2. Könige 5,15-19: Anbetung Gottes

    • Offizieller Beitrag

    Der Artikel "Tempel und Opfer - Wie andere Kulturen den altisraelitischen Gottesdienst beeinflussten" aus dem akutellen Adventisten Heute 8/2012 hat mich auf eine interessante biblische Geschichte aufmerksam gemacht. Es geht um 2. Könige 5,15-19.

    Zur Situation: Naaman, ein Feldhauptmann des Königs Aram, war aussätzig und wurde geheilt, so wie es ihm der Prophet Elisa zugesagt hatte, wenn er sich siebenmal wäscht im Jordan. Naaman war erst skeptisch, tut dies mehr oder weniger widerwillig, gesundet, und bekehrt sich zu den Gott Elisas. Soweit, so gut, aber was danach kommt bietet reichlich raum zu Spekulationen.

    Luther übersetzt 2. Könige 5,15-19 wie folgt:
    [bibel]15 Und
    er kehrte zurück zu dem Mann Gottes mit allen seinen Leuten. Und als er
    hinkam, trat er vor ihn und sprach: Siehe, nun weiß ich, dass kein Gott
    ist in allen Landen, außer in Israel; so nimm nun eine Segensgabe von
    deinem Knecht.
    16 Elisa
    aber sprach: So wahr der HERR lebt, vor dem ich stehe: Ich nehme es
    nicht. Und er nötigte ihn, dass er es nehme; aber er wollte nicht.
    17 Da
    sprach Naaman: Wenn nicht, so könnte doch deinem Knecht gegeben werden
    von dieser Erde eine Last, so viel zwei Maultiere tragen! Denn dein
    Knecht will nicht mehr andern Göttern opfern und Brandopfer darbringen,
    sondern allein dem HERRN.
    18 Nur
    darin wolle der HERR deinem Knecht gnädig sein: Wenn mein König in den
    Tempel Rimmons geht, um dort anzubeten, und er sich auf meinen Arm lehnt
    und ich auch anbete im Tempel Rimmons, dann möge der HERR deinem Knecht
    vergeben.
    19 Er sprach zu ihm: Zieh hin mit Frieden![/bibel]

    Was mich hier besonders stutzig gemacht hat, war Vers 18 und Elisas Antwort in Vers 19. Ich habe diese Verse dann noch einmal in unterschiedlichen Übersetzungen nachgeschlagen:

    Elberfelder
    [bibel]
    18 In
    dieser einen Sache wolle der HERR deinem Knecht jedoch vergeben: Wenn
    mein Herr in das Haus Rimmons geht, um sich dort niederzubeugen, dann
    stützt er sich auf meinen Arm,
    und auch ich beuge mich nieder im Haus Rimmons. Wenn ich mich nun dabei
    niederbeuge im Haus Rimmons, dann möge doch der HERR deinem Knecht in
    dieser Sache vergeben!
    19 Und er sagte zu ihm: Gehe hin in Frieden![/bibel]

    Schlachter 2000
    [bibel]18 Nur darin wolle der Herr deinem Knecht vergeben: Wenn mein Herr in das Haus des Rimmon
    geht, um sich dort niederzubeugen — denn er stützt sich auf meinen Arm,
    und auch ich beuge mich nieder in dem Haus des Rimmon —, ja, wenn ich
    mich niederbeuge im Haus des Rimmon, so wolle der Herr deinem Knecht in
    dieser Sache vergeben!
    19 Und [Elisa] antwortete ihm: Geh hin in Frieden![/bibel]

    Wenn ich in den Urtext schaue, dann wird ersichtlich, das sowohl der Naamans Herr sich nieder niederwirft/niederkniet/anbetet, als auch Naaman selbst. Es ist beides das gleiche Wort, welches sowohl anbeten als (profanes?) niederknien bedeuten kann. Luther übersetzt dieses Wort in Bezug auf Naamans Herrn und Naamans selbst mit anbeten, Elberfelder übersetzt beides mit niederbeugen, ebenso Schlachter. Fakt ist, das Naaman die gleiche Tätigkeit (niederknien/anbeten) tut wie sein Herr, laut Grundtext. Andere Übersetzungen sind an dieser Stelle nicht ganz konsequent. So übersetzt die Gute Nachricht, das Naamans Herr anbetet und Naamans selbst sich "zugleich mit ihm niederwirft".

    Warum ist das nun so wichtig? Nun, für mich stellen sich hier die grundlegenden Fragen:
    Sieht Gott es Naaman nach, wenn er im Tempel des Rimmons (Baal) gemeinsam mit seinem Herrn anbetet, weil er es muss als sein "Angestellter"?
    - wen betet eigentlich Naaman an?
    - betet er dort überhaupt an?

    Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?

    Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt!

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe diesbezüglich nach unterschiedlichen Auslegungen geschaut und habe recht unterschiedliche Erklärungen gefunden.

    1.) U. Worschech geht davon aus, dass Naaman Jahwe anbetet, zeitlich und räumlich parallel zu seinen Herrn, der Rimmons anbetet. Zitat: "Wenn nach der Überzeugung Elisas und somit auch nach dem neuen Glauben Naamans "es keinen Gott auf der ganzen Erde gibt als nur in Israel" (V. 16 EB), dann war die Kulthandlung vor dem Gott Rimnon nichtsagend für Naaman, und er konnte seinen Frieden mit Jahwe bewahren. Naamans Gebet zu Jahwe konnte also durchaus neben der Kulthandlung vor dem Gott Rimnon gebetet werden."

    2.) H. Behrends geht hier noch einen Schritt weiter, wenn er in seinen Artikel (http://www.predigten.uni-goettingen.de/archiv-2/000123.html) schreibt: "Die Geschichte schließt mit der kurzen Antwort Elisas. Eine große Geste der Versöhnung und des Friedens über alle Grenzen der Religion und der Konfession hinweg. "Geh hin in Frieden," sagt der Prophet. Genauer heißt es sogar: Geh hin zum Frieden. Geh nach Hause, wo der Friede auf dich wartet. Bete mit ihm. Der Gott, der dich geheilt hat, ist ein großer Gott, kein kleinlicher Erbsenzähler."

    3.) Der Bibleserver-Kommentar "Treasure of Scripture" geht davon aus, dass Vers 18 in der Vergangenheitsform übersetzt werden müsste. Zitat: "This verse should probably, as many learned men have supposed, be read in the past, and not in the future tense: "In this thing the Lord pardon thy servant, that when my master went into the house of Rimmon to worship there, and he leaned on my hand, and I worshipped in the house of Rimmon; in that I have worshipped in the house of Rimmon, the Lord pardon thy servant in this thing.""

    4.) H. Bouter schreibt in "Die Heilung Naamans" (Link) auf Seite 26: "Der Prophet sagte einfach: „Geh hin in Frieden“ (Vers 19). Das heißt nicht, dass Elisa diese Zweigleisigkeit guthieß. Es war unmöglich, sowohl Gott als auch Rimmon zu dienen, auch wenn das Letztere nur um der Tradition Willen geschah. Gott will nicht, dass ein Gläubiger in Verbindung mit Götzen steht (1. Korinther 10, 14ff). Aber Er würde diese Schwierigkeit zu Seiner Zeit und auf Seine Art lösen. [...] Dies war ein weiser Rat. Menschen, die sich gerade bekehrt haben, dürfen nicht mit einer langen Liste von Regeln und Vorschriften belastet werden. Sie müssen lernen, im Glauben zu wandeln. Gott selbst leitet sie in Pfaden der Gerechtigkeit um Seines Namens Willen, und Er wird ihnen helfen, ihre Probleme zu lösen."


    Wie erklärt ihr euch diese Situation in 2. König 5,15-19? Habt ihr noch weitere Lösungsmöglichkeiten für diesen vermeintlichen Widerspruch?

  • Warum ist das nun so wichtig? Nun, für mich stellen sich hier die grundlegenden Fragen:
    Sieht Gott es Naaman nach, wenn er im Tempel des Rimmons (Baal) gemeinsam mit seinem Herrn anbetet, weil er es muss als sein "Angestellter"?
    - wen betet eigentlich Naaman an?
    - betet er dort überhaupt an?

    Da dieses Worte niederwerfen, niederknien, anbeten, als Synonyme verstanden werden können/dürfen/müssen, ergibt sich dieser vermeitliche Widerspruch. Die Frage ist, ob dieses Wort in der "Ursprache" da nicht mehrere Möglichkeiten bietet, die es in Deutsch/Englisch eventuell gar nicht gibt. Ich denke da z.b. an das Wort "Liebe". Wieviele verschiedene Begrifflichkeiten es z.b. im Griechischen gibt, und doch nur einen in Deutsch.

    Mein Verständnis: Naaman betet diesen falschen Gott nicht an. Aber alleine das Niederknien (müssen) macht ihm zu schaffen, weil dies eben für Außenstehende Anbetung bedeuten könnte. Naaman kniet wahrscheinlich aber nur deshalb nieder, damit sich der König stützen kann. Mit Anbeten oder Huldigen hat das gar nichts zu tun.

    ***

    • Offizieller Beitrag

    Da dieses Worte niederwerfen, niederknien, anbeten, als Synonyme verstanden werden können/dürfen/müssen, ergibt sich dieser vermeitliche Widerspruch. Die Frage ist, ob dieses Wort in der "Ursprache" da nicht mehrere Möglichkeiten bietet, die es in Deutsch/Englisch eventuell gar nicht gibt. Ich denke da z.b. an das Wort "Liebe". Wieviele verschiedene Begrifflichkeiten es z.b. im Griechischen gibt, und doch nur einen in Deutsch.

    Mein Verständnis: Naaman betet diesen falschen Gott nicht an. Aber
    alleine das Niederknien (müssen) macht ihm zu schaffen, weil dies eben
    für Außenstehende Anbetung bedeuten könnte. Naaman kniet wahrscheinlich
    aber nur deshalb nieder, damit sich der König stützen kann. Mit Anbeten
    oder Huldigen hat das gar nichts zu tun.

    Ja, das ist sicher ein Teil des Problems. Meine erste Vermtung war, das Naaman und sein Herr unterschiedliche Tätigkeiten tun. Naaman kniet und stützt damit seinen (sehr alten?) Herrn, der betet. Dass Naaman auch betet, habe ich zunächst ausgeschlossen. Dann habe ich in den Grundtext geschaut und war ganz überrascht, das Naaman die gleiche Tätigkeit tut wie sein Herr: Niederknien/Anbeten (Synonym). Wenn hier also Niederknien steht, dann ist damit sicher kein profanes niederknien (z.B. wie beim putzen) gemeint, sondern ein anbetendes Niederknien. Ich bin deswegen noch etwas ratlos, weil ich es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann, das Naaman im Rimmon-Tempel anbetet. Man bedenke die damalige Situation (Konflikt mit Baals-Priestern etc.) und dann sollte Elisa nur mit den "Achseln zucken" und die Sache Naaman überlassen?

    Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?

    Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt!

  • Das erinnert mich an die Geschichte von den 3 Freunden von Daniel.

    Sie sollten sich vor einem Standbild niederwerfen und anbeten.

    Wäre dies nicht eine Möglichkeit: Einfach nur so zu tun als ob.

    Du wirfst dich nieder und betest aber Gott an nicht dieses Standbild.

    Dann hättest du den Nebukadnezzar ganz schön reingelegt.

    Wäre das nicht eine Möglichkeit?

    Nur so eine Gedanke, ich würde es aber trotzdem nicht so machen.

  • Wir hatten dieses Problem ja vor einigen Monaten auch in einer Sabbatschullektion.

    Interessant was man bei uns in der Sabbatschule alles lernt.