Hat Simson einen Fehler gemacht?

  • Eine Predigt, die ich jüngst gehört habe, berichtete von Simson, der einerseits von Gott außergewöhnlich begabt gewesen sei, andererseits öfters maßlos gewütet hätte. Der Prediger führte als Beispiel und Entgleisung an, dass Simson, um Wettschulden auszugleichen mal eben 30 Männer getötet hat.

    Ich möchte hier nicht mit einer spitzfindigen Wendung den Glauben oder Gott angreifen; aber diese Deutung, dass nämlich Samson/Simson wie öfters - und auch in diesem Fall - vom Weg Gottes abgekommen sei, scheint mir nicht durch die Bibel gedeckt, denn in zwei Bibelübersetzungen, die ich bisher deswegen eingesehen habe, wird sein Tun ganz anders begründet:

    [bibel][...] Er antwortete ihnen: "Hättet ihr nicht mit meinem Rinde gepflügt, ihr hättet die Lösung des Rätsels nicht gefunden. Da kam der Geist der HERRN über ihn, er ging nach Askalon hin und erschlug dort dreißig Mann von ihnen. Diesen nahm er alles ab, was sie hatten, und gab die Festgewänder denen, die das Rätsel gelöst hatten; dann kehrte er voller Zorn in das Haus seines Vaters zürück.[/bibel][quelle]1. Richter 14, 18-20 laut: "Die Bibel oder die Ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments neu übertragen [...] von Hans Bruhns", 1966.[/quelle]
    Wie kann man behaupten, Simson sei quasi ausgetickt, hätte einen Fehler gemacht und sei in diesem Fall vom Pfad Gottes abgewichen, wenn die Bibel selbst sein Tun damit begründet, dass der Geist Gottes über ihn gekommen sei?

    Grüße
    Daniels

    "Prüft alles und, was gut ist,
    das behaltet. Aber was böse ist,
    darauf lasst euch nicht ein..."

    1. Thessalonicher 5, 21.22

    "Wähle das Leben, damit du lebst."
    5. Mose 30, 19

    Einmal editiert, zuletzt von sanfterengel (5. August 2012 um 16:44) aus folgendem Grund: Der Typ heißt Simson!

    • Offizieller Beitrag

    Wie kann man behaupten, Simson sei quasi ausgetickt, hätte einen Fehler gemacht und sei in diesem Fall vom Pfad Gottes abgewichen, wenn die Bibel selbst sein Tun damit begründet, dass der Geist Gottes über ihn gekommen sei?

    Ja, so etwas trifft man leider immer wieder an, ich würde so ein Urteil auch als vom biblischen Bericht her nicht gerechtfertigt qualifizieren. Gott leitet Menschen manchmal in einer Art die wir nicht verstehen (schon gar nicht in unserem häufig anzutreffenden "Gesundheits-Wohlfühlchristentum").
    .

  • Daniels, ein Entgleisen war es ja nun nicht, und ich würde sagen, sein Zorn, seine Wut war angebracht : denn was wurde seiner Familie zuvor von jenen dreißig Männern angedroht? :

    Zitat

    Überrede deinen Mann, dass er uns des Rätsels Lösung sagt, oder wir
    werden dich und deines Vaters Haus mit Feuer verbrennen. Habt ihr uns
    hierher geladen, um uns arm zu machen?

    ich denke, in diesem Fall war die Handlung gerechtfertigt?! Zumal das Rätsel ja auch etwas mit dem Verhalten jener Männer zu tun hatte.

    Gruß
    Seeadler

    • Offizieller Beitrag

    Bedenken wir bei all dem aber bitte auch die Umstände unter denen zur Richterzeit Menschen ihr Überleben bestreiten müssen:

    Ri 13/1 Und die Söhne Israel taten weiter, was böse war in den Augen des HERRN. Da gab sie der HERR vierzig Jahre in die Hand der Philister.

    ein wenig später, nach Simson wird folgender Zustand beschrieben:
    Ri 17/6 In jenen Tagen war kein König in Israel. Jeder tat, was recht war in seinen Augen.

    ich denke, dass diese Zustandsbeschreibung auch auf die Zeit Simsons passen würde.

    In anderen Worten kann man zum Zustand im Land Israel sagen: Es herrschte ANARCHIE. Aus diesem Blickwinkel heraus würde ich mir wahrscheinlich auch einen König, oder irgendeine Gewalt wünschen, die eine bestimmte Ordnung aufrechterhält.


    Was mir bei Geschichte rund um Simson aber noch viel unverständlicher ist, ist der Umstand seines Todes:

    Ri 16/27 Das Haus war aber voll von Männern und Frauen, und alle Fürsten der Philister waren [ebenfalls] dort. Und auf dem Dach waren an die dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson Späße machen mußte. 16/28 Da rief Simson zu dem HERRN und sagte: Herr, HERR! Denke doch an mich und stärke mich doch nur diesmal [noch], o Gott, damit ich Rache nehmen kann an den Philistern - eine Rache [nur] für meine beiden Augen! 16/29 Dann umfaßte Simson die beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, stemmte sich gegen sie - [gegen] die eine mit seiner Rechten und [gegen] die andere mit seiner Linken. 16/30 Und Simson sagte: Meine Seele sterbe mit den Philistern! Und er beugte sich mit [aller] Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war. So waren die Toten, die er mit seinem Tod tötete, zahlreicher als die, die er in seinem Leben getötet hatte. 16/31 Und seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters kamen herab und hoben ihn auf. Und sie brachten [ihn] hinauf und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grab seines Vaters Manoach. Er hatte aber Israel zwanzig Jahre gerichtet.

    Gott schenkt hier dem Simson Kraft um viele Philister, aber schlußendlich auch sich selbst zu töten. Wir können diese Zeit der Richter mit unseren heutigen Moral- und Wertvorstellungen nur sehr schwer verstehen. Dennoch dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott keinen Fehler macht und dass er die Gläubigen immer richtig führt.