In Anlehnung an den Beitrag von Bemo würde mich nun folgendes interessieren. Bekanntlich heilt Gott nicht jede Krankheit (warum auch immer). Krankheiten können unterschiedlich sein. Zum Beispiel kann jemand Alkohol-süchtig werden, und zwar könnte die Physiologie eines Alkoholikers derart beschädigt sein, dass sein Körper Verlangen nach Alkohol wie nach einem "Medikament" hat, damit dieser Mensch nicht heil werden, sondern gerade noch am Leben bleiben kann. Zwar ist dann sein Geist gegen Alkohol, aber das Fleisch verlangt danach.
Vorausschickend möchte ich sagen, dass dies MEINE persönliche Meinung dazu ist. Mein Verständnis stützt sich dennoch auf die Bibel.
Zuerst mal kann ich mir nicht vorstellen, dass es "Krankheiten" gibt, egal ob psychisch oder physisch, die Alkoholkonsum als Therapie fordern. Man weiß ja inzwischen, dass Alkohol Hirn und Organe zerstört. Wofür könnte der Alkohol als Medikament dienen? Daher ist mir stetiger Alkoholkonsum als Medikament eher unwahrscheinlich bis unmöglich.
Dann wäre die Frage:
Wenn jemand schon so gestört ist, dass er ohne Alkohol nicht mehr leben kann, ist es mir ebenso unwahrscheinlich bis unmöglich, dass sich so ein Mensch der Hingabe Christi und der darauffolgenden Taufe voll bewusst ist. Dass er sich mit Herz und Sinn für Jesus entscheidet. Denn dieser Entscheid würde ja erst recht wieder fordern, den Missbrauch von Alkohol zu beenden. Und ich bezweifle enorm, dass so ein Mensch wirklich vom Alkohol lassen will, der so geschädigt ist, dass er ohne Alkohol stirbt. Ich bin einfach davon überzeugt, dass ein Mensch von seiner Sucht loskommen kann, wenn er es denn wirklich will. Gesagt ist ja schnell etwas. Wieviele Alkoholiker sagen, sie wollen mit dem Trinken aufhören und laufen dennoch ins nächste Geschäft um "sicherheitshalber" Nachschub zu besorgen. Will der wirklich vom Alkohol loskommen? Dass Entzug nicht lustig ist, ist mir klar. Aber es ist so viel im Leben nicht lustig und dennoch muss oder will man durch. Und ist nicht jede Sünde eine Sache, nachdem das Fleisch verlangt? Paulus sagt sinngemäß: Ich zerschlage meinen Körper und knechte ihn ...
Und er sagt:
Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch
auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten
auferweckt hat. ... Ihr seid mit Christus auferweckt, darum strebt nach
dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. (Kol 2,
12; 3,1)
Ist ein Alkoholsüchtiger wirklich ein neuer Mensch, eine Neugeburt in Christus? Meine Ansicht: NEIN! Denn er lebt ja sein altes Leben weiter wie bisher.
Eine solche Sucht ist nicht dem Charakter dieses Menschen zuzuordnen. Auf der neuen Erde, in einem neuen Körper würde dieser Mensch eine solche Sucht nicht mehr haben, denn diese Sucht entstammte nicht seinem Geist/Charakter, sondern der Krankheit des Fleisches.
Was nach biblischen Reden nichts anderes heißt als: Er ist ein fleischlicher Mensch geblieben. Wie jede Sünde dem "Fleische entstammt" Kennst du eine biblische Aussage, die uns zeigt, dass ein fleischlicher Mensch ins Reich Gottes eingeht und dort erst eine neue Gesinnung, eine geistliche bekommt? Wir sollten da vom "menschlichen, fleischlichen Denken" wegkommen und das Geistliche sehen. Die Bibel sprechen lassen. Auch dann, wenn es uns gegen die (fleischliche) Natur geht. Jesu Nachfolge ist kein Spaziergang ohne Probleme und Kämpfe. Das Wort Gottes verspricht und aber, dass wir - wenn wir unser Leben Christus anvertrauen - ER dafür sorgen wird, dass wir aus diesen Kämpfen und Problemen als Sieger hervorgehen können. Glauben und Wollen sind dazu nötig. Glauben, dass wir mit "Jesus in uns" scheinbar Unmögliches schaffen, weil der Heilige Geist wirkt und von der Sucht wirklich Wollen , egal was es kostet an Mühe. Gottvertrauen ist für eine Nachfolge Christi unerlässlich.
Ich glaube nicht, dass ein fleischlich gesinnter Mensch ins Reich Gottes eingehen kann. Weil die Bibel durchwegs davon spricht, dass eine Neugeburt, eine Wiedergeburt, ein Ablegen des alten Menschen und das Anziehen des neuen Menschen eine Bedingung ist. Natürlich ist der Glaube an Jesus die Voraussetzung. Aber dieser Glaube bringt (Glaubens)Früchte.
Meine Frage: würde man feststellen, dass dieser Mensch nicht ohne Alkohol existieren kann, wäre es die richtige Entscheidung, ihn zu taufen?
Ich komme ja nicht in die Verlegenheit, so etwas entscheiden zu müssen. Empfehlen zur Taufe würde ich so eine Person jedoch nicht. Weil ich überzeugt bin, dass so ein psychisch und physisch gestörter Mensch gar nicht fähig ist, den Sinn der Nachfolge Christi zu verstehen. Und wenn er es versteht, ist er auch im Stande, gegen seine Sucht anzukämpfen.
Das mag herzlos klingen oder gar respektlos einer solchen Person gegenüber. Ist es das aber wirklich, wenn ich ihm mit einer solchen (Schein)Taufe in Sicherheit wiege und ihn dadurch motiviere, seine Süchte weiter auszuleben, anstatt ihn wirklich zu Jesus - seinem Arzt - zu führen? Gott heilt nicht jede Krankheit. Ich verstehe Süchte aber nicht als ein "Gebrechen", dass man nicht in den Griff bekommen kann.
Meine Sicht auf deine Frage: Nein, diese Entscheidung wäre nicht richtig. Zumindest nicht in dem so von dir geschilderten Fall.
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