Moralische Zwickmühlen

  • Ich finde die Frage wichtig, wie man in Situationen moralisch entscheiden sollte, in denen moralische Ziele einander entgegenstehen. Wie ich schon einmal hier im Forum geschrieben habe, halte ich die Zehn Gebote für oft unzureichende Maßstäbe. Manchmal, so schien es mir gelegentlich, muss man ein moralisch fragwürdiges Verhalten tolerieren, um anderen Menschen nicht zu schaden. Jedenfalls kommt man mit moralischer Schwarzweiß-Malerei kaum vernünftig durch das Leben.

    Ich kenne Dich nicht, aber - offen gestanden - glaube ich nicht, dass ich von einem adventistischen Prediger zu dieser Frage jemals eine einigermaßen gute Predigt hören werde; weil die irgendwann immer beim Gerede wohlerzogener christlicher Töchter ankommen und die meisten gegenwärtigen Prediger anscheinend kaum Erfahrung mit echten moralischen Zwickmühlen haben, solches verdrängen oder es öffentlich anscheinend nicht zugeben würden. Am Ende kommt immer der liebe Herr Jesus Christus oder ein Zitat von Schwester White und dann ist es aus mit aller Infragestellungsbereitschaft.

    Grüße
    Daniels

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

  • wenn die 10 Gebote und die Bergpredigt Jesu nicht mehr ausreichend sind moralisch zu entscheiden, was dann ?
    Das ist die Essenz der Botschaft an Jesus zu glauben, und die 10 Gebote und die Bergpredgt sind die Werkzeuge um im Leben jedes einzelnen nicht in moralische Zwickmühlen zu geraten.
    Und jeder einzelne ist gefragt was macht er aus einer Predigt, ist er nur Hörer des Wortes oder wird er Täter des Wortes und setzt es im Leben mit der Kraft und der Liebe des Jesus des Christus um.

    Einzig durch Christus und mit Christus entstehen vertretbare moralische Werte die zur Gerechtigkeit Gottes führen und man auch erkennen und sehen kann, wie gerecht Gott ist und weiß Gottes Gesetz gilt für alle gleich.

  • wenn die 10 Gebote und die Bergpredigt Jesu nicht mehr ausreichend sind moralisch zu entscheiden, was dann ?
    Das ist die Essenz der Botschaft an Jesus zu glauben, und die 10 Gebote und die Bergpredgt sind die Werkzeuge um im Leben jedes einzelnen nicht in moralische Zwickmühlen zu geraten.


    Die 10 Gebote zählen ja nicht nur für uns hier, sondern auf der ganzen Welt. Und da ist es sogar sehr leicht möglich, in so eine moralische Zwickmühle zu geraten. Ein Beispiel:

    Du lebst in einem Land, wo es Verfolgung von Minderheiten gibt, denen bei Ergreifen der Tod droht. Du hast so einen Verfolgten bei dir im Haus versteckt, Nun klopfen bei dir Polizisten oder Soldaten an, und fragen dich genau nach so einer Person. Was machst du? Lügst du und verschonst diesen Verfolgten vom sicheren Tod, oder bist du ehrlich, lieferst diesen Menschen aus und machst dich so an seiner Ermordung mitschuldig? Das wäre so eine moralische Zwickmühle. Also zu sagen, die 10 Gebote bringen einen Christen nicht in eine moralische Zwickmühle, ist verkehrt.


    Zitat

    Und jeder einzelne ist gefragt was macht er aus einer Predigt, ist er nur Hörer des Wortes oder wird er Täter des Wortes und setzt es im Leben mit der Kraft und der Liebe des Jesus des Christus um.

    Darauf kann und wird ein Prediger - wenn er dieses Thema wählt - nur seine persönliche Ansicht geben können. Und eigentlich begibt er sich dadurch auch in eine moralische Zwickmühle. Denn was kann er als Absolut angeben?


    Zitat

    Einzig durch Christus und mit Christus entstehen vertretbare moralische Werte die zur Gerechtigkeit Gottes führen und man auch erkennen und sehen kann, wie gerecht Gott ist und weiß Gottes Gesetz gilt für alle gleich.

    Welchen "Wert" würdest du hier anwenden, wenn du diese Situation von meinem Beispiel mal im Gedanken durchgehst?

    Was meinst DU, welche Antwort du bei solch einer Predigt zu hören bekommst?

    ***

    • Offizieller Beitrag


    Die 10 Gebote zählen ja nicht nur für uns hier, sondern auf der ganzen Welt. Und da ist es sogar sehr leicht möglich, in so eine moralische Zwickmühle zu geraten. Ein Beispiel:

    Du lebst in einem Land, wo es Verfolgung von Minderheiten gibt, denen bei Ergreifen der Tod droht. Du hast so einen Verfolgten bei dir im Haus versteckt, Nun klopfen bei dir Polizisten oder Soldaten an, und fragen dich genau nach so einer Person. Was machst du? Lügst du und verschonst diesen Verfolgten vom sicheren Tod, oder bist du ehrlich, lieferst diesen Menschen aus und machst dich so an seiner Ermordung mitschuldig? Das wäre so eine moralische Zwickmühle.
    ***


    Das kommt zum Teil daher, dass wir die 10 Gebote "falsch" interpretieren.

    Im Konkreten heißt es hier: "Du sollst kein falsches Zeugnis geben"! Worum geht es da? Um eine Justiz in der das "Zeugnis" des Zeugen über Leben und Tod entscheiden.

    "Du sollst nicht Lügen" ist eine erweiternde Interpretation, die sich aus dem biblischen Prinzip der Wahrhaftigkeit ergibt. Ich hätte daher im zitierten Fall kein Problem zu entscheiden.

    Auch du sollst nicht töten heißt wohl Du sollst nicht Morden, was etwas ganz anderes ist.

    Darüber hinaus bringt Jesus selbst Beispiele für die Missachtung des "Buchstabens" des Gesetzes, die von Gott "akzeptiert" wurden.
    .

  • @Heimo

    ich hätte mit meiner Entscheidung auch kein Problem. Und doch bin ich überzeugt, dass viele sofort mit solch einer Frage überfordert und jetzt vielleicht froh sind, deine Antwort dankend übernehmen zu können.
    Dennoch wirst du schnell hören, dass die Bibel uns verpflichtet "Wahrheit" zu reden. Wie z.b. in Sacharja 8 gesagt wird: "Das ist aber, was ihr tun sollt; Rede einer mit dem anderen Wahrheit und richtet recht, schafft Frieden in euren Toren 17. und keiner ersinne Ärger in seinem Herzen gegen seinen Nächsten, und liebt nicht falsche Eide; denn das alles hasse ich", spricht der Herr.

    Natürlich kann man dann wieder argumentieren, dass im Hebräischen ja gar nicht "Wahrheit" in diesem Sinne gemeint ist, sondern eine andere Grundbedeutung hat. "Festigkeit/Standhaftigkeit (oder ähnlich) im Sinne von Zuverlässigkeit und Gewissheit" soll die Grundbedeutung von dem Hebräischen Wort haben, dass ins Deutsch mit "Wahrheit" übersetzt wurde.

    Das und ähnlilche Aussagen können einen Christen ganz schön ins moralische Dilemma stürzen. Weil man ja doch annimmt, dass man auch der Deutsch sprachigen Bibel glauben darf ...

    Ich bin schon auch überzeugt, dass es diese moralische Zwickmühle gibt.

    ***

  • Ja Wahrhaftigkeit ist eine biblische Tugend, aber auch "Kriegslist" findet man positiv konnotiert. Ich gebe Dir Recht, es gibt schwierige Entscheidungen für den Gläubigen. Dafür ist uns auch individuellerer Heilige Geist zugesagt.

    Ein weiteres Stichwort, dass eventuell mal (in einer Predigt?) geklärt werden sollte. Das ist der Begriff "Kriegslist". Ich kenne diesen Begriff nur negativ besetzt von den Kritiken an Zeugen Jehovas. Diese wenden die "Kriegslist" ja angeblich für ihre notwendigen "Sektenzwecke" an. Was dies aber ist, oder sein soll, habe ich (noch) nicht begriffen. Also ein neues Thema: "Was ist Kriegslist und wie soll/darf diese verstanden werden".

    ***

  • Hallo liebe Nachtperle, HeimoW,

    "moralische Zwickmühle" einerseits,---- andererseits habt ihr kein Problem, was die Entscheidung in diesem "zitierten Falle " betreffen würde.

    Darf ich euch fragen wie eure Entscheidung also tatsächlich aussieht ? (ich finde sie in den Beiträgen nicht)-----und deren (bibl/theolog) Begründung erklärt , weil ich auch dazu nicht klar komme.

    liebe Grüße aus Wien
    Yokurt

    Einmal editiert, zuletzt von Yokurt (9. September 2012 um 13:04)

  • Hallo liebe Nachtperle, HeimoW,

    "moralische Zwickmühle" einerseits,---- andererseits habt ihr kein Problem, was die Entscheidung in diesem "zitierten Falle " betreffen würde.

    Darf ich euch fragen wie eure Entscheidung also tatsächlich aussieht ? (ich finde sie in den Beiträgen nicht)-----und deren (bibl/theolog) Begründung erklärt , weil ich auch dazu nicht klar komme.

    liebe Grüße aus Wien
    Yokurt

    Natürlich darfst du meine Antwort wissen, lieber Yokurt. Und mir ist bewusst, dass es gleich wieder "Theoretiker" gibt, die ein Wenn und Aber zur Hand haben.

    Wenn ich - wie in dem Beispiel von mir angegeben, einen wegen seines christlichen Glaubens (oder ähnlicher Situation) Verfolgten nicht durch eine indirekte Antwort schützen kann, dann würde ich - um das Leben dieser Person zu schützen - auch nicht die Wahrheit sagen.

    Als Beispiel - von Gott nicht zur Rechenschaft gezogen - dienen mir da Abraham und Issak, die um ihr eigenes Leben zu schützen - die Unwahrheit sagten. Aber nicht nur diese Beispiele sind mir "Vorbild" sondern auch mein eigenes Gewissen, welches mich so handeln ließe.

    Natürlich gibt es jetzt wieder die Theorie: Was aber, wenn ein Massenmörder bei dir Schutz sucht wohl wissend, dass ihm die Todesstrafe droht, wenn er gefunden wird. Das lass ich mal diese Situation auf mich zukommen. Denn da spielt vieles an "Nebenbei" mit eine Rolle. Das kann man nicht in eine 0815 Antwort kleiden. Und das will ich auch gar nicht.

    Tatsache ist, dass ich mein Gewissen nicht damit belasten möchte, Mitschuld an "UNSCHULDIGES Leben auslöschen" zu haben.

    Mag sein, dass es andere eher belastet, gelogen zu haben, als mit dazu beigetragen zu haben, UNSCHULDIGES Leben auszulöschen, mit der Begründung: Wenn Gott es zugelassen hat....??

    ***

  • Danke Nachtperle, ja das kann ich gut nachvollziehen------letzte Konsequenz also ist "das Handeln gem. des persönlichen (auch bibl. geschulten) Gewissen." vor Gott.

    wünsch dir noch einen schönen sonnigen Sonntag ;)
    l.g.Y.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liebe Nachtperle, HeimoW,

    Darf ich euch fragen wie eure Entscheidung also tatsächlich aussieht ? (ich finde sie in den Beiträgen nicht)-----und deren (bibl/theolog) Begründung erklärt , weil ich auch dazu nicht klar komme.
    ...

    Ja, ich denke man müsste den Mut haben und das Risiko eingehen zu lügen. Es wundert mich, dass Dir das in Kontext nicht klar war.


    • ich halte nicht "Lügen" für verboten, sondern "falsches Zeugnis" - sowie eine Haltung der Unaufrichtigkeit (aber das nicht aufgrund der zehn Gebote)
    • es scheint mir eine biblische Tugend, dem Schwachen und Verfolgten beizustehen. Gott beschreibt sich selbst so und seine Kinder sollten so handeln


    Ich würde aber einen Mörder nicht (wegen einer potentiellen Todesstrafe) verbergen, denn ich halte die Todesstrafe für Mord für gottgewollt.

    .

  • Hallo HeimoW,

    [quote]Ja, ich denke man müsste den Mut haben und das Risiko eingehen zu lügen.[quote] ok, danke für die ergänzenden Hinweise---
    l.g. y.

  • Beiträge auf S.1 abgetrennt aus: Themen für Predigt die ihr gerne hören wolltet?

    Viel Spaß bei der weiteren Diskussion

    Lass mich am Morgen hören Deine Gnade, denn ich hoffe, HERR, auf Dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehn soll, denn mich verlangt nach Dir. (Ps 143,8 )

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    Einmal editiert, zuletzt von Jonas (11. September 2012 um 22:51) aus folgendem Grund: Beitrag als neu markiert, Beiträge zum Thema hierher verschoben

  • Danke, Jonas. Na dann.

    Im Fallbeispiel wrde ich übrigens auch nicht nach Kant gehen, und Lügen. Kant würde sagen, das man den Menschen, der sich versteckt, rausgeben muss. Man weiß ja nie, was sonst noch passiert, vllt. lässt Gott die Jäger sterben, oder den Richter nen Freispruch machen, oder oder oder. Aber durch ne Lüge sollte man sich lt. Kant nicht belasten. Und wenn der andere dann getötet wird, war es wohl Gottes Wille. das sehe ich nicht so und würde da wie ihr anderen abwiegen, auch die Konsequenzen.

    Im anderne Beispiel mit dem Massenmörder der die Todesstrafe würde ich wohl auch nicht rausrücken. Man soll nicht gleiches mit gleichem Vergelten. Und v.a. wenn er ernsthaf beräut, würd ich das nicht machen. wies aussieht, wenn er sich nicht ändert? Da wäre ich vor angst woh längst weg und nciht mehr in der Situation. :D

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