In meinem jetzigen Umfeld sind alle katholisch, aber keiner wie der andere. Jeder hat da noch seine Privatvorstellungen vom Sterben und dem Jenseits.
Vor einem Jahr starb unser Nachbar. Natürlich ging ich mit zur Beerdigung. Ich will ja guter nachbar, aber auch Vorbild sein, und erwarte, dass meine Nachbarn auch zu meiner Beerdigung kommen..
Vor der Beerdigung war die Andacht. Eine Vorbeterin las einen Text zum Lobe der Maria ab und die ganze Halle voller Menschen antwortete mit immer den gleiche zwei oder drei Sätzen. Ivh hab mir gedacht: Gut, das ist halt ihr Glaube. Ich setz mich still in meine Ecke und hör mal zu. Dann war das Gebet zu Ende, und ? Ihr glaubt es nicht: es ging wieder von vorne los. So lief das wohl 8 oder 10 mal, bis die eigentliche Beerdigung begann. Da wurde die Kapelle noch voller, und der Priester betete - ganz wichtig, auch namentlich für den Papst und den Bischof.
Später fragte mich ein Nachbar, ein Akademiker: Wie gefiel Dir die Beerdigung? Als ich mich über die ewig wiederholten Gebete beschwerte, meinte er ganz trocken: Das fand ich am schönsten. Das ist auch immer so. Dabei kann man so schön seinen Gedanken nachsinnen.
Mein Nachbar ist religiös nicht desinteressiert. Das marke ich immer mal wieder, wenn er mich nach bestimmten Dingen aus der Bibel fragt.
benSalomo.