Adventisten sind selbstkritisch

  • Ich finde es gut, dass Adventisten selbstkritisch sind und sich auch nicht davor scheuen Fragen wie "Adventgemeinde und Nationalsozialismus unter Adolf Hitler" anzusprechen. So wurde in der DIALOG-Zeitung der Theologischen Hochschule Friedensau vom Januar/Februar 2012 das Buch von Daniel Heinz (Hrsg.) mit dem Titel "Freikirchen und Juden im Dritten Reich" vorgestellt, in dem es u.a. heisst (Zitat):

    "...Franz A. Ludwig, Leiter des adventistischen Verlages in Brünn, wurde entlassen, weil seine Ehefrau jüdischer Herkunft war. 1941 wurden sie und weitere Personen aus ihrer Gemeinde ausgeschlossen, weil sie als ´jüdisch versippt´galten. Am Gemeinderaum wurde eine Tafel ´FÜR JUDEN VERBOTEN´angebracht..." (a.a.O., S. 291 f.).

    Die Adventisten waren also richtige Nazis damals. Aus Angst vor der Gestapo ? War es die nackte Angst um ihr Leben, die sie wie Petrus Christus verleugnen liess und sie sich deshalb dem Abpassungsdruck der nationalsozialistischen Rassenideologie unkritisch hingaben ? Die ist ein übler Schandfleck in der Geschichte der Adventgemeinden soweit es Deutschland betrifft.

  • Gott sei dank gab es treue STAs die für Gott einstanden.
    Ich habe auch einmal ein Zeugnis eines alten STAs gehört der trotz mehrmaliger Haft (weil er missioniert hatte) weiter missioniert hatte trotz der Gefahr.
    Es gab sie, leider zu wenige.
    Es war wie im ersten Weltkrieg als man (durch einen Kommunikationsfehler) zur Waffe für sein Land gegriffen hatte.

    Wahre Nachfolger Jesu greifen nicht zur Waffe (Warnung Jesu) und stehen jedem Menschen bei egal welcher Rasse,Glauben oder Herkunft.
    Aber die Angst hatte die Geschwister damals besiegt, hätte sie uns heute evtl auch besiegt?

    Vor Gott sind alle Menschen gleich.

  • steht es auch in dem Buch, ob es alle Gemeinden gemacht haben? viele? oder nur einige.

    ohne dies zu wissen kann man das Thema nicht besprechen.

    Gruß
    Sunlight

    • Offizieller Beitrag

    Wahre Nachfolger Jesu greifen nicht zur Waffe (Warnung Jesu) und stehen jedem Menschen bei egal welcher Rasse,Glauben oder Herkunft.

    Wurde glaub ich im Forum schon diskutiert, aber der Griff zur Waffe zur Selbstverteidigung sowie auch zur Landesverteidigung wird von Adventisten nicht generell abgelehnt, oder?

    Wenn ich von Verteidigung spreche, dann meine ich auch Verteidigung. Dinge wie die Afghanistan-Befriedungs-Mission stehen auf einem anderen Blatt!

  • Ich finde es gut, dass Adventisten selbstkritisch sind und sich auch nicht davor scheuen Fragen wie "Adventgemeinde und Nationalsozialismus unter Adolf Hitler" anzusprechen.

    Ich finde es auch gut, dass die Vergangenheit in der Hitlerzeit selbstkritisch angesprochen wird. Ich glaube aber nicht, dass Adventisten selbstkritisch sind. Und zwar deshalb, weil es erst jetzt erste, zaghafte Ansätze gibt, die eigene Haltung im Nationalsozialismus zu überdenken. Es sind immerhin inzwischen 77 Jahre seit dem Ende der NS-Zeit vergangen! Es liegt ein ganzes Menschenleben dazwischen. Solange hat es gedauert, bis die ersten geschichtlichen Bücher dazu erscheinen.

    Und das kann ja erst der Anfang der Aufarbeitung sein. Es betrifft ja viele Gemeinden und Vereinigungen. Wo sind die Schuldbekenntnisse der Gemeinden? Wo sagt eine Gemeinde: "Wir haben versagt. Wir sind schuldig geworden. Wir bitten um Vergebung."?
    Das hat vor kurzem die Adventgemeinde Oldenburg getan (http://www.adventkirchen-weser-ems.de/aktuelles-oldenburg-39/158). Aber das ist etwas Außergewöhnliches. Hier muss noch viel geschehen, viel nachgedacht werden.

    Und die spannendste Frage ist ja: Unsere Kirche ist in der NS-Zeit schwer schuldig geworden. Wir sind nicht besser als andere. Wir waren nicht die "Übrigen". Es hat kein Geist der Weissagung gewirkt. Was sagt uns das über unsere Kirche? Das ist der Moment, wo sich wirklich zeigen muss, wie selbstkritisch wir Adventisten sein können.

  • Und die spannendste Frage ist ja: Unsere Kirche ist in der NS-Zeit schwer schuldig geworden. Wir sind nicht besser als andere. Wir waren nicht die "Übrigen". Es hat kein Geist der Weissagung gewirkt. Was sagt uns das über unsere Kirche? Das ist der Moment, wo sich wirklich zeigen muss, wie selbstkritisch wir Adventisten sein können.

    Und was erwartest du jetzt HEUTE als Reaktion darauf?

    ***

  • Und was erwartest du jetzt HEUTE als Reaktion darauf?

    Als allererstes eine ehrliche Aufarbeitung, ohne etwas zu beschönigen. Und das nicht nur irgendwo "da oben", sondern auch auf Gemeindeebene. Jede Gemeinde, die älter als 77 Jahre ist, sollte prüfen, wie sie sich verhalten hat, ob sie Geschwister mit jüdischen Wurzeln ausgeschlossen hat, ob bei ihnen der Nationalsozialismus gehuldigt wurde. Quellen zeigen, dass die Verquickung tief sitzt. So hat z.B. das AWW nationalsozialistische Hetzschriften vertrieben, der Adventbote hat zu Kriegsbeginn zu Volkstreue und Kampfesbereitschaft aufgerufen und dergleichen.

    Als zweites würde ich mir ehrliche Schuldbekenntnisse wünschen. Kein pauschales "Es war eine schlimme Zeit", sondern konkrete, ehrliche Reue. Das geht aber eben nur, wenn jede Gemeinde, jede Vereinigung ihre Geschichte aufgearbeitet hat. Ohne Aufarbeitung kann aber kein Schuldbekenntnis glaubhaft sein.

    Und letztlich sollte das zu praktischen Konsequenzen für heute führen. Wenn man vor 80 Jahren auf einem (rechten) Auge blind war, sollte man heute um so aufmerksamer sein. Wo wird die Würde des Menschen heute verletzt? Wie kann sich unsere Kirche heute für die Ausgegrenzten einsetzen?

    Das wäre mein Wunsch. Das ist natürlich ein langer Weg und eine große Aufgabe. Aber sie ist längst überfällig. Seit vielen Jahrzehnten. Man muss aber nicht alles dem Jüngsten Gericht überlassen.

  • Als allererstes eine ehrliche Aufarbeitung, ohne etwas zu beschönigen.

    Das wurde unter anderem auch gemacht! Kommt natürlich darauf an, was du als ehrliche Aufarbeitung verstehst.


    Zitat

    Und das nicht nur irgendwo "da oben", sondern auch auf Gemeindeebene.

    Sie vertreten nun mal die Gemeinden. Auf Gemeindeebene wird sich selten noch wer befinden, der die Zeit aktiv miterlebt hat oder gar das Regime unterstützt hat.


    Zitat

    Jede Gemeinde, die älter als 77 Jahre ist, sollte prüfen, wie sie sich verhalten hat, ob sie Geschwister mit jüdischen Wurzeln ausgeschlossen hat, ob bei ihnen der Nationalsozialismus gehuldigt wurde. Quellen zeigen, dass die Verquickung tief sitzt.

    Die heutigen 77 Jährigen waren in dieser Zeit Kleinkinder und Babys. WAS sollen die prüfen? Und jede Gemeinde, die älter als 77 Jahre ist, hat wohl kaum ein Mitglied darunter, dass damals aktiv den Nationalsozialismus unterstützt haben. Rechne doch mal nach!


    Zitat

    So hat z.B. das AWW nationalsozialistische Hetzschriften vertrieben, der Adventbote hat zu Kriegsbeginn zu Volkstreue und Kampfesbereitschaft aufgerufen und dergleichen.

    Und inwiefern sind die heutigen Geschwister dafür verantwortlich? WAS ist AWW? Dass dies geschehen ist, wurde öffentlich bekannt und auch bedauert. Die Verantwortung liegt nicht an den heutigen Adventisten. Sie können nur bedauern, was da geschehen ist.


    Als zweites würde ich mir ehrliche Schuldbekenntnisse wünschen. Kein pauschales "Es war eine schlimme Zeit", sondern konkrete, ehrliche Reue. Das geht aber eben nur, wenn jede Gemeinde, jede Vereinigung ihre Geschichte aufgearbeitet hat. Ohne Aufarbeitung kann aber kein Schuldbekenntnis glaubhaft sein.

    Die gibt es ja. Ich vermute, du hast dich da gar nicht wirklich Schlau gemacht. Ehrliche Reue kann es aber auch nur dahin geben, dass wir bedauern, dass unsere Vorfahren so gehandelt haben. Denn wir selbst, die Generationen danach haben dazu nichts beigetragen. Sie ware nicht nur nicht aktiv, sondern noch gar nicht am Leben.

    Gemeinde ist die Glieder der heutigen Gemeinden. Egal, ob sie schon 77 Jahre existiert oder schon länger. Die Gemeindeglieder von damals sind es in der Regel nicht. WAS soll die Gemeinde HEUTE aufarbeiten? WELCHE Schuld soll die HEUTIGE Gemeinde bekennen?


    Und letztlich sollte das zu praktischen Konsequenzen für heute führen. Wenn man vor 80 Jahren auf einem (rechten) Auge blind war, sollte man heute um so aufmerksamer sein. Wo wird die Würde des Menschen heute verletzt? Wie kann sich unsere Kirche heute für die Ausgegrenzten einsetzen?

    Werden HEUTE Juden von Adventisten verfolgt? In ihrem Leid allein gelassen? Ich denke, dass die Kirche der Siebenten Tags Adventisten wirklich sehr sehend (geworden?) ist, was Hilfe und Unterstützung betrifft. Wo verletzt die Kirche die Würde der Menschen?


    Das wäre mein Wunsch. Das ist natürlich ein langer Weg und eine große Aufgabe. Aber sie ist längst überfällig. Seit vielen Jahrzehnten. Man muss aber nicht alles dem Jüngsten Gericht überlassen.

    Willst du die Adventisten HEUTE dafür zur Verantwortung ziehen, was die Generation vor Zeiten versäumt hat?

    Wie lange sollen die Generationen nach 1938 für die Fehler der damaligen Generation haften?

    Folgend ein offizielles Schuldbekenntnis der Kirche der Siebenten Tags Adventisten

    ***

  • Erklärung zum 60. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945

    Vorwort

    In diesen Tagen jährt sich zum 60. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs. Was damals geschah, haben unsere Väter und Mütter erlebt und erlitten. Ihre Erfahrungen und Erinnerungen sind ein Teil unserer Geschichte geworden. Ihre Texte und Dokumente lagern nicht nur in unseren Archiven; sie sind Teil unseres Wissens und unseres Gedächtnisses geworden.

    Im Bewusstsein der Verantwortung für unser Denken und Handeln hier und heute sowie im Blick auf die Vergangenheit und Zukunft sehen wir uns aufgerufen, zu den damaligen Ereignissen offen und demütig Stellung zu nehmen.

    I. Wir beklagen zutiefst …

    … dass von unseren Ländern dieser furchtbare Krieg ausgegangen ist, der unermessliches Leid über die Menschheit gebracht hat – und dass auch Siebenten-Tags-Adventisten daran beteiligt waren.

    … dass der Charakter der NS-Diktatur nicht rechtzeitig und deutlich genug wahrgenommen und das widergöttliche Wesen der NS-Ideologie nicht klar erkannt wurde.

    … dass sich in manchen unserer oder von uns verbreiteten Veröffentlichungen Aussagen finden, die Adolf Hitler huldigten und der rassistischen Ideologie des Antisemitismus in einer Weise Ausdruck gaben, die aus heutiger Sicht unfassbar ist.

    ... dass unsere Völker zum Komplizen des Rassenwahns wurden, der innerhalb weniger Jahre sechs Millionen Juden und Vertretern von Minderheiten in ganz Europa Freiheit und Leben kostete – und dass auch viele Siebenten-Tags-Adventisten an der Not und dem Leid ihrer jüdischenMitbürger keinen Anteil nahmen.

    … dass Mitbürger jüdischer Herkunft von uns ausgegrenzt und ausgeschlossen, sich selbst überlassen und so der Gefangenschaft, Vertreibung oder dem Tod ausgeliefert wurden.

    II. Wir bekennen aufrichtig …

    … dass wir gegenüber dem jüdischen Volk, allen Verfolgten und vom Krieg Betroffenen und darüber hinaus auch gegenüber Adventisten in anderen Ländern durch unser Versagen schuldig geworden sind. Dafür bitten wir Gott und die noch lebenden Betroffenen demütig um Vergebung.

    ... dass wir als Siebenten-Tags-Adventisten in jenen notvollen Zeiten trotz unserer Erkenntnisse aus der Heiligen Schrift und dem prophetischen Wort nicht mutiger und konsequenter gehandelt und so in der Nachfolge unseres Herrn versagt haben. Wir sind denjenigen, die in unseren Reihen mutig Widerstand geleistet haben und sich der Nazidiktatur weder gebeugt, noch mit ihr gemeinsame Sache gemacht haben, nicht mutig entschlossen genug gefolgt.

    ... dass weder die verflossene Zeit noch die damalige große Bedrängnis und Not das begangene Unrecht rechtfertigen oder wiedergutmachen können; nur Gott allein kann in seiner Gnade Vergebung für Versagen und Sünde gewähren.

    III. Wir wollen nachdrücklich dafür eintreten …

    … dass nie wieder ein Krieg gegen andere Völker von Deutschland oder Österreich ausgeht und dass niemand aufgrund von Rasse, Religion, Nationalität oder Geschlecht ausgegrenzt und benachteiligt wird.

    … dass die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät, sondern als bleibendes Mahnmal uns auch heute vor Augen steht.

    … dass der Gehorsam, den wir der staatlichen Obrigkeit schulden, nicht zur Preisgabe von biblischen Überzeugungen und Werten führt.

    … dass wir dazu fähig sind, die „Geister zu unterscheiden“ und unseren Glauben auch dann mutig zu bekennen und konsequent zu leben, wenn wir unsererseits in die „Stunde der Versuchung“ geraten.

    Schlusswort

    Mit dieser Erklärung wollen wir uns nicht über jene, die damals lebten und glaubten, überheben. Es steht uns nicht zu, unsere Väter und Mütter zu verurteilen – Gott allein ist Richter. Ebenso wenig steht es uns zu, andere von ihrer Schuld freizusprechen – Gott allein spricht uns frei.

    Wir wollen aber in unserer Zeit entschieden für Recht und Gerechtigkeit – für alle Menschen – eintreten. Dass uns das gelingt, ist unsere aufrichtige Bitte zu Gott, der allein aus seiner Gnade das Wollen und Vollbringen dazu schenken kann.

    Im Namen der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland

    Klaus van Treeck, Vorsitzender
    Günther Machel, Stellvertretender Vorsitzender

    Im Namen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich

    Herbert Brugger, Vorsteher

    ***

  • Generell ist es wichtig alles bewusst durchzugehen.
    Ich selbst weiß dass mein Großvater in der NSDAP Mitglied war, er war im Osten an der Front und hat so einiges er- oder überlebt.
    Heute sagt er klar "niemals sollte jemand eine Waffe in die Hand nehmen für andere(Politiker)"

    Ich heute habe keinerlei Sonderverantwortung für die NS-Zeit!
    Ich habe die selbe Verantwortung wie alle Menschen auf der Welt Gott HEUTE richtig nachzufolgen.

    Biblisch kann ein Kind nicht die Verantwortung des "Vaters" tragen oder einstehen.

    Hes 18,19 Doch ihr sagt: »Warum soll denn ein Sohn nicht die Schuld seines Vaters tragen?« Weil der Sohn Recht und Gerechtigkeit geübt und alle meine Gesetze gehalten und danach getan hat, soll er am Leben bleiben.
    Hes 18,20 Denn nur wer sündigt, der soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Schuld des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Schuld des Sohnes, sondern die Gerechtigkeit des Gerechten soll ihm allein zugute kommen, und die Ungerechtigkeit des Ungerechten soll auf ihm allein liegen.

    Was machen wir nun mit der Vergangenheit?
    Ich denke ein vorwärts Sehen und bewusst die Fehler nicht wiederholend.

    Generell aber pauschal zu verurteilen würde ich nicht denn jeder Mensch (egal welcher Herkunft) hat die gleichen Neigungen zur Sünde, von daher kann man nicht sagen dass die Deutschen von Grund auf Böser waren als die Engländer.
    Die Deutschen wurden verführt, vom Bösen. Hätte es einen Hitler gegeben in England wäre denn das Englische Volk mit sicherheit besser gewesen?

    Ich denke die Erklärung wie sie Nachtperle geschrieben hat sagt viel und ist denke ich mal für mich "erschöpfend".
    Es ist wichtig was wir HEUTE und MORGEN tun, die Vergangenheit kann keiner Ändern aber die Zukunft.

    Hören wir im Zweifel doch lieber auf Gottes Wort.

    Vor Gott sind alle Menschen gleich.

  • Erklärung zum 60. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945

    Ich kenne die Erklärung nur zu genau, die Hintergründe kann ich hier nicht erörtern. Die sollte am 60 Jahrestag in allen Gemeinden verlesen werden. Dazu kam es aber nicht. Die Vorbehalte dem gegenüber waren zu groß. Ich empfehle die kritische Untersuchung des adventistischen Umgangs mit der eigenen Schuld, die Matthias Scheel vorgenommen hat: http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/149212.html

    Außerdem unbedingt lesenswert ist der Wälzer von Johannes Hartlapp, Siebenten-Tags-Adventisten im Nationalsozialismus. Beim Lesen bleibt einem auf vielen Seiten die Spucke weg: http://www.amazon.de/Siebenten-Tags…n/dp/3899715047

    Natürlich gibt es heute kaum noch individuelle Schuld zu sühnen. Aber die Kirche als solche gibt es noch. Sie steht in einer Geschichte. Im Guten wie im Schlechten. Wenn wir uns die Geschichte der Pioniere zu eigen machen und sie unsere Geschichte nennen, dann können wir die Geschichte unserer Vorfahren in der NS-Zeit nicht als etwas abtun, was nichts mit uns zu tun hat. Das ist eine Form der Ignoranz, die früher oder später uns auf die Füße fällt.

  • BWgter

    ich denke, die Kirche der Siebenten Tags Adventisten scheute sich nicht Fehler der Vergangenheit zuzugeben. Und ich glaube auch nicht, dass wir die Geschichte der damaligen Zeit als etwas "Nebensächliches" abtun. Aber tatsächlich verstehe ich es so, dass wir die nachkommenden Generationen damit nichts zu tun haben. Weil wir es weder beeinflussen konnten noch können. Wir können aber in Zukunft darauf achten, dass in unseren Reihen so etwas nicht mehr passiert.

    Selbst wenn dir die Spucke wegbleibt beim Lesen, sind wir, die nachkommende Generation nicht verantwortlich für die begangenen Fehler. Genauso wie wir für die Irrtümer der vergangenen Zeit nicht schuld sind. Wir hatten keinen Einfluss darauf.

    Wenn du dich schuldig fühlst, dann tu etwas dagegen. Ich fühle mich nicht schuldig.

    ***

  • Selbst wenn dir die Spucke wegbleibt beim Lesen, sind wir, die nachkommende Generation nicht verantwortlich für die begangenen Fehler. Genauso wie wir für die Irrtümer der vergangenen Zeit nicht schuld sind. Wir hatten keinen Einfluss darauf.

    Richtig ist, dass es keine individuelle Schuld gibt. Weder bei dir noch bei mir. Deshalb fühle ich mich auch nicht schuldig. Danke für deine Fürsorge. Aber wenn meine Gemeinde im Jahr 1942 einen Beschluss gefasst hat, Familie Goldberg auszuschließen, nur weil sie jüdische Wurzeln hat, und der Beschluss bis heute gültig ist, dann möchte ich, dass meine Gemeinde HEUTE den Beschluss zurücknimmt, Familie Goldberg rehabilitiert wird und wir feststellen, dass das Unrecht war. Dem, was uns bekannt ist, müssen wir uns als Verantwortungsträger stellen.

  • Familie Goldberg auszuschließen, nur weil sie jüdische Wurzeln hat, und der Beschluss bis heute gültig ist, dann möchte ich, dass meine Gemeinde HEUTE den Beschluss zurücknimmt, Familie Goldberg rehabilitiert wird und wir feststellen, dass das Unrecht war. Dem, was uns bekannt ist, müssen wir uns als Verantwortungsträger stellen.

    Absolut richtig, dort wo so etwas bekannt ist muss gehandelt werden auch wenn es nur noch Symbolcharakter hat.
    In dem Sinne kann bzw. sollte man mal die ältesten der Gemeinde fragen was sie noch wissen bzw. in den Büchern sich schlau machen.
    Warum nimmt deine Gemeinde diesen Beschluss nicht zurück bzw. inwiefern gilt er noch?

    Vor Gott sind alle Menschen gleich.

  • Aber wenn meine Gemeinde im Jahr 1942 einen Beschluss gefasst hat, Familie Goldberg auszuschließen, nur weil sie jüdische Wurzeln hat, und der Beschluss bis heute gültig ist, dann möchte ich, dass meine Gemeinde HEUTE den Beschluss zurücknimmt, Familie Goldberg rehabilitiert wird und wir feststellen, dass das Unrecht war. Dem, was uns bekannt ist, müssen wir uns als Verantwortungsträger stellen.

    Weißt du von solchen Fällen? Dann musst du aktiv werden. ICH kenne keinen solchen Fall. Und ich glaube auch nicht, dass wir da jetzt forschen müssen, ob in unserer Kirche nicht eventuell mal etwas passiert sein könnte, was noch nicht bereinigt ist.

    Und damit bewusste Unebenheiten und Mehr in rechter Weise aufgearbeitet werden, dafür sind eben die "irgendwo da oben" wie du es nanntest zuständig. Selbst in jeder Gemeinde gibt es "die da oben". Sie sind Verantwortungsträger und werden auch ihrer Verantwortung nachkommen. Mir scheint es gar nicht möglich, dass solche Angelegenheiten in einer Gemeinde heimlich still und leise abgewickelt werden können.

    Ich sehe keinen Grund, da irgendetwas zu unternehmen in einer Angelegenheit, die es wahrscheinlich gar nicht gibt. Ich meine da z.b. das von dir angegebene Beispiel. Kann die Gemeinde solche Handlungen im Alleingang und ohne Wissen von jemanden "irgendwo da oben"?

    Es gibt genug Sorgen und Probleme HEUTE. Es wäre schade, wenn für diese keine Zeit bleibt, vor lauter "Vergangenheitsbewältiung von und mit Leuten, die diese Vergangenheit gar nicht betrifft.

    ***

  • Ach Heimo , ist doch alles Auslegung.... ;)

    spricht Jesus nicht "wer zum Schwerte greift der wird durchs Schwert umkommen"?

    Hoffentlich fangen nicht irgendwelche STAs an Recht zu schaffen in dem sie Sünder steinigen.....

    Adventisten empfehlen den Dienst an der Waffe nicht sondern höchstens als Sanitäter, aber der Dienst an der Waffe ist nicht in unserem Glauben vertretbar (meine Überzeugung)

    Vor Gott sind alle Menschen gleich.

    • Offizieller Beitrag

    Und das kann ja erst der Anfang der Aufarbeitung sein. Es betrifft ja viele Gemeinden und Vereinigungen. Wo sind die Schuldbekenntnisse der Gemeinden?


    Ich finde diese Selbstbezichtigungen allgemein (nicht nur in der Gemeinde) ziemlich entbehrlich.
    Schuld ist (ebenso wie "gute Taten") individuell / persönlich.
    Was kann ich dafür, dass mein Großvater im Widerstand war und dabei fast sein Leben verloren hätte - und was könnte ich dafür, wenn er als Aufseher in einem KZ gewesen wäre. Das ist überwiegend die Arroganz der Nachgeborenen die Entschuldigungen fordern oder betreiben. Wer in dieser Zeit gelebt hat und sich für etwas das er getan hat entschuldigen will, ist wirklich ehrenwert und wer Vergebung gewährt ist wahrhaft ein Jünger Jesu. Kollektive "Bekenntnisse" Nachgeborener aber sind zumindest fragwürdig.
    So hat das ganze auch nichts mit "Selbstkritik" zu tun, sondern mit Kritik der Vorfahren, in deren Situation man weder war noch dass man sie wirklich nachvollziehen könnte.

    Übrigens gibt es auch ein weiteres ausgezeichnetes Werk von Bruder Hartlapp (wurde oben schon von bwgter zitiert), das ich gelesen habe und jedem empfehlen würde, der sich für diese Zeit interessiert.
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