(Info) Kriminologe: Brutalität unter Jugendlichen nimmt ab

    • Offizieller Beitrag

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    Brutale Schläge und Tritte - und die Täter sind noch minderjährig. Immer wieder erschrecken Taten wie der tödliche Angriff auf Dominik Brunner, der ab Dienstag vor dem Landgericht München verhandelt wird, die Öffentlichkeit. Regelmäßig ist dann von steigender Jugendkriminalität die Rede. Zu Unrecht, sagt Christian Pfeiffer, Vorstand des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN).

    "Wir haben in Deutschland eine rückläufige Gewalt unter Jugendlichen -
    sowohl was die Zahl der Straftaten, als auch was deren Brutalität
    angeht", sagt er. Man sei auf einem guten Kurs.

    Polizei: "Diejenigen, die zuschlagen, schlagen heute fester zu"
    Pfeiffer widerspricht damit dem Eindruck, den die Statistiken der
    Polizei erwecken. Ihnen zufolge begehen Jugendliche zwar weniger
    Straftaten, schwere Körperverletzungen nehmen hingegen zu, wie Rüdiger
    Holecek, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei erklärt. "Es werden
    nicht unbedingt mehr Jugendliche brutaler - aber diejenigen, die
    zuschlagen, schlagen heute fester zu als noch vor ein paar Jahren."
    Dass man noch weitertritt, obwohl das Opfer schon auf dem Boden liegt,
    das habe es früher nicht gegeben.

    Thesen wie diese hält Kriminologe Pfeiffer für "frei erfunden."
    Seiner Ansicht nach gibt es keine Beweise dafür, dass jugendliche
    Gewalttäter brutaler geworden sind. Die Statistiken der Polizei
    berücksichtigten nämlich nicht, dass die Bereitschaft, Straftaten
    anzuzeigen, in den letzen Jahren deutlich gestiegen sei. Und Taten wie
    Morde seien auch in den offiziellen Statistiken rückläufig. Deshalb
    sucht Pfeiffer für seine Forschungen auch nach Dunkelziffern. Seit
    Jahren lässt er Jugendliche befragen, ob sie in den vergangenen zwölf
    Monaten Opfer von Gewalttaten waren oder selbst handgreiflich wurden.
    Sein Ergebnis: "Wir haben zwar eine erhöhte Sichtbarkeit der
    Straftaten, aber keinen realen Anstieg der Jugendgewalt."

    Jeder will der Coolste sein.
    Mehr als die Hälfte aller Jugendgewalttaten gehe auf sogenannte
    Intensivtäter zurück, die immer wieder mit schweren Straftaten
    auffallen. Die Jugendlichen, oft mit Migrationshintergrund, hätten
    dabei ganz ähnliche Karrieren: "Basis ist immer eine kaputte Familie,
    Prügel, Lieblosigkeit und mangelnde Unterstützung", sagt Pfeiffer. An
    den Nachmittagen gerieten die Jugendlichen dann auf die falsche Bahn.
    Sie langweilten sich, tränken Alkohol und zögen mit den falschen
    Freunden durch die Straßen. Bis zum ersten Diebstahl oder der ersten
    Prügelei dauere es dann nicht lange.

    "Jeder will der Coolste sein - keiner will zugeben, dass er
    eigentlich Mitleid mit dem Opfer hat", sagt Pfeiffer. Dann gehe es
    meist ganz schnell: Besuche von der Polizei, Ärger mit Eltern, Frust
    und immer wieder neue Straftaten. "Es gibt kein Innehalten, kein
    Stopp-Signal, keinen Wendepunkt", erklärt der Kriminologe. Es sei denn,
    ein Richter verweist die jungen Täter an umfangreiche
    Betreuungsprogramme. Doch solche Angebote gebe es viel zu selten,
    kritisiert Pfeiffer.


    Gefängnisse helfen nicht.
    Mit diesen Programmen habe der Staat zwar die Möglichkeit,
    kriminelle Karrieren wirksam zu stoppen, oft fehle es aber an
    entsprechenden Mitteln. Gefängnisstrafen seien der falsche Weg: "Je
    härter die Justiz zuschlägt, desto krimineller werden die
    Jugendlichen", sagt der Kriminologe und betont, dass die Rückfallquote
    bei Jugendarrest rund 70 Prozent betrage. Pfeiffer fordert daher
    intelligente Strafen, die "zwar wehtun, aber nicht vollkommen
    zerstören".

    Auch Holecek hält nichts vom Knast für Minderjährige: "Gefängnisse
    sind nicht die richtige Schule. In den JVA gibt es Bandenbildung,
    Erpressung, Bedrohung und so weiter", sagt er. "Die Jugendlichen gehen
    da nicht gestärkt heraus." Für Pfeiffer ist das wirksamste Mittel gegen
    Jugendgewalt, die Kinder schon frühzeitig zu stärken und deren
    Selbstbewusstsein zu fördern. "Wir brauchen an den Schulen mehr als
    Wissensvermittlung", sagt er. Theatergruppen beispielsweise,
    Sportangebote, Musikunterricht und eine "Prävention nach dem Prinzip:
    Die Lust am Leben wieder wecken."

    Quelle: T-Online
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    Hier noch ein Link zum Prozess "Dominik Brunner": KLICK

    Einmal editiert, zuletzt von sanfterengel (29. März 2011 um 13:28)

  • ich kenne keine genaue Daten zur Jugendkriminalität, aber Kriminalität als solche nimmt keinesfalls ab, sonder besonders in letzten paar Jahren zu.
    Das sagen die Leute die in den Branchen Sicherheit arbeiten, natürlich auch auf NRW bezogen, da wo ich herkomme. Mag sein, dass in den anderen Bundesstaaten das abnimmt, was ich ehrlich gesagt mir nicht vorstellen kann.

    Gruß
    Sunlight