Speziell zu dem „Streit“ in Antiochia zwischen Petrus und Paulus denke ich, dass es eher eine Diskussion war. Beide standen als (ehemalige) Pharisäer in einer Tradition der Debatten über Glaubensinhalte. Sie mussten u.a. herausarbeiten, wie das Verhältnis zwischen Heiden und Juden nach dem neuen Glauben sein sollte. Beide hatten in ihrer Ablösung von der ihnen so selbstverständlichen jüdischen Tradition viel in Frage zu stellen. Welche Bedeutung eben Opfer, Tischgemeinschaft, Beschneidung, Speisegebote, Feiertage, Reinheitsgebote etc. noch haben sollten.
Ganz sicher nicht. Der Brief an die Galater, indem Paulus von dem Streit in Antiochia berichtet, ist sehr emotional. Paulus bezichtigt Petrus und andere der Heuchelei:
Gal, 2, 13 "Ebenso unaufrichtig wie er verhielten sich die anderen Juden, sodass auch Barnabas durch ihre Heuchelei verführt wurde."
ZitatGal, 3
12 Das Gesetz aber hat nichts mit dem Glauben zu tun, sondern es gilt: Wer die Gebote erfüllt, wird durch sie leben.
13 Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes freigekauft, indem er für uns zum Fluch geworden ist; denn es steht in der Schrift: Verflucht ist jeder, der am Pfahl hängt.23 Ehe der Glaube kam, waren wir im Gefängnis des Gesetzes, festgehalten bis zu der Zeit, da der Glaube offenbart werden sollte.
24 So hat das Gesetz uns in Zucht gehalten bis zum Kommen Christi, damit wir durch den Glauben gerecht gemacht werden.
25 Nachdem aber der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter dieser Zucht.
Vehement stellt Paulus die Galater vor der Entscheidung Gesetz oder Christus:
ZitatZur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!
Hört, was ich, Paulus, euch sage: Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird Christus euch nichts nützen.
Ich versichere noch einmal jedem, der sich beschneiden lässt: Er ist verpflichtet, das ganze Gesetz zu halten.Wenn ihr also durch das Gesetz gerecht werden wollt, dann habt ihr mit Christus nichts mehr zu tun; ihr seid aus der Gnade herausgefallen.
Wir aber erwarten die erhoffte Gerechtigkeit kraft des Geistes und aufgrund des Glaubens.
Für Paulus ist dies gleichbedeutend damit sich für oder gegen das Evangelium zu entscheiden:
ZitatIch bin erstaunt, dass ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und dass ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet.
Doch es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen.
Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel.
Was ich gesagt habe, das sage ich noch einmal: Wer euch ein anderes Evangelium verkündigt, als ihr angenommen habt, der sei verflucht. Gal 1,6-9
Es ist die Verkündigung des Paulus nach dem Apostelkonzil, d.h. es ist der Kurs der frühen Kirche noch vor der Zerstörung Jerusalems…
Es ist nicht nur der Kurs für die Heiden, denn Paulus selbst Jude sah auch sich befreit vom Gesetz.