- Offizieller Beitrag
Hallo zusammen,
Ich möchte mit euch hier die Geschichte von Jona besprechen und versuchen daraus Lehren für unser heutiges Verständnis und unseren Umgang mit Prophetie abzuleiten. Ich hoffe, dass das gelingt und dass Jona nicht in Wirklichkeit die Ausnahme von der Regel ist, wie es genau nicht laufen soll.
Die meisten von euch werden die Geschichte kennen. Aus der Kindersabbatschule, die Geschichte mit dem Fisch, aus der Erwachsenensabbatschule die psychologische Komponente. Jona war ein Mann, der nicht wollte. Er hatte seinen eigenen Kopf und war doch Gottes Werkzeug. Jona ist auch der Prototyp für einen zornigen Menschen. Aber der Reihe nach. Kapitel 1 und Kapitel 2 würde ich euch ans Herz legen vorab zu lesen. Der Einfachheit halber stelle ich den Text hier rein:
ZitatAlles anzeigenJonas Ungehorsam und Bestrafung.
1/1 Und das Wort des HERRN geschah zu Jona, dem Sohn des Amittai: 1/2 Mache dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und verkündige gegen sie! Denn ihre Bosheit ist vor mich aufgestiegen.
1/3 Aber Jona machte sich auf, um nach Tarsis zu fliehen, weg vom Angesicht des HERRN. Und er ging nach Jafo hinab, fand ein Schiff, das nach Tarsis fuhr, gab den Fahrpreis dafür und stieg hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weg vom Angesicht des HERRN.
1/4 Da warf der HERR einen gewaltigen Wind auf das Meer, und es entstand ein großer Sturm auf dem Meer, so daß das Schiff zu zerbrechen drohte. 1/5 Da fürchteten sich die Seeleute und schrieen um Hilfe, jeder zu seinem Gott. Und sie warfen die Geräte, die im Schiff waren, ins Meer, um ihre schwierige Lage zu erleichtern. Jona aber war in den untersten Schiffsraum hinabgestiegen, hatte sich hingelegt und schlief fest. 1/6 Da trat der Kapitän an ihn heran und sagte zu ihm: Was ist mit dir, du Schläfer? Steh auf, ruf deinen Gott an! Vielleicht wird der Gott sich auf uns besinnen, so daß wir nicht umkommen. 1/7 Und sie sagten einer zum anderen: Kommt und laßt uns Lose werfen, damit wir erkennen, um wessentwillen dieses Unglück uns [trifft]! Und sie warfen Lose, und das Los fiel auf Jona.
1/8 Da sagten sie zu ihm: Teile uns doch mit, durch wessen [Schuld] dieses Unglück uns [trifft]! Was ist dein Beruf, und woher kommst du? Was ist dein Land, und von welchem Volk bist du? 1/9 Und er sagte zu ihnen: Ich bin ein Hebräer, und ich fürchte den HERRN, den Gott des Himmels, der das Meer und das trockene [Land] gemacht hat. 1/10 Da fürchteten sich die Männer mit großer Furcht und sagten zu ihm: Was hast du da getan! Die Männer hatten nämlich erfahren, daß er vor dem Angesicht des HERRN auf der Flucht war, denn er hatte es ihnen mitgeteilt. 1/11 Und sie sagten zu ihm: Was sollen wir [mit] dir tun, damit das Meer uns in Ruhe läßt? ~ Denn das Meer wurde immer stürmischer. 1/12 Da sagte er zu ihnen: Nehmt mich und werft mich ins Meer! Dann wird das Meer euch in Ruhe lassen; denn ich habe erkannt, daß dieser große Sturm um meinetwillen über euch [gekommen ist]. 1/13 Und die Männer ruderten mit aller Kraft, um [das Schiff] ans trockene [Land] zurückzubringen. Aber sie konnten es nicht, weil das Meer immer stürmischer gegen sie anging. 1/14 Da riefen sie zum HERRN und sagten: Ach, HERR, laß uns doch nicht umkommen um der Seele dieses Mannes willen und bringe nicht unschuldiges Blut über uns! Denn du, HERR, hast getan, wie es dir gefallen hat. 1/15 Und sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer. Da ließ das Meer ab von seinem Wüten. 1/16 Und die Männer fürchteten den HERRN mit großer Furcht, und sie brachten dem HERRN Schlachtopfer dar und gelobten [ihm] Gelübde.Jonas Gebet und Errettung.
2/1 Und der HERR bestellte einen großen Fisch, Jona zu verschlingen; und Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches. 2/2 Und Jona betete zum HERRN, seinem Gott, aus dem Bauch des Fisches 2/3 und sprach: Ich rief aus meiner Bedrängnis zum HERRN, und er antwortete mir. Aus dem Schoß des Scheol schrie ich um Hilfe ~ du hörtest meine Stimme.
2/4 Und du hattest mich [in] die Tiefe geworfen, in das Herz der Meere, und Strömung umgab mich. Alle deine Wogen und deine Wellen gingen über mich dahin.
2/5 Da sprach ich: Verstoßen bin ich von deinen Augen hinweg, dennoch werde ich wieder hinblicken zu deinem heiligen Tempel.
2/6 Wasser umfingen mich bis an die Seele, die Tiefe umschloß mich, Seetang schlang sich um mein Haupt.
2/7 Zu den Gründen der Berge sank ich hinab. Der Erde Riegel waren hinter mir auf ewig [geschlossen]. Da führtest du mein Leben aus der Grube herauf, HERR, mein Gott.
2/8 Als meine Seele in mir verschmachtete, dachte ich an den HERRN. Und mein Gebet kam zu dir, in deinen heiligen Tempel.
2/9 Die, die nichtige Götzen verehren, verlassen ihre Gnade.
2/10 Ich aber will dir Opfer bringen mit der Stimme des Lobes; was ich gelobt habe, werde ich erfüllen. Bei dem HERRN ist Rettung.
2/11 Und der HERR befahl dem Fisch, und er spie Jona auf das trockene [Land] aus.
Das mal nur zur Vorgeschichte. Was mich hier in diesem Thema jetzt wirklich interessiert ist das Kapitel 3 und 4:
3/1 Da geschah das Wort des HERRN zum zweiten Mal zu Jona: 3/2 Mache dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und ruf ihr die Botschaft zu, die ich dir sagen werde.
3/3 Da machte Jona sich auf und ging nach Ninive, gemäß dem Wort des HERRN. Ninive aber war eine große Stadt vor Gott, drei Tage zu durchwandern. 3/4 Und Jona begann, in die Stadt hineinzugehen, eine Tagereise [weit]. Und er rief und sprach: Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört!
Meine Frage an euch ist. War es wirklich Gottes Botschaft, dass Jona sagen sollte: "In 40 Tagen ist die Stadt vernichtet" (frei übersetzt)? Hat Gott genau das von Jona verlangt? Ich finde im ganzen Buch Jona nirgends einen Tadel Gottes für Jona, dass er eine falsche Botschaft gebracht hätte, oder dass Gott ihn dafür tadeln würde, dass er die Botschaft nicht adäquat rübergebracht hätte.
Oder handelt es sich beim Buch Jona etwa um ein ganz besonderes Beispiel von Stenogrammstil, der uns in der Bibel oft begegnet? Ist zwischen den Zeilen viel mehr passiert, als wir herauslesen können?
Warum bringt Gott eine Botschaft, die ausschließlich das Verderben beinhaltet? Ohne Aufruf zur Reue, ohne Möglichkeit zur Umkehr?
Die folgenden Verse bestätigen meine Beobachtungen:
3/5 Da glaubten die Leute von Ninive an Gott; und sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten. 3/6 Und das Wort erreichte den König von Ninive; und er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub. 3/7 Und er ließ in Ninive auf Befehl des Königs und seiner Großen ausrufen und sagen: Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen gar nichts zu sich nehmen, sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken! 3/8 Und Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bedeckt sein und sollen mit [aller] Kraft zu Gott rufen; und sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist. 3/9 Wer weiß, [vielleicht] wendet sich Gott und läßt es sich gereuen und kehrt um von der Glut seines Zornes, so daß wir nicht umkommen.
3/10 Und Gott sah ihre Taten, daß sie von ihrem bösen Weg umkehrten. Und Gott ließ sich das Unheil gereuen, das er ihnen zu tun angesagt hatte, und er tat es nicht.
Diese Reaktion der Niniviten verstehe ich fast noch weniger als die Reaktion Jonas. Wer bitteschön, welcher Sünder, welcher total gottferne Mensch lässt sich von einer reinen Zerstörungsbotschaft zur Umkehr bewegen? Noch dazu, wenn keine Aussicht auf einen Ausweg besteht? Warum hören die Niniviten auf Jona?? Ich kann es mir nicht erklären...