Jona: Ankündigung des Gerichts über Ninive

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    Ich möchte mit euch hier die Geschichte von Jona besprechen und versuchen daraus Lehren für unser heutiges Verständnis und unseren Umgang mit Prophetie abzuleiten. Ich hoffe, dass das gelingt und dass Jona nicht in Wirklichkeit die Ausnahme von der Regel ist, wie es genau nicht laufen soll.

    Die meisten von euch werden die Geschichte kennen. Aus der Kindersabbatschule, die Geschichte mit dem Fisch, aus der Erwachsenensabbatschule die psychologische Komponente. Jona war ein Mann, der nicht wollte. Er hatte seinen eigenen Kopf und war doch Gottes Werkzeug. Jona ist auch der Prototyp für einen zornigen Menschen. Aber der Reihe nach. Kapitel 1 und Kapitel 2 würde ich euch ans Herz legen vorab zu lesen. Der Einfachheit halber stelle ich den Text hier rein:


    Das mal nur zur Vorgeschichte. Was mich hier in diesem Thema jetzt wirklich interessiert ist das Kapitel 3 und 4:

    3/1 Da geschah das Wort des HERRN zum zweiten Mal zu Jona: 3/2 Mache dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und ruf ihr die Botschaft zu, die ich dir sagen werde.
    3/3 Da machte Jona sich auf und ging nach Ninive, gemäß dem Wort des HERRN. Ninive aber war eine große Stadt vor Gott, drei Tage zu durchwandern. 3/4 Und Jona begann, in die Stadt hineinzugehen, eine Tagereise [weit]. Und er rief und sprach: Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört!

    Meine Frage an euch ist. War es wirklich Gottes Botschaft, dass Jona sagen sollte: "In 40 Tagen ist die Stadt vernichtet" (frei übersetzt)? Hat Gott genau das von Jona verlangt? Ich finde im ganzen Buch Jona nirgends einen Tadel Gottes für Jona, dass er eine falsche Botschaft gebracht hätte, oder dass Gott ihn dafür tadeln würde, dass er die Botschaft nicht adäquat rübergebracht hätte.
    Oder handelt es sich beim Buch Jona etwa um ein ganz besonderes Beispiel von Stenogrammstil, der uns in der Bibel oft begegnet? Ist zwischen den Zeilen viel mehr passiert, als wir herauslesen können?

    Warum bringt Gott eine Botschaft, die ausschließlich das Verderben beinhaltet? Ohne Aufruf zur Reue, ohne Möglichkeit zur Umkehr?


    Die folgenden Verse bestätigen meine Beobachtungen:

    3/5 Da glaubten die Leute von Ninive an Gott; und sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten. 3/6 Und das Wort erreichte den König von Ninive; und er stand von seinem Thron auf, legte seinen Mantel ab, hüllte sich in Sacktuch und setzte sich in den Staub. 3/7 Und er ließ in Ninive auf Befehl des Königs und seiner Großen ausrufen und sagen: Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen gar nichts zu sich nehmen, sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken! 3/8 Und Menschen und Vieh sollen mit Sacktuch bedeckt sein und sollen mit [aller] Kraft zu Gott rufen; und sie sollen umkehren, jeder von seinem bösen Weg und von der Gewalttat, die an seinen Händen ist. 3/9 Wer weiß, [vielleicht] wendet sich Gott und läßt es sich gereuen und kehrt um von der Glut seines Zornes, so daß wir nicht umkommen.
    3/10 Und Gott sah ihre Taten, daß sie von ihrem bösen Weg umkehrten. Und Gott ließ sich das Unheil gereuen, das er ihnen zu tun angesagt hatte, und er tat es nicht.

    Diese Reaktion der Niniviten verstehe ich fast noch weniger als die Reaktion Jonas. Wer bitteschön, welcher Sünder, welcher total gottferne Mensch lässt sich von einer reinen Zerstörungsbotschaft zur Umkehr bewegen? Noch dazu, wenn keine Aussicht auf einen Ausweg besteht? Warum hören die Niniviten auf Jona?? Ich kann es mir nicht erklären...

  • Wenn Du bei einer Demo zwischen beide Blöcke kommst,und Dich die Polizei mahnt,wegzugehen,weil Du sonst Schaden erleiden könntest,was wirst Du tun?
    Und die Niniviten hatten nach Vers 9 eine Hoffnung.
    Auch die "Gottesferne" ist kein stichhaltiges Argument dagegen,denn dann dürfte es auch keine Bekehrung geben.(Denn es werden ja "nur Gottlose" bekehrt und Gläubige,die dann den HERRN JESUS CHRISTUS annehmen.

    • Offizieller Beitrag

    Und die Niniviten hatten nach Vers 9 eine Hoffnung.

    Aber wundert dich das nicht auch?

    Ich meine die Botschaft, die da kommt "In 40 Tagen ist alles aus", die ist doch absolut. Und jetzt habe ich zwei Möglichkeiten, entweder ich glaube, dass das passiert, was Gott sagt, oder ich erkläre diesen Gott für ungültig. Diese beiden Reaktionen wären inhaltlich logisch.

    Aber die Niniviten haben beides kombiniert. Sie sagen: "Gott hat Recht" und "Wenn wir das richtige tun, dann tut Gott nicht, was er uns prophezeit hat"


    Was ich mich weiters frage: Woher wußten die Niniviten, WAS sie richtigerweise tun müssen um den Zorn Gottes auf ihre Generation abzuwenden? Hat Jona sie instruiert?

    3/5 Da glaubten die Leute von Ninive an Gott; und sie riefen ein Fasten aus und kleideten sich in Sacktuch von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten.

    sogar so extrem, dass die Tiere nichts zu sich nehmen durften:

    3/7 Und er ließ in Ninive auf Befehl des Königs und seiner Großen ausrufen und sagen: Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen gar nichts zu sich nehmen, sie sollen nicht weiden und kein Wasser trinken!


    Lebten vielleicht Juden zu der Zeit in Ninive (einer lt Text bösen Stadt)? Vielleicht haben die anderen Einwohner die Juden gefragt, was zu tun ist.

    • Offizieller Beitrag

    Aber wundert dich das nicht auch?

    Ich meine die Botschaft, die da kommt "In 40 Tagen ist alles aus", die ist doch absolut. Und jetzt habe ich zwei Möglichkeiten, entweder ich glaube, dass das passiert, was Gott sagt, oder ich erkläre diesen Gott für ungültig. Diese beiden Reaktionen wären inhaltlich logisch.

    Aber die Niniviten haben beides kombiniert. Sie sagen: "Gott hat Recht" und "Wenn wir das richtige tun, dann tut Gott nicht, was er uns prophezeit hat"

    Was ich mich weiters frage: Woher wußten die Niniviten, WAS sie richtigerweise tun müssen um den Zorn Gottes auf ihre Generation abzuwenden? Hat Jona sie instruiert?

    Ich denke die Menschen wissen (eigentlich immer) was Gott von ihnen erwartet: IHN anzuerkennen und sich IHM unterzuordnen - und genau das, wollen sie eigentlich nicht. Die Form (hier: Fasten ... und kleideten sich in Sacktuch von ihrem Größten bis zu ihrem Kleinsten...) scheint mir unerheblich.

    • Offizieller Beitrag

    Dass das Buch Jona nicht alle Einzelheiten berichtet - zum Beispiel wie Niniviten Buße machen und von welchen alten sündigen Gewohnheiten sie sich abwenden sollten - ist wohl klar. Deine Frage ist, warum die Einwohner von Ninive sich an Gott mit dem Aufruf zur Vergebung wenden, wo doch Gott im Kontext der Gerichtsankündigung explizit keine Vergebung-Option erwähnt.

    Sprachlich und kulturell waren solche Urteilsworte - implizit - anscheinend so gemeint, dass sie an die Bedingung geknüpft waren, ob sich das Volk nun in ihrem alten Zustand weiter beharrt oder nicht. Denn letztendlich ist das eigentliche Ziel nicht die Zerstörung einer Stadt gewesen, sondern die Beseitigung der Sünde. Wenn sich das Volk von seiner Sünde umkehrt, ist das "äußerste" Mittel der Beseitigung der Sünde - durch das Gericht - nicht mehr gegeben. Beispiele von solchen und ähnlichen Reaktionen lesen wir auch woanders:

    2Mo 32.9 Weiter sagte der HERR zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen, und siehe, es ist ein halsstarriges Volk. 32.10 Und nun laß mich, damit mein Zorn gegen sie entbrenne und ich sie vernichte, dich aber will ich zu einer großen Nation machen. 32.11 Mose jedoch flehte den HERRN, seinen Gott, an und sagte: Wozu, o HERR, entbrennt dein Zorn gegen dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast?

    Gott teilt dem Mose sein Vorhaben mit. Interessant, dass Gott hier sagt "nun laß mich, damit ...", als ob Gott eine Erlaubnis von Mose nötig hätte. Noch weniger musste Gott dem Mose überhaupt mitteilen, dass Gott das Volk ausrotten möchte. Gott könnte es einfach tun. Diese Worte können (und müssen) als Einladung Gottes zur letzten Chance der Umkehr verstanden werden. Mose reagiert daraufhin mit der Erinnerung an den Bund mit Abraham (Verse 12-13) und die besondere Auserwählung des Volkes unter den Nationen. Mit derselben Ernsthaftigkeit zerschmetterte Mose die beiden Tafeln vor dem Volk und zwang sie zur Umkehr von ihren Sündentaten (weitere Verse).

    Es gibt auch andere Beispiele in der Bibel für solches und ähnliches Verhalten Gottes.