglück über die Menschheit gebracht." (Interessant, dass er in dieser Funktion des gewaltigen, geradezu verheerenden Unglücksbringers und als Schuldiger plötzlich wieder fraglos eine historische Person sein darf.) Ich hörte es traurig -- und irgendwie müde -- an und meinte an diesem Punkt des Gesprächsverlaufs doch etwas sagen zu sollen, also erwiderte ich: "Wenn Du so argumentierst, dann kannst Du genauso gut das selbe über Karl Marx und wohl auch über viele andere sagen."