HeimoW ich lese bei dir, dass du Dämonen nach wie vor als Wesen verstehen willst. Das aber ist nicht zwingend. Was beispielsweise die Pharisäer in Mt 12,24 sagen, hebt das Argument nicht auf. Was Dämonen letztlich wirklich sind, das entscheidet Gott. Unmittelbar gibt es zur Zeit keine nachweisbaren Dämonen in unserer Realität, auch das AT kennt neben Asasel keine Dämonen wobei auch da man wieder anders lesen kann. Die Texte zu Dämonen können auch eine Versuchung für den Leser sein, ob er sich auf das unmittelbare Überprüfbare beschränken will oder lieber an etwas glauben will, was so mit Jesaja eigentlich ausgeschlossen ist. Ich frage mich: Warum soll Gott Dämonen erschaffen? Grundsätzlich böse Wesen? Das fände ich falsch. Brauchen tut Er sie ohnehin nicht, der Allmächtige.
Da das AT auf Hebräisch verfasst ist, taucht der griechische Begriff Daimon dort natürlich so nicht auf. Aber die griechische Übersetzung des AT enthält den Begriff Daimon mehrfach, allerdings ohne einheitliche Verwendung. Was man sowohl von der griechischen und von der alttestamentlichen Denkweise sagen kann, dass Dämonen und Götzen relativ gleich gesetzt werden. Nach dem AT sind Götzen immer was Menschengemachtes, wenn Menschen ihrer Hände Werk verehren. Aber auch reine Gedankenkonstrukte sind Menschengemacht. Demnach sind Dämonen fiktionale Gestalten oder eine Art Umbewertung oder Reframing von Gegenständen oder Personen. Wenn der Pharao als Gott gilt, dann nicht, weil er ein göttliches Wesen per se ist, sondern weil er in der Gesellschaft in den Rang eines Gottes erhoben wurde. Die Menschen halten ihn einfach für einen Gott. Hier wirkt dann das sogenannte Thomas-Theorem, wonach die Phantasie des Menschen, wenn sie für real gehalten wird, auch reale Auswirkungen hat. Die Fiktion Deutschland oder irgendeine andere beliebige Nation kann man auch als Dämon bezeichnen, denn von außen würde man nur eine grüne Fläche, Wälder, Berge, Sand oder Wasser sehen, keine Landesgrenzen. Landesgrenzen gibt es nur auf Karten und im Kopf. Wer ein Nationalbewusstsein hat, ist demnach nicht weit weg von einem Besessenen, biblisch gesehen.